Lola. 1. FC Lola. Ein ungewöhnlicher Name für einen ungewöhnlichen Klub. Und einen zudem höchst erfolgreichen Klub. Wie Franka Polente in „Lola rennt“, eilten auch die Schwarz-Roten Lolas in den frühen 1950er Jahren von Erfolg zu Erfolg. 1954 mit einem 2:0 im Entscheidungsspiel über den TSV Kappeln in die Landesliga Schleswig-Holstein aufgestiegen, schlug sich der 1. FC Lola auch unter Größen wie VfB Lübeck und Itzehoer SV erfolgreich und sicherte sich am 27. März 1955 mit einem 3:0 über Eckernförde endgültig den Klassenerhalt. Damit stand fest: Lola durfte auch 1955/56 wieder im schleswig-holsteinischen Fußballoberhaus dem Ball hinterrennen!
Der 1. FC Lola war ein Klub, wie es ihn nur in den
turbulenten Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg geben konnte. „Lola“
stand als Kürzel für „Lockstedter Lager“, und das wiederum war ein in
preußische Tage zurückreichender Truppenübungsplatz mitsamt Wohngemeinde, der
zwischen Kellinghusen und Itzehoe lag. Seit 1956 heißt das Areal Hohenlockstedt
und ist heute eine gemütliche Kleinstadt.
Einst mit bis zu 18.000 Soldaten bevölkert, diente das
Lockstedter Lager nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als
Kriegsgefangenentlassungslager. Aus allen Himmelsrichtungen strömten vor allem
aus den Ostgebieten stammende Soldaten seinerzeit in die Steinburger Heide und
warteten darauf, im „Westen“ eine neue Heimat suchen zu können.
Für den Fußball im Lockstedter Lager war das ein Glücksfall,
denn unter den Soldaten befand sich ein Vielzahl begabter Kicker. Einer, der
das damit einhergehende Potenzial früh erkannte, war Arthur Scholle. Der
ehrgeizige Seifenfabrikant hatte schon 1927 im örtlichen TSV Lockstedter Lager
eine Fußballabteilung ins Leben gerufen, die nun zum Höhenflug ansetze. Zuvor
kam es allerdings zum Streit, denn als sich Scholle mit seiner Forderung nach
der Verpflichtung eines hauptamtlichen Fußball-Lehrers gegenüber dem
TSV-Vorstand nicht durchsetzen konnte, rief der Unternehmer mit dem 1. FC
Lockstedter Lager (1. FC Lola) einen eigenständigen Fußballklub ins Leben.
Dessen Aufstieg in die höchste Amateurklasse von
Schleswig-Holstein erlebte Scholler allerdings nicht mehr mit. Nachdem sein
Seifenimperium nach der Währungsreform zusammengebrochen war, schied der als
etwas exzentrisch geltende Unternehmer bereits 1949 aus „seinem“ 1. FC Lola
aus.
Sein Nachfolger Erwin Semmler stellte derweil die Weichen
für den Marsch nach oben. Es waren vor allem Spieler aus dem nunmehr polnischen
Oberschlesien, die in Steinburg und beim 1. FC Lola eine neue Heimat fanden.
Angeführt von Spielertrainer „Toni“ Hofmann sicherten sich die Rot-Schwarzen
1954 mit 50:10 Punkten und 138:50 Toren die Bezirksligameisterschaft, räumen im
Aufstiegsspiel auch den TSV Kappeln aus dem Weg und fanden sich plötzlich auf
einer Ebene mit Klubs wie dem VfB Lübeck, dem Heider SV und Nachbar Itzehoer SV
wieder.
Die kleine Gemeinde stand Kopf, als Lola sein Auftaktspiel
im Oberhaus mit 2:0 in Lägerdorf gewann und in der ersten Heimpartie einen von
700 Zuschauern gefeierten 1:0-Sieg über Holstein Bad Segeberg nachlegte. Vor
allem auf dem gefürchteten Platz an der Finnischen Allee (Segebergs Trainer:
„Ein Flachpassspiel war auf dem holprigen Boden unmöglich“) war Lola nur schwer
bezwingen. Der Heider SV kam über ein 2:2 nicht hinaus, und Flensburg 08 fuhr
mit 1:2 geschlagen nach Hause. Unvergessen auch das 3:3 in Itzehoe sowie das
Gastspiel auf der Lübecker Lohmühle, das allerdings mit 1:4 verloren ging.
Doch Lola hatte keine Zukunft im hochklassigen Fußball. Das
Kriegsgefangenenentlassungslager war eben nur eine Durchgangsstation für
Menschen auf der Suche nach einer neuen Heimat. Die Fluktuation war
dementsprechend groß. 1955/56 wurde der Klassenerhalt verfehlt, und in der
zweithöchsten Amateurliga verhinderte lediglich die inzwischen angekurbelte
Nachwuchsarbeit den weiteren Abstieg. 1968 aber verpasste der 1. FC Lola die
zweigleisige Verbandsliga und schied aus den überregionalen Spielklassen aus.
Zurück blieb eine Legende. Die Legende eines ungewöhnlichen
Klubs, der vor fast 60 Jahren Schleswig-Holsteins Fußballgrößen zum Zittern brachte.
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