Dienstag, 27. Dezember 2011

Bangor City nimmt Abschied von Farrar Road

Der walisische Erstligist und amtierende Landesmeister Bangor City nimmt heute Abschied von seinem traditonsreichen Stadion an der Farrar Road. Das um 14.35 Uhr angepfiffene Heimspiel gegen Prestatyn Town ist der letzte Auftritt der "Citizens" in der Arena, die seit 1919 als Heimstätte der Blau-Roten diente. Das gegenwärtig 1.500 Plätze bietende Stadion ist anlässlich des Ereignisses ausverkauft.

Künftig wird der walisische Landesmeister auf dem ehemaligen Uni-Gelände in Nantporth vor den Toren Bangors spielen. Dort entstand ein modernes Stadion, das im Januar seine Pforten öffnen wird.

Der Umzug wurde nötig, weil der Zustand der altehrwürdigen Stätte an der Farror Road nicht mehr zeitgemäß war. Die Spielstätte, in der die walisischen Pokalfinals 1928 und 1953 ausgetragen wurden, wird nun abgerissen. An ihrer Stelle wird ein ASDA-Supermarkt entstehen. Bangor gilt als einer der traditionsreichsten Klubs in Nordwales und erfreut sich traditionell über einen hohen Zuschauerzuspruch. Legendärster Moment in der Geschichte der Spielstätte war der 2:0-Europapokalsieg Bangors über den AC Neapel am 5. September 1962. Nach einem 1:3 im Rückspiel unterlagen die Waliser im Entscheidungsspiel (Auswärtstore galten seinerzeit noch nicht) mit 1:2 und schieden aus.

BBC hat auf seiner Website ein paar Stimmen über den Abschied von der Farror Road gesammelt: http://news.bbc.co.uk/sport2/hi/football/16306532.stm

Freitag, 23. Dezember 2011

zum Ende hin...

...wünscht der FußballGlobus Euch allen

Legendäre Vereine: Buchonia Flieden

In der Reihe "Legendäre Fußballvereine" geht es heute in die hessische Provinz.

Buchonia Flieden machte nicht nur durch seinen ungewöhnlichen Namen Schlagzeilen.

Der Artikel stammt aus meinem Buch "Legendäre Fußballvereine Hessen" (http://www.hardy-gruene.de/buecher/legendaere_vereine.htm)

Buchonia Flieden: Ein gemütliches Königreich
Jedem sein „Königreich“? Ja, zumindest wenn es nach dem SV Buchonia Flieden geht, der seine Gegner aus besonderem Anlass (Topspiel, Flutlicht) nicht auf der eigentlichen Heimstatt am Vereinsheim, sondern im „Kö­nigreichstadion“ empfängt. Die Herkunft des Namens liegt übrigens im Dunkeln – die Gemeinde ist auch als „Königreich Flieden“ bekannt und trägt in ihrem Wappen eine Krone…

Auch ansonsten ist man im Fliedener Land etwas eigen. Die seit Jahrhunderten von der Landwirtschaft dominierte Region strotzt nur so vor lokalen Besonderheiten und überzeugt mit unschlagbarer Gemütlichkeit. Rund zwanzig Kilometer südlich der Kreisstadt Fulda geht es eben gelassen zu, was selbst für jene Stunden gilt, in denen König Fußball seine Aufwartung macht. Natürlich ist man in Flieden stolz, gegenwärtig in der Oberliga Teams wie Darmstadt 98, FSV Frankfurt und Hessen Kassel empfangen zu können. Doch wenn die Buchonia mal verliert, bricht die Welt auch nicht gleich zusammen…

Der ungewöhnliche Vereinsname (er leitet sich von dem zwischen Rhön, Vogelsberg und Spessart gelegenen Landstrich „Buchenwald“ ab) reicht zurück bis zum 20. Januar 1912, als der SV Buchonia im Gasthaus „Zum Hasen“ ins Leben gerufen wurde. Nach vielen Jahren auf Kreisebene rückten Fliedens Balltreter 1948 mit dem Sprung in die Bezirksklasse erstmals ins Blickfeld und eröffneten 1955 das Stadion „Am Weiher“, aus dem später das „Königreichstadion“ wur­de. Damals wie heute zeich­neten sich die Blau-Weißen durch gelassene und verlässliche Arbeit aus, die ihnen zu einem bescheidenen Dasein auf Bezirksebene verhalf. Seinen größten Erfolg feierte man 1972, als es im Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die Gruppenliga eine 0:1-Niederlage gegen Petersberg gab.

Die gegenwärtige Erfolgsepoche hat ihren Ursprung in der Spielzeit 1977/78, als unter Trainer Lothar Klimek überraschend der Aufstieg in die Landesliga Nord gelang. Vor rund 2 500 Zuschauern öffnete seinerzeit ausgerechnet Hermann Bock, um dessen Spielberechtigung es anschließend viel Ärger gab, mit dem Tor des Tages zum 1:0 bei Germania Fulda die Landesligapforte. Seitdem sind die Buchonen aus dem hochklassigen Amateurfußball Hessens nicht mehr wegzudenken. Im Aufstiegsjahr 1978/79 reichte es immerhin zu Platz fünf, in der Folgesaison stellte man mit Karl-Heinz Bunzenthal den Torschützenkönig (32 Treffer) und drang via Rot-Weiß Frankfurt und Egelsbach ins Finale um den Hessenpokal vor. Jenes endete zwar mit einer 0:2-Niederlage gegen den RSV Würges, doch auch als Verlierer durfte Flieden auf Bundesebene auflaufen und empfing am 30. August 1980 den Zweitligisten ESV Ingolstadt. Vor 2 500 Fans hatten die Halbprofis aus Bayern trotz des zwischenzeitlichen 1:1 durch Manfred Hüttl am Ende mit 3:1 die Nase vorn.
1979/80 vermochten die Königreichkicker dann erstmals Borussia Fulda hinter sich zu lassen und engagierten zur Saison 1981/82 mit Theo Diegelmann einen Trainer, unter dem sie mit Platz vier endgültig zu einem verlässlichen und grundsoliden Landesligisten avancierten. Saison für Saison fand man sich im gesicherten Mittelfeld wieder und war mit sich und der Welt zufrieden.

Personell gespeist wurde das Team vor allem aus dem aufstrebenden Buchonia-Nachwuchs. 1988 gewannen die Junioren um Dirk Odenwald, Matthias Leidschuh und Oliver Hopp den Hessenpokal und blieben auch nach ihrem Aufrücken in den Seniorenbereich in der Erfolgsspur. 1992/93 schnupperten die Buchonen unter der Trainerschaft von Ex-Torjäger Karl-Heinz Bunzenthal erneut Höhenluft. Nach sieben Spieltagen übernahmen die Blau-Weißen sogar die Tabellenführung, gerieten dadurch aber derart aus dem Tritt, dass sie am Ende froh sein mussten, die Klasse gehalten zu haben.

1994/95 registrierte man den Tiefpunkt in achtzehn Jahren Landesliga: Mit einer drastisch verjüngten Elf um Spielertrainer Thomas Reith standen nach acht Begegnungen ganze drei Zähler auf dem Konto und es drohte der Abstieg. Dank abschließender Siege über Korbach und den FSV Kassel langte es immerhin zum vorletzten Platz und damit zur Teilnahme an der Relegation. In der bewiesen die Königreichkicker Moral, bezwangen mit nur acht Feldspielern Adler Weidenhausen (4:3) und besiegelten mit einem 2:0 über Ziegenhain doch noch den Klassenerhalt.
Zwölf Monate später staunte plötzlich ganz Hessen über Buchonia Flieden. Neutrainer Matthias Wilde (einst Borussia Fulda) hatte nach dem Abgang diverser Leistungsträger (darunter Thomas Reith) eigentlich nur das Saisonziel „Klassenerhalt“ ausgegeben und wurde, wie alle, vom „Fliedener Fußball-Wunder“ völlig überrascht. Steigbügelhalter war ein Traumstart mit acht Siegen aus neun Spielen, der die enorm heimstarken Buchonen rasch in die Spitzengruppe katapultiert hatte. Als ein 2:0 über den KSV Baunatal die Herbstmeisterschaft unter Dach und Fach brachte, kamen im „Königreich“ plötzlich Oberligaträume auf und der Spielausschussvorsitzende Peter Kreß verkündete: „Auch in Flieden wachsen die Bäume nicht in den Himmel, aber im Moment wachsen sie halt höher als woanders.“ Am 30. April 1996 durchstießen Fliedens Fußballbäume schließlich doch die Himmelsdecke. Ein schmeichelhaftes 2:2 in Kassel-Nordshausen öffnete die Oberligapforte, da die Mitbewerber Germania Fulda und Eintracht Baunatal ebenfalls Punkte abgegeben hatten.

Ganz Flieden stand nun Kopf! Die heimkehrende Aufstiegself um Torjäger Almir Sesic (16 Treffer) und Abwehrchef Christoph Schäfer wurde von der „Döngesmühler Blaskapelle“ empfangen und beim abendlichen „Tanz in den Mai“ ließ die Gemeinde ihre Helden hochleben. Zusammen träumte man von den bevorstehenden Gastspielen hessischer Größen wie Kickers Offenbach, Viktoria Aschaffenburg und FSV Frankfurt. Das Erfolgsrezept war neben einem fantastischen Zu­sammenhalt (Peter Kreß: „Die Mannschaft ist der Star!“) die beeindruckende Konstanz (daheim hatte man lediglich zwei Punkte abgegeben und insgesamt nur zweimal verloren) sowie der mit 26 Gegentreffern stärkste Abwehrverbund der Liga.

Das Abenteuer Oberliga geriet dennoch zum Kurztrip. 1 700 Fans waren beim ernüchternden 0:5-Auftakt gegen Wehen dabei, und schon zur Halbserie war der Klassenerhalt in weite Ferne gerückt. Auch der eilig noch verpflichtete Kameruner Hubert Mbilla vermochte die eklatante Angriffsschwäche (34 Saisontore) nicht zu beheben. Unvergessenes Highlight blieb jedoch das Gastspiel von Kickers Offenbach, dem am 10. November 1996 die Rekordkulisse von 3 500 Besuchern beiwohnte und bei dem die OFC-Fans mit dem Kultruf „Wir flieden euch alle“ den Grundstein für eine bis heute bestehende Freundschaft legten.

Als Buchonia vier Jahre später in die Oberliga zurückkehrte, war viel Wasser die Fliede hinabgeflossen. 1998 hatte mit Stephan Walter ein engagierter Coach die Führung übernommen, unter dem man bereits 1999/00 von der Rückkehr hatte träumen dürfen. Nach einem von 1100 Fans betrauerten 0:1 gegen Erzhausen waren die Hoffnungen in der Relegation geplatzt. Das darauf folgende Spieljahr aber avancierte zum Triumphzug für das Team um den schussgewaltigen Kapitän Stefan Schmidt. Trainer Walter hatte das vorgegebene Konzept, mit jungen und hungrigen Spielern aus der Region zu arbeiten, erfolgreich umgesetzt und eine bodenständige Mannschaft „ohne Stars“ geschaffen. Zum Auftakt war Oberligaabsteiger und Staffelfavorit SVA Bad Hersfeld auf dessen Platz sensationell mit 3:1 bezwungen worden (»Fuldaer Zeitung«: „Ein Feuerwerk der Buchonen“) und nach einem 3:2 beim VfL Kassel (inklusive 0:2-Pausenrückstand) hatten die Blau-Weißen eine Siegesserie gestartet, die auf Dauer selbst Trainer Walter „unheimlich“ geworden war. Am 13. Mai 2001 öffnete ein 2:0-Heimerfolg über den FSV Kassel bereits drei Spieltage vor Serienende die Oberligapforten – das „Königreich“ ertrank im Jubel!

Seitdem zählt Buchonia Flieden zum festen Bestand des hessischen Oberhauses und darf sich seit dem Niedergang von Nachbar Borussia Fulda sogar stolz „Nummer eins im Bezirk Fulda“ nennen. Im Aufstiegsjahr 2001/02 belegten die Fliedener mit oberligaerfahrenen Verstärkungen wie Christoph Wirth und Robert Lazarevski Rang 15, feierten 2002/03 gemeinsam mit 3 300 Fans im Königreichstadion ein epochales 2:1 über Regionalligaabsteiger Borussia Fulda und erreichten mit Platz sieben die bis dahin beste Position der Vereinsgeschichte.

Trotz des Abgangs von Erfolgscoach Walter, für den 2004/05 Fuldas Aufstiegstrainer Jörg Meinhardt kam, blickt man in Flieden optimistisch in die Zukunft. Die seit mehr als drei Jahrzehnten amtierende Vereinsführung um den Vorsitzenden Winfried Happ und Abteilungsleiter Werner Koch bürgt für einzigartige Seriosität und Kontinuität. Der Sponsorenpool weist mit „Rhönsprudel“ sowie der Metzgerei Robert Müller zwei Zugpferde auf, die Politik, vor allem auf hungrige Spieler aus der Umgebung zu setzen, hat sich in vielerlei Hinsicht ausgezahlt und der Zuschauerzuspruch ist für hessische Verhältnisse durchaus ansehnlich. Zwar erklärte Buchonia-Boss Happ im März 2005 anlässlich der Vertragsverlängerung von Trainer Meinhardt, man sei „wirtschaftlich am Limit“ – gab aber dennoch das Ziel „oberes Oberliga-Drittel“ aus. Jenes wurde mit Platz vier souverän erreicht, obwohl mit Torjäger Sascha Gies sowie Florian Goll zwei wichtige Akteure zur Winterpause nach Offenbach gegangen waren.

Keine Frage: Im Königreich Flieden feiern „König Fußball“ und „Prinzessin Buchonia“ eine harmonische Gemeinschaft!

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Insolvenzticker: Eintracht Nordhorn

Nun ging es doch schneller als erwartet: Eintracht Nordhorn hat am Dienstagnachmittag beim Amtsgericht Nordhorn Insolvenz angemeldet. "Uns blieb keine andere Wahl mehr", kommentierten Klubchef Gerd Treiber und Schatzmeister Gerhard Verwolt am heutigen Mittwoch die Entscheidung.

Damit ist nach Kickers Emden bereits der zweite niedersächsische Oberligist zum Zwangsabstieg in die Landesliga verdonnert - sofern die Insolvenzverfahren in Emden bzw. Nordhorn eröffnet werden können. Für die Landesliga Weser-Ems bedeutet dies, dass es nach heutigem Stand der Dinge einen zusätzlichen Absteiger geben wird. Diesbezüglich dürften allerdings Proteste aufkommen, da es eigentlich nur zu einem Absteiger aus der Oberliga kommen sollte.

Nach gegenwärtigem Stand will die Eintracht die laufende Saison zu Ende spielen. Tritt die Mannschaft dreimal nicht an, kann sie in der Saison 2012/13 auch bei eröffnetem Insolvenzverfahren nicht in der Landesliga antreten.

Insolvenzticker: Türkiyemspor Berlin

Der Berliner Oberligist und vorjährige Regionalligist Türkiyemspor wird zur Rückrunde der laufenden Saison nicht mehr antreten und steht damit als erster (und ohnehin einziger) Absteiger fest. Die Kreuzberger hoffen, 2012/13 in der Berlin-Liga an den Start gehen zu können.

Türkiyemspor hatte vor kurzem einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Charlottenburg gestellt. „Der Entschluss wurde einstimmig gefasst“, erklärte Aufsichtsratsvorsitzender Ahmet Erbas gegenüber der Berliner "Fuwo": „Wir müssen jetzt den Verein sanieren und die Voraussetzungen für einen Neuanfang schaffen.“ Alle bisherigen Spiele von Türkiyemspor werden annulliert.

Um 2012/13 in der Berlin-Liga spielen zu können muss das Insolvenzverfahren allerdings auch eröffnet werden. „Sollte das nicht der Fall sein und der Verein wird aufgelöst, dann muss Türkiyemspor in der untersten Spielklasse anfangen. Davon nicht betroffen ist die Jugendabteilung“, erklärte Bernd Wustenhausen, Vorsitzender des BFV-Spielausschusses.

In der "Fuwo" heißt es weiter: Der Kreuzberger Klub lag nach Siegen über Anker Wismar, Union Fürstenwalde sowie zwei weiteren Unentschieden gegen Neubrandenburg und Altlüdersdorf nach dem 7. Spieltag mit neun Punkten auf dem 7. Tabellenplatz, als das Unheil über den Verein hereinbrach. Danach begann die Talfahrt des einst bei den türkischen Fans so beliebten Klubs: Unbezahlte Gehälter, Suspendierung von Spielern, die Posse um den vom Präsidenten Yalcin Sancar an Land gezogen Sponsor „Betfair“ und nicht zuletzt die Trainerentlassung von Marco Gebhardt. Als die Insolvenz sich bereits abzeichnete, gelang der inzwischen von Cemal Can übernommenen Mannschaft noch einmal ein Achtungserfolg – ein 1:0 über den BFC Dynamo."

Dienstag, 20. Dezember 2011

Insolvenzticker: Eintracht Nordhorn

Im Fall Eintracht Nordhorn ist eine Entscheidung über die Beantragung eines Insolvenzverfahren zunächst aufgeschoben worden. Klubchef Treiber hat den für diese Woche erwarteten Gang zum Amtsgericht jedenfalls abgesagt. Statt dessen wurden Bittbriefe an die Klubmitglieder versandt, mit denen an die Spendenbereitschaft der weinroten Gemeinde appelliert wurde. Darin wird betont, dass der Klub gegenwärtig akute Liquiditätsprobleme hat.

Wenngleich offensichtlich erste Beträge auf dem Klubkonto eingegangen sind, bleibt die Eintracht aber ein heißer Kandidat für den Insolvenzrichter. „Die Situation hat sich nicht zum Positiven entwickelt und bleibt äußerst angespannt“, erklärte Vorsitzende Gerd Treiber gegenüber der "GN": „Wir werden uns in den nächsten Tagen noch beraten lassen. ... Die Frage ist zum Beispiel: Wir können wir als Verein eine Insolvenz mitgestalten?“

Inzwischen wurde deutlich, dass das Schicksal der Eintracht auch Folgen auf den Abstiegskampf in der Landesliga Weser-Ems haben könnte. Denn würde nach Kickers Emden mit Nordhorn ein zweiter Klub dorthin zwangsabsteigen, müsste es in der laufenden Landesligasaison einen zusätzlich Absteiger geben. Das bestätigte Staffelleiter Werner Busse.

Abermals müsste damit ein unbeteiligter Verein für die Fehler eines anderen Klubs zahlen. Eine Reform für derartige Fälle scheint überfällig zu sein.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Insolvenzticker: Interview in Nordvier

Für die aktuelle Ausgabe von "nordvier", dem Magazin "gegen Monokultur im Fußball" habe ich mich lange mit den Machern über den Zustand des Amateurleistungsfußballs und den Insolvenzticker unterhalten. Hier das Ergebnis, nachzulesen natürlich auch in der aktuellen Ausgabe von "nordvier" (http://www.nordvier.de/).

Seit vielen Jahren verfolgt der Sporthistoriker und Fußballjournalist Hardy Grüne das Geschehen unterhalb der beiden Profiligen mit zunehmender Sorge. „Die Kluft zwischen Profi- und Amateurfußball ist so gewaltig wie nie zuvor in der deutschen Fußballgeschichte. Für viele Amateurvereine ist es eine Balanceakt, in einer Amateurleistungsliga zu überleben“, warnte Grüne schon 2010 in einem Interview gegenüber der „Zeit“.

Seit drei Jahren berichtet Grüne in seinem Blog www.fussballglobus.blogspot.com im Rahmen eines „Insolvenztickers“ über Vereine im höherklassigen Amateurbereich, die sich mit finanziellen Problemen plagen. nordvier hat sich mit dem Pleiteforscher unterhalten.

Hardy, wie bist Du auf die Idee eines „Insolvenztickers“ gekommen?
Ich bin ja selbst ein gebranntes Kind. Mein Verein Göttingen 05 wurde 2003 aufgelöst, weil ein Insolvenzverfahren nicht abgeschlossen werden konnte. Ich habe damals erfahren, wie es sich anfühlt, plötzlich keinen Verein mehr zu haben. Wir sind im September aus dem Spielbetrieb ausgeschieden, und ich hatte plötzlich jedes Wochenende „frei“. Ich weiß von vielen Fans in ganz Deutschland, die sich für das Schicksal von Traditionsvereinen wie 05, Oldenburg, Meppen, Arminia Hannover oder sonst wen interessieren. Doch man bekommt fast keine gebündelten Informationen mehr. Durch das Internet ist es zwar möglich, quasi von allen Vereinen Hintergrundinfos zu bekommen, doch wer kann sich schon hinsetzen und stundenlang durchs Netz surfen? Anm. d. Red.: Gut auch, dass es nordvier gibt :-)

Wie kommst Du denn an die Informationen?
In meiner Arbeit als Fußballhistoriker baue ich auf ein recht dichtes Netz an Informanten, wobei das vornehmlich aus engagierten Fans besteht und weniger aus Funktionären. Engagierte Fans sind mir immer lieber, denn die sind meistens mit großer Leidenschaft und Hingabe dabei. Nachdem ich vor drei Jahren mit dem Insolvenzticker angefangen habe, gab es sofort viele positive Rückmeldungen. Inzwischen habe ich landesweit Leute, die das regionale Geschehen verfolgen und mir Tipps geben, wenn es irgendwo brennt. So bekomme ich auch Fälle mit, wie den des DVV Coburg, der frühere VfB, der im Sommer 2012 aufgelöst werden wird, oder den aus Gera, wo gerade der zweite Verein binnen Kurzem vor die Wand gefahren wird.

Das hört sich schon übel an. Wie siehst Du denn generell die Entwicklung der Vereine auf der Ebene vierte bis sechste Liga?
Es wird immer schlimmer, und es geht vor allem auch immer schneller. Die Schnittstelle zwischen Profifußball und Amateurfußball ist ja längst in der vierten, fast schon in der fünften Liga angekommen. Wenn ich mir die Etats von einigen Vereinen in der Oberliga Niedersachsen angucke ... 2010 war es ganz schlimm. Erst in der Sommerpause, als wichtige Vereine wie Rot-Weiss Essen und Waldhof Mannheim die Grätsche machten. Dann überschlug sich 2010/11 vor allem im Süden schon nach wenigen Wochen so ziemlich alles. Weiden, Ulm, Bamberg – die sind alle noch in der ersten Saisonhälfte aus dem Spielbetrieb genommen worden. Das hat es noch nicht gegeben. Und das verfälscht natürlich auch den Spielbetrieb. Mal abgesehen davon, dass den anderen Ligavereinen drei Heimspiele und damit drei Einnahmen geklaut wurden.

Worin liegen Deiner Meinung nach denn die Ursachen für die zunehmende Zahl von Insolvenzen?
Da muss man ehrlich sagen, das liegt nicht nur an den Verbänden wie DFB oder NFV und ihren fragwürdigen Auflagen, sondern das liegt leider auch an der häufig desaströsen Vereinsarbeit. Da spiegelt sich die Schnittstelle zwischen Profis und Amateuren dann eher negativ wider. Auf der einen Seite werden die Verhaltensweisen der Profiklubs kopiert und Gelder ausgegeben, die man nur erhofft, zu generieren, aber keineswegs schon sicher hat. Doch es ist ein krasser Unterschied, ob Schalke 04 nun Anleihen auf zukünftige Zuschauereinnahmen in seiner Arena macht und dafür Spieler kauft, oder ob sich ein Viertligist in der Hoffnung, den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen, verschuldet, weil er mit dem im Falle des Aufstiegs fließenden TV-Geld rechnet. Dazu kommt, dass ein Verein wie Schalke im Notfall von der öffentlichen Hand aufgefangen wird, weil es sich die Stadt Gelsenkirchen gar nicht leisten kann, den Verein pleite gehen zu lassen. Passiert dasselbe in Göttingen, Gera oder Ulm, juckt das niemanden. Nur die eigenen Fans, und deren Stimme ist häufig viel zu gering gewichtet.

Was hat sich denn im Gegensatz zu früheren Tagen verändert?
Insgesamt ist Fußball im Viert- und Fünftligabereich enorm teuer geworden. In meinen Augen nicht refinanzierbar teuer. In den 90er Jahren hatten Drittligisten nur im Ausnahmefall mal einen Etat von einer Million DM. Heute gibt es Fünftligisten mit Etats von über einer Million Euro – das wären also mal ganz platt umgerechnet zwei Millionen DM! Summen, die man auf der Ebene schlicht und einfach nicht generieren kann. Denn bei den Zuschauerzahlen ist es ja so, dass die Klubs schon froh sein können, wenn die 1.000er-Marke mal überschritten wird. Man geht also eine Wette auf die Zukunft ein.

Der Begriff Insolvenz ist natürlich stark negativ geprägt. Doch gibt es auch Chancen für einen Verein im Insolvenzverfahren?
Für die Klubs, die es überstehen, ist es natürlich eine Riesenchance. Sie sind ja anschließend schuldenfrei und können ohne Altlasten von vorne beginnen. Es kann also durchaus reizvoll sein, den Insolvenzrichter anzurufen, wenn die Situation hoffnungslos erscheint. Nehmen wir den Fall Rot-Weisß Essen. Die waren 2010 hoffnungslos überschuldet. Fünf Millionen Euro, wenn ich mich nicht irre. Das hätte Jahrzehnte gebraucht, den Schuldenberg abzubauen. Dann kam das Insolvenzverfahren. Schnitt, und RWE war wieder solvent. Über kurz oder lang wird der Verein sicher in die 3. oder 2. Liga aufsteigen. Und da gehört er ja auch zweifelsohne hin. Allerdings ist RWE auch einer von diesen Vereinen, bei dem man nie sicher sein kann, ob nicht die nächste Insolvenz schon wieder droht. Doch was bei RWE geklappt hat, funktioniert nicht immer. Siehe die Beispiele Ulm oder Reutlingen. Beides Traditionsvereine, beide mit einem gewissen Fanpotenzial. Hinter keinem der beiden Klubs steht jedoch ein so starker Interessenverband wie bei RWE oder Waldhof.

Für Traditionsvereine wie RWE oder Waldhof kann eine Insolvenz also wirklich förderlich für die weitere Entwicklung des Klubs sein. Aber ist es dann nicht auch eine Form von Wettbewerbsverzerrung?
Ganz bestimmt! Wenn wir in Essen bleiben – NRW-Liga-Klubs wie SV Schermbeck oder VfB Hüls, die seit Jahrzehnten absolut solide arbeiten und keine Schulden machen, müssen sich doch ziemlich blöd vorkommen. Denn RWE ist ja nicht ohne Grund in die Miesen gerutscht. Stichworte Missmanagement und Risikoinvestitionen. Und weder das eine noch das andere findet sich bei Klubs wie Schermbeck oder Hüls. Und doch hat ein Verein wie Schermbeck nach dem erfolgreichen Insolvenzverfahren in Essen plötzlich keine Chance mehr, mit so einem Giganten mitzuhalten. Er wird einfach überfahren. Von einem Klub, der offensichtlich schlecht gewirtschaftet hat. Da kann man sich auf Funktionärsebene schon mal ohnmächtig fühlen und sich fragen, warum man sich eigentlich stets an die Statuten hält und auf eine ausgeglichene Bilanz setzt.

Wird sich die Schere zwischen Amateur- und Profifußball nach der Regionalligareform vielleicht wieder etwas schließen?
Das glaube ich kaum. Eher ist das Gegenteil zu befürchten. Die ersten drei Ligen gehen ja zunehmend ihren eigenen Weg, und für einen Viertligisten wird der Sprung in die 3. Liga brutal schwer zu stemmen sein. Zumindest für einen normalen Klub. Ich denke, dass sich die Trennung mittelfristig noch deutlich verschärfen wird. Vor Kurzem hat der Bundesligaanwalt Christoph Schickhardt in einem „Focus“-Interview ein recht konkretes Szenario aufgezeigt, das klar in Richtung geschlossenes Ligasystem geht. Die Bundesliga sei ein „Unternehmensverband“ und die Auswahl der Standorte ein „Marketinginstrument“. Schickhardt will vor allem Leipzig und Dresden mit aller Macht in die Bundesliga kriegen, unabhängig davon, ob sich die Mannschaften sportlich entsprechend entwickeln. Wörtlich heißt es in dem Interview: „Der deutsche Fußball und die Bundesliga verschenken bares Geld. In Dresden und Leipzig stehen dort ansässige Weltfirmen für ein Sponsoring längst in den Startlöchern. Große Unternehmen, die ihre Mitarbeiter auch über den Spitzensport in der Region verankern möchten. Leipzig und Dresden sind auf dem Weg zu attraktiven Weltmetropolen, da gehört die Bundesliga einfach dazu. Der achte Ruhrpott-Club lockt niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Bundesliga-Clubs in Leipzig und Dresden haben Potenzial für fünfzig- bis sechzigtausend Zuschauer pro Spiel.“ Fußball ist nicht mehr das Idyll der 70er Jahre. Wobei ohnehin zu fragen wäre, ob Fußball jemals ein Idyll war. Aber das ist ein anderes Thema.

Ist eine Trennung des Profifußballs vom Amateurbereich möglicherweise der Königsweg? Was würde das aus Deiner Sicht für den Fußball an sich bedeuten?
Ich bin da eher skeptisch. Eine Abtrennung würde die Bedingungen im Amateurbereich zunächst einmal eher verschärfen. Mediale Präsenz wäre dann ja vermutlich gänzlich passé, und damit hätten die Klubs noch mehr Probleme, Sponsoren zu akquirieren. Die Schere würde damit weiter auseinanderfallen. Und wie soll das strukturiert werden? Wie könnte ein ambitionierter Amateurklub mit Potenzial – nehmen wir den VfB Oldenburg – in den Profibereich aufrücken? Es würden ja zwangsläufig viele Traditionsvereine im Amateurlager landen, die eigentlich die Möglichkeit zu Profifußball hätten. In England gab es jahrzehntelang mit der Football League eine fast geschlossene Gesellschaft. Da wurde man reingewählt – nachdem man sich zuvor sportlich qualifiziert hat. Also das gesamte Risiko auf sich genommen hatte und dann vor einem Gremium stand, das sich ausschließlich aus Vertretern der Profiklubs zusammensetzte. Die in dem Moment, wo sie dem Amateurklub grünes Licht gaben, einen von ihnen aus dem Profilager rauswarfen. Das passierte in der Praxis wirklich nur alle Jubeljahre, und im Non-League-Bereich gab es einen heftigen Stau ambitionierter Klubs. Seit rund einem Jahrzehnt ist der Übergang nun fließend, und man kann sagen, dass es den Ligen insgesamt gut getan hat. Okay, ein paar Traditionsvereine wie Wrexham sind aus dem Profifußball rausgefallen, dafür sind aber interessante Teams wie zum Beispiel Yeovil dazugekommen. Keine Frage aber auch, dass das System Vereine fördert, die vom Geld ehrgeiziger Sponsoren leben. Crawley zum Beispiel ist dieses Jahr in die 4. Liga aufgestiegen und wird vermutlich in Liga 3 durchmarschieren.

Ist vielleicht sogar die Zeit für die Gründung eines zweiten Verbandes neben dem DFB in Deutschland gekommen?
Das erscheint auf den ersten Blick plausibel. Doch wenn man genauer hinschaut, sieht man eine Menge damit verbundener Probleme. Zunächst: Ich wäre eher dafür, dass sich die Profiligen als DFL endgültig abkoppeln und der DFB sich wieder seiner ureigenen Aufgabe als Verband für die Masse widmet. Das ist aber mit der gegenwärtigen Verbandsführung natürlich schwer vorstellbar. Und auch die Schnittstelle Nationalmannschaft wäre da ein Problem. Soll sich ein Verband, der sich im Alltag ausschließlich mit Amateuren beschäftigt, alle zwei Jahre bei der EM oder WM um hochbezahlte Profis kümmern? Das würde nicht funktionieren. Und da rede ich ja nur von der Herrennationalmannschaft. Der ganze Nachwuchsbereich, die Frauen – das alles sind offene Fragen. Für mich ist grundsätzlich die Frage, welche Entfaltungsmöglichkeiten der hochklassige Amateurfußball hat. Und da ist meines Erachtens auch ein Selbstreinigungsprozess nötig. Denn die Gelder, die kursieren, sind in meinen Augen absurd. Millionenetats in der 5. Liga sind einfach grundsätzlich zu hinterfragen. Und wenn wir mal ehrlich sind: Wir Fußballer jammern doch auf einem enorm hohen Niveau! Das zeigt ein Blick auf andere Sportarten, die unter völlig anderen Bedingungen arbeiten müssen. Nehmen wir den Hallenhandball. Da gibt es ein paar übermächtig große Klubs, und darunter ist die breite Masse, die darbt. In Duderstadt, wo ich wohne, wird Drittligahandball gespielt. Der Klub hat einen Saisonetat von 150.000 Euro. Als Drittligist! Das funktioniert nur, weil die Aufwandsentschädigungen deutlich geringer sind und es meistens noch klappt, über Arbeitsplätze Spieler zu bekommen, die das sportliche Niveau für die 3. Liga haben. Doch selbst die 150.000 sind irre schwer zu generieren – und das, obwohl Duderstadt mit „ottobock“ einen „Global Player“ hat. Im Übrigen: Insolvenzen gibt es auch im Handball zuhauf. Und das Beispiel England zeigt, dass auch die Trennung zwischen Profi- und Amateurfußball keinen Einfluss auf die Zahl der Insolvenzen hat. Letztes Jahr ging dort mit Chester ein Fünftligist pleite, im Moment stecken Wrexham und Truro in Existenzschwierigkeiten. Wir haben im Fußball auch ein Strukturproblem!

Welche Prozesse wären Deiner Meinung nach dann notwendig?
Es muss zu einem bundesweiten Interessenverband der Viert- und Fünftligisten kommen. Nicht vor dem Hintergrund der Ligastrukturen sondern vor dem der Wirtschaftsstrukturen. Seit Jahrzehnten krepelt jeder ambitionierte Amateurligist in Deutschland vor sich hin. Ein paar Landesverbände sind etwas engagierter und kümmern sich (siehe Bayern), bei anderen spielt das Thema kaum eine Rolle, weil ihr Verbandsbereich völlig anders gestrickt ist (siehe Bremen). Die Viert- und Fünftligisten fallen jedenfalls immer irgendwie durchs Rost, und der erste Schritt in eine visionäre Zukunft wäre für mich die Gründung eines Interessenverbandes 4./5.-Liga. Damit ein gemeinsamer Austausch stattfindet. Damit man mit vereinter Stimme sprechen kann. Damit die Interessen von so unterschiedlichen Klubs wie Rot-Weiss Essen und SV Schermbeck koordiniert werden können. Damit ein SV Schermbeck seinen Möglichkeiten nach so hoch wie möglich mitspielen kann, und damit ein Rot-Weiss Essen sich so entwickeln kann, dass auch wieder Profifußball an der Hafenstraße möglich ist. Und das Ganze muss auch zu einer gewissen Selbstregulation führen. Lizenzierungsverfahren sind ja nicht per se schlecht! Wenn mein Verein die Verbandsauflagen nicht erfüllt (und lassen wir jetzt mal jene fragwürdigen Auflagen, die es ohne Zweifel gibt, außen vor), dann liegt das ja nicht an den Auflagen bzw. am Verband, sondern an der schlechten Wirtschaftspolitik meines Vereins! Es gibt schlicht und einfach schwarze Schafe, die auf Gedeih und Verderb wirtschaften und ein viel zu hohes Risiko eingehen. Die Solidargemeinschaft der Vereine muss daran interessiert sein, so etwas einzudämmen und darf dabei nicht nur auf die Verbandsregularien vertrauen.

Abschließendes und aktuelles Thema: Kickers Emden. Der NFV hat bei der nachträglichen Lizenzerteilung beide Augen zugedrückt. Nun hat der BSV Insolvenz angemeldet. Richtige oder falsche Entscheidung des NFV in Sachen Lizenzvergabe?
Offensichtlich falsch. Auch für Emden gilt, was ich über RWE/Schermbeck gesagt habe. Der Verein hat nicht vernünftig gewirtschaftet und konnte sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber angemessen arbeitenden Konkurrenten verschaffen. Das Dumme ist ja, dass nicht nur Emden dafür bezahlt. Denn der NFV hat mit der Duldung der Emder Finanzpraxen gleichzeitig den SV Arminia Hannover „bestraft“, der solide gewirtschaftet hat, dadurch abstieg und nun in der Landesliga deutlich schwierigere Bedingungen hat. Auch das ist so ein Fall, wie eigentlich eine Solidargemeinschaft der Klubs gefordert wäre. Jetzt hat es Arminia getroffen. Aber es kann jeden Klub treffen, der solide arbeitet und ohnmächtig vor den Praktiken „kreativerer“ – oder sagen wir es doch konkret: dreisterer – Vereine steht. Zugleich wurde das Problem in die laufende Saison transportiert. Denn seit September zittert ja die ganze Liga um Emden. Meine Göttinger haben dort schon gespielt und gewonnen. Wenn Emden die Saison nicht zu Ende spielen sollte, fehlen uns nicht nur drei Punkte, wir haben auch ein Heimspiel weniger. Und die Zuschauereinnahmen in der 5. Liga bilden zumindest in Göttingen einen wichtigen Teil des Etats. Wer würde dem RSV 05 also den wirtschaftlichen Schaden ersetzen? Niemand! Also zahlt der RSV Göttingen 05, weil in Emden schlecht gewirtschaftet wird. Da ist es dringend geboten, genauer hinzuschauen.

Hardy, wir danken dir für das ausführliche Gespräch, und hoffen, dass die Fußballwelt in diesem Hinblick bald die Kurve bekommt.

Und hier geht's zum Magazin (und seiner Bestellung): http://www.nordvier.de/

Samstag, 17. Dezember 2011

Insolvenzticker Eintracht Nordhorn, Kickers Emden

In Nordhorn zeichnet sich nach der Ablehnung der 100.000-Euro-Unterstützung durch die Stadt nun endgültig die Insolvenz des SV Eintracht ab. Sollten nicht kurzfristig Sponsoren gefunden werden, die für eine Fortführung des Spielbetriebes sorgen, wird der Klub Anfang nächster Woche einen Insolvenzantrag stellen, berichtete die "NWZ".

Eintracht-Vorsitzender Gerd Treiber erklärte gegenüber dem Blatt, dass „die Tendenz in Richtung Insolvenz gehen.“ Sollte das Insolvenzverfahren eröffnet werden, würde die Eintracht als Absteiger aus der Oberliga Niedersachsen feststehen. Mit Kickers Emden hat bereits ein anderer Oberligist Insolvenz angemeldet. Aus der Klasse, in der es eigentlich nur einen Regelabsteiger geben sollte, würde damit bereits zwei insolvente Vereine ausscheiden.

In Emden hat sich unterdessen eine neue Führungsmansnchaft gebildet, die den BSV Kickers aus dem schweren Fahrwasser führen will. In der "Ostfriesenzeitung" heißt es: "Am Donnerstagabend bestellte der Aufsichtsrat des insolventen Vereins um den Vorsitzenden Dr. Klaus Strahmann Günther Kunz zum neuen Präsidenten."

Insolvenzverwalter Gerbers gab bereits grünes Licht für den neuen Vorstand, womit der von vielen Rücktritten gebeutelte und zuletzt führunsglose Klub zumindest wieder handlunsgfähig ist. Kunz war in der Vergangenheit schon einmal Klubchef des Oberligisten. Gegenüber der "OZ" erklärte der neue Vorsitzende: "Irgendjemand musste es machen. Wenn wir keine Chance gesehen hätten, dass es wieder aufwärtsgeht, hätten wir es nicht gemacht."

Über die nächsten Schritte heißt es in der "OZ": "Die wichtigste Aufgabe des neuen Gremiums ist nun vor allem, noch vor Weihnachten Gespräche mit der Mannschaft zu führen, um den Spielbetrieb in der Oberliga im kommenden Jahr fortführen zu können. "Darum wird sich vor allem der Sportliche Leiter Jens Jaschob kümmern", sagte Kunz. Zudem will er in der Stadt in den kommenden Wochen um finanzielle Unterstützung werben. Einige Gespräche im Vorfeld seiner Ernennung seien in diesem Zusammenhang bereits durchaus positiv verlaufen, berichtete Günther Kunz. "Wir sind zuversichtlich, Leute zu finden, die Kickers helfen wollen."

Reduzierte Fusion in Iserlohn?

Überraschende Wende in den Iserlohner Verhandlungen um die Bildung eines leistungsstarken Großvereins mit Ziel Regionalliga. Der FC Borussia Dröschede hat sich aus den Gesprächen zurückgezogen. Angedacht ist nur nur noch ein Zusammenschluss von Sportfreunde Oestrich und TuS Iserlohn.

Dies ergab sich auf den drei zeitgleich stattfindenden Mitgliederversammlungen. Während beim Bezirksligisten TuS Iserlohn und beim Westfalenligisten Oestrich deutliche Zustimmung registriert wurde (90 bzw. 98 Prozent), votierten die Mitglieder des Landesligisten FC Borussia Dröschede mit 86 Prozent gegen den Zusammenschluss.

"Die Abstimmung hat ergeben, dass ein Großteil der Mitglieder für ein Fortbestehen des Vereins in seiner jetzigen Form ist", wird der Borussia-Vorstand von der "Reviersport" zitiert. "Die Fusion mit TuS Iserlohn und SF Oestrich-Iserlohn ist somit aus der Welt. Die anderen beiden Vereine haben für eine Fusion gestimmt und werden somit fusionieren", empfehlen die Dröscheder ihren beiden Ex-Partnern sperate Verhandlungen. Ob die hochgesteckten Ziele (Regionalliga) damit erfüllt werden können, steht allerdings in den Sternen.

Freitag, 16. Dezember 2011

Insolvenzticker: Eintracht Nordhorn

Aktuelle Ergänzung zum gestrigen Tread. Hier ist ein ausgezeichneter und fundierter Insiderblick auf die spezielle Situation in Nordhorn - die so speziell vielleicht auch gar nicht wieder ist. In jedem Fall ist sie unbedingt lesenswert!

http://imschattendertribuene.blogspot.com/2011/12/schuld-und-suhne.html

Insolvenzticker: Tennis Borussia Berlin

Zur Abwechslung endlich auch mal eine positive Meldung im Insolvenzticker: Das Insolvenzverfahren von Tennis Borussia Berlin steht vor dem erfolgreichen Abschluss.

Auf der Gläubigerversammlung beim Amtsgericht Charlottenburg nahmen die Gläubiger der Lila-Weißen den Insolvenzplan einstimmig an. Damit ist dem inzwischen nur noch in der sechstklassigen Berlin-Liga kickenden früheren Zweitligisten die Möglichkeit für einen unbelasteten Neustart gegeben.

Über das nun folgenden Prozedere heißt es auf der Klubhomepage: "Nach der üblichen Rechtsmittelfrist von 14 Tagen kann dann die entsprechende Auszahlung an die Gläubiger erfolgen. Danach wird das Gericht die formale Aufhebung des Insolvenzverfahrens beschließen und bestätigen, womit also Anfang des kommenden Jahres zu rechnen ist."

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Insolvenzticker: Eintracht Nordhorn

Beim niedersächsischen Oberligisten Eintracht Nordhorn hat sich die finanzielle Situation dramatisch verschärft. Nach der gestrigen Ablehnung einer "Fusionsunterstützung"  in Höhe von 100.000 durch die Stadt Nordhorn scheint die geplante Fusion mit Vorwärts Nordhorn geplatzt zu sein. Die Eintracht steht nun vor dem finanziellen Aus, wenn sich nicht rasch anderweitig Lösungsmöglichkeiten anbieten.

Der Nordhorner Verwaltungsausschuss begründete seine Ablehnung auf der gestrigen Sitzung damit, dass kein städtisches Geld in den Spielbetrieb fließen solle. Die 100.000 Euro sind Teil eines Sanierungskonzeptes, mit dem sich der SV Eintracht fit für die angedachte Fusion mit dem SV Vorwärts Nordhorn machen wollte. Zugleich benötigt der Oberligist diese Summe aber, um den Spielbetrieb in der laufenden Saison fortsetzen zu können - Voraussetzung, damit es überhaupt zu der Fusion kommen kann. Über die Interpretation war es zu tiefen Meinungsverschiedenheiten gekommen. Die Mitglieder des Verwaltungsausschusses folgten nun der ablehnenden Linie.

Immerhin winkt der Eintracht in einem anderen Punkt Entspannung. Die Rückzahlung eines städtischen Darlehns in Höhe von rund 54.000 Euro sei nach Aussage von Stadträtin Marlies Schomaker möglich, „wenn alle anderen Sanierungsbeteiligten ihre Beiträge rechtsverbindlich zugesichert haben und die Fusion mit dem SV Vorwärts tatsächlich realisiert wird“ (zitiert nach "Grafschafter Nachrichten"). Das kann sich freilich als Pyrrhussieg entpuppen, da die Fusion wie erwähnt vor dem Aus steht. Die Stadträtin und zuständige Fachbereichsleiterin bezeichnete die die Diskussion im Ausschuss gegenüber der "Grafschafter Nachrichten" als „differenziert, konstruktiv sachlich und von dem Bedauern begleitet, sollte es zu einer Insolvenz und dem Verlust der Oberliga-Fußballs in Nordhorn kommen“.

Genau das Szenario droht den Weinroten nun aber. Die Fusion mit dem SV Vorwärts jedenfalls scheint gescheitert zu sein. „Ohne Zuschuss werden wir die Entschuldung nicht hinkriegen und es wird nicht zur Fusion kommen“, erklärte Eintracht-Vorsitzender Gerd Treiber gegenüber der "GN". Das Blatt spekulierte über zwei Möglichkeiten, die dem Traditionsverein nun blieben: Insolvenzantrag oder "der Versuch, den Spielbetrieb in der Oberliga mit der Hilfe von Sponsoren fortzuführen". Klubchef Treiber mahnte unterdessen eindringlich: „Wir brauchen sehr kurzfristig Mittel.“

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Insolvenzticker: Real Saragossa/Racing Santander

Was Schulden von Fußballklubs betrifft, dürfte Spanien zu den Spitzenreitern zählen. Die jährlich verlautbarten Negativsummen vor allem von Real Madrid sind absurd und erinnern in ihren Dimensionen an griechische Staatspleiten. Doch während die "Königlichen" unter dem Schutz von höheren Mächten stehen und sich nicht allzu viele Gedanken um eine drohende Insolvenz machen müssen, sieht es in Saragossa trotz geringerem Schuldenstand ungleich dramatischer aus.

Auf 145 Mio. Euro wird der Schuldenstand der Aragonen beziffert. Das erklärte Klubbesitzer und Hauptaktionär Agapito Iglesias auf der Mitgliederversammlung. Mit der 0:1-Niederlage gegen Mallorca, die die sportlichen Überlebenschancen des derzeitigen Tabellenetzten der Primera División nicht verbessert hat, liegt also ein schwazes Wochenende hinter dem Traditionsverein aus der fünftgrößten Stadt Spaniens.

Klubchef Iglesias, der bei seiner Klubübernahme vor fünf Jahren getönt hatte, er wolle Saragossa in die Champions League führen, betonte dennoch, ein Bankrott stehe nicht zu befürchten. Der Klub hat allerdings bereits im Juni 2011 Insolvenz angemeldet. Nach dem Zusammenbruch des Bausektors in Spanien ist Iglesias auch von den spanischen bzw. europäischen Witschaftskrise getroffen worden. Ein im Frühjahr 2011 geplanter Verkauf des Klubs an ein Konsortium aus Dubai hatte sich zerschlagen.

Düster sieht es auch für Racing Santander aus. Für Interessierte dazu ein (englischsprachige) Artikel aus dem Guardian: http://www.guardian.co.uk/football/blog/2011/dec/05/racing-santander-debt-administration-sid-lowe

Dienstag, 13. Dezember 2011

Insolvenzticker: Türkiyemspor Berlin

Türkiyemspor Berlin sieht keine andere Chance zur Klubsanierung als die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Der im Vorjahr sang- und klanglos aus der Regionalliga abgestiegene Klub hat alle notwendigen Schritte bereits eingeleitet.

Hier die Stellungnahme vom Verein:
Der finanziell angeschlagene Fußballverein Türkiyemspor Berlin e.V. will ein Insolvenzverfahren nutzen, um sich neu aufzustellen. Bei einem Treffen mit Vorstand, Aufsichtsrat und Mitgliedern des Kreuzberger Clubs hat der vorläufige Insolvenzverwalter Sebastian Laboga von der bundesweit tätigen Kanzlei KÜBLER bereits verschiedene Sanierungsmöglichkeiten vorgestellt. Ziel ist vor allem die Jugendarbeit des Vereins zu erhalten und wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Auf den Spielbetrieb bleibt die Insolvenzanmeldung vorerst ohne Auswirkungen.

„Die Basis des Vereins ist die mehrfach ausgezeichnete Jugend- und Sozialarbeit, die mit großem Engagement und größtenteils ehrenamtlich geleistet wird “, betonte Laboga nach seinem Gespräch mit Vereinsmitgliedern. „Diese Aktivitäten werden künftig wieder stärker im Vordergrund stehen.“ Gleichzeitig sollen andere große Kostenblöcke drastisch zurückgefahren werden, insbesondere die Ausgaben für die erste Herrenmannschaft.

Finanziell war Türkiyemspor nie auf Rosen gebettet. Fast ausschließlich von Geschäftsleuten aus der türkischen Community Berlins getragen, wurden sportliche Erfolge in Kreuzberg gefeiert. Doch Sponsoren aus der Mehrheitsgesellschaft konnten sich nicht für den Multi-Kulti Vorzeigeclub erwärmen. Zudem litt Türkiyemspor unter institutioneller Benachteiligung. Fehlende feste Sportplätze für den Trainingsbetrieb, als auch eine fehlende sportliche Heimstätte stellten eine permanente Bedrohung des Spielbetriebes dar.

Nun kommt die sportliche Krise der Ersten Herrenmannschaft hinzu. Nach dem Abstieg in die fünfte Liga (Oberliga Nord) rangiert das Team dort derzeit auf dem vorletzten Tabellenplatz. Trainerentlassungen, Wechsel im Vorstand und die Abwanderung von Leistungsträgern haben die Talfahrt in jüngster Zeit beschleunigt. Gleichzeitig verschlingt die Mannschaft mit Spielerentgelten, Stadionmiete und Reisekosten viel Geld, das für andere Aktivitäten im Verein fehlt. „Dass immer mehr Geld in die Erste Mannschaft gesteckt wurde, das für andere Abteilungen fehlte, hat zunehmend auch das Klima im Verein belastet“, so Laboga. „Das wollen wir dringend ändern.“

Gemeinsam mit Vorstand und Aufsichtsrat will Laboga nun einen Insolvenzplan erstellen, um den Verein zu sanieren. „Wir arbeiten sehr konstruktiv an einer Lösung, die dem Verein, seiner preisgekrönten Jugendarbeit und den sozialen Projekten eine Zukunft ermöglicht“, unterstrich Laboga.

„Wir kommen um ein Insolvenzverfahren nicht umhin. Nur ein in Zukunft wieder solventer Verein verfügt auch über Attraktivität bei Sponsoren. Auszeichnungen hin – Aufstiege her.“ kommentiert Aufsichtsratschef Ahmet Erbas die Entscheidung und appelliert: „Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Denn wir haben nicht nur eine Verantwortung der großen Jugendabteilung gegenüber. Türkiyemspor steht auch für ein Stück bundesdeutscher Geschichte. Ein Scheitern Türkiyemspors im 50. Jahr der Einwanderung von türkischen Arbeitsmigranten in die Bundesrepublik wäre auch gesellschaftlich wahrlich kein gutes Signal“



Harald Aumeier

(Mediateam Türkiyemspor)

Montag, 12. Dezember 2011

Fusion in Düren

Manche Dinge brauchen ein Weile, bis sie die Runde machen. Heute daher mal eine Meldung, die bereits aus dem April stammt (als ich noch durch Afrika kurbelte...): In Düren haben sich der insolvente Gürzenincher FC (GFC) Düren und Traditionsklub SG Düren 99 am 1. April 2011 zur Sportgemeinschaft Gürzenicher FC Düren 99 (kurz: SG GFC Düren 99) zusammengeschlossen.

In der Begründung heißt es u.a.

Die Günde, die die geplante Verschmelzung
sinnvoll und zwingend machen, sind sowohl
sportliche als auch organisatorische sowie
finanzielle Gründe. DerGFC verfügt über die
sportliche Kompetenz im Bereich Fussball. Die SG
Düren 1899 e.V. hat diesen traditionellen Bereich
fast völlig abgebaut. Hierin und in allen anderen
Bereichen der beiden Mehrspartenvereine gibt es
keinerlei sportlichen Wettbewerb.
Damit verbunden ist die Hoffnung, den seit vielen Jahren darbenden Spitzenfußball in der Heimatstadt von Karl-Heinz Schnellinger wieder auf die Beine zu bekommen. Der GFC stieg 2011 auch aus der Landesliga ab, nachdem bereits 2007 der Absieg aus der Oberliga hatte hingenommen werden müssen. Der Fusionsklub steht gegenwärtig auf Platz 4 der Bezirksliga, in der mit den Sportfreunden, Schwarz-Weiß 96 sowie dem FC 77 drei weitere Dürener Stadtvereine kicken.

Hintergrundbeleuchtende Artikel sind selbst im www nicht allzu zahlreich. Und eine gemeinsame Internetpräsenz entsteht offensichtlich erst. Das lässt vermuten, dass es wohl noch eine Weile dauern wird, bis Düren wieder überregionale Fußballschlagzeilen schreiben kann.

http://www.az-web.de/artikel/1557739

Freitag, 9. Dezember 2011

Insolvenzticker: Eintracht Nordhorn

Der niedersächsische Oberligist Eintracht Nordhorn steht vor einer weichenstellenden Woche. Am kommenden Mittwoch wird die politische Führung der Stadt Nordhorn im Verwaltungsausschuss indirekt über das Schicksal der Weinroten beraten.

In den "Grafschafter Nachrichten" heißt es diesbezüglich:
"Wenn die politische Spitze der Stadt am kommenden Mittwoch im Nordhorner Verwaltungsausschuss zusammensitzt, geht es offenbar ganz unmittelbar auch um das Überleben des Traditionsvereins SV Eintracht. Denn falls das 13-köpfige Gremium in seiner nicht öffentlichen Sitzung der Entscheidungsempfehlung der Verwaltung folgt und eine Geldspritze in Höhe von 100.000 Euro für den fusionswilligen Klub vom Heideweg ableht, ist das mit dem SV Vorwärts gemeinsam ausgearbeitete Fusionskonzept gescheitert."
Für den Fall eines negativen Votums malte Heinrich Heidkamp, wirtschaftlicher Experte des SV Eintracht, ein düsteres Szenario an die Wand: „Eine Umsetzung der Fusion ohne die vorgesehene finanzielle Beteiligung der Stadt Nordhorn erscheint aus heutiger Sicht unrealistisch.“ Zwischen den Zeilen deutet Heidkamp damit an, dass die Eintracht im Falle eines Scheiterns der Fusion vermutlich zeitnah einen Insolvenzantrag stellen müsste. In der Oberliga Niedersachsen hat mit Kickers Emden bereits ein Verein einen Insolvenzantrag in der laufenden Saison gestellt.

Streitpunkt ist der von der Stadtverwaltung geforderte "Fusionsbeitrag" in Höhe von 100.000 Euro. Die Stadtverwaltung sieht darin eine Unterstützung für den laufenden Spielbetrieb des Oberligisten und verweigerte daher die Zusage. Heidkamp betrachtet diese Sichtweise gegenüber der "GN" als „extrem verkürzt und damit unzulässig.“ Statt dessen würde der Beitrag dazu dienen, "den SV Eintracht fusionsfähig zu machen". Fakt ist allerdings, dass der Oberligist die laufende Saison ohne die 100.000 Euro  vermutlich nicht beenden könnte. Und ein Insolvenzverfahren würde wiederum die Voraussetzungen für die Fusion zerstören.

Zugleich warb Heidkamp gegenüber der "GN" erneut für den Zusammenschluss mit dem SV Vorwärts, der sich angesichts der Entwicklung in der Tat zunehmend als alternativlos darstellt. Heidkamp: „Sie ist ein hervorragender Ausgangspunkt, die allseits empfohlene Bündelung der Kräfte im Sportbereich einen entscheidenden Schritt voran zu bringen.“ Zudem bürge die Verschmelzung für eine „stabile Grundlage für das im Aufbau befindliche Jugendförderkonzept.“

http://www.amateurmarkt.de/wordpress/2011/12/09/scheitert-die-fusion-kommt-die-insolvenz/

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Was macht eigentlich ... der VfL Herzlake?

Im Rahmen meiner Wochenkolumne für "Nordsport" habe ich mich kürzlich mit einem abngestürzten Überflieger beschäftigt: VfL Herzlake.

Wenn es in den 1990er Jahren einen Prototypen des „hochgepuschten Dorfvereins“ gab, dann war das der VfL Herzlake. Die Rot-Schwarzen aus der 25 Kilometer östlich von Meppen gelegenen 3.800-Seelengemeinde im Hasetal mischten ziemlich genau zehn Jahre im norddeutschen Spitzenfußball mit.

 
Längst haben sich die Gemüter in Herzlake wieder beruhigt, herrscht der bescheidene Alltag des Fußballs auf Bezirksebene. Die Degradierung des „Dorfklubs“ auf angemessenere Dimensionen erfolgte 1999, als die gähnend leere VfL-Kasse zum freiwilligen Rückzug in die Kreisklasse zwang. Statt Größen wie Eintracht Braunschweig oder Hannover 96 gastierten plötzlich wieder Teams von eher bescheidenem Ruf wie Erika Altenberge oder DJK Hebelermeer im Hasetalstadion.

Dort hatte man fast eine Dekade lang am großen Fußball geschnuppert. Herzlakes Ziel war die 2. Bundesliga. 1993 qualifizierten sich die Rot-Schwarzen für die Aufstiegrunde und verlebten beim Heimkick gegen Rot-Weiss Essen einen unvergessenen Höhepunkt, als 6.500 Fans ein 1:1 sahen. Doch während der Gast aus dem Ruhrpott die Rückkehr ins Profilager schaffte, blieb der VfL in der drittklassigen Oberliga Nord.

Aber wie kam ein Dorf wie Herzlake überhaupt ins norddeutsche Amateuroberhaus? Drei Gründe sind zu nennen: Zunächst ein Sitzmöbelhersteller namens Karl-Heinz Klose, der den VfL für viele Jahre anführte und Lust am „großen Fußball“ entwickelte, als er ein erfolgreiches Sporthotel eröffnete. Dann eine vorzügliche Nachwuchsarbeit, der spätere Bundesligaprofis wie Christian Brand und Klaus Ottens entsprangen. Und schließlich eine ungewöhnliche Kontinuität auf der Führungsebene. Zwischen 1969, als der VfL noch in der Kreisklasse kickte, und 1993, als er mit dem Gewinn der Oberligameisterschaft seinen Zenit erreichte, verbrauchten er lediglich acht Trainer. Da waren andere hochgepuschte Dorfklubs wahrlich unbescheidener.

Ausgangspunkt des Herzlaker Fußballmärchens ist das Jahr 1966, als Karl-Heinz Klose die Präsidentschaft übernahm. 1972 erreichte der VfL die Bezirksliga, gewann 1973 mit einem 4:2 über Eintracht Nordhorn den Emslandpokal und fand sich 1975 in der damals fünftklassigen Verbandsliga Niedersachsen-West wieder. Zwischenzeitlich hatte sich Sitzmöbelfabrikant Klose mit dem Sporthotel Aselage ein zweites wirtschaftliches Standbein geschaffen, das zu einem beliebten Trainingslager für Bundesligisten avancierte. 1978 hatte Klose genug davon, immer nur die Gäste hochklassigen Fußball spielen zu sehen. Er wollte mit dem VfL selber hoch hinaus. Eine Zeitungsanzeige brachte Ex-Profi Eberhard Strauch (Rot-Weiss Essen) in die emsländische Provinz, während in der Nachwuchsarbeit die Weichen für eine großangelegte Talentförderung gelegt wurde.

Plötzlich explodierte die Entwicklung. 1978/79 legte eine Hinrunde mit 27:1-Punkten den Grundstein für die Qualifikation zur neuen Landesliga West, und 1982 beförderte ein 4:1-Sieg im Entscheidungsspiel über den TuS Bodenteich das Dorfteam ins niedersächsische Oberhaus. Doch Klose war noch nicht am Ziel. Er heuerte den langjährigen Meppener Hubert Hüring an, unter dem die Oberliga Nord anvisiert wurde. Dreimal hatten die Emsländer den Klassensprung in der Aufstiegsrunde unglücklich verfehlt, als 1988 der Durchbruch gelang. Sehr zum Leidwesen des VfB Lübeck, der sich im Entscheidungsspiel um den letzten Drittligaplatz geschlagen geben musste.
Herzlakes Erfolgself war eine Mischung aus vereinseigenen Talenten und erfahrenen Cracks wie Peter Harth, Bernd Cordes, Winfried Budde und Heinz Glurich. Das kleine Herzlake war allerdings etwas überfordert mit dem plötzlichen Ruhm. Hastig installierte man eine wuchtige Sitzplatztribüne auf dem Sportplatz, der fortan etwas großspurig „Hasetalstadion“ hieß und von gegnerischen Fans als „Wiese mit Tribüne“ veräppelt wurde. Und auch die heimischen Talente schienen nicht mehr ausreichend zu sein. Finanzier Klose heuerte jedenfalls Fachkräfte aus allen Winkeln Europas an, die dem VfL in die 2. Bundesliga führten sollte.

Zunächst reichte es jedoch nur zur unbefriedigenden Rolle als „graue Maus mit internationalem Flair“. Erst als im Dezember 1991 der langjährige Meppener Erfolgscoach Rainer Persike die Trainingsleitung übernahm, gelang der Durchbruch. Obwohl mit Peter Harth ein Leistungsträger nach Lübeck gewechselt war, gelang dem VfL 1992/93 die Qualifikation zur Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. 1.800 Fans bejubelten ein 4:1 über Norderstedt, das Herzlake zum Nordmeister machte.
„Es ist wieder einmal Zeit für eine neue Klasse“, gab Präsident Klose darob eine klare Botschaft aus. Doch sein Wunsch fand keine Erfüllung. Während sich Herzlake an den aufregenden Gastspielen von Preußen Münster, Eintracht Trier und Rot-Weiss Essen erfreute, stieß die Persike-Elf sportlich an ihre Grenzen.

Im Folgejahr zerplatzte der Traum von der Titelverteidigung bereits im Februar nach einem 1:2 auf eigenem Platz gegen den VfB Lübeck, und danach ging es dramatisch bergab. 1996 nahm Karl-Heinz Klose nach 30 Jahren seinen Abschied, und schon 1997 drohte erstmals der freiwillige Rückzug auf Kreisebene. Zunächst kämpfte man mit Hilfe lokaler Geschäftsleute weiter, doch 1999 war Schluss.

Dem Neubeginn in der 1. Kreisklasse Emsland-Mitte folgte ein Durchmarsch bis in die Bezirksliga, in der die Rot-Schwarzen bis heute ansässig sind.

Samstag, 3. Dezember 2011

Proteste gegen Ticketpreise in England


Am morgigen Sonntag wird es beim Spiel in der englischen Premier League zwischen Wolverhampton Wanderers und Sunderland AFC zu gemeinsamen Protesten beider Fangruppen gegen die Ticketpreise in der höchsten englsichen Liga kommen.

In einer Erklärung heißt es begründend:
Football has changed over the last 20 years beyond recognition and as time has gone on, supporters are having their loyalty and passion exploited more and more with ticket prices rising year on year, some clubs prices rising by 900% since The Premier League was launched. With the world economy as it is, it is financially harder than ever for supporters to follow their team home and away and in addition players wages continue to rise to an astronomical level.
Das Sonntagsspiel wird live auf Sky übertragen und bietet insofern eine gewisse Plattform für den Protest. Die Fans wollen für zehn Minuten jegliche Unterstützung beider Mannschaften einstellen, um zu zeigen, wie Fußball ohne Fans aussehen würde. "There will be no clapping players out onto the pitch, no singing, no celebrating any goals scored, stone dead silence. We will show the world that supporters are the life blood of football and we will not have our game taken away from us with the current greed culture running through the game."

Die Gruppe hofft, dass ihre Idee von Anhängern anderer Vereine aufgegriffen wird und es auch bei anderen Spielen an diesem Wochenende zu ähnlichen Aktionen kommt. "Together we can make a stand against the greed that is destroying the heart and soul of football - you, the fans."

Initiator der Aktion ist der lockere Fanzusammenschluss "Take back the game": http://www.takebackthegame.org/

Freitag, 2. Dezember 2011

Insolvenzticker: Eintracht Nordhorn

Beim angeschlagenen niedersächsischen Oberligisten Eintracht Nordhorn sieht die Zukunft düster aus, sollte es nicht zu der für 2012 geplanten Fusion mit Nachbar Vorwärts Nordhorn kommen. Auf der Jahreshauptversammlung in dieser Woche wurden die rund 90 anwesenden Mitglieder über die gegenwärtige finanzielle Situation der Weinroten und den Stand der Gespräche mit Vorwärts informiert.

Das Trio aus Vereinsvorsitzender Gerd Treiber, Schatzmeister Gerhard Verwolt und Wirtschaftsratvorsitzender Heinrich Heidkamp sprach dabei in eindringlichen Worten von einem Finanzproblem, das gegenwärtig auf dem Klub drückt. In den vergangen Jahren war die Eintracht bereits zweimal kurz vor Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gewesen, hatte jedoch jeweils weitermachen können. Nun ist die Lage erneut ernst. Die "Grafschafter Nachrichten" zitieren Klubchef Treiber mit den Worten: „Spielergehälter konnten nicht termingerecht gezahlt und Lieferanten nicht bezahlt werden.“

Wirtschaftschef Heidkamp sieht die einzige Überlebenschance in der angedachten Fusion mit dem SV Vorwärts (http://fussballglobus.blogspot.com/2011/11/insolvenzticker-eintracht-nordhorn-vor.html). Ansonsten drohe die Insolvenz und damit die Gefahr, dass nicht nur das Kapitel Oberligafußball in Nordhorn beendet sei, sondern die Eintracht ganz von der Bildfläche verschwinden könnte. Heidkamp: „Eine Insolvenz schafft kein neues Geld.“ Voraussetzung für die Fusion ist aber eine Sanierung der Eintracht. Nach Auskunft der Grafschafter Nachrichten" beläuft sich das dafür benötige Finanzvolumen auf "gut 300.000 Euro, die durch Sponsoren (100.000 Euro), den Verzicht von Gläubigern (92.000 Euro), die Stadt (100.000 Euro) und einen Beitrag der Mannschaft (15.000 Euro) zusammenkommen sollen."

Ex-Vorsitzender Nordhorner Ehrenbürgermeister Friedel Witte mahnte die Mitglieder der Weinroten angesichts dieser Zahlen um Spenden und appellierte: „Wir sind Eintracht und können es nur gemeinsam schaffen.“

Im weitern Verlauf wurde erklärt, dass die Fusion mit Volldampf vorangetrieben werden soll. Die diesbezüglich Stimmung sei positiv gewesen, bilanzierte Klubchef Treiber anschließend. Eine Probeabstimmung habe man dennoch nicht durchführen wollen. Erst soll ein fertiges Fusionskonzept erarbeitet und den Mitgliedern vorgelegt werden. Bei den fälligen Mitgliederversammlungen wären auf beiden Seiten jeweils zwei Drittel-Mehrheiten für einen Zusammenschluss notwendig.

Der SV Eintracht Nordhorn war bereits Anfang 2010 und im Frühjahr 2011 von der Insolvenz bedroht. Die Beantragung der Lizenz für die derzeit laufende Oberligaspielzeit 2011/12 war angesichts einer Deckungslücke in Höhe von 80.000 Euro zunächst gefährdet werden. Schon damals hatte Vorsitzender Treiber gewarnt: „Wir sind noch lange nicht über dem Berg.“

http://www.eintracht-nordhorn.de/eintracht/sve-news/886-keine-neuigkeiten-zu-geplanter-fusion.html

Zwei nicht mehr ganz frische aber gleichwohl interessante Einschätzung lokaler Fans zur Gesamtlage der Eintracht gibt es hier:

http://www.eintracht-nordhorn.de/eintracht/fan-forum.html?func=view&catid=3&id=309

http://imschattendertribuene.blogspot.com/2009/12/drohende-insolvenz.html

Ein Bericht über die drohende Insolvenz 2010: http://www.eintracht-nordhorn.de/eintracht/sve-news/522-eintracht-nordhorn-wendet-insolvenz-ab.html

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Insolvenzticker: 1. FC Gera, Grün-Weiß Wolfen

Der Herbst neigt sich dem Ende zu, und mit den fallenden Blättern steigt auch die Zahl der Klubs in Krisen. Nach Borea Dresden und Kickers Emden hat nun mit dem 1. FC Gera ein weiterer Oberligist einen Insolvenzantrag gestellt.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Dirk Herzig ernannt (http://www.rws-verlag.de/hauptnavigation/aktuell/news-detail/article/57/Schultze-Braun-1-FC-Gera-03-stellt-Insolvenzantrag.html). Herzig strebt einen Erhalt des Vereins und die Sanierung im Rahmen einer Planinsolvenz an. Geschäftsbetrieb und der laufende Spielbetrieb sollen fortgesetzt werden. Eine Stellungnahme seitens des Vereins liegt nicht vor. Da mit Borea Dresden bereits ein Team wegen Insolvenz ausgeschieden ist, gibt es in der Oberliga Nordost-Süd eigentlich keinen weiteren Absteiger. Selbst Gera, mit bislang nur vier Punkten, würde in der Klasse verbleiben. Wird das Insolvenzverfahren eröffnet, stünde der Klub dennoch als Zwangsabsteiger in die Thüringenliga fest.

Schon 2010 hatte dem Klub ein Insolvenzverfahren gedroht, das jedoch in letzter Sekunden abgewendet worden war (http://fussballglobus.blogspot.com/2010/11/insolvenzticker-1-fc-03-gera.html). Wie im Fall Emden stellt sich auch in Gera die Frage, warum der Klub im Sommer überhaupt eine Spiellizenz für die laufende Saison bekommen hat. Nach Einschätzung von Insidern war das Ende im Sommer bereits abzusehen.


Eine Klasse tiefer steht Sachsenligist Grün-Weiß Wolfen ebenfalls vor mächtigen finanziellen Problemen und hat gleichsfalls ein Insolvenzverfahren beantragt. Die nächsten beiden Punktspiel gegen Eintracht Haldensleben und Preussen Magdeburg sind abgesagt worden. Landesverbandssprecher Volkmar Laube wird vom "mdr" wie folgt zitiert: "In einer möglichen Eröffnung des Insolvenzverfahrens sehen wir die große Chance für einen Neuanfang und den Erhalt des traditionsreichen Fußball-Standortes Wolfen, vor allem für den Nachwuchs."

Weitere Infos: http://www.fcgww.de/gww/
http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1321007835056&openMenu=1012902958319&calledPageId=1012902958319&listid=1018348861749