Hoch lebe der 1. FC Köln! Das bringt mich jetzt vermutlich um ein paar Sympathien bei F95ern und/oder Gladbachern (habe ich Leverkusen-Fans an Bord?), doch es muss sein. Denn nur weil der 1. FC Köln in der vergangenen Woche zu einem freunds...chaftlichen Duell in die alte Grugastadt Essen gereist ist, gelangte der abgebildete Kaffee-Becher in meine Sammlung, in der ich schon seit längerem einen Platz für den Essener Turnerbund Schwarz-Weiß vorgesehen hatte.
Dirk Unschuld, wandelndes FC-Lexikon, Autor großartiger Bücher über den EffZeh und emsiger „gefällt-mir“-Klicker der „Tassen-Like-Liga powered by Hardy Grüne“, war der Glücksbote und ergatterte am Uhlenkrug dieses schöne Souvenir, das wenige Tage später – begleitet von zwei weiteren Schönheiten, deren Identität ich an dieser Stelle noch nicht verraten werde – bei mir eintraf. Danke, lieber Dirk, darauf ein gemeinsames Pils!
Mit dem ETB verbinde ich zunächst intensive persönliche Erfahrungen. 1975/76 spielte Göttingen 05 mit den Schwarz-Weißen gemeinsam in der 2. Bundesliga Nord. Beim Rückrundenspiel in Göttingen erfuhr ich seinerzeit zum ersten Mal von dieser grenzenlosen Ohnmacht, die einen Fußballfan erfasst, wenn der Schiedsrichter "gefühlt" nicht mit der eigenen, sondern mit der gegnerischen Mannschaft sympathisiert. 05 verlor mit 2:3, obwohl Manfred Zindel kurz vor dem regulären Ende aus 30 Metern das Leder zum 3:3-Ausgleich in die Essener Maschen gehämmert hatte – der Schiedsrichter, ein Herr W. aus - welch Skandal! - Recklinghausen, verweigerte dem Treffer wegen Abseits (!) die Anerkennung und transportierte mich damit erstmals in meiner noch jungen Fankarriere in dieses persönliche Tollhaus, in das einen nur der Fußball (und vielleicht noch die Frauen bzw. Männer ;-)) bringen kann. Zum ersten Mal stand ich damals jedenfalls mit drohender Faust und wutverzerrtem Gesicht am Spielerausgang und bekundete mein tiefes Missfallen über die Spielleitung des „Unparteiischen“. Kein Tag, auf den ich heute allzu stolz bin...
In der Folgesaison reiste ich zum ersten Mal mit 05 nach Essen. Der ETB spielte damals allerdings im heute längst abgerissenen Grugastadion und nicht am heimischen Uhlenkrug. Das hinderte mich nicht daran, Sympathien für die Schwarz-Weißen zu entwickeln, was vermutlich einerseits an der eher überschaubaren Kulisse lag, andererseits aber auch an den paar fröhlichen und aufgeschlossenen Heimfans, mit denen ich während der Partie Fan-Club-Aufnäher tauschte. ETB war nett, beschaulich, trist. So ein bisschen wie 05. Das gefiel mir. Das Spiel endete 1:1 und half weder den auf den Aufstieg hoffenden Essenern noch uns, die wir gegen den Abstieg spielten.
Für den ETB waren es die letzten großen Tage. Mit Einführung der 2. Bundesliga Nord hatte man im Essener Süden noch einmal die große Lust auf die Bundesliga bekommen. Für 1,4 Mio. DM war der Uhlenkrug an die Stadt verkauft und tüchtig investiert worden. Zweimal scheiterte das Team um Günter „Pommes“ Leufgen knapp am Relegationsplatz (1976, 1977). Dann war das Geld alle und die Zukunft wurde düster. 1978 gab der ETB freiwillig die Zweitligalizenz zurück und begab sich auf eine schleichende Talfahrt, die den Verein inzwischen in der Oberliga Niederrhein spielen sieht. Nur sporadisch gab es ein paar Höhepunkte und Hoffnungsschimmer für jenen Klub, der nach dem Zweiten Weltkrieg zumeist tief im Schatten von Lokalrivale RWE stand. 1980 verpasste der ETB als Vizemeister der Oberliga Niederrhein nur knapp die Aufstiegsrunde. Unvergessen dann das Jahr 1985, als man sich ein packendes Titelrennen mit RWE lieferte. Als die Mannen von der Hafenstraße das direkte Duell am Ostermontag 1985 vor 30.000 Zuschauern mit 3:1 gewannen, zerplatzten die Hoffnungen der Elf vom Uhlenkrug abermals.
Neun Jahre später verpasste Schwarz-Weiß sogar die Regionalliga West/Südwest und war erstmals nur noch viertklassig. Dank der famosen Jugendarbeit, aus der u.a. Oliver Bierhoff hervorgegangen war, durften die zunehmend weniger werdenden Fans am Uhlenkrug zwar weiterhin von einer Renaissance träumen, bekamen im Alltag aber zumeist Ernüchterndes serviert. 2008/09 der nächste Rückschlag, als es noch eine Etage tiefer in die fünftklassige NRW-Liga ging. Längst war der ETB zum Mythos geworden, der sich mit klammen Kassen und vor überschaubaren Kulissen gegen die lokale Übermacht des RWE stemmen musste. Als 2010 ein Überraschungserfolg im Niederrhein-Pokalfinale gegen den Rivalen aus Borbeck gelang, hatten finanzielle Probleme den Verein längst eingeholt. Seitdem herrscht Küchenmeister Schmalhans am Uhlenkrug, konnte man Anfang 2013 immerhin einen Insolvenzantrag nach einer erfolgreichen Spendenaktion zurückziehen, wandten sich jedoch weitere Zuschauer und Fans von dem Klub ab, wurde der altehrwürdige Uhlenkrug allmählich zum Biotop. „Die SWE-Tasse war übrigens so ‚blass‘. Vermutlich hat sie etwas Uhlenkrug-Patina angenommen...“ kommentierte mein Kölner Tassen-Lieferant treffend den Zustand des ETB-Gefässes und des ETB…
Auch wenn es bitter ist: Schwarz-Weiß Essen dürfte einer dieser einst mächtigen Klubs sein, für die der Zug dauerhaft „abgefahren“ ist. Vor dem Ersten Weltkrieg waren die „Lackschuhträger“ aus dem schicken Essener Süden unumstrittene lokale Nummer eins und sogar eines der spielstärksten Teams in Westfalen. Doch schon in den 1920er Jahren verdrängten Arbeiterteams wie BV Altenessen und Schalke 04 die „Turner“ von der Spitze. Nach dem Krieg holte eine legendäre Mannschaft um Horst Trimhold 1959 dann noch den DFB-Pokal an den Uhlenkrug (5:2 im Finale gegen Borussia Neunkirchen), ehe 1967 mit der gescheiterten Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga jene letzte große Ära begann, die 1978 mit dem erwähnten freiwilligen Abstieg aus der 2. Bundesliga endete.
Dirk Unschuld, wandelndes FC-Lexikon, Autor großartiger Bücher über den EffZeh und emsiger „gefällt-mir“-Klicker der „Tassen-Like-Liga powered by Hardy Grüne“, war der Glücksbote und ergatterte am Uhlenkrug dieses schöne Souvenir, das wenige Tage später – begleitet von zwei weiteren Schönheiten, deren Identität ich an dieser Stelle noch nicht verraten werde – bei mir eintraf. Danke, lieber Dirk, darauf ein gemeinsames Pils!
Mit dem ETB verbinde ich zunächst intensive persönliche Erfahrungen. 1975/76 spielte Göttingen 05 mit den Schwarz-Weißen gemeinsam in der 2. Bundesliga Nord. Beim Rückrundenspiel in Göttingen erfuhr ich seinerzeit zum ersten Mal von dieser grenzenlosen Ohnmacht, die einen Fußballfan erfasst, wenn der Schiedsrichter "gefühlt" nicht mit der eigenen, sondern mit der gegnerischen Mannschaft sympathisiert. 05 verlor mit 2:3, obwohl Manfred Zindel kurz vor dem regulären Ende aus 30 Metern das Leder zum 3:3-Ausgleich in die Essener Maschen gehämmert hatte – der Schiedsrichter, ein Herr W. aus - welch Skandal! - Recklinghausen, verweigerte dem Treffer wegen Abseits (!) die Anerkennung und transportierte mich damit erstmals in meiner noch jungen Fankarriere in dieses persönliche Tollhaus, in das einen nur der Fußball (und vielleicht noch die Frauen bzw. Männer ;-)) bringen kann. Zum ersten Mal stand ich damals jedenfalls mit drohender Faust und wutverzerrtem Gesicht am Spielerausgang und bekundete mein tiefes Missfallen über die Spielleitung des „Unparteiischen“. Kein Tag, auf den ich heute allzu stolz bin...
In der Folgesaison reiste ich zum ersten Mal mit 05 nach Essen. Der ETB spielte damals allerdings im heute längst abgerissenen Grugastadion und nicht am heimischen Uhlenkrug. Das hinderte mich nicht daran, Sympathien für die Schwarz-Weißen zu entwickeln, was vermutlich einerseits an der eher überschaubaren Kulisse lag, andererseits aber auch an den paar fröhlichen und aufgeschlossenen Heimfans, mit denen ich während der Partie Fan-Club-Aufnäher tauschte. ETB war nett, beschaulich, trist. So ein bisschen wie 05. Das gefiel mir. Das Spiel endete 1:1 und half weder den auf den Aufstieg hoffenden Essenern noch uns, die wir gegen den Abstieg spielten.
Für den ETB waren es die letzten großen Tage. Mit Einführung der 2. Bundesliga Nord hatte man im Essener Süden noch einmal die große Lust auf die Bundesliga bekommen. Für 1,4 Mio. DM war der Uhlenkrug an die Stadt verkauft und tüchtig investiert worden. Zweimal scheiterte das Team um Günter „Pommes“ Leufgen knapp am Relegationsplatz (1976, 1977). Dann war das Geld alle und die Zukunft wurde düster. 1978 gab der ETB freiwillig die Zweitligalizenz zurück und begab sich auf eine schleichende Talfahrt, die den Verein inzwischen in der Oberliga Niederrhein spielen sieht. Nur sporadisch gab es ein paar Höhepunkte und Hoffnungsschimmer für jenen Klub, der nach dem Zweiten Weltkrieg zumeist tief im Schatten von Lokalrivale RWE stand. 1980 verpasste der ETB als Vizemeister der Oberliga Niederrhein nur knapp die Aufstiegsrunde. Unvergessen dann das Jahr 1985, als man sich ein packendes Titelrennen mit RWE lieferte. Als die Mannen von der Hafenstraße das direkte Duell am Ostermontag 1985 vor 30.000 Zuschauern mit 3:1 gewannen, zerplatzten die Hoffnungen der Elf vom Uhlenkrug abermals.
Neun Jahre später verpasste Schwarz-Weiß sogar die Regionalliga West/Südwest und war erstmals nur noch viertklassig. Dank der famosen Jugendarbeit, aus der u.a. Oliver Bierhoff hervorgegangen war, durften die zunehmend weniger werdenden Fans am Uhlenkrug zwar weiterhin von einer Renaissance träumen, bekamen im Alltag aber zumeist Ernüchterndes serviert. 2008/09 der nächste Rückschlag, als es noch eine Etage tiefer in die fünftklassige NRW-Liga ging. Längst war der ETB zum Mythos geworden, der sich mit klammen Kassen und vor überschaubaren Kulissen gegen die lokale Übermacht des RWE stemmen musste. Als 2010 ein Überraschungserfolg im Niederrhein-Pokalfinale gegen den Rivalen aus Borbeck gelang, hatten finanzielle Probleme den Verein längst eingeholt. Seitdem herrscht Küchenmeister Schmalhans am Uhlenkrug, konnte man Anfang 2013 immerhin einen Insolvenzantrag nach einer erfolgreichen Spendenaktion zurückziehen, wandten sich jedoch weitere Zuschauer und Fans von dem Klub ab, wurde der altehrwürdige Uhlenkrug allmählich zum Biotop. „Die SWE-Tasse war übrigens so ‚blass‘. Vermutlich hat sie etwas Uhlenkrug-Patina angenommen...“ kommentierte mein Kölner Tassen-Lieferant treffend den Zustand des ETB-Gefässes und des ETB…
Auch wenn es bitter ist: Schwarz-Weiß Essen dürfte einer dieser einst mächtigen Klubs sein, für die der Zug dauerhaft „abgefahren“ ist. Vor dem Ersten Weltkrieg waren die „Lackschuhträger“ aus dem schicken Essener Süden unumstrittene lokale Nummer eins und sogar eines der spielstärksten Teams in Westfalen. Doch schon in den 1920er Jahren verdrängten Arbeiterteams wie BV Altenessen und Schalke 04 die „Turner“ von der Spitze. Nach dem Krieg holte eine legendäre Mannschaft um Horst Trimhold 1959 dann noch den DFB-Pokal an den Uhlenkrug (5:2 im Finale gegen Borussia Neunkirchen), ehe 1967 mit der gescheiterten Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga jene letzte große Ära begann, die 1978 mit dem erwähnten freiwilligen Abstieg aus der 2. Bundesliga endete.
Hoch lebe der 1. FC Köln! Das bringt mich jetzt vermutlich um ein paar Sympathien bei F95ern und/oder Gladbachern (habe ich ... kleiderschrankw.blogspot.de
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