Montag, 19. November 2012

Al-Ahly neuer Afrikameister


Anlässlich des Erfolges von Al-Ahly Kairo im Endspiel der afrikanischen Champions League über Esperance Tunis mal wieder ein kleiner Ausflug nach Afrika.

Nachstehend das Porträt über Ägyptens erfolgreichsten Klub aus dem zweiten Band meiner 2009 erschienenen Weltfußball-Enzyklopädie (http://www.hardy-gruene.de/buecher/weltenzyklopaedie.htm).





Al-Ahly Kairo

Afrikas schillernder Fußballkönig, der 2000 zum Jahrhundertklub des Kontinents gekürt wurde. Schon die schiere Auflistung der Erfolge ist beeindruckend.
National errang Al-Ahly 33 Meisterschaften und 35 Pokalsiege. International gewann man sechsmal die Kontinentalmeisterschaft und viermal den Pokal der Pokalsieger, zu denen sich vier afrikanische Superpokalerfolge gesellen. 2006 erhielt Al-Ahly zudem als erster afrikanischer Klub eine Medaille bei der FIFA-Klub-WM (Bronze). Die Anhängerschaft des zu den größten und legendärsten Vereinen der Welt zählenden Klubs wird auf 40 Mio. geschätzt. Im arabischen Raum unumstrittene Nummer eins, nimmt Al-Ahly in Ägypten den Status eines Heiligtums ein. Das verdankt der Großverein mit mehr als 40.000 Mitgliedern und einer Vielzahl von Sparten auch seiner klaren politischen Positionierung, die bereits der Klubname Al-Ahly (»Volk« im Sinne von Nation) ausdrückt.
Obwohl erst 1907 gegründet, liegen Al-Ahlys Wurzeln im Jahr 1905, als der Student Omar Bey Lotfi einen Studentenverein installierte. Am 24. April 1907 wurde daraus der im Süden des auf der Nil-Insel Gezira gelegenen Kairoer Stadtteils Zamalek ansässige Sportverein Al-Ahly. Das britische Protektorat, unter dem Ägypten seinerzeit stand, hatte zur Entstehung einer Nationalbewegung geführt, zu der auch die Vereinsgründer um den ägyptischen Nationalhelden Saad Zaghloul gehörten. Sie gaben ihrem Klub das Rot der ägyptischen Flagge und schufen ein Wappen, das den königlichen Adler sowie die Königskrone aufwies.
Während Al-Ahly damit zum Aushängeschild der Nationalisten wurde, stieg die 1911 gebildete Fußballabteilung binnen kurzem zum populärsten und größten Verein in Kairo bzw. Ägypten auf. Ärgster Rivale war der gleichfalls in Zamalek ansässige liberale Klub Al-Mokhtalat (»International«), der seit 1952 Zamalek heißt. Während Al-Ahly vornehmlich die Mittelschicht und die Arbeiter erreicht, wird Zamalek der Aristokratie zugeordnet. Sowohl in der Zahl seiner Erfolge als auch in der Popularität rangiert Al-Ahly allerdings mit deutlichem Vorsprung vor dem Erzrivalen. Schätzungen zufolge bekennen sich rund 70 Prozent aller ägyptischen Fußballfans zu Al-Ahly. Wiederholt mussten deshalb zu entscheidenden Spielen ausländische Schiedsrichter eingeflogen werden, da es schwierig war, in Ägypten Al-Ahly gegenüber neutrale Unparteiische zu finden.
Der Klub hat in seiner Geschichte zahlreiche herausragende Spieler hervorgebracht. So bestand die in den 1920er Jahren erfolgreiche ägyptische Olympiamannschaft zum Großteil aus Al-Ahly-Akteuren, während man 1934 bei der WM in Italien u.a. von Ausnahmestürmer »Mokhtar« El-Titch vertreten wurde. Als 1949 Ägyptens Fußball-Nationalliga eingeführt wurde, schwang sich Al-Ahly zur dominierenden Kraft auf und gewann bis 1989 insgesamt 22 von 33 ausgespielten Titeln.
Die Dominanz war nicht zuletzt der Nähe zur jeweiligen Landesfühung zu verdanken. Nach dem Sturz der Monarchie bekannte sich auch Ägyptens Präsident Nasser zu dem Fußball spielenden Nationalheiligtum und wurde von jenem zum Ehrenmitglied ernannt. Nachdem der Klub in den 1960er und 1970er Jahren, angeführt von der Vereinslegende Saleh Selim und trainiert u. a. von Nandor Hidegkuti und Ferenc Puskás, national weiterhin von Erfolg zu Erfolg geeilt war, eroberte er in den 1980er Jahren schließlich auch die internationale Bühne. 1982, 1983 und 1987 erreichten die »Red Devils« jeweils das Endspiel um die Kontinentalmeisterschaft, das sie 1982 (gegen Asante Kotoko aus Ghana) und 1987 (gegen Al-Hilal aus Sudan) jeweils für sich entschieden, während sie 1983 an Asante Kotoko scheiterten. Zudem ging der Klub von 1984-86 im kontinentalen Pokalsiegerwettbewerb dreimal in Folge als Sieger hervor.
Im Gegensatz zur Konkurrenz setzte Al-Ahly dabei vornehmlich (aber nicht ausschließlich) auf ägyptische Spieler und folgte damit seinem Ruf als »Nationalverein«. Nach einer längeren Durststrecke sicherte sich 1993 eine von den Nationalspielern Hani Ramzi, Hossam Hassan, Ibrahim Hassan und Magdi Abdul-Ghani geprägte Elf zum vierten Mal die afrikanische Pokalsiegertrophäe. 2000 zu Afrikas »Jahrhundertklub« gekürt, konnte die große Fangemeinde (»Ahly Lovers Union«, »ALU«) 2001, 2005, 2006 und 2008 vier weitere Male die Kontinentalmeisterschaft bejubeln.
Mit sechs Titeln ist Al-Ahly damit Afrikas Rekordmeister. Ohnehin ist der Klub eigentlich nur in Superlativen zu beschreiben und nimmt vor allem im arabischen Raum eine herausragende Bedeutung ein. Mit dem Mokhtar-El-Titch-Stadion verfügt er zudem über ein höchsten Ansprüchen genügendes Trainings- und Vereinszentrum. Seine Spiele bestreitet Al-Ahly allerdings ebenso wie Erzrivale Zamalek im Cairo International Stadium von Nasserstadt. [24.4.1907 | Cairo International (74.100) | 33 | 35]

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