Gifhorn ist eine gemütliche
und schön anzuschauende Kleinstadt am Rande der Lüneburger Heide. Fußballerisch
liegt man im Bannstrahl von Wolfsburg, Hamburg, Hannover und Braunschweig.
Hochkarätige Konkurrenz, die den lokalen Fußballklubs nicht nur die Talente
sondern auch die Zuschauer streitig machen.
Und doch hat sich der MTV
Gifhorn seit den 1970er Jahren unter den führenden Fußballklubs in
Niedersachsen etabliert, erreichten die Schwarz-Gelben in den 1980er Jahren mit
acht Spielzeiten in der damaligen Oberliga Nord ihren Zenit.
Der Aufstieg des MTV Gifhorn,
dessen Wurzeln bis ins Revolutionsjahr 1848 zurückreichen, der aber erst 1911
eine Fußballsektion bekam, begann in den 1960er Jahren. 1965 wechselte mit
Wolfgang Simon erstmals ein Gifhorner Männerturner in den Profifußball
(Eintracht Braunschweig), und 1968 verdrängte der MTV mit einem 2:1 im direkten
Duell die SVG Gifhorn vom städtischen Fußballthron. Fortan war Gifhorns
Spitzenfußball der MTV. 1970 erreichten die Schwarz-Gelben nach drei Aufstiegen
in Folge die damals viertklassige Verbandsliga und kamen 1977 bereits im
niedersächsischen Fußballoberhaus an.
Der Erfolg der Männerturner
war einer liebevollen Nachwuchsarbeit zu verdanken, die vom ehemaligen
Wolfsburger Regionalligaspieler und Bundeswehrhauptmann Wolf-Rüdiger Krause
veredelt worden war. Und der Aufschwung hielt an. Im ersten Landesligajahr
gewann der MTV den Niedersachsenpokal, im zweiten Jahr gelang der Einzug in die
Aufstiegsrunde zur Oberliga Nord. Dort setzte sich die Mannschaft um den
frischgebackenen Olympiaauswahlspieler Heinz Gerono gegen den SV Meppen,
Bergedorf 85 und Schleswig-Vertreter Strand 08 durch und verbuchte einen
Besucherschnitt von 1.700 Zahlenden. Eilig rollten hernach die Bagger an, um
die Spielstätte am Turnheim Bleiche-Knickwall drittligatauglich zu machen, während
sich Trainer Krause und seine Equipe auf hochkarätige Gegner wie FC St. Pauli,
VfL Wolfsburg, VfB Lübeck, VfB Oldenburg, Holstein Kiel und Göttingen 05
freute.
Und der Höhenflug hielt
auch im norddeutschen Oberhaus an. Mit einer schon damals ungewöhnlicher
Philosophie, keine Mark für Spielereinkäufe auszugeben und einer vielgerühmten
Kameradschaft preschte der Aufsteiger bis hinauf auf Rang sieben und etablierte
sich damit im Konzert der Großen. Das Team bestand fast ausnahmslos aus
Akteuren der Region. Olympiaauswahlspieler Gerono war ebenso ein Eigengewächs
wie Torjäger Klaus Gahr, Kapitän Werner „Schuko“ Schuster sowie die später in
den Profifußball wechselnden Heiner Pahl (Eintracht Braunschweig),
Heinz-Wilhelm Fesser (Göttingen 05), „Sigi“ Otto (VfL Wolfsburg), Mathias
Ruländer (Werder Bremen), Frank Plagge und Bernd Buchheister (beide Eintracht
Braunschweig).
Das half dem Verein, die infrastrukturellen Mängel in
Gifhorn auszugleichen. Denn das Stadion am Bleiche-Knickfall verfügte weder
über eine Tribüne noch über Sitzplätze und die Zahl zahlungskräftiger Sponsoren
in Gifhorn war überschaubar. Manager Wegner musste daher sehr sorgfältig mit
den bescheidenen Finanzmitteln umgehen. 1982/83 erreichte der MTV Gifhorn den
Zenit seiner Historie – gleichbedeutend mit dem wohl ewigen Höhepunkt in
Gifhorns Balltretergeschichte. Monatelang rang der kleine Klub um den
Meistertitel, und in Gifhorn fragte man sich, wie wohl das Abenteuer 2.
Bundesliga bewältigt werden könnte. Am 31. Oktober 1982 sorgten dann beim Gipfeltreffen
mit Nachbar VfL Wolfsburg 3.700 Zuschauer für eine vermutlich ewige
Rekordkulisse. Sie hatten, sofern Schwarzgelb tragend, allen Grund zum Jubel,
denn dank eines Treffers von „Charly“ Priesnitz setzte sich der MTV im
Prestigeduell mit 1:0 durch. Am Ende reichte es zwar „nur“ zum vierten Platz,
doch den Verantwortlichen fielen dicke Felsbrocken von den Herzen, denn die
Herausforderung 2. Liga wäre für Gifhorn viel zu groß gewesen.
Danach kam, was kommen musste: der Absturz. Während
ein Fußballförderkreis Gelder für eine überdachte Tribüne sammelte,
verabschiedete sich Erfolgscoach Krause nach Wolfsburg, und unter Nachfolger
Reiner Hollmann verabschiedete sich der MTV 1985/86 überraschend aus dem
norddeutschen Fußballoberhaus. Ein katastrophaler Fehlstart und eine fatale
Auswärtsschwäche waren die sportlichen Gründe, die angespannte Finanzlage die
wirtschaftlichen. In der Folge geriet der MTV in eine existenzbedrohende Krise
und wurde bis in die Landesliga durchgereicht.
Dort fing sich der Klub wieder – erneut dank seiner Nachwuchsarbeit.
Nachdem die MTV-Junioren 1998 mit einem 2:0-Finalsieg über Blau-Weiß Lohne
Niedersachsenmeister geworden waren, kehrten die Schwarz-Gelben sogar noch
einmal in die Oberliga zurück, verabschiedeten sich aber nach nur einem Jahr.
Seitdem ist der MTV fester Bestandteil der Landesliga Braunschweig, verfügt
inzwischen über ein schmuckes Fußballstadion und einen liebevoll engagierten
Förderkreis. Und wer weiß: vielleicht erwacht der kleine Fußballriese eines
Tages mal wieder zu alter Größe.
Also, lieber Herr Grüne. Ich weiß nicht, wo Sie ihre Informationen beziehen, aber ich kann Ihnen guten Gewissens sagen: Seriös sind die nicht. Eine Essenz an Beispielen: Mein Vater Wolf-Rüdiger Krause war mitnichten ein Bundeswehrhauptmann, sondern bei VW beschäftigt. Als Aktiver war er Bundesligaspieler bei Eintracht Braunschweig sowie in Wolfsburg in der 2. Liga. Das Stadion in Gifhorn war keineswegs der (Trainings)Platz an der Bleiche, sondern das Sportzentrum Süd. Und Niedersachsenmeister wurden 1998 nicht die Junioren, sondern die 1. Herren (übrigens erneut mit dem Trainer Wolf-Rüdiger Krause).
AntwortenLöschenViele Grüße
Stefan Krause