Bernd Windhausen, geboren am 22. September 1942 in Duderstadt. Aufgewachsen in Duderstadt begann er 1959 beim VfL 08 Duderstadt mit dem Fußballspielen. Windhausen war ein kopfballstarker Torjäger und weckte rasch das Interesse höherklassiger Vereine. 1962 wurde er von Fritz Rebell zu Regionalligist Borussia Fulda geholt, nach dessen Abstieg er 1964 zum süddeutschen Traditionsklub SpVgg Fürth wechselte. In drei Spielzeiten absolvierte Windhausen 82 Ligaspiele für die Kleeblätter, in denen ihm 51 Tore gelangen. Nachdem Windhausen 1966/67 mit 32 Treffern Torschützenkönig geworden war, holte ihn der 1. FC Kaiserslautern in die Bundesliga. Für die Pfälzer bestritt er in zwei Saisons 56 Partien und erzielte 14 Tore. 1969 kehrte Windhausen in den Norden zurück und unterschrieb bei Werder Bremen. 29 Spiele mit acht Treffern kamen bis 1970 hinzu, ehe Bernd Windhausen seine Karriere verletzungsbedingt beenden musste. Der einzige Bundesligaspieler, den das Eichsfeld bislang hervorgebracht hat, lebt heute in Baden bei Bremen.
Die
ganz großen Fußballernamen sind in Südniedersachsen dünn gesät. Der von Bernd
Windhausen gehört zweifelsohne dazu. 85 Bundesligaspiele bestritt der Torjäger
zwischen 1967 und 1970 für den 1. FC Kaiserslautern und Werder Bremen. Windhausen
ist damit der bislang einzige Eichsfelder, der es in die Fußball-Bundesliga
geschafft hat.
Seine
Laufbahn begann der aus einer alteingesessenen Duderstädter Familie stammende
Angreifer 1959 beim VfL 08 Duderstadt, nachdem er zuvor sämtliche Jugendjahrgänge
der Blau-Gelben durchlaufen war. „Ich muss sagen, ich habe nicht so gerne
Fußball gespielt. Ich musste, weil Vater wollte, dass ich spiele. Ich wollte
lieber Badminton oder Leichtathletik betreiben“, erzählt der heute in Baden bei
Achim lebende Torjäger schmunzelnd.
Nachdem
„Schnurri“ („den Namen habe ich von meinem Bruder“) eine Zeitlang zum Schrecken
der gegnerischen Abwehrreihen im Altkreis Duderstadt geworden war, verließ er
Duderstadt berufsbedingt und gab auch seine Fußballkarriere auf. Doch seine
Treffsicherheit und seine herausragende Kopfballstärke blieben in Erinnerung.
1962 meldete sich der seinerzeit bei Borussia Fulda arbeitende spätere
05-Trainer Fritz Rebell bei Windhausen und überredete ihn zu einem Comeback.
„Da habe ich dann ein Jahr als Amateur gespielt. Und habe so viele Tore
geschossen, dass ich einen Vertrag für die erste Mannschaft bekommen habe. Die
stieg grade auf in die Regionalliga“.
Nach
dem Abstieg der Hessen wechselte Fritz Rebell 1964 zu Göttingen 05, während
sich Bernd Windhausen dem Süd-Regionalligisten SpVgg Fürth anschloss. „Da war
der Bruder von Tschik Cajkovski Trainer. Das erste Jahr, das lief so lala. Ich
war so ein bisschen ein Hallodri. Im zweiten Jahr kam dann der „Zapf“ Gebhardt.
Der wusste genau, was er mit mir machen musste. Der hat mich gescheucht bis zum
Abwinken. Die anderen saßen schon in der Kneipe, und ich lief immer noch meine
Runden. Der hat mich dann aufgebaut. Ich hatte in Fürth zwei gute Außen, die
geflankt haben. Ich brauchte nur meinen Kopf hinzuhalten. Ich war nun
kopfballstark, und so habe ich meine Tore gemacht.“
Mit 32 Saisontoren sicherte sich Bernd Windhausen 1966/67
die Torschützenkanone der Regionalliga Süd und verpasste mit den Kleeblättern
nur knapp die Aufstiegsrunde zur Bundesliga. „Am Ende haben wir es selbst
vermasselt“, erinnert sich „Schnurri“. Die Bundesligisten waren selbst längst
hinter dem Torjäger her. Mit seinem kraftbetonten Spiel agierte Windhausen wie
ein früher Horst Hrubesch und war ähnlich kopfballstark wie das „Ungeheuer“.
„Der Windhausen ist schon ein gefährlicher Stürmer. Wenn er nur mit den Beinen
halb so viel wie mit dem Kopf könnte“, anerkannte auch der damalige Nürnberger
Trainer Max Merkel. Selbst Franz Beckenbauer war Windhausen-Fan. Der „Kaiser“
bekannte einst auf die Frage, wer sein unangenehmster Gegenspieler gewesen
wäre: „Den werden sie nicht kennen. Das war Bernd Windhausen“.
Das Rennen um seine Person machte schließlich der 1. FC
Kaiserslautern, der unter Trainer Otto Knefler eine neue Mannschaft
zusammenstellte. An der Seite von Uwe Klimaschefski, Otto Rehhagel, dem aus
Bielefeld gekommenen Gerd Roggensack und dem späteren 05er „Patsche“ Hansing
gelang Windhausen auch auf dem Betzenberg sofort der Sprung in die Stammelf. In
seinem ersten Jahr erzielte er in 24 Begegnungen immerhin vier Treffer.
An seine Zeit bei den Roten Teufeln denkt der
Duderstädter gerne zurück. „Wir waren eine tolle Truppe. Die Mannschaft hatte
ein Zusammengehörigkeitsgefüge, das war unglaublich. Wir hatten keine
Techniker, aber wir haben gekämpft, so dass wir viele Spiele dadurch gewonnen
haben. Das hat Spaß gemacht“.
1969
erhöhte „Schnurri“ sein Konto auf zehn Treffer, doch am Ende der Saison stand
sein Wechsel zu Werder Bremen. Eine folgenschwere Entscheidung. „Ich habe mich
da vorher nicht informiert, sonst hätte ich gesehen, dass Werder gar keine
Außenstürmer hatte. Dann wäre ich in Kaiserslautern geblieben.“
An
der Weser lief es nicht wie erhofft, und Bernd Windhausen kam 1969/70 auf
lediglich 17 Einsätze, in denen er viermal traf. „Da waren keine Außenstürmer,
und ich bekam keine Flanken“. Zudem plagte ihn eine hartnäckige Verletzung.
„Nach einer Verletzung bin ich operiert worden, und da hat sich unter der
Kniescheibe ein Virus eingehängt. Und so ging das dann mit Cortisonspritzen über
ein Jahr lang. Es war kein anderer Mittelstürmer da, und ich musste immer
wieder spielen.“
Er
trug seine inzwischen chronischen Knieprobleme mit in die nächste Saison, die
seine letzte in der Bundesliga werden sollte. Am 31. Oktober 1970 lief Bernd
Windhausen zum letzten Mal in der Bundesliga auf. Beim Bremer 0:3 in Bielefeld
musste der Angreifer zur Halbzeit verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Vier
Tage zuvor hatte er beim überraschenden Bremer 1:0-Sieg in Dortmund noch den
Siegtreffer erzielt und war von den mitgereisten Fans gefeiert worden. Es war
sein letztes Tor im Oberhaus.
Seine
Zeit in Bremen blieb Windhausen in keiner guten Erinnerung. „Alles es dann gar
nicht mehr ging, musste ich zum Rapport beim Vorstand. Ich hatte ja einen
Dreijahresvertrag, und man sagte mir, ich solle mir keine Sorgen machen, ‚wir
besorgen ihnen eine Arbeitsstelle’. So ging ich dann nach Hause. Doch am
anderen Tag bekam ich Post vom Verein: meine Kündigung. Das war’s dann. Danach
habe ich vom Werder-Vorstand nie wieder etwas gehört, und seitdem war ich auch
nie wieder im Weserstadion“.
Insgesamt
überwiegen aber die schönen Erinnerungen an seine Profizeit. „Ich bereue es
heute nicht. Wir haben viel gesehen von der Welt, und ich habe da mein Geld
gemacht.“
Nach
seinem Karriereende blieb Windhausen in Norddeutschland und ließ sich in Baden
bei Achim nieder. Beruflich schulte der gelernte Müller wegen seiner
chronischen Knieprobleme um und wurde Nachrichtenelektroniker bei der
Computerfirma TDK. Doch der Sport ließ ihn nicht los. „Ich habe nach meiner
Fußball-Karriere Handball gespielt. Hier in Baden, in der Nordseeliga. Da habe
ich allerdings im Tor gestanden“. Dass der einst gefürchtete Bundesligatorjäger
im Handball zwischen die Pfosten rückte, hatte einen einfachen Grund: „Ich
hatte einfach keine Angst“.
„Später
habe ich dann den Trainerschein gemacht. Doch irgendwann hatte ich die Nase
voll, dass ich jedes Wochenende weg war und habe aufgehört. Seit acht Jahren
bin ich nun Rentner. Mit 61 habe ich aufgehört zu arbeiten“. Und Fußball? „Im
Prinzip interessiert mich Fußball heute gar nicht mehr. Ich spiele intensiv
Golf, und habe ein Handicap von 11,9.
Auch
im Eichsfeld ist er regelmäßig anzutreffen. „Ich habe dort noch Verwandte, bin
zwei- dreimal im Jahr da. Und dann sehe ich manchmal auch alte VfLer. Doch
eigentlich habe ich mit dem Fußball nicht mehr so viel zu tun“.
Bernd
Windhausen, das Fußball-Kopfballungeheuer aus der Handballhochburg Duderstadt.
Übrigens war Schnurri auch ein guter Badmintonspieler
AntwortenLöschenSeit "Schnurri" bei Werder Bremen spielte, war ich (damals Jugendlicher in Duderstadt) ein Werder-Fan. Nach diesem Bericht hat sich das erledigt. Ron
AntwortenLöschen