Sonntag, 10. März 2013

Was macht eigentlich: Bernd Windhausen

Bernd Windhausen? Schon mal gehört? Immerhin 85 Bundesligaspiele bestritt der Offensivspieler zwischen 1967 und 1970 für den 1. FC Kaiserslautern und Werder Bremen. Vor allem aber war "Schnurri" der bislang einzige Bundesligaprofi, den das Eichsfeld hervorbrachte. Hier mein Porträt über Bernd Windhausen, das 2010 im Göttinger Fußballmagazin "GöKick" erschien.


Bernd Windhausen, geboren am 22. September 1942 in Duderstadt. Aufgewachsen in Duderstadt begann er 1959 beim VfL 08 Duderstadt mit dem Fußballspielen. Windhausen war ein kopfballstarker Torjäger und weckte rasch das Interesse höherklassiger Vereine. 1962 wurde er von Fritz Rebell zu Regionalligist Borussia Fulda geholt, nach dessen Abstieg er 1964 zum süddeutschen Traditionsklub SpVgg Fürth wechselte. In drei Spielzeiten absolvierte Windhausen 82 Ligaspiele für die Kleeblätter, in denen ihm 51 Tore gelangen. Nachdem Windhausen 1966/67 mit 32 Treffern Torschützenkönig geworden war, holte ihn der 1. FC Kaiserslautern in die Bundesliga. Für die Pfälzer bestritt er in zwei Saisons 56 Partien und erzielte 14 Tore. 1969 kehrte Windhausen in den Norden zurück und unterschrieb bei Werder Bremen. 29 Spiele mit acht Treffern kamen bis 1970 hinzu, ehe Bernd Windhausen seine Karriere verletzungsbedingt beenden musste. Der einzige Bundesligaspieler, den das Eichsfeld bislang hervorgebracht hat, lebt heute in Baden bei Bremen.

Die ganz großen Fußballernamen sind in Südniedersachsen dünn gesät. Der von Bernd Windhausen gehört zweifelsohne dazu. 85 Bundesligaspiele bestritt der Torjäger zwischen 1967 und 1970 für den 1. FC Kaiserslautern und Werder Bremen. Windhausen ist damit der bislang einzige Eichsfelder, der es in die Fußball-Bundesliga geschafft hat.

Seine Laufbahn begann der aus einer alteingesessenen Duderstädter Familie stammende Angreifer 1959 beim VfL 08 Duderstadt, nachdem er zuvor sämtliche Jugendjahrgänge der Blau-Gelben durchlaufen war. „Ich muss sagen, ich habe nicht so gerne Fußball gespielt. Ich musste, weil Vater wollte, dass ich spiele. Ich wollte lieber Badminton oder Leichtathletik betreiben“, erzählt der heute in Baden bei Achim lebende Torjäger schmunzelnd.

Nachdem „Schnurri“ („den Namen habe ich von meinem Bruder“) eine Zeitlang zum Schrecken der gegnerischen Abwehrreihen im Altkreis Duderstadt geworden war, verließ er Duderstadt berufsbedingt und gab auch seine Fußballkarriere auf. Doch seine Treffsicherheit und seine herausragende Kopfballstärke blieben in Erinnerung. 1962 meldete sich der seinerzeit bei Borussia Fulda arbeitende spätere 05-Trainer Fritz Rebell bei Windhausen und überredete ihn zu einem Comeback. „Da habe ich dann ein Jahr als Amateur gespielt. Und habe so viele Tore geschossen, dass ich einen Vertrag für die erste Mannschaft bekommen habe. Die stieg grade auf in die Regionalliga“.

Nach dem Abstieg der Hessen wechselte Fritz Rebell 1964 zu Göttingen 05, während sich Bernd Windhausen dem Süd-Regionalligisten SpVgg Fürth anschloss. „Da war der Bruder von Tschik Cajkovski Trainer. Das erste Jahr, das lief so lala. Ich war so ein bisschen ein Hallodri. Im zweiten Jahr kam dann der „Zapf“ Gebhardt. Der wusste genau, was er mit mir machen musste. Der hat mich gescheucht bis zum Abwinken. Die anderen saßen schon in der Kneipe, und ich lief immer noch meine Runden. Der hat mich dann aufgebaut. Ich hatte in Fürth zwei gute Außen, die geflankt haben. Ich brauchte nur meinen Kopf hinzuhalten. Ich war nun kopfballstark, und so habe ich meine Tore gemacht.“

Mit 32 Saisontoren sicherte sich Bernd Windhausen 1966/67 die Torschützenkanone der Regionalliga Süd und verpasste mit den Kleeblättern nur knapp die Aufstiegsrunde zur Bundesliga. „Am Ende haben wir es selbst vermasselt“, erinnert sich „Schnurri“. Die Bundesligisten waren selbst längst hinter dem Torjäger her. Mit seinem kraftbetonten Spiel agierte Windhausen wie ein früher Horst Hrubesch und war ähnlich kopfballstark wie das „Ungeheuer“. „Der Windhausen ist schon ein gefährlicher Stürmer. Wenn er nur mit den Beinen halb so viel wie mit dem Kopf könnte“, anerkannte auch der damalige Nürnberger Trainer Max Merkel. Selbst Franz Beckenbauer war Windhausen-Fan. Der „Kaiser“ bekannte einst auf die Frage, wer sein unangenehmster Gegenspieler gewesen wäre: „Den werden sie nicht kennen. Das war Bernd Windhausen“.

Das Rennen um seine Person machte schließlich der 1. FC Kaiserslautern, der unter Trainer Otto Knefler eine neue Mannschaft zusammenstellte. An der Seite von Uwe Klimaschefski, Otto Rehhagel, dem aus Bielefeld gekommenen Gerd Roggensack und dem späteren 05er „Patsche“ Hansing gelang Windhausen auch auf dem Betzenberg sofort der Sprung in die Stammelf. In seinem ersten Jahr erzielte er in 24 Begegnungen immerhin vier Treffer.

An seine Zeit bei den Roten Teufeln denkt der Duderstädter gerne zurück. „Wir waren eine tolle Truppe. Die Mannschaft hatte ein Zusammengehörigkeitsgefüge, das war unglaublich. Wir hatten keine Techniker, aber wir haben gekämpft, so dass wir viele Spiele dadurch gewonnen haben. Das hat Spaß gemacht“.

1969 erhöhte „Schnurri“ sein Konto auf zehn Treffer, doch am Ende der Saison stand sein Wechsel zu Werder Bremen. Eine folgenschwere Entscheidung. „Ich habe mich da vorher nicht informiert, sonst hätte ich gesehen, dass Werder gar keine Außenstürmer hatte. Dann wäre ich in Kaiserslautern geblieben.“

An der Weser lief es nicht wie erhofft, und Bernd Windhausen kam 1969/70 auf lediglich 17 Einsätze, in denen er viermal traf. „Da waren keine Außenstürmer, und ich bekam keine Flanken“. Zudem plagte ihn eine hartnäckige Verletzung. „Nach einer Verletzung bin ich operiert worden, und da hat sich unter der Kniescheibe ein Virus eingehängt. Und so ging das dann mit Cortisonspritzen über ein Jahr lang. Es war kein anderer Mittelstürmer da, und ich musste immer wieder spielen.“

Er trug seine inzwischen chronischen Knieprobleme mit in die nächste Saison, die seine letzte in der Bundesliga werden sollte. Am 31. Oktober 1970 lief Bernd Windhausen zum letzten Mal in der Bundesliga auf. Beim Bremer 0:3 in Bielefeld musste der Angreifer zur Halbzeit verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Vier Tage zuvor hatte er beim überraschenden Bremer 1:0-Sieg in Dortmund noch den Siegtreffer erzielt und war von den mitgereisten Fans gefeiert worden. Es war sein letztes Tor im Oberhaus.

Seine Zeit in Bremen blieb Windhausen in keiner guten Erinnerung. „Alles es dann gar nicht mehr ging, musste ich zum Rapport beim Vorstand. Ich hatte ja einen Dreijahresvertrag, und man sagte mir, ich solle mir keine Sorgen machen, ‚wir besorgen ihnen eine Arbeitsstelle’. So ging ich dann nach Hause. Doch am anderen Tag bekam ich Post vom Verein: meine Kündigung. Das war’s dann. Danach habe ich vom Werder-Vorstand nie wieder etwas gehört, und seitdem war ich auch nie wieder im Weserstadion“.

Insgesamt überwiegen aber die schönen Erinnerungen an seine Profizeit. „Ich bereue es heute nicht. Wir haben viel gesehen von der Welt, und ich habe da mein Geld gemacht.“

Nach seinem Karriereende blieb Windhausen in Norddeutschland und ließ sich in Baden bei Achim nieder. Beruflich schulte der gelernte Müller wegen seiner chronischen Knieprobleme um und wurde Nachrichtenelektroniker bei der Computerfirma TDK. Doch der Sport ließ ihn nicht los. „Ich habe nach meiner Fußball-Karriere Handball gespielt. Hier in Baden, in der Nordseeliga. Da habe ich allerdings im Tor gestanden“. Dass der einst gefürchtete Bundesligatorjäger im Handball zwischen die Pfosten rückte, hatte einen einfachen Grund: „Ich hatte einfach keine Angst“.

„Später habe ich dann den Trainerschein gemacht. Doch irgendwann hatte ich die Nase voll, dass ich jedes Wochenende weg war und habe aufgehört. Seit acht Jahren bin ich nun Rentner. Mit 61 habe ich aufgehört zu arbeiten“. Und Fußball? „Im Prinzip interessiert mich Fußball heute gar nicht mehr. Ich spiele intensiv Golf, und habe ein Handicap von 11,9.

Auch im Eichsfeld ist er regelmäßig anzutreffen. „Ich habe dort noch Verwandte, bin zwei- dreimal im Jahr da. Und dann sehe ich manchmal auch alte VfLer. Doch eigentlich habe ich mit dem Fußball nicht mehr so viel zu tun“.

Bernd Windhausen, das Fußball-Kopfballungeheuer aus der Handballhochburg Duderstadt.

2 Kommentare:

  1. Übrigens war Schnurri auch ein guter Badmintonspieler

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  2. Seit "Schnurri" bei Werder Bremen spielte, war ich (damals Jugendlicher in Duderstadt) ein Werder-Fan. Nach diesem Bericht hat sich das erledigt. Ron

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