Donnerstag, 22. April 2010

On tour avec les guingampais

Nachdem ich ein paar Tage außerhalb des worl-wide-webs rumgegurkt bin, nun endlich wieder ein paar Worte aus dem Süden Frankreichs. Es waren fußballerisch durchaus aufregende Tage. Am Freitagabend gab es das 1:1 meiner Guingampais in Avignon, das sich angesichts der restlichen Resultate des Spieltages fast wie ein Sieg anfühlte. Nun am Freitag Chateauroux schlagen, und die Welt sieht schon wieder viel schöner aus. Avignon war nett. Das Besondere an Guingamp kam mal wieder deutlich zum Vorschein. Vor dem Stadion traf ich eine kleine Gruppe Guingamp-Fans aus Toulouse, die extra für dieses Spiel angereist war, im Ground selbst waren die KR 93 und KR29 vertreten. Da machte sich das Krallemagne-Transparent recht gut, und wenn ich richtig informiert bin, berichtete sogar das bretonische Radio von meiner Anwesenheit...
Zum AC Arles-Avignon gibt es nicht viel zu sagen. Eine eher karge Kulisse von knapp 7.000 Zuschauern, und stimmungstechnisch war da nicht viel los. Ein paar eingeladene Schulbälger machten etwas Alarm, und ein Fanblock scheint sich grade zu bilden. Ging aber dann doch wohl alles ganz schön schnell. Und wie wenig Avignon von seinem neuen Fußballglück weiß, erfuhr ich schmerzhaft, als ich zig Leuten nach dem Weg zum Stadion fragte. „Fußballstadion? Hier in Avignon? Äh, keine Ahnung!“ war die Standardantwort...
Samstagabend stand dann in dem hübschen Örtchen Fontvieille die Partie zwischen Boulogne und Olympique Marseille auf dem Programm – natürlich nur per Television. Fontvieille ist, wie die gesamte Provence, OM-Hochburg, und dass Marseille erstmals seit 1992 echte Chancen hat, Meister zu werden, macht hier nahezu jeden völlig kirre. Entsprechend turbulent ging es in der Bar du Centre zu, als in der Nachspielzeit das Siegtor für OM fiel. Na und gestern war ich bei Bayern gegen Lyon teletechnisch live dabei. In der gemütlichen Bar hier in Saintes-Maries-de-la-Mer staunte man zunächst über die gelungene Bayern-Choreo („Chapeau!“) und erregte sich dann über 90 durchaus hektische Minuten.
Immer wieder schön zu sehen, wie der Fußball die Menschen zusammenführen kann...
In diesem Sinne: a la prochaine

Freitag, 16. April 2010

Modernes Fußballmärchen Arles-Avignon

Heute Abend rollt das Leder endlich auch für mich einmal wieder. Um 20 Uhr ist in Avignon Anpfiff des französischen Zweitligaspiels zwischen Arles-Avignon und En Avant Guingamp. Wenngleich mir das Schicksal meiner Guingampais heute eindeutig wichtiger ist, lohnt sich ein Blick auf den Gegner. Der spielte nämlich 2009/10 noch als AC Arles in der 3. Liga und hat nun als AC Arles-Avignon die Möglichkeit, in die 1. Liga durchzumarschieren.
Arles Erfolg geht ausnahmsweise nicht auf einen Investor zurück, sondern wurde auf die gute alte sportliche Art und Weise errungen. Als Vater des Erfolges gilt Trainer Michel Estevan, ein Franzose armenischer Abstammung. Estevan kam 2005 nach Arles. Damals spielte der nie zuvor im französischen Profifußball engagierte Klub in der 5. Liga (CFA 2) und hatte keinerlei Ambitionen nach oben. Über die CFA (4. Liga) und die National (3. Liga) führte Estevan den Klub 2009 mit weitestgehend unbekannten Spielern völlig unerwartet in die 2. Liga, wo man jedoch vor gewaltigen infrastrukturellen Problemen stand. Das Stadion Fernand-Fournier in Arles war nicht zweitligatauglich, und statt es mit Nottribünen auf den geforderten Standard zu bringen, verhandelte der AC Arles mit der Nachbarstadt Avignon über einen Umzug. Seit 2010/11 spielen die Blau-Gelben nun also als AC Arles-Avignon in Avignon und haben sich in der ungleich größeren Nachbarstadt bereits eine durchaus zahlreiche Fanschar erworben.
Das liegt nicht zuletzt an dem ehrlichen und erfolgreichen Fußball, den die Mannschaft von Trainer Estevan bietet. Trotz eines Minibudgets in Höhe von 5,8 Mio. Euro (Präsident Conrad: „So viel hatten wir in der vierten und der dritten Liga auch“) mischte der Aufsteiger von Beginn an in der Spitzengruppe mit. Eine zwischenzeitliche Krise, nach der allgemein der Absturz in die Abstiegszone erwartet wurde, wurde überstanden, und spätestens mit seinem Last-Minute-Sieg in Le Havre am vergangenen Wochenende hat sich der AC Arles-Avignon zu einem ernsthaften Aspiranten für den Durchmarsch in die 1. Liga gemausert.
Ein möglicher Aufstieg treibt den Verantwortlichen jedoch Schweißperlen auf die Stirn. In der 1. Liga muss man ein Stadion mit mindestens 10.000 Plätzen haben, und da müsste dann auch die Arena in Avignon wieder passen. Sollte der Aufstieg gelingen, würde man wohl mit Nottribünen arbeiten müssen (wie es auch beim diesjährigen Erstligadebütanten Boulogne der Fall ist).
So oder so geplant ist die Bildung eines Partner- und Aktionärkreises, die den erstmals erweckten Profifußball in der Region Arles-Avignon auf stabile Füße stellen will.
Insgesamt eine hoffnungsvolle, fast „schöne“ Geschichte. Und wenn man in diesem Jahr noch nicht in die 1. Liga aufsteigen will, wüsste ich was: Einfach heute Abend gegen Guingamp verlieren...
Sollte Arles jedoch gewinnen, käme es am nächsten Wochenende zum Gipfeltreffen mit dem FC Metz. In der Begegnung dürfte sich dann wohl die Frage nach dem dritten Aufsteiger nach Caen und Brest entscheiden.

Dienstag, 13. April 2010

Neues von Sven-Göran Eriksson

Sven-Göran Eriksson lässt sich sein Engagement für die Nationalmannschaft der Elfenbeinküste fürstlich entlohnen. Der 62jährige Schwede erhält monatlich 305.000 Euro, zu denen sich Erfolgsprämien gesellen: 203.000 Euro für das Erreichen des Achtelfinales, 305.000 für das Viertelfinale, 406.000 für das Halbfinale und 509.000 für das Finale. Darüber hinaus wird ihm ein Appartement in London sowie eine Kreditkarte zur unbegrenzten Benutzung zur Verfügung gestellt. Die Elfenbeinküste ist ökonomisch zweigeteilt: Eine kleine Elite lebt in Saus und Braus (bei der Afrikameisterschaft 2008 in Ghana sah ich ivorische Fans im Porsche vorfahren), während die breite Masse am Hungertuch nagt. Eriksson ist bekannt für seine hochdotierten Verträge. Als englischer Nationalcoach erhielt er jährlich 5,6 Mio. Euro, und für seine Tätigkeiten bei Manchester City, als Nationaltrainer von Mexiko und des Viertligisten Notts County kassierte er zwischen Juni 2007 und Februar 2010 insgesamt schlappe 18 Mio. Euro.

Montag, 12. April 2010

Insolvenzticker: Grenoble Foot 38

Seit diesem Wochenende ist Grenoble Foot 38 nun auch rechnerisch aus der 1. französischen Liga abgestiegen. Abgezeichnet hatte sich der Abstieg des Aufsteiger von 2009 bereits in der Hinrunde, nachdem die Blau-Weißen mit zehn Niederlagen in die Saison gestartet waren. Der Klub, für den gegenwärtig auch der Ex-Stuttgarter Danijel Ljuboja spielt, hat aber zudem noch ein schweres finanzielles Problem. Die japanischen Eigentümer des Vereins („Index Corporations“), die den Aufstieg des langjährigen Zweitligisten durch ihr finanzielles Engagement erst möglich gemacht hatten, stehen nach Aussage der Zeitschrift „L’Équipe“ vor dem Absprung. Im Dezember 2010 floss bereits ein Teil des Klubkapitals an die Investor zurück, und am kommenden Samstag müssen die Japaner gegenüber der französischen Fußballfinanzbehörde DNCG (Direction nationale de contrôle de gestion) erklären, wie die finanzielle Situation von GF 38 aussieht. Davon wiederum ist abhängig, ob Grenoble für die Zweitligasaison 2010/11 überhaupt eine Lizenz bekommt. Sollte das nicht der Fall sein, müsste der Klub in der dritten Liga (Nationale) antreten.
Der japanischen Investorgruppe werden seit längerem finanzielle Probleme nachgesagt. Ihr wird zudem mangelnde Transparenz in finanziellen Dingen im Zusammenhang mit dem Fußballklub vorgeworfen. Eine russische Investorgruppe, die bereits bei einem Moskauer Verein involviert ist, soll angeblich Interesse haben, Grenoble Foot 38 zu übernehmen.

Samstag, 10. April 2010

Frankreich und seine Fußballfans

Offenbar hat man gegenwärtig nicht nur in Deutschland ein massives Problem mit seinen Fußballfans. Gewalt und Ausschreitungen stehen auch hier an der Tagesordnung und ziehen inzwischen radikale Maßnahmen nach sich. Von den Problemen bei Paris Saint-Germain dürfte allgemein bekannt sein. Inzwischen haben die Kämpfe zwischen den rivalisierenden PSG-Fangruppen ja sogar ein Todesopfer gefordert. PSG-Fans sind im ganzen Land gefürchtet und müssen sich inzwischen auf starken Widerstand einstellen. So durfte zum Auswärtskick in Auxerre im letzten Sonntag kein einziger PSG-Anhänger mitreisen. Und der vom Abstieg bedrohte Zweitligist SC Bastia muss demnächst ein Heimspiel vor „huit closes“ (leeren Rängen) austragen, weil einige Fans beim Gastspiel von Clermont-Ferrand Flaschen und andere Gegenstände aufs Spielfeld geworfen hatten. In Bastia hat man seit Jahren Probleme, die auch einen rassistischen Hintergrund haben.

Donnerstag, 1. April 2010

Unterwegs in Sachen Fußball

Der Schnee ist weg, die Sonne strahlt wärmer und die Fußballsaison kommt in ihre heiße Phase. Da heißt es für mich wieder "Unterwegs in Sachen Fußball". Am Samstag werde ich in der Schalker Arena dem Gipfel gegen die Bayern beiwohnen und mich anschließend auf den Weg nach Frankreich machen. Dort steht zwar in erster Linie Recherche an, doch nebenbei gibt es sicherlich den einen oder anderen Kick zu begutachten. Von zweien weiß ich jetzt schon: Am 16. April bin ich beim Guingamp-Spiel in Arles/Avignon, und am 7. Mai geht es mit den Guingampais nach Clermont. Hoffentlich ist bis dahin der Klassenerhalt unter Dach und Fach...
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