Dienstag, 26. Februar 2013

Insolvenzticker: Wuppertaler SV

Dem finanziell angeschlagenen Viertligisten Wuppertaler SV fehlen nach Angaben der "Wuppertaler Rundschau" bis zum Ende der laufenden Saison rund eine halbe Mio. Euro, um den Spielbetrieb in der Saison 2012/13 ordnungsgemäß zu Ende bringen zu können. Dieses Szenario droht dem Klub für den Fall, dass Ex-Präsident Friedhelm Runge seine Zahlungen wie angekündigt zum 31. März 2013 einstellt.

Am Montagabend berieten Vertreter des Vereins mit Vertretern von Politik und Wirtschaft über das weitere Vorgehen. Dabei wurde die Arbeit des zurückgetretenen Runges ausdrücklich gelobt und der Willen bekundet, dem Verein eine Zukunft zu ermöglichen. Eine von Fans initiierte Aktion "Bluten für den WSV" hatte lediglich 20 Freiwillige gefunden, die sich an einer Blutspendeaktion zugunsten des WSV beteiligten. Und auch aus den erwarteten höheren Zuschauerzahlen nach dem Rücktritt des ungeliebten Runges wurde nichts. Gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Köln waren zuletzt lediglich 907 Zuschauer statt der erhofften 3.000 bis 4.000 ins Stadion am Zoo gekommen.

Sonntag, 17. Februar 2013

Insolvenzticker: CS Sedan

Das Schlusslicht der zweiten französischen Liga CS Sedan meldet existenzbedrohende finanzielle Probleme. Nach Spekulationen der Zeitung "La Semaine des Ardennes" droht dem früheren Erstligisten sogar die Insolenz.

Sportlich sieht es bei den "Wildschweinen" katastrophal aus. Seit dem neunten Spieltag rangiert der Klub auf einem Abstiegsplatz und hat nach fünf Niederlagen in den letzten sechs Spielen bereits zehn Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Der Sturz in die Drittklassigkeit ist daher kaum noch zu vermeiden.

Die Krise des Klubs begann im letzten Sommer, als Präsident Pascal Urano diverse Leistungsträger verkaufte und den Wunsch äußerte, den Verein abtreten zu wollen. Guy Cotret, ein Bankier aus Reims, zeigte sich zwar interessiert, doch seitdem stockt der Prozess. Streitpunkt ist das Schulungszentrum Bazeilles, an dem im November 2012 das Conseil Général des Ardennes Interesse bekundete. Der eigentlich bereits zum 20. Januar 2013 terminierte Deal ist noch immer nicht in trockenen Tüchern. Findet sich nicht zeitnah eine Lösung, so wäre Noch-Klubchef Urano gezwungen, einen Insolvenzantrag zu stellen.

"La Semaine des Ardennes" vergleicht die Lage in Sedan bereits mit der in Strasbourg, wo eine chaotisch verlaufende Insolvenz zum Sturz in die 5. Liga geführt hatte.

http://www.lasemainedesardennes.fr/article/17/02/2013/cssa--vers-le-depot-de-bilan-/4305

Freitag, 15. Februar 2013

Warum ich Fan der Bristol Rovers bin

Seit nunmehr fast 20 Jahren bin ich Fan des englischen Klubs Bristol Rovers. Oft genug hat mir diese Fußball-Liebe zusätzlichen Schmerz zu jenem gegeben, dem ich durch mein Dasein als Anhänger von Göttingen 05 ohnehin schon ausgesetzt war. Aber das ist offenbar mein Schicksal: in Dortmund geboren, bin ich zwar glühender Schwarz-Gelber, lebe dies aber lieber in der 5. Liga statt in der Champions League aus. Und in England verliebe ich mich in einen Verein, der noch NIE in der 1. Liga war.

Und doch bin ich glühender und glücklicher Gashead, der seine Wahl (fast) nie bereut hat. Ich entdeckte die Bristol Rovers im Herbst 1994, während sie im Exil in Bath spielten. Ich war beim ersten Spiel in The Mem dabei, ich feierte 2007 mit 40.000 Gasheads den Wiederaufstieg in die 3. Liga. Und, ja, ich sah katastrophale Spiele. Zuletzt im Oktober 2012, als the Pirates in meiner Gegenwart in Wimbledon und Accrington verloren und ich keinerlei Hoffnung sah, dass der Klub den Abstieg vermeiden könnte.

Seit der Entscheidung, dass endlich ein neues Stadion gebaut werden kann und der Übernahme des Trainings durch John Ward blicke ich wieder hoffnungsvoller in die Zukunft. Nun erschien im "Guardian" ein Artikel über den Fußball in Bristol, der mir sehr aus der Seele spricht und den ich für sehr ausgewogen und informativ halte: http://www.guardian.co.uk/football/blog/2013/feb/08/bristol-city-bristol-rovers-overdue-success

Donnerstag, 14. Februar 2013

Insolvenzticker: Sportfreunde Lotte

Beim Spitzenreiter der Regionalliga West und Drittligaaspiranten Sportfreunde Lotte bahnt sich eine schwierige finanzielle Situation an. Grund ist die Insolvenz der beiden Hauptsponsoren des Klubs "RERi PV.TV" sowie "connect M". Letzteres fungiert in Lotte auch als Stadionnamensgeber. Wie "Reviersport" berichtete, besteht für die laufende Saison allerdings keine Gefahr für die Blau-Weißen. "65 Prozent der laufenden Saison sind bereits absolviert, deshalb werden wir den Rest ebenfalls stemmen können. Der Spielbetrieb ist nicht gefährdet", zitiert das Blatt den Lotter Obmann Manfred Wilke.

Unklar ist jedoch, wie es in der Zukunft weitergehen soll. Man will sich nun auf die Suche nach neuen Geldgebern machen. Lotte ist seit Jahren sehr ambitioniert aufgetreten und scheiterte mehrfach nur knapp am Aufstieg in die dritthöchste Spielklasse. In der laufenden Saison liefern sich die Ostwestfalen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem finanziell sehr stark aufgestellten FC Viktoria Köln.

Aber nicht nur in Lotte gibt es Probleme. Auch beim Wuppertaler SV, nach dem Rückzug von Klubchef und Mäzen Runge finanziell mit dem Rücken zur Wand, sowie bei Rot-Weiß Oberhausen beherrschen Finanzprobleme das Geschehen. In Wuppertal haben Fans aufgerufen, Blut für den WSV zu spenden, der zur Beantragung der Regionalligalizenz 2013/14 eine Bürgschaft in Höhe von 35.000 Euro benötigt. In Oberhausen gibt es nach Angaben von Vereinssprechern zwar keine akuten Probleme, mittelfristig ist die Finanzierung der Regionalliga aber ebenfalls gefährdet. Für den morgigen Freitag hat der Klub eine Erklärung angekündigt, wie er seine Finanzkrise beheben will.

Sonntag, 10. Februar 2013

Afrikacup: Fußball in Burkina Faso

Heute Abend ist es soweit: Burkina Fasos "les Étalons" wollen ein weiteres mal Fußballgeschichte schreiben. Im Endspiel treffen die Westafrikaner auf Nigeria.

Wie der Fußball nach Burkina Faso kam und sich dort entwickelte habe ich im zweiten Band der Weltfußball-Enzyklopädie Amerika, Afrika und Ozeanien geschrieben (erschien 2009 beim Verlag Die Werkstatt).

Hier ein Auszug aus dem Text:


Den 21. Februar 1998 wird man in Burkina Faso wohl nie vergessen. An diesem Tag stand die heimische Landesauswahl bei der Afrikameisterschaft im eigenen Land im Viertelfinale der übermächtigen Elf von Tunesien gegenüber – und rückte mit einem 8:7-Sieg im Elfmeterschießen sensationell ins Halbfinale vor! Der unerwartete Fußballerfolg stürzte das zu den ärmsten Ländern der Welt zählende Burkina Faso in eine nie erlebte Fußballeuphorie und bugsierte es schlagartig in die Fußballweltpresse. Doch schon vier Tage später brachte Ägypten das freudetrunkene Land mit einem 2:0-Halbfinalsieg wieder zum Schweigen, und als Burkina Faso in der Partie um Platz drei binnen 15 Minuten einen 3:0-Vorsprung verspielte, kehrte der beschauliche Fußballalltag vollends zurück.
Burkina Faso ist ein Land mit turbulenter Vergangenheit. In der Sahelzone zwischen der Elfenbeinküste, Mali, Niger, Benin, Togo und Ghana gelegen, zählte es einst zum Kerngebiet der Mossi-Königreiche, die dort im Spätmittelalter herrschten. 1890 fiel die Region an Frankreich, das sie in die Kolonie Obersenegal-Niger integrierte und 1904 seiner Westafrikanischen Föderation anschloss. 1919 wurde das Territorium als Obervolta eigene Kolonie, ehe es 1932 nach inneren Unruhen zerschlagen und auf die französischen Kolonien Elfenbeinküste, Mali sowie Niger verteilt wurde. 1947 unter französischer Flagge wieder zusammengefasst, mündeten Autonomieforderungen 1960 in der Unabhängigkeit.

Die Herausforderungen für den ersten Präsidenten Maurice Yaméogo waren enorm. Frankreich hatte keinerlei Strukturen hinterlassen, und durch die zeitweise Aufspaltung waren mit Ouagadougou und Bobo-Dioulasso zwei miteinander konkurrierende Zentren entstanden. Nachdem Yaméogo 1966 vom Militär gestürzt worden war, geriet Obervolta in einen von politischen Querelen und Dürrekatastrophen geprägten Stillstand, der das Land weit zurückwarf.

Im August 1983 putschte sich der junge Hauptmann Thomas Sankara an die Macht und nahm zum Zeichen des endgültigen Endes der Kolonialherrschaft die Umbe-nennung in Burkina Faso vor. Der Name setzt sich zusammen aus den Sprachen der beiden größten Bevölkerungsgruppen Mossi und Dioula und steht sinngemäß für »Land der Aufrechten«. Mit sozialistisch geprägten Reformen erwarb sich Sankara anschließend große Sympathien im Volk, wohingegen er beim Ex-Kolonialherren Frankreich Sorge über einen Linksruck in der Region auslöste. Sankaras zunehmend repressive Politik, ein verlustreicher Grenzkrieg mit Mali und ausbleibende wirtschaftliche Erfolge führten 1987 abermals zum Putsch, bei dem mit Blaise Campaoré ein ehemaliger Mitstreiter Sankaras die Führung übernahm. Mit eiserner Hand gelang es ihm anschließend, die gesellschaftliche und wirtschaftliche Stabilisierung des Landes zu erreichen.
Zu seinen Maßnahmen zählte die verstärkte Förderung des Sports im Land – nicht zuletzt des Fußballs, dem der leidenschaftliche Fußballanhänger Campaoré besonders nahesteht.

Obwohl Nachbar Ghana die Wiege des Fußballs in Westafrika ist, kam das Spiel verhältnismäßig spät ins heutige Burkina Faso. Erst in den 1930er Jahren führten französische Militärangehörige, Missionare, Beamte der Kolonialverwaltung sowie Kaufleute aus den Nachbarkolonien den Fußball in der Region ein. Zur nationalen Fußballkapitale wurde Bobo-Dioulasso, das seinerzeit ebenso wie die heutige Hauptstadt Ouagadougou zur französischen Kolonie Elfenbeinküste gehörte. 1935 entstand dort mit Togo-Daho der Vorgänger des heutigen Racing Club Bobo-Dioulasso.

In Ouagadougou sowie jenen Gebieten, die seinerzeit zu Niger bzw. Französisch-Soudan (heute Mali) gehörten, kam der Fußball erst in den 1940er Jahren auf. Nach der Wiederherstellung der Kolonie Obervolta (1947) wurden auch in Ouagadougou erste Vereine gegründet, deren Hintergründe kultureller, ethnischer oder religiöser Natur waren. Federführend waren französische Kolonialisten, Angehörige der elitären Oberschicht und Ausländer. So bildeten togolesische Immigranten den Klub Modèle Sport, während der christliche Geistliche Ambroise Ouédraogo mit »Charles Lwanga« den Vorgänger des heutigen Spitzenklubs ASFA Yennenga ins Leben rief. Nachdem der Franzose Lucien Sanga 1947 einen obervoltaischen Regionalverband konstituiert hatte, konnte zwei Jahre später eine überwiegend aus Spielern aus Bobo-Dioulasso bestehende Auswahl zu einem Turnier nach Abidjan (Elfenbeinküste) reisen.

In den 1950er Jahren öffnete sich der Fußball allmählich auch anderen Bevölkerungsschichten. Landesweit entstanden Vereine, während der in Bobo-Dioulasso residierende Regionalverband der Westafrikanischen Liga beitrat, die Mitglied des französischen Fußballverbandes FFF war und einen populären Pokalwettbewerb betrieb (siehe Seite xxx). Nachdem die Eröffnung kommunaler Stadien in Bobo-Dioulasso (1952) und Ouagadougou (1958) die Infrastruktur verbessert hatte, kam es zu einem verstärken Spielbetrieb und ersten Erfolgen. 1954 erreichte Racing Bobo-Dioulasso in der Westafrikameisterschaft erstmals das Viertelfinale, in dem man an Foyer du Soudan Bamako scheiterte.
Mit der Unabhängigkeit Obervoltas (1960) übernahm die Fédération Voltaïque de Football (FVF) die Oberaufsicht. Im April desselben Jahres schickte sie erstmals eine »les Étalons« (»die Hengste«, in Erinnerung an den Hengst der legendären Mossi-Prinzessin Yennenga) genannte Landesauswahl ins Rennen, die einen 5:4-Sieg über Gabun feierte. Die weitere Entwicklung wurde von politischen Turbulenzen überschattet, und erst 1964 konnte Obervolta der FIFA bzw. der CAF beitreten. 1968 beteiligten sich »les Étalons« erstmals an der Afrikameisterschaft, derweil bis zum WM-Debüt noch ein weiteres Jahrzehnt verging.

Das Niveau des obervoltaischen Fußballs war lange Zeit schwach. Erst als sich ab 1971 zunehmend nationale Unternehmen engagierten und ein Sportministerium eingerichtet werden konnte, wurden Fortschritte erzielt. 1978 führte der Deutsche Otto Pfister die Landesauswahl um Mamadou Koita (»le sorcier«, »der Zauberer«) und Pascal Ouedraogo (»docteur ballon«) erstmals zum Endturnier der Afrikameisterschaft, wobei man allerdings vom Ausschluss der Elfenbeinküste profitierte. Beim Endturnier in Ghana setzte es in drei Spielen ebenso viele Niederlagen.

Nach dem Sankara-Putsch kam es ab 1983 zur einer massiven Förderung des Sports, der nach den Vorstellungen der Militärs nicht nur der Volksgesundheit dienen, sondern vor allem dem nunmehrigen Burkina Faso im Ausland zu erhöhtem Ansehen verhelfen sollte. Erst der 1987 putschende ehemalige Sankara-Mitstreiter Blaise Compaoré konnte die sportlichen Erfolge jedoch ernten, als den »Étalons« 1996 erstmals aus sportlicher Kraft die Qualifikation zur Afrikameisterschaft gelang. In Südafrika blieb die von Idrissa Traoré trainierte Elf um Seydou Traoré und Aboubacary Abdoulaye aber erneut punktlos.

Entsprechend zurückhaltend ging die burkinabische Fußballgemeinde in das 1998 in Ouagadougou und Bobo-Dioulasso durchgeführte 21. Kontinentalturnier. Doch die »CAN 1998« sollte in jeglicher Hinsicht zu einem Meilenstein in der Geschichte des Fußballs in Burkina Faso werden. Noch heute schwärmen die Teilnehmer von der einzigartigen Atmosphäre in dem von Hitze und Kargheit geprägten Land, dem es trotz seiner schwachen Wirtschaft gelang, drei moderne Stadien zur Verfügung zu stellen und ein fröhliches Fußballfest zu inszinieren.

Die burkinabische Nationalelf trug mit unerwarteten sportlichen Erfolgen zur Jubelstimmung bei. Nach ihrer 0:1-Auftaktniederlage gegen Kamerun eilte die aus lauter zweitklassigen Profis und Amateuren bestehende Elf unter ihrem französischen Trainer Philippe Troussier mit hohem Kollektivgeist und schnellem Angriffsfußball von Erfolg zu Erfolg. Mit einem 2:1 über Algerien qualifizierte sie sich für das Viertelfinale, schaltete dort sensationell Tunesien aus und wurde erst im Halbfinale von den cleveren Ägyptern gestoppt. Damit war die Luft allerdings auch raus, denn im Spiel um Platz drei gab das Team um Kapitän Ibrahima Diarra gegen die DR Kongo eine 3:0-Führung aus der Hand und verlor im abschließenden Elfmeterschießen.

Ohnehin folgte dem Glanzpunkt in der burkinabischen Fußballgeschichte der brutale Absturz. Obwohl das Land auf Legionäre wie Moumouni Dagano (Guingamp, Sochaux), Kassoum »Zico« Ouédraogo (Espérance Tunis), Yssouf Koné (Rosenborg) und Jonathan Pitroipa (Freiburg) zurückgreifen konnte, kam es bei drei weiteren Afrikameisterschaften (2000-04) nicht mehr über die Vorrunde hinaus und hat das Kontinentalturnier seit 2006 sogar regelmäßig verpasst.

Die große Hoffnung ruht auf dem Nachwuchs. 1999 erreichte Burkinas U17 erstmals die Weltmeisterschaft und wurde 2001 nach einem 2:0 über Argentinien sogar WM-Dritter. Zwei Jahre später erreichte die U20 um Aristide Bancé und Wilfried Sanou bei der WM in den Vereinigten Arabischen Emiraten das Achtelfinale. Allerdings musste die 1998 eröffnete und erfolgreiche nationale Jugendakademie »Planète Champion International« inzwischen geschlossen werden, weil der Transfer von Spielern ins europäische Ausland nicht die erhofften finanziellen Erlöse gebracht hatte.

Auf nationaler Ebene dominieren seit Gründung der Landesmeisterschaft im Jahr 1961 die Teams aus Ouagadougou und Bobo-Dioulasso. Nachdem viele Jahre in zwei Stadtligen mit abschließender Endrunde gespielt worden war, gelang es 1986, auch Städte wie Koudougou, Ouahigouya, Banfora und Tenkodogo in den Spielbetrieb zu integrieren und eine landesweite Nationalliga zu bilden. 2007 wurde beschlossen, die Zahl der Erstligisten aus Ouagadougou auf fünf und die der aus Bobo-Dioulasso auf drei zu beschränken, um die Dominanz der beiden Städte zu brechen.

Erster Landesmeister war 1961 die Association Sportive des Fonctionnaires de Bobo-Dioulasso geworden. In den 1970er Jahren hatte der als Stadtauswahl konzipierte Silures FC mit sieben Titeln in Folge dominiert und war 1978 sogar bis ins Viertelfinale um die afrikanische Landesmeisterschaft vorgedrungen. 1978 und 1980 erreichte der gleichfalls als Regionalauswahl fungierende RCK Ouagadougou jeweils das Halbfinale im kontinentalen Pokalwettbewerb.

Die einstige Dominanz von Bobo-Dioulasso ist inzwischen einer beherrschenden Position der hauptstädtischen Klubs Étoile Filante und ASFA Yennenga gewichen. Étoile Filante errang 2008 seinen zwölften Titel, während die ASFA Yennenga bislang acht Landesmeisterschaften feierte.

Insgesamt leidet Burkinas Nationalliga unter einem frappierenden Bedeutungsverlust, und nur wenige Spiele locken mehr als 1.000 Besucher an. Experten führen das auf einen eklatanten Qualitätsverfall zurück, da die Talente frühzeitig ins Ausland wechseln und den heimischen Klubs nur noch die weniger talentierten Akteure bleiben. Seitdem Tabakfirmen das Sportsponsoring untersagt ist, hat sich zudem die finanzielle Situation bei den meisten Klubs dramatisch zugespitzt. Gegenwärtig sind es vor allem libanesische Unternehmen, die sich im burkinabischen Fußball engagieren.

Samstag, 9. Februar 2013

Buchbesprechung: "Believe in the Sign"

Manchmal findet man echte Perlen, und wenn diese Perle dann auch noch aus einem jungen und ambitionierten Verlag kommt (Arete Verlag) und sich um eine Geschichte von oberflächlich betrachtet ziemlich geringem Nachrichtenwert handelt (Rochdale AFC), dann ist das umso schöner.

Mark Hodkinsons „Believe in the Sign. Eine Fußballjugend in Nordengland“ ist so eine rare Perle. Ein Buch, das zu Herzen geht, das in einem Rutsch verschlungen werden will, das einen unterhält, informiert und zu guter Letzt sogar herzerwärmt. Das liegt zum einen an der Schreibeleganz seines Autors, der als Musik- und Sportjournalist ein erfahrener Hase ist, zum anderen aber auch an der Tristesse, die sich durch die gesamte Geschichte zieht. Denn das Objekt seines Buches, das Objekt seiner Fußball-Liebe, ist mit dem Rochdale AFC einer der wohl am meisten unterschätzten Fußballvereine Englands. Selbst ich als Anhänger der zwar ruhmreichen aber nicht wirklich erfolgreichen Bristol Rovers kann gegenüber einem Rochdale-Fan noch so etwas wie „Überlegenheit“ spüren. 35 Jahre lang dümpelte der Rochdale AFC in der vierten Liga – also der untersten Klasse im englischen Profifußball – musste zigfach um seine Profistatus bangen und erwarb sich eigentlich nur einen Ruf: den der hoffnungslosen Bedeutungslosigkeit.

Hodkinson, in Rochdale (das übrigens in der Nähe von Manchester liegt) geboren und aufgewachsen, handelte als Jugendlicher nach dem lobenswerten Motto „Support your local football team“ und marschierte ins Stadion The Dale, statt sein Herz an die attraktivere Nachbarn aus Manchester oder Liverpool zu verschenken. Das allein macht ihn und die Geschichte schon sympathisch, denn für Hodkinson bedeutete der Entschluss vor allem schier unendliches Leiden. Anhand der Liebe zu seinem Fußballklub und der regelmäßigen Besuche der Heim- und Auswärtsspiele Rochdales erzählt Hodkinson seine Jugendgeschichte und damit zugleich die Geschichte einer Jugend im trist-schönen Nordengland der 1970er Jahre. Und ungleich Nick Hornby, der mit Arsenal einen vergleichsweise schillernden Klub zu seinem Liebling erkor, lebt Hodkinson seine Leidenschaft im kleinen Kreise, denn Rochdale ist schon glücklich, wenn die Zuschauerzahl bei den Heimspielen mal vierstellig ist.
Es ist ein Buch aus der Sicht eines ambitionierten Jugendlichen in einem verlorenen Umfeld. Hodkinson will mehr. Für sich, für den Rochdale AFC. Er lässt sich allerlei Tricks einfallen, kostenlos an Eintrittskarten zu kommen. Er stellt brieflich Kontakt zu Spielern her, traut sich dann aber nicht, sich zu outen, als einer dieser Spieler ihn auch tatsächlich kennenlernen will.  Er entwickelt zarten journalistischen Ehrgeiz, indem er zunächst seine eigenen Spielberichte verfasst und schließlich von einem Veteranen der Lokalpresse unter die Fittiche genommen wird.
Dies alles schreibt Hodkinson mit herrlichem britischen Humor und dem auf der Insel so erfrischend verbreiteten Talent, sich selbst nicht immer ernst zu nehmen. Und trotzdem kleine Weisheiten zu liefern. „Die meisten Fans überflogen ein Fußballspiel nur; er las jede Zeile“, schreibt er über seinen Vater. An anderer Stelle fragt er sich: „Warum taten wir uns das an? Warum ketteten wir unser Schicksal an ein Team, das uns immer und immer wieder deprimierte und fertig machte?“ und antwortete sich selbst: „Wir waren unterprivilegierte Versager, die sich leichenblass und verwahrlost auf Parkplätzen in seltsamen Teilen Englands trafen, ihrer Worte verlustig, ihrer Hoffnung beraubt. Welch seltsame Persönlichkeit mussten wir haben, um diesem bösartigen Fußballclub treu zu sein?“. Sätze, die auch mir, als Anhänger von Göttingen 05 seit meinem 13 Lebensjahr, zu denken geben.
Es ist aber nicht nur die Geschichte an sich, es ist auch die literarische Kompetenz des Autors, die dieses Buch so ungemein lesenswert macht. Geschickt verwebt der Autor Alltagsgeschichte einer nordenglischen Kleinstadt, die Herausforderungen der Pubertät, das Schicksal eines tristen Viertligavereins und die gesellschaftlichen Veränderungen im England des Vor-Thatcher-Zeitalter, um seine Geschichte aufzuschreiben, die exemplarisch für viele Jugendliche der Zeit ist. So schafft er ein Buch, in dem sich jeder Fußballfan sofort wiederkennt, in dem sich jeder Ex-Jugendliche wiederfindet und in dem sich jeder Sozialromantiker verliert.
Bislang habe ich „Fever pitch“ verschenkt, wenn ich jemanden mit der wunderbaren Welt des Fußballfans vertraut machen wollte. Fortan werde ich „Believe in the Sign“ verschenken.
Abschließend gebührt dem Arete-Verlag Dank und Respekt, ein auf den ersten Blick für den deutschen Markt schwieriges Buch zu übersetzen und zu publizieren. Möge der Mut belohnt werden!

Mark Hodkinson
Believe in the Sign. Eine Fußballjugend in Nordengland
Arete Verlag
ISBN: 978-3-942468-10-7
192 Seiten, 12,95 Euro

Donnerstag, 7. Februar 2013

Matthias Weinrich ist gestorben


Gestern erreichte mich eine traurige Nachricht: Matthias Weinrich ist tot.

Matthias Weinrich war ein Kollege und Freund. Wir haben zahlreiche Bücher gemeinsam verfasst, und über viele Jahre war er mir ein hochgeschätzter Lektor beim Agon Sportverlag. Sein tiefes Wissen selbst über abseitige Bereiche des Fußballs hat mich immer wieder beeindruckt und viel dazu beigetragen, dass meine Bücher wurden, wie sie sind. Vor allem aber war es stets eine große Freude, mit Matthias über Fußball in allen seinen Facetten zu philosophieren.

Der bekennende Fan von Borussia Mönchengladbach und leidenschaftliche Fußball-Statistiker hat aber auch zigfach selbst zur Feder gegriffen und unter anderem das epische Standardwerk „35 Jahre Bundesliga“ verfasst, das in drei Bänden beim Agon Sportverlag erschien. Darin waren sämtliche Aufstellungen aller Bundesligaspiele der ersten 35 Jahre und das war im Vor-Internetzeitalter nicht nur eine heroische Leistung sondern vor allem für zigtausende von Fußballfans ein großartiges Geschenk. Denn eine derartige Datensammlung war seinerzeit nicht einmal in Ansätzen auch nur irgendwo zu bekommen. Wer erlebt hat, wie genau und akribisch Matthias recherchiert hat wusste zudem, dass er mit diesen Büchern etwas zutiefst verlässliches geschaffen hatte.

Seine besondere Liebe galt der 2. Bundesliga, der er einen Almanach widmete (ebenfalls erschienen bei Agon) und die er als erster – und bislang einziger – systematisch analysierte und veröffentlichte. Später arbeitete er an einer großen Enzyklopädie über den Europapokal, von der aber leider nur noch der erste Band erschien, weil er sich zwischenzeitlich beruflich anders orientiert hatte.

Matthias Weinrich war mir aber nicht nur ein Kollege und Kompagnon, sondern auch ein Freund. Viele Fußballspiele haben wir gemeinsam gesehen, viele Stadien haben wir Seite an Seite erforscht. Seine Frotzeleien über mein Dasein als Fan von Göttingen 05 habe ich immer genossen, denn sie waren voller Respekt. Auch wenn wir uns in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren hatten, verbanden und verbinden uns diese gemeinsamen Erfahrungen.

Matthias Weinrich litt an einer, wie man so sagt, "unheilbaren Krankheit“. Er hatte Krebs. Matthias Weinrich wurde nur 45 Jahre alt. Machs gut, Kumpel!

Dienstag, 5. Februar 2013

Insolvenzticker: Schwarz-Weiß Essen


Hoffnung für den finanziell angeschlagenen Essener Oberligisten ETB Schwarz-Weiß. Der im Dezember 2012 gestellte Insolvenzantrag wird nach Aussage des Klubvoritzenden Manfred Kuhmichel zurückgenommen.
 
Auf einer Pressekonferenz erklärte Kuhmichel, die Gründe, die zur Antragstellung führten, seien beseitigt: "Möglich wurde dies durch eine echte schwarz-weiße Solidargemeinschaft. Freunde, Förderer und Unternehmen haben an einem Strang gezogen und deutlich gemacht, dass der ETB gebraucht wird.“

Der Traditionsverein kann damit weiterhin am Spielbetrieb der Oberliga Nordrhein teilnehmen. Obwohl einige Spieler den Verein in der Zwischenzeit verlassen haben, schaut man am Uhlenkrug gestärkt in die Zukunft. "Reviersport" zitierte Aufsichtsratsvorsitzender Georg von Wick: „In diesen schwierigen Wochen sind im Verein alle denen das Wohl des Klubs am Herzen liegt, noch enger zusammengerückt mit dem gewünschten Ergebnis.“.