Ungarn trauert um Florian Albert. Der 75fache Nationalspieler starb am heutigen Montag in Budapest. Nachstehend ein Artikel aus meiner Feder zu Albert bzw. der WM 1962.
Vier Jahre können eine Ewigkeit sein. 1958 hatte sich Just Fontaine mit 13 Treffern die WM-Torjägerkanone gesichert. 1962 erzielte die gesamte Mannschaft der Tschechoslowakei sieben Tore in sechs Spielen - und wurde damit Vizeweltmeister!
Um die Krone des besten Torschützens gab es folglich ein tüchtiges Gerangel, bei dem gleich sechs Spieler gleichauf lagen: Die Brasilianer Garrincha und Vavá, der Chilene Leonel Sánchez, der Sowjetrusse Valentin Iwanow, der Jugoslawe Drazen Jerkovic sowie der Ungar Florian Albert. Sie alle erzielten jeweils vier Treffer. Was 1958 lediglich zu Rang vier in der Torjägerliste gereicht hätte, berechtigte diesmal zum Gewinn der Torjägerkrone, die in einem Auslosungsverfahren an den Brasilianer Garrincha ging.
Wesentlich interessanter freilich war die Häufung osteuropäischer Spitzenkicker unter den "Torjägern" - mit Albert, Iwanow und Jerkovic stellten die Länder hinter dem eisernen Vorhang exakt die Hälfte des Torjägersextetts.
In jeglicher Hinsicht herausragend war der Ungar Florian Albert. Der Sohn eines Bahnarbeiters hatte beim 6:1 im Vorrundenspiel gegen Bulgarien drei seiner vier Treffer erzielt und zuvor schon gegen England zum 2:1-Siegtreffer getroffen. Dennoch flog der aufgrund seiner lässig wirkenden Spielweise "Czárár" ("Kaiser") genannte Budapester traurig nach Hause. Im Viertelfinale war Ungarn gegen die Tschechoslowakei nicht zuletzt deshalb gescheitert, weil Albert mit dem verletzten Janos Göröcs ein wichtiger Sturmpartner gefehlt hatte.
Sein größtes Spiel absolvierte der ungarische "Kaiser" vier Jahre später bei der WM 1966 in England. Beim sensationellen 3:1-Triumph über Brasilien blieb er zwar torlos, zeigte aber eine spielerisch überragende Leistung. Doch erneut musste Ungarn im Viertelfinale die Segel streichen - die Sowjetunion hatte mit 2:1 die Nase vorn. Albert indes wurde 1967 zu "Europas Fußballer des Jahres" gewählt und fungierte später als Trainer in Libyen und Saudi-Arabien.
Montag, 31. Oktober 2011
Oldenburgs durchwachsenes Heimdebüt
Drei Monate warten, und dann so was! Erst in letzter Sekunde kam der VfB Oldenburg in seinem diesjährigen Saison-Heimdebüt zumindest noch zu einem 1:1 gegen den TSV Ottersberg. Die für Oldenburger Verhältnisse eher überschaubare Kulisse von 1.395 Zahlenden wohnte der Partei bei und war nicht sonderlich amused über die Darbietung ihrer Mannschaft. Von den VfB-Fans war aus Unzufriedenheit mit den bisherigen Leistungen sogar ein Sangesboykott organisiert worden. http://forum.vfb-oldenburg.de/viewtopic.php?f=1&t=5131
Bleibt zu hoffen, dass aus dem Wust der nun folgenden Heimspiele für die Blau-Weißen mehr herausspringt und die Gemüter sich bald wieder beruhigen.
Bleibt zu hoffen, dass aus dem Wust der nun folgenden Heimspiele für die Blau-Weißen mehr herausspringt und die Gemüter sich bald wieder beruhigen.
Sonntag, 30. Oktober 2011
VfB Oldenburg: Heimdebüt nach drei Monaten
Drei Monate nach dem Saisonstart darf der niedersächsische Oberligist VfB Oldenburg heute endlich sein erstes Heimspiel bestreiten.
Nach dem Pokalspiel der Oldenburger gegen den HSV wurde das Marschwegstadion wegen Sanierung der Leichtathletikanlagen gesperrt, und die Blau-Weißen mussten sämtliche Spiele auf gegnerischen Plätzen austragen. Weil es immer zu Verzögerungen bei der Fertigstellung der Laufbahn kam, hat der VfB inzwischen schon zwölf seiner 17 Auswärtsspiele hinter sich gebracht.
Eine geradezu absurde Situation, die dazu führen wird, dass der VfB nach der heutigen Wiedereröffnung des Stadions binnen weniger Monate alle 17 Heimspiele austragen muss.
Dessen ungeachtet freut sich Oldenburg nun auf das heutige Heimdebüt gegen den TSV Ottersberg. Anpfiff ist um 14 Uhr im Matrschwegstadion. Sportlich wird mit der Heimpremiere die Hoffnung verbunden, einen der ersten fünf Plätzen zu belegen, der zur Qualifikation zur reformierten Regionalliga Nord berechtigt. Mit seinem enormen Zuschauerzuspruch wäre es zu bedauern, sollte dem VfB der Sprung in die Viertklassigkeit nicht gelingen.
Infos zum Spiel gegen Ottersberg:
http://www.vfb-oldenburg.de/magazin/artikel.php?artikel=3460&type=&menuid=42&topmenu=42
Infos zum Marschwegstadion:
http://www.vfb-oldenburg.de/staticsite/staticsite.php?menuid=25&topmenu=42&keepmenu=inactive&public=fujeedmddsl609qjf0rvrdgjv6
Nach dem Pokalspiel der Oldenburger gegen den HSV wurde das Marschwegstadion wegen Sanierung der Leichtathletikanlagen gesperrt, und die Blau-Weißen mussten sämtliche Spiele auf gegnerischen Plätzen austragen. Weil es immer zu Verzögerungen bei der Fertigstellung der Laufbahn kam, hat der VfB inzwischen schon zwölf seiner 17 Auswärtsspiele hinter sich gebracht.
Eine geradezu absurde Situation, die dazu führen wird, dass der VfB nach der heutigen Wiedereröffnung des Stadions binnen weniger Monate alle 17 Heimspiele austragen muss.
Dessen ungeachtet freut sich Oldenburg nun auf das heutige Heimdebüt gegen den TSV Ottersberg. Anpfiff ist um 14 Uhr im Matrschwegstadion. Sportlich wird mit der Heimpremiere die Hoffnung verbunden, einen der ersten fünf Plätzen zu belegen, der zur Qualifikation zur reformierten Regionalliga Nord berechtigt. Mit seinem enormen Zuschauerzuspruch wäre es zu bedauern, sollte dem VfB der Sprung in die Viertklassigkeit nicht gelingen.
Infos zum Spiel gegen Ottersberg:
http://www.vfb-oldenburg.de/magazin/artikel.php?artikel=3460&type=&menuid=42&topmenu=42
Infos zum Marschwegstadion:
http://www.vfb-oldenburg.de/staticsite/staticsite.php?menuid=25&topmenu=42&keepmenu=inactive&public=fujeedmddsl609qjf0rvrdgjv6
Donnerstag, 27. Oktober 2011
Insolvenzticker: Update Kickers Emden
Nach Angaben des "General Anzeigers" hat der BSV Kickers die ausstehenden Verbandszahlungen heute beglichen und wird demnach am Samstag gegen Bückeburg antreten. Ob es eine Rettung auf Dauer ist? Sehr fraglich.
http://www.ga-online.de/index.php?id=540&did=49635
http://www.ga-online.de/index.php?id=540&did=49635
Insolvenzticker: Kickers Emden
Bei Oberligist Kickers Emden gehen die Lichter aus. Sämtliche Mannschaften des Vereins mit Ausnahme der Jugendteams wurden mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Hintergrund sind nicht gezahlte Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Niedersächsischen Fußballverband in Höhe von 2.562,88 Euro
Alle Spiele, die in die Sperrzeit fallen, werden mit 0:5 Toren für den jeweiligen Gegner gewertet. Die Sperre bleibt bis zum völligen Ausgleich der Zahlungsverpflichtung bestehen. Die Kickers haben vom NFV eine letzte Gnadenfrist bis zum 9. November 2011 eingeräumt bekommen. Wird bis dahin nicht gezahlt, droht ein Verbandsausschlussverfahren.
Alle Spiele, die in die Sperrzeit fallen, werden mit 0:5 Toren für den jeweiligen Gegner gewertet. Die Sperre bleibt bis zum völligen Ausgleich der Zahlungsverpflichtung bestehen. Die Kickers haben vom NFV eine letzte Gnadenfrist bis zum 9. November 2011 eingeräumt bekommen. Wird bis dahin nicht gezahlt, droht ein Verbandsausschlussverfahren.
Insolvenzticker: Darmstadt 98
Nach vielen Jahren des sportlichen und wirtschaftlichen Darbens hat Darmstadt 98 im Sommer mit dem Aufstieg in die 3. Liga ein Art Wiedergeburt gefeiert. Diese scheint nun gefährdet, denn ein geplanter Schuldenerlass für die Lilien wurde seitens der Stadt Darmstadt gestoppt.
Im Juni hatte die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, ein Hilfspaket in Höhe von 780.000 Euro zu schnüren, zu dem auch ein Schuldenerlass von 538.000 Euro gehörte. Mit Verweis auf die leeren Kassen der Stadt Darmstadt wurde dieser Beschluss nun durch das Regierungspräsidium in Darmstadt gestoppt. Regierungspräsident Johannes Baron begründete dazu in einer Pressemeldung, es sei „nicht Aufgabe der Stadt, den Profifußball zu fördern“.
Kritik war auch vom Bund der Steuerzahler gekommen. Nach dessen Meinung glauben "viele Kommunalpolitiker noch immer, dass Profisport wichtig für die Vermarktung der Kommune" sei. Daraus resultiere „ein teures Wettrüsten auf Kosten der Steuerzahler“.
SV-98-Präsident Hans Kessler sieht die Lilien, die vor drei Jahren kurz vor dem Finanzcrash standen, nun erneut vor schweren Zeiten. Zumal unklar ist, ob und wenn ja in welcher Höhe der Verein Gelder zurückzahlen muss. „Dann wird es bei jeder Zulassung für die dritte Liga Diskussionen geben“, malte Kessler gegenüber dem "Darmstädter Echo" bereits ein düsteres Szenario.
Weitere Infos:
http://www.op-online.de/sport/darmstadt-98/stadt-will-780000-euro-darmstadt-1464030.html
Im Juni hatte die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, ein Hilfspaket in Höhe von 780.000 Euro zu schnüren, zu dem auch ein Schuldenerlass von 538.000 Euro gehörte. Mit Verweis auf die leeren Kassen der Stadt Darmstadt wurde dieser Beschluss nun durch das Regierungspräsidium in Darmstadt gestoppt. Regierungspräsident Johannes Baron begründete dazu in einer Pressemeldung, es sei „nicht Aufgabe der Stadt, den Profifußball zu fördern“.
Kritik war auch vom Bund der Steuerzahler gekommen. Nach dessen Meinung glauben "viele Kommunalpolitiker noch immer, dass Profisport wichtig für die Vermarktung der Kommune" sei. Daraus resultiere „ein teures Wettrüsten auf Kosten der Steuerzahler“.
SV-98-Präsident Hans Kessler sieht die Lilien, die vor drei Jahren kurz vor dem Finanzcrash standen, nun erneut vor schweren Zeiten. Zumal unklar ist, ob und wenn ja in welcher Höhe der Verein Gelder zurückzahlen muss. „Dann wird es bei jeder Zulassung für die dritte Liga Diskussionen geben“, malte Kessler gegenüber dem "Darmstädter Echo" bereits ein düsteres Szenario.
Weitere Infos:
http://www.op-online.de/sport/darmstadt-98/stadt-will-780000-euro-darmstadt-1464030.html
Mittwoch, 26. Oktober 2011
Insolvenzticker: DVV Coburg
Coburg war mal eine Fußballhochburg. Die "Mohrenköpfe" vom VfB vermochten beachtliche Kulissen anzulocken, und Erfolge gab es auch zu feiern. Der schleichende Abstieg der Rot-Weißen begann allerdings bereits 1962, als der VfB erstmals in die Drittklassigkeit musste. 1971 folgte gar der Sturz in Liga 4.
2000 vereinte man die Kräfte mit Lokalrivale DJK Viktoria und trug fortan den unsäglichen Namen DVV Coburg - das sollte für DJK Viktoria VfB Coburg stehen. Ganze elf Jahre später ist der Verein am Ende. Inzwischen wurde beschlossen, den DVV zum 30. Juni 2012 zu liquidieren.
Bis dahin soll der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden. Als Nachfolger wurde im September der FC Coburg gegründet, der in der Saison 2012/13 den Spielbetrieb übernehmen wird.
Details gibt es hier:
http://www.fupa.net/berichte/fc-coburg-soll-dvv-suenden-vergessen-machen-14836.html
Ob der Fußball in Coburg noch mal zu seiner alten Bedeutung zurückkehren wird, ist fraglich. Die Drittligahandballer des HSC sowie die just in die 2. Liga aufgestiegenen Volleyballer der VSG räumen das Publikumsinteresse längst ab. So wird die alte Fußballhochburg wohl auch unter einem neuen Klub nicht mehr aus ihrem Schattendasein herauskommen.
2000 vereinte man die Kräfte mit Lokalrivale DJK Viktoria und trug fortan den unsäglichen Namen DVV Coburg - das sollte für DJK Viktoria VfB Coburg stehen. Ganze elf Jahre später ist der Verein am Ende. Inzwischen wurde beschlossen, den DVV zum 30. Juni 2012 zu liquidieren.
Bis dahin soll der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden. Als Nachfolger wurde im September der FC Coburg gegründet, der in der Saison 2012/13 den Spielbetrieb übernehmen wird.
Details gibt es hier:
http://www.fupa.net/berichte/fc-coburg-soll-dvv-suenden-vergessen-machen-14836.html
Ob der Fußball in Coburg noch mal zu seiner alten Bedeutung zurückkehren wird, ist fraglich. Die Drittligahandballer des HSC sowie die just in die 2. Liga aufgestiegenen Volleyballer der VSG räumen das Publikumsinteresse längst ab. So wird die alte Fußballhochburg wohl auch unter einem neuen Klub nicht mehr aus ihrem Schattendasein herauskommen.
Dienstag, 25. Oktober 2011
Brunsbüttel auf großer Fahrt
Pokaltage sind immer schön. Vor 30 Jahren reiste der BSC Brunsbüttel zur Frankfurt Eintracht.Hier eine kleine Erinnerungsreise aus meiner Feder im Sport-Wochenblatt "Nordsport".
Die 1970er und frühen 1980er Jahre waren die Glanzzeiten des BSC Brunsbüttel. Seinerzeit wollte man über die Landesgrenzen hinaustreten und visierte das norddeutsche Fußball-Oberhaus an. 1973 stand der BSC in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord (nur ein Sieg, Platz 3) und verpasste 1974 knapp die Qualifikation zur Oberliga Nord.
Es folgte eine turbulente Phase mit dem zwischenzeitlichen Abstieg in die Verbandsliga, ehe mit Wolfgang Tiede ein Mann die Übungsleitung als Spielertrainer übernahm, der den Brunsbüttler Fußballtanker wieder auf Kurs brachte. Abwehrorganisator Tiede, ein Liebhaber dicker Zigarren und guten Whiskeys, führte die Blau-Roten 1977 zurück ins Landesoberhaus und feierte 1981 mit einem 4:2-Finalsieg über den TSV Kappeln den Gewinn des Landespokals. Damit verbunden war der Einzug in den DFB-Pokal, wobei es Glücksgöttin Fortuna nicht sonderlich gut meinte, denn mit Eintracht Frankfurt erhielt man zwar einen attraktiven Bundesligisten zugelost, doch die Reise ging an den Main.
Vergeblich versuchten die Verantwortlichen, die Hessen zu einem Platztausch zu bewegen. 35.000 DM forderte die Eintracht dafür – zuviel für den BSC, der das Risiko scheute. „Mehr als 200 Brunsbüttler werden sich wohl nicht auf den weiten Weg machen“, resümierte die Klubleitung traurig.
Die BSC-Kicker trafen auf einen hochmotivierten Gegner. Drei Tage zuvor waren beim 2:0 der Eintracht über Nürnberg lediglich 18.234 Zuschauer registriert worden, und in Frankfurt „brannte der Baum“: „Alles Lamentieren hilft nichts. Wir müssen weiterhin nicht nur gut sondern weiterhin auch erfolgreich spielen“, forderte Vorstopper „Charly“ Körbel und mahnte gegen die Amateure vollen Einsatz an. „Da müssen wir für unser kritisches Publikum etwas tun und den Jungs aus Brunsbüttel die Bude vollhauen. Mit einem 2:0 wären unsere Zuschauer sicher nicht zufrieden“.
Ganze 2.833 Zahlende ließen sich von Körbels Worten anlocken und füllten das Waldstadion nur zu einem Buchteil. Unter ihnen handgezählte 40 BSC-Anhänger, die per Bus den weiten Weg angetreten hatten. Illusionen machten sie sich nicht. Ein Tor für die eigene Elf wäre schön, hieß es. „Und nicht untergehen“, wie auch Spielertrainer Thiede hoffte. Für Thiede war es ein besonderes Spiel, hatte er doch einst in der Bundeswehrauswahl an der Seite des Frankfurters „Dr. Hammer“ Bernd Nickel gestanden.
Der Außenseiter legte einen rasanten Start hin. In der „Frankfurter Rundschau“ heißt es: „Artig hatten die Schlachtenbummler aus dem Städtchen an der Elbmündung per Transparent den Pokalsieger Eintracht gegrüßt, artig sich ihre Mannschaft selbst vor den leeren Rängen der Gegentribüne verbeugt, doch nach dem Anpfiff war alles etwas anders. Die wenigen Fans des schleswig-holsteinischen Amateur-Zweitligisten inszenierten ein ganz ordentliches Spektakel, und ihre Recken auf dem Rasen ließen die hochbezahlten Profis spüren, dass Respekt und Verzagtheit zwei verschiedene Schuhe sind. Mit einer Attacke der Gäste über ihren Kapitän und Linksaußen Ladiges, der Sziedat einen Beinschuss verpasste und dann den Ball zu Rechtsaußen Rohwedder flankte begann die Partie. Hätte sich Eintracht-Torhüter Pahl nicht mit einer riskanten Parade vor die Füße geworfen, so wäre wohl das Führungstor für den Pokal-David gefallen“.
Während die Brunsbüttler Amateure noch mit ihrem Schicksal haderten, schlug die Eintracht eiskalt zu. Sieben Minuten später versetzte Nachtweih BSC-Keeper Walter Berger und brachte den Favoriten in Führung. Die Tiede-Elf verschanzte sich fortan vor dem eigenen Strafraum und versuchte, die Niederlage in Grenzen zu halten. Und das gelang den aufopferungsvoll kämpfenden Mannen um Rüdiger „Didi“ Böttger. Zwar erhöhten Anthes, Nickel und Pezzey bis zum Seitenwechsel auf 4:0, schraubte Borchers den Spielstand acht Minuten nach Wiederanpfiff gar auf 5:0, doch als Torsten Rohwedder in der 73. Minute eine schöne Flanke von Ladiges per Kopf zum Brunsbüttler Ehrentreffer im Frankfurter Netz unterbrachte, war der Jubel beim BSC groß.
Werner „Beinhart“ Lorant sorgte schließlich per Elfmeter für den Schlusstand von 6:1, der auf Brunsbüttler Seite Zufriedenheit auslöste. „Mir brummt vielleicht der Schädel, die Oberschenkel und die Hände brennen von diesen Geschossen“, strahlte der 31-jährige BSC-Schlussmann Berger und ließ sich von den mitgereisten Fans mit „Berger für Deutschland“ feiern. „Pezzey, Nickel, Borchers und Nachtweih mal aus der Nähe zu sehen, das ist schon ein großes Erlebnis“, schwärmte Berger.
Es war Auftakt einer unvergessenen Saison in der BSC-Fußballhistorie. Beflügelt vom guten Pokalauftritt erreichte der BSC im weiteren Saisonverlauf die Aufstiegsrunde zur Oberliga Nord und träumte erneut von der Drittklassigkeit. Doch als es in den Aufstiegsspielen gegen Hummelsbüttel, Olympia Wilhelmshaven und die SFL Bremerhaven nur zum letzten Platz reichte, endete das Brunsbüttler Fußballhoch und für den BSC begann eine weniger glanzvolle Ära.
Die 1970er und frühen 1980er Jahre waren die Glanzzeiten des BSC Brunsbüttel. Seinerzeit wollte man über die Landesgrenzen hinaustreten und visierte das norddeutsche Fußball-Oberhaus an. 1973 stand der BSC in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord (nur ein Sieg, Platz 3) und verpasste 1974 knapp die Qualifikation zur Oberliga Nord.
Es folgte eine turbulente Phase mit dem zwischenzeitlichen Abstieg in die Verbandsliga, ehe mit Wolfgang Tiede ein Mann die Übungsleitung als Spielertrainer übernahm, der den Brunsbüttler Fußballtanker wieder auf Kurs brachte. Abwehrorganisator Tiede, ein Liebhaber dicker Zigarren und guten Whiskeys, führte die Blau-Roten 1977 zurück ins Landesoberhaus und feierte 1981 mit einem 4:2-Finalsieg über den TSV Kappeln den Gewinn des Landespokals. Damit verbunden war der Einzug in den DFB-Pokal, wobei es Glücksgöttin Fortuna nicht sonderlich gut meinte, denn mit Eintracht Frankfurt erhielt man zwar einen attraktiven Bundesligisten zugelost, doch die Reise ging an den Main.
Vergeblich versuchten die Verantwortlichen, die Hessen zu einem Platztausch zu bewegen. 35.000 DM forderte die Eintracht dafür – zuviel für den BSC, der das Risiko scheute. „Mehr als 200 Brunsbüttler werden sich wohl nicht auf den weiten Weg machen“, resümierte die Klubleitung traurig.
Die BSC-Kicker trafen auf einen hochmotivierten Gegner. Drei Tage zuvor waren beim 2:0 der Eintracht über Nürnberg lediglich 18.234 Zuschauer registriert worden, und in Frankfurt „brannte der Baum“: „Alles Lamentieren hilft nichts. Wir müssen weiterhin nicht nur gut sondern weiterhin auch erfolgreich spielen“, forderte Vorstopper „Charly“ Körbel und mahnte gegen die Amateure vollen Einsatz an. „Da müssen wir für unser kritisches Publikum etwas tun und den Jungs aus Brunsbüttel die Bude vollhauen. Mit einem 2:0 wären unsere Zuschauer sicher nicht zufrieden“.
Ganze 2.833 Zahlende ließen sich von Körbels Worten anlocken und füllten das Waldstadion nur zu einem Buchteil. Unter ihnen handgezählte 40 BSC-Anhänger, die per Bus den weiten Weg angetreten hatten. Illusionen machten sie sich nicht. Ein Tor für die eigene Elf wäre schön, hieß es. „Und nicht untergehen“, wie auch Spielertrainer Thiede hoffte. Für Thiede war es ein besonderes Spiel, hatte er doch einst in der Bundeswehrauswahl an der Seite des Frankfurters „Dr. Hammer“ Bernd Nickel gestanden.
Der Außenseiter legte einen rasanten Start hin. In der „Frankfurter Rundschau“ heißt es: „Artig hatten die Schlachtenbummler aus dem Städtchen an der Elbmündung per Transparent den Pokalsieger Eintracht gegrüßt, artig sich ihre Mannschaft selbst vor den leeren Rängen der Gegentribüne verbeugt, doch nach dem Anpfiff war alles etwas anders. Die wenigen Fans des schleswig-holsteinischen Amateur-Zweitligisten inszenierten ein ganz ordentliches Spektakel, und ihre Recken auf dem Rasen ließen die hochbezahlten Profis spüren, dass Respekt und Verzagtheit zwei verschiedene Schuhe sind. Mit einer Attacke der Gäste über ihren Kapitän und Linksaußen Ladiges, der Sziedat einen Beinschuss verpasste und dann den Ball zu Rechtsaußen Rohwedder flankte begann die Partie. Hätte sich Eintracht-Torhüter Pahl nicht mit einer riskanten Parade vor die Füße geworfen, so wäre wohl das Führungstor für den Pokal-David gefallen“.
Während die Brunsbüttler Amateure noch mit ihrem Schicksal haderten, schlug die Eintracht eiskalt zu. Sieben Minuten später versetzte Nachtweih BSC-Keeper Walter Berger und brachte den Favoriten in Führung. Die Tiede-Elf verschanzte sich fortan vor dem eigenen Strafraum und versuchte, die Niederlage in Grenzen zu halten. Und das gelang den aufopferungsvoll kämpfenden Mannen um Rüdiger „Didi“ Böttger. Zwar erhöhten Anthes, Nickel und Pezzey bis zum Seitenwechsel auf 4:0, schraubte Borchers den Spielstand acht Minuten nach Wiederanpfiff gar auf 5:0, doch als Torsten Rohwedder in der 73. Minute eine schöne Flanke von Ladiges per Kopf zum Brunsbüttler Ehrentreffer im Frankfurter Netz unterbrachte, war der Jubel beim BSC groß.
Werner „Beinhart“ Lorant sorgte schließlich per Elfmeter für den Schlusstand von 6:1, der auf Brunsbüttler Seite Zufriedenheit auslöste. „Mir brummt vielleicht der Schädel, die Oberschenkel und die Hände brennen von diesen Geschossen“, strahlte der 31-jährige BSC-Schlussmann Berger und ließ sich von den mitgereisten Fans mit „Berger für Deutschland“ feiern. „Pezzey, Nickel, Borchers und Nachtweih mal aus der Nähe zu sehen, das ist schon ein großes Erlebnis“, schwärmte Berger.
Es war Auftakt einer unvergessenen Saison in der BSC-Fußballhistorie. Beflügelt vom guten Pokalauftritt erreichte der BSC im weiteren Saisonverlauf die Aufstiegsrunde zur Oberliga Nord und träumte erneut von der Drittklassigkeit. Doch als es in den Aufstiegsspielen gegen Hummelsbüttel, Olympia Wilhelmshaven und die SFL Bremerhaven nur zum letzten Platz reichte, endete das Brunsbüttler Fußballhoch und für den BSC begann eine weniger glanzvolle Ära.
Samstag, 22. Oktober 2011
TuS Heeslingen
Heeslingen ist sicher nicht der ganz große Name im norddeutschen Fußball, doch der TuS kommt morgen immerhin als Spitzenmannschaft in den Göttinger Jahnsportpark. Anpfif 15 Uhr, Wettervorhersage: sonnig, 12 Grad, Stimmungslage: schwarz-gelb-grün positiv!
Hier mein Gegnerporträt für die Stadionzeitung:
Heeslingen ist eine kleine Gemeinde auf halbem Weg zwischen Hamburg und Bremen vor den Toren von Zeven, die ihren fußballerischen Aufschwung vor allem dem FC St. Pauli verdankt – bzw. ehemaligen St. Pauli-Spielern. Es begann mit „Hansi“ Bargfrede, der 1991 nach Heeslingen kam und den just in die Landesliga aufgestiegenen TuS als Spielertrainer zum Klassenerhalt führte.
1999 grassierten in der kleinen Gemeinde, in die zwischenzeitlich Ex-St.-Paulianer Klaus Ottens gekommen war, erstmals Oberligaträume, die allerdings zerplatzten. Ein Jahr später übernahm der Ex-St.-Paulianer Stefan Studer das Training und legte mit einer intensivierten Nachwuchsarbeit die Wurzeln zur nächsten Erfolgsgeneration.
2007 glückte schließlich die Versetzung ins norddeutsche Amateuroberhaus, in dem sich der inzwischen von Ex-Profi Torsten Gütschow trainierte TuS mit Platz vier sensationell die Qualifikation zur Regionalliga Nord sicherte. Dort konnten die Grün-Schwarzen jedoch nicht auflaufen, da sie über keine viertligataugliche Spielstätte verfügten und sich ein angedachter Umzug ins 50 Kilometer entfernte Verden zerschlug.
Als Vizemeister der Oberliga Niedersachsen-Ost qualifizierten sich die Grün-Schwarzen 2010 für die eingleisige Oberliga, in der sie seitdem eine ausgezeichnete Rolle spielen. Nebenbei gelang 2010 die Qualifikation zum DFB-Pokal, in dem die Gütschow-Elf dem Zweitligisten Energie Cottbus mit 1:2 unterlag.
Allerdings scheint man bisweilen von seinem Erfolg überrannt zu werden. So behauptet die Internet-Präsenz der Heeslinger tief im Oktober noch immer, das nächste Heimspiel stünde am 14. August gegen den VfV Borussia Hildesheim an. Da hat die Zeit den kleinen Klub offenbar etwas überrollt. (hg)
Hier mein Gegnerporträt für die Stadionzeitung:
Heeslingen ist eine kleine Gemeinde auf halbem Weg zwischen Hamburg und Bremen vor den Toren von Zeven, die ihren fußballerischen Aufschwung vor allem dem FC St. Pauli verdankt – bzw. ehemaligen St. Pauli-Spielern. Es begann mit „Hansi“ Bargfrede, der 1991 nach Heeslingen kam und den just in die Landesliga aufgestiegenen TuS als Spielertrainer zum Klassenerhalt führte.
1999 grassierten in der kleinen Gemeinde, in die zwischenzeitlich Ex-St.-Paulianer Klaus Ottens gekommen war, erstmals Oberligaträume, die allerdings zerplatzten. Ein Jahr später übernahm der Ex-St.-Paulianer Stefan Studer das Training und legte mit einer intensivierten Nachwuchsarbeit die Wurzeln zur nächsten Erfolgsgeneration.
2007 glückte schließlich die Versetzung ins norddeutsche Amateuroberhaus, in dem sich der inzwischen von Ex-Profi Torsten Gütschow trainierte TuS mit Platz vier sensationell die Qualifikation zur Regionalliga Nord sicherte. Dort konnten die Grün-Schwarzen jedoch nicht auflaufen, da sie über keine viertligataugliche Spielstätte verfügten und sich ein angedachter Umzug ins 50 Kilometer entfernte Verden zerschlug.
Als Vizemeister der Oberliga Niedersachsen-Ost qualifizierten sich die Grün-Schwarzen 2010 für die eingleisige Oberliga, in der sie seitdem eine ausgezeichnete Rolle spielen. Nebenbei gelang 2010 die Qualifikation zum DFB-Pokal, in dem die Gütschow-Elf dem Zweitligisten Energie Cottbus mit 1:2 unterlag.
Allerdings scheint man bisweilen von seinem Erfolg überrannt zu werden. So behauptet die Internet-Präsenz der Heeslinger tief im Oktober noch immer, das nächste Heimspiel stünde am 14. August gegen den VfV Borussia Hildesheim an. Da hat die Zeit den kleinen Klub offenbar etwas überrollt. (hg)
Donnerstag, 20. Oktober 2011
Vor 40 Jahren: der Büchsenwurf vom Bökelberg
Hätte es vor 40 Jahren schon das Dosenpfand gegeben, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen. So aber wurde uns am 20. Oktober 1971 ein Ereignis geschenkt, das bis heute für Aufregung sorgt. Mein Artikel über den Büchsenwurf vom Bökelberg auf "sportal.de":
http://www.sportal.de/sportal/generated/article/fussball/2011/10/20/20953500000.html
http://www.sportal.de/sportal/generated/article/fussball/2011/10/20/20953500000.html
Mittwoch, 19. Oktober 2011
100 Jahre Holstein-Kiel-Stadion
Am 15. Oktober jährte sich zum 100. Mal der Eröffnungstag des KSV-Stadions. Eine Arena, die alle Höhen und Tiefen der Störche miterlebt hat. Nachstehend ein Artikel aus meiner Feder für "Nordsport"
Tradition ist ein wertvolles Gut. Dummerweise kann man sich von ihr nichts kaufen, weshalb sie manchmal zu einem Klotz am Bein wird. So auch in Kiel. Seit exakt 100 Jahren trägt die KSV Holstein ihre Fußballspiele am Mühlenweg aus. Das Holstein-Stadion gehört damit zu den ältesten Fußballarenen im Lande. Dennoch stand es der Entwicklung der KSV-Fußballer bisweilen arg im Weg und kollidierte wiederholt mit den Auflagen des Fußballverbandes. Erst seit 2006 kommt es wieder als Schmuckkästchen daher, das hoffentlich bald den höherklassigen Fußball zu sehen bekommt, für den es eingerichtet wurde.
Höherklassigen Fußball strebten die Störche auch 1911 an, als die Ursprünge der Sportanlage gelegt wurden. In nur fünf Monate errichtete man eine moderne Anlage, die am 15. Oktober mit einem freundschaftlichen Vergleich gegen den Ex-Klub von Holstein-Kapitän Willy Zincke, Preussen Berlin, eingeweiht wurde.
Im Norden der boomenden Fördestadt entstand eine vorbildliche Spielstätte. Schmuckstück war die 200 Plätze bietende hölzerne Sitzplatztribüne, die in ähnlicher Art bis heute auf dem Kilia-Platz zu finden ist. Finanziert wurde der Bau mittels unverzinslicher Schuldscheine sowie Darlehn durch die Holstein-Familie, deren Wohlstand den Störchen das Attribut eines „Lackschuhvereins“ eingebracht hatte. Ein erfolgreicher Verein, der 1910 Deutscher Vizemeister und 1912 sogar Deutscher Meister wurde. Das spiegelte sich auch am Mühlenweg wider, wo bereits 1913 ein aus Vereinsmitteln finanzierter B-Platz eröffnet werden konnte.
Der damalige Zuschauerzuspruch war enorm. Holsteins Erfolgswelle ließ den Störchen die Herzen der Kieler Fußballfans in Scharen zufliegen. Obwohl die Erfolg weniger wurden, hielt der Boom nach dem Ersten Weltkrieg an, und bald erwies sich die KSV-Stätte sogar als zu klein für den unablässig wachsenden Zuspruch.
1921 ging das bis dato städtische Stadiongelände in Vereinsbesitz über, und als im selben Jahr eine Windhose das Tribünendach abräumte, entschloss man sich zu einem Neubau. Auf der heutigen Gegengerade entstand eine 420 Plätze bietende Sitzplatztribüne, die am 6. August 1922 mit einem freundschaftlichen 3:0 über Stadtrivale Kilia eingeweiht wurde. 8.000 Menschen passten nun in das Areal, und als die SpVgg Fürth 1923 zu einem Freundschaftsspiel an die Förde reiste, meldete man erstmals „ausverkauft“.
Vier Jahre ruhten die Schubkarren, ehe die KSV-Mitglieder abermals die Ärmel hochkrempelten. Die KSV war inzwischen zu einem prosperierenden Großverein avanciert. Unter Anleitung von Otto Stocks wurde das Spielfeld um 25 Meter nach Nordosten verschoben, um Raum für leichtathletische Anlagen zu schaffen. Die Tribüne stand dadurch zwar plötzlich auf Höhe des Strafraums, doch zwölf Stufen auf der heutigen Haupttribünenseite sowie jeweils sechs Stufen in den beiden Kurven erhöhten das Fassungsvermögen auf eindrucksvolle 15.000 Plätze. 1943 quetschten sich den Überlieferungen zufolge beim Endrundenspiel gegen Schalke 04 sogar 18.000 Fans in die KSV-Heimat.
Nach dem Krieg lag die Störche-Arena in Trümmern. Mühsam richtete man die Gebäude notdürftig wieder her, ehe 1950 unter der Präsidentschaft von Hermann Langness Nägel mit Köpfen gemacht wurden. Die von Addi Hoff entworfene neue Tribüne bot nicht nur 1.020 Sitzplätze, sondern verfügte auch über einen Klubraum, Umkleidekabinen und eine Platzwartwohnung in ihrem Bauch. Eingeweiht wurde sie am 28. Juni 1950 mit einem 2:2 im Freundschaftsspiel gegen Schalke 04. Langness hoffte seinerzeit übrigens, dass die Anlage, „wenn nicht kriegerische Ereignisse eintreten, wovor wir bewahrt bleiben mögen, die nächsten 100 Jahre überdauern wird“.
61 Jahre später steht sie zumindest noch und hat viel erlebt in der Zwischenzeit. Bis zu 30.000 Zuschauer konnten in Spitzenzeiten im weiten Rund Platz nehmen, und als die KSV 1965 ans Tor zur Bundesliga klopfte, wurden gar Pläne für eine Ausweitung auf 38.000 Plätze diskutiert. Doch nachdem die Störche das Oberhaus verpasst hatten und im Mittelmaß versanken, war das Stadion bald viel zu groß. 1973 erwarb die Stadt das inzwischen ziemlich marode Gelände zurück und rettete die KSV damit vor dem Finanzcrash. Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga-Nord kam es 1975 zu ein paar Renovierungsmaßnahmen, doch als sich die KSV nach der Millenniumswende zu neuen sportlichen Höhenflügen aufschwang, erwies sich die Spielstätte als Hemmschuh. Im März 2000 wurden mit Ausnahme der Haupttribünenseite alle Stadionbereiche gesperrt, und die Störche spielten fortan vor einer bizarren Kulisse auf.
Nachdem sich die Neubaupläne an anderer Stelle zerschlagen hatten, drohte Holstein 2006 sogar die Rote Karte vom DFB. Für 1,8 Mio. Euro entstanden daraufhin hinter dem Westtor und auf der Gegengerade neue Tribünen, die das altehrwürdige Areal schlagartig in ein Schmuckkästchen verwandelte. 2009 flossen weitere vier Mio. Euro in den Umbau sowie den Bau eines Nachwuchs-Leistungszentrum in Projensdorf.
Tradition ist ein wertvolles Gut. Dummerweise kann man sich von ihr nichts kaufen, weshalb sie manchmal zu einem Klotz am Bein wird. So auch in Kiel. Seit exakt 100 Jahren trägt die KSV Holstein ihre Fußballspiele am Mühlenweg aus. Das Holstein-Stadion gehört damit zu den ältesten Fußballarenen im Lande. Dennoch stand es der Entwicklung der KSV-Fußballer bisweilen arg im Weg und kollidierte wiederholt mit den Auflagen des Fußballverbandes. Erst seit 2006 kommt es wieder als Schmuckkästchen daher, das hoffentlich bald den höherklassigen Fußball zu sehen bekommt, für den es eingerichtet wurde.
Höherklassigen Fußball strebten die Störche auch 1911 an, als die Ursprünge der Sportanlage gelegt wurden. In nur fünf Monate errichtete man eine moderne Anlage, die am 15. Oktober mit einem freundschaftlichen Vergleich gegen den Ex-Klub von Holstein-Kapitän Willy Zincke, Preussen Berlin, eingeweiht wurde.
Im Norden der boomenden Fördestadt entstand eine vorbildliche Spielstätte. Schmuckstück war die 200 Plätze bietende hölzerne Sitzplatztribüne, die in ähnlicher Art bis heute auf dem Kilia-Platz zu finden ist. Finanziert wurde der Bau mittels unverzinslicher Schuldscheine sowie Darlehn durch die Holstein-Familie, deren Wohlstand den Störchen das Attribut eines „Lackschuhvereins“ eingebracht hatte. Ein erfolgreicher Verein, der 1910 Deutscher Vizemeister und 1912 sogar Deutscher Meister wurde. Das spiegelte sich auch am Mühlenweg wider, wo bereits 1913 ein aus Vereinsmitteln finanzierter B-Platz eröffnet werden konnte.
Der damalige Zuschauerzuspruch war enorm. Holsteins Erfolgswelle ließ den Störchen die Herzen der Kieler Fußballfans in Scharen zufliegen. Obwohl die Erfolg weniger wurden, hielt der Boom nach dem Ersten Weltkrieg an, und bald erwies sich die KSV-Stätte sogar als zu klein für den unablässig wachsenden Zuspruch.
1921 ging das bis dato städtische Stadiongelände in Vereinsbesitz über, und als im selben Jahr eine Windhose das Tribünendach abräumte, entschloss man sich zu einem Neubau. Auf der heutigen Gegengerade entstand eine 420 Plätze bietende Sitzplatztribüne, die am 6. August 1922 mit einem freundschaftlichen 3:0 über Stadtrivale Kilia eingeweiht wurde. 8.000 Menschen passten nun in das Areal, und als die SpVgg Fürth 1923 zu einem Freundschaftsspiel an die Förde reiste, meldete man erstmals „ausverkauft“.
Vier Jahre ruhten die Schubkarren, ehe die KSV-Mitglieder abermals die Ärmel hochkrempelten. Die KSV war inzwischen zu einem prosperierenden Großverein avanciert. Unter Anleitung von Otto Stocks wurde das Spielfeld um 25 Meter nach Nordosten verschoben, um Raum für leichtathletische Anlagen zu schaffen. Die Tribüne stand dadurch zwar plötzlich auf Höhe des Strafraums, doch zwölf Stufen auf der heutigen Haupttribünenseite sowie jeweils sechs Stufen in den beiden Kurven erhöhten das Fassungsvermögen auf eindrucksvolle 15.000 Plätze. 1943 quetschten sich den Überlieferungen zufolge beim Endrundenspiel gegen Schalke 04 sogar 18.000 Fans in die KSV-Heimat.
Nach dem Krieg lag die Störche-Arena in Trümmern. Mühsam richtete man die Gebäude notdürftig wieder her, ehe 1950 unter der Präsidentschaft von Hermann Langness Nägel mit Köpfen gemacht wurden. Die von Addi Hoff entworfene neue Tribüne bot nicht nur 1.020 Sitzplätze, sondern verfügte auch über einen Klubraum, Umkleidekabinen und eine Platzwartwohnung in ihrem Bauch. Eingeweiht wurde sie am 28. Juni 1950 mit einem 2:2 im Freundschaftsspiel gegen Schalke 04. Langness hoffte seinerzeit übrigens, dass die Anlage, „wenn nicht kriegerische Ereignisse eintreten, wovor wir bewahrt bleiben mögen, die nächsten 100 Jahre überdauern wird“.
61 Jahre später steht sie zumindest noch und hat viel erlebt in der Zwischenzeit. Bis zu 30.000 Zuschauer konnten in Spitzenzeiten im weiten Rund Platz nehmen, und als die KSV 1965 ans Tor zur Bundesliga klopfte, wurden gar Pläne für eine Ausweitung auf 38.000 Plätze diskutiert. Doch nachdem die Störche das Oberhaus verpasst hatten und im Mittelmaß versanken, war das Stadion bald viel zu groß. 1973 erwarb die Stadt das inzwischen ziemlich marode Gelände zurück und rettete die KSV damit vor dem Finanzcrash. Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga-Nord kam es 1975 zu ein paar Renovierungsmaßnahmen, doch als sich die KSV nach der Millenniumswende zu neuen sportlichen Höhenflügen aufschwang, erwies sich die Spielstätte als Hemmschuh. Im März 2000 wurden mit Ausnahme der Haupttribünenseite alle Stadionbereiche gesperrt, und die Störche spielten fortan vor einer bizarren Kulisse auf.
Nachdem sich die Neubaupläne an anderer Stelle zerschlagen hatten, drohte Holstein 2006 sogar die Rote Karte vom DFB. Für 1,8 Mio. Euro entstanden daraufhin hinter dem Westtor und auf der Gegengerade neue Tribünen, die das altehrwürdige Areal schlagartig in ein Schmuckkästchen verwandelte. 2009 flossen weitere vier Mio. Euro in den Umbau sowie den Bau eines Nachwuchs-Leistungszentrum in Projensdorf.
Dienstag, 18. Oktober 2011
Insolvenzticker: Borea Dresden
Nach einer arbeitsbedingten Pause will ich nun den Insolvenzticker wieder mit - hoffentlich nicht allzu großer Regelmäßigkeit - anwerfen. Es geht los mit dem sächsischen Oberligisten SC Borea Dresden, der seine Mannschaft bereits am 9. September aus dem laufenden Spielbetrieb der Oberliga Nordost Süd zurückgezogen hat. Sämtliche bereits ausgetragenen Spiele wurden annulliert. In der abgelaufenen Saison hatte Borea erst in der Relegation gegen Tennis Borussia Berlin den Klassenerhalt in der fünften Liga erreicht.
Gegenüber dem "mdr" erklärte Klubsprecher Haarfeld im September: "Das tun wir nicht gerne, aber wir mussten uns entscheiden. Wir ziehen unsere Mannschaft zurück, weil wir die Verträge gegenüber den Spielern nicht erfüllen können, und weil wir es als fair empfinden, dass wir die Verträge auflösen, dass die Spieler jederzeit einen neuen Verein finden können."
Borea hatte zuvor die Verträge mit allen Spielern aufgelöst, um einer drohenden Insolvenz zu entgehen. Daraufhin waren nicht genügend wettbewerbsfähige Akteure geblieben, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Dem Vernehmen nach will Borea künftig auf Akteure aus der eigenen Nachwuchsarbeit setzen. Von 2003 bis 2006 spielte Boreas A-Jugend in der Bundesliga.
Allerdings steht derzeit offenbar das gesamte Konzept in Frage. Geschäftsführer Frank Gaunitz: "Deswegen müssen wir uns wohl neu ausrichten und überdenken, welche Art von Leistungssport wir uns als SC Borea überhaupt leisten können. Die Ausbildung, wie wir sie bislang praktiziert haben, lohnt sich jedenfalls nicht mehr."
Borea geriet in finanzielle Schwierigkeiten, nachdem man seine Sportstätten im Jägerpark mit Krediten modernisiert hatte, die fälligen Raten aber nicht mehr aufbringen konnte.
Gegenüber dem "mdr" erklärte Klubsprecher Haarfeld im September: "Das tun wir nicht gerne, aber wir mussten uns entscheiden. Wir ziehen unsere Mannschaft zurück, weil wir die Verträge gegenüber den Spielern nicht erfüllen können, und weil wir es als fair empfinden, dass wir die Verträge auflösen, dass die Spieler jederzeit einen neuen Verein finden können."
Borea hatte zuvor die Verträge mit allen Spielern aufgelöst, um einer drohenden Insolvenz zu entgehen. Daraufhin waren nicht genügend wettbewerbsfähige Akteure geblieben, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Dem Vernehmen nach will Borea künftig auf Akteure aus der eigenen Nachwuchsarbeit setzen. Von 2003 bis 2006 spielte Boreas A-Jugend in der Bundesliga.
Allerdings steht derzeit offenbar das gesamte Konzept in Frage. Geschäftsführer Frank Gaunitz: "Deswegen müssen wir uns wohl neu ausrichten und überdenken, welche Art von Leistungssport wir uns als SC Borea überhaupt leisten können. Die Ausbildung, wie wir sie bislang praktiziert haben, lohnt sich jedenfalls nicht mehr."
Borea geriet in finanzielle Schwierigkeiten, nachdem man seine Sportstätten im Jägerpark mit Krediten modernisiert hatte, die fälligen Raten aber nicht mehr aufbringen konnte.
Samstag, 15. Oktober 2011
Zu Gast in Göttingen: VfB Oldenburg
Heute kommen die Münchner Bayern nach Göttingen zu Gast, morgen der VfB Oldenburg. Ergo: Göttingen brummt mal wieder vor sportlicher Aufregung. Die Sache mit den Bayern ist irgendwie absurd. Nur weil da ein im Fußball erfolgreicher Klub plötzlich auch im Basketball unterwegs ist, brennt hier überall die Hütte. Warum nun ausgerechnet eine Basketballmannschaft mit dem Label "Bayern München" alle Welt Kopf stehen lässt, erschließt sich mir nicht so recht. Muss aber auch nicht sein, denn mein persönliches sportliches Wochenendspektakel steht ohnehin erst am Sonntag an, wenn der gute alte Bekannte aus Oldenburg anrauscht. 15 Uhr Anstoß, beide Fangruppen marschieren ab 13.45 Uhr gemeinsam vom Stadtzentrum in den Jahnsportpark. VfB und RSV 05 - Wahnsinn verbindet!
Hier mein Klubporträt aus der Schwarz-Gelb-Grünen Stadionpostille
Hier mein Klubporträt aus der Schwarz-Gelb-Grünen Stadionpostille
Tut mir leid für die sicherlich zahlreich im Jahnstadion vertretenen VfB-Anhänger, doch ein Porträt über ihren Klub muss mit zwei eher unangenehmen Daten beginnen: dem 16. Mai 1991 und dem 17. Mai 1992.
Am 16. Mai 1991 bestritt der VfB sein letztes Spiel im traditionsreichen Stadion Donnerschwee. Seit 20 Jahren ist die Heimat nun das Marschwegstadion, in dem Generationen von VfB-Fans viele Erfolg feiern konnten, aber auch die eine oder andere düstere Stunde erlebten. Es ist müßig zu diskutieren, wie es um den VfB bestellt wäre, hätte er seine geliebte Heimat behalten können. Sehnsucht nach der „Hölle“ ist jedenfalls bei älteren und möglicherweise auch jüngeren VfB-Fans bis heute greifbar.
Absurderweise ist auch das zweite Datum indirekt mit dem Donnerschwee verbunden. Damals stand der dank des Donnerschwee-Verkaufs wirtschaftlich potente VfB unter Manager Rudi Assauer und Trainer Wolfgang Sidka nämlich vor dem größten Triumph seiner Klubgeschichte – und verpasste ihn. Ein 2:2 gegen den Sportclub Freiburg langte nicht, um in die Bundesliga aufzusteigen. In die 1. Bundesliga, wohlgemerkt! Also auf eine Höhe mit Bayern München, Borussia Dortmund und Werder Bremen. Dass der damalige Aufsteiger Uerdingen heute ebenso wie der VfB nur noch fünftklassig kickt, dürfte in Oldenburg niemanden trösten.
Nach dem so unglücklich verpassten Aufstieg in die Eliteliga ging es turbulent weiter, und für all die Höhen und Tiefen, die der VfB seitdem durchmacht, reicht der Platz an dieser Stelle hinten und vorne nicht. Die Ereignisse daher im Zeitraffer: 1993 Abstieg in die 3. Liga, 1996/97 noch ein letzter Ausflug in die 2. Bundesliga, 2000 Abstieg in Liga 4, nachdem das fast schon besiegelte wirtschaftliche Aus in allerletzter Sekunde doch noch verhindert worden war, 2004 Abstieg in die 5. Liga, wo man zu allem Übel vom Lokalrivalen VfL bedrängt wurde. Der sportliche Tiefpunkt war erreicht.
Drei Jahre schwärmte die vielköpfige Fangemeinde über Westniedersachsen aus und füllte die Vereinskassen in Örtchen wie Oythe oder Bavenstedt, feierte die Elf um Trainer Josef Zinnbauer 2007 endlich die Rückkehr in die Oberliga Nord, verpasste jedoch 2008 die Qualifikation zur Regionalliga. Neuerlicher Tiefpunkt eine unfassbare Heimniederlage gegen Goslar 08 im Aufstiegsspiel 2009, womit es zurück in die Weststaffel der Niedersachsenliga ging.
Im Folgejahr für die eingleisige Oberliga Niedersachsen qualifiziert, hat der VfB seine Fans seitdem in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt.
Am 16. Mai 1991 bestritt der VfB sein letztes Spiel im traditionsreichen Stadion Donnerschwee. Seit 20 Jahren ist die Heimat nun das Marschwegstadion, in dem Generationen von VfB-Fans viele Erfolg feiern konnten, aber auch die eine oder andere düstere Stunde erlebten. Es ist müßig zu diskutieren, wie es um den VfB bestellt wäre, hätte er seine geliebte Heimat behalten können. Sehnsucht nach der „Hölle“ ist jedenfalls bei älteren und möglicherweise auch jüngeren VfB-Fans bis heute greifbar.
Absurderweise ist auch das zweite Datum indirekt mit dem Donnerschwee verbunden. Damals stand der dank des Donnerschwee-Verkaufs wirtschaftlich potente VfB unter Manager Rudi Assauer und Trainer Wolfgang Sidka nämlich vor dem größten Triumph seiner Klubgeschichte – und verpasste ihn. Ein 2:2 gegen den Sportclub Freiburg langte nicht, um in die Bundesliga aufzusteigen. In die 1. Bundesliga, wohlgemerkt! Also auf eine Höhe mit Bayern München, Borussia Dortmund und Werder Bremen. Dass der damalige Aufsteiger Uerdingen heute ebenso wie der VfB nur noch fünftklassig kickt, dürfte in Oldenburg niemanden trösten.
Nach dem so unglücklich verpassten Aufstieg in die Eliteliga ging es turbulent weiter, und für all die Höhen und Tiefen, die der VfB seitdem durchmacht, reicht der Platz an dieser Stelle hinten und vorne nicht. Die Ereignisse daher im Zeitraffer: 1993 Abstieg in die 3. Liga, 1996/97 noch ein letzter Ausflug in die 2. Bundesliga, 2000 Abstieg in Liga 4, nachdem das fast schon besiegelte wirtschaftliche Aus in allerletzter Sekunde doch noch verhindert worden war, 2004 Abstieg in die 5. Liga, wo man zu allem Übel vom Lokalrivalen VfL bedrängt wurde. Der sportliche Tiefpunkt war erreicht.
Drei Jahre schwärmte die vielköpfige Fangemeinde über Westniedersachsen aus und füllte die Vereinskassen in Örtchen wie Oythe oder Bavenstedt, feierte die Elf um Trainer Josef Zinnbauer 2007 endlich die Rückkehr in die Oberliga Nord, verpasste jedoch 2008 die Qualifikation zur Regionalliga. Neuerlicher Tiefpunkt eine unfassbare Heimniederlage gegen Goslar 08 im Aufstiegsspiel 2009, womit es zurück in die Weststaffel der Niedersachsenliga ging.
Im Folgejahr für die eingleisige Oberliga Niedersachsen qualifiziert, hat der VfB seine Fans seitdem in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt.
Freitag, 14. Oktober 2011
Kurt Welsch - Nationalspieler in turbulenten Zeiten
Heute vor 30 Jahren starb Nationalspieler Kurt Welsch. Der Neunkircher bestritt 1937 ein Länderspiel und gehörte 1942 zu jener Spielergeneration, der Sepp Herberger quasi das Leben rettete.
Welsch' Stammverein Borussia Neunkirchen hat ihm eine wunderschöne und sehr lesenswerte Hommage gewidmet, die ich gerne teilen möchte:
http://www.borussia-neunkirchen.de/kurt-welsch-sepp-herberger-rettete-ihm-das-leben/
Welsch' Stammverein Borussia Neunkirchen hat ihm eine wunderschöne und sehr lesenswerte Hommage gewidmet, die ich gerne teilen möchte:
http://www.borussia-neunkirchen.de/kurt-welsch-sepp-herberger-rettete-ihm-das-leben/
Dienstag, 11. Oktober 2011
Was macht eigentlich ... der OSV Hannover
Von der 2. Bundesliga-Nord bis in die Kreisliga – der OSV Hannover machte schwere Zeiten durch. Nun sind die Rot-Weißen aus Hannover-Bothfeld zurück und wollen in der Landesliga an alte Zeiten anknüpfen.
Der Jubel war groß. Mit einem 2:1 über Niedersachsen Döhren sicherte sich der OSV Hannover bereits zwei Spieltage vor Saisonende den Aufstieg in die Landesliga. Über 500 Fans feierten die Mannschaft von Ex-Profi Jörg Goslar.
Auch abseits des grünen Rasens macht der OSV wieder positive Schlagzeilen. Die Jugendarbeit wurde mehrfach mit der Herberger-Medaille prämiert, und als 2009 die hölzerne Tribüne im OSV-Stadion einem Flammenmeer zum Opfer fiel, schuf man sich modernen Ersatz. Heute dient die ehemalige Pressetribüne als zeitgemäße Lounge – im hannoverschen Amateurfußball einzigartig!
Die großen Zeiten des Vereins liegen rund 40 Jahre zurück und haben ihren Ausgang im Jahr 1962. Damals übernahm der erst 29-jährige Elektro-Unternehmer Wolfgang Zabel die Führung und krempelte den aus einem alten Arbeiterverein entstandenen Klub um. Zabel war ein Geschäftsmann mit leicht diktatorischer Attitüde, dessen Credo lautete: „Wir brauchen im OSV keine Vorstandssitzungen, denn in diesen Stunden werden die Probleme doch nicht erledigt, sondern nur vor sich hergeschoben. Was wir brauchen, ist nutzbringende Arbeit, und die ist mit einigen Telefonaten meiner engsten Mitarbeiter untereinander meist in wenigen Minuten erledigt.“
Der Erfolg gab ihm Recht. 1966 erreichte der OSV nach vier Aufstieg in Folge bereits die Verbandsliga. Sportlicher Vater des Erfolges war Gerd Bohnsack, Bruder von 96-Spieler Klaus, der die Rot-Weißen 1968 auch ins niedersächsische Oberhaus führte. „Ich mache gar kein Hehl daraus, dass bei uns einiges unternommen wurde, um auf den heutigen Leistungsstand zu kommen. Wer immer nur auf die Tradition seines Vereins baut, ansonsten aber kaum nennenswerte Initiative entwickelt, hat nach meinem Dafürhalten die Zeichen der Zeit nicht richtig erkannt“, dozierte Zabel stolz.
Das war zugleich ein Seitenhieb in Richtung der Lokalrivalen HSC und Arminia, die in der sportlichen Stagnation steckten und von „besseren Zeiten“ träumten. Kritik, er habe den Erfolg „erkauft“ und würde gegen das Amateurstatut verstoßen, ließ Zabel nicht gelten. „Es gibt nur einen Unterschied: Die einen sprechen offen darüber und sind ehrlich, während sich viele andere hinter irgendwelchen Scheinargumenten verkriechen und die Wahrheit nicht erkennen wollen“, blaffte er und kündigte an: „Wir haben uns in den zurückliegenden Jahren stets zum Leistungssport bekannt, und diesen Weg wollen wir auch in Zukunft beschreiten.“
Das tat er. Während die Stadt im Umfeld des OSV-Sportstätte in Bothfeld Wohnraum für 50.000 Menschen plante, plante Zabel eine moderne Fußballarena mit 10.000 Plätzen. „Und wenn erst dieses Zukunftsprojekt verwirklicht ist, wird in der Oststadt Hannovers ein neues Sportzentrum entstehen, in dem neben Fußball auch andere körperliche Betätigungsmöglichkeiten möglich sein werden“, visionierte der längst „Mister OSV” genannte Elektrohändler.
1971 konnte die nächste Sprosse auf dem Weg in den Fußballhimmel erklommen werden. Zum zweiten Mal in Folge für die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord qualifiziert machten die Oststädter mit einem 3:1 über Eintracht Nordhorn alles klar und zogen ins Vertragsspielerlager ein.
Die für 1974 anvisierte Qualifikation zur neuen 2. Bundesliga wurde allerdings verpasst, und die Rückstufung in Liga drei erwies sich als Einschnitt. Zunächst schien der OSV völlig vom Weg abzukommen. Dann entdeckte man den Nachwuchs und feierte 1976 den Niedersachsenpokal der Junioren. Zwei Jahre später rückten die Talente in die Liga auf sicherten sich 1977 die Meisterschaft der Oberliga Nord. In der Aufstiegsrunde zur 2. Liga scheiterte die Elf um Spielmacher Rühmkorb und den vom HSC gekommenen Goalgetter Dieter Schatzschneider jedoch.
Mit einem Jahr Verspätung gelang zwar 1978 der Sprung ins Profilager, doch die Fußballwelt hatte sich verändert. Angesichts der 96-Dauerkrise war Nachbar SV Arminia aus seinem Tiefschlaf erwacht, und für den OSV blieben nur die Brosamen. Überschaubare 2.516 Zuschauer passierten 1978/79 durchschnittlich die Stadiontore – prompt musste man Torjäger Bernd Krumbein abgeben, um finanziell nicht in eine Schieflage zu geraten.
1980/81 geriet zum Debakeljahr. 108 Gegentore, beim Heimkick gegen Viktoria Köln ganze 164 Zahlende – es ging steil bergab. 1982 wurde der OSV in die Verbandsliga durchgereicht, 1983 sogar auf Bezirksebene. Zwischenzeitlich hatte sich „Mister OSV“ Zabel verabschiedet.
Letzter Hoffnungsträger blieb die Jugend, die 1982 Niedersachsenpokalsieger geworden war und den OSV 1987 wieder in die Landesliga führte. Sechs Jahre später stand der Klub dennoch endgültig vor dem Aus. Mit dem OSC war bereits ein Nachfolgeverein gegründet, als es das Aus doch noch abgewendet wurde. Sportlich verschwand man auf Kreisebene.
2006 begann die Renaissance. Unter Trainer Wolfgang Kirchner kehrte der OSV auf Bezirksebene zurück und schloss 2011 mit dem Aufstieg in die Landesliga wieder zu den lokalen Fußballgrößen auf.
Der Jubel war groß. Mit einem 2:1 über Niedersachsen Döhren sicherte sich der OSV Hannover bereits zwei Spieltage vor Saisonende den Aufstieg in die Landesliga. Über 500 Fans feierten die Mannschaft von Ex-Profi Jörg Goslar.
Auch abseits des grünen Rasens macht der OSV wieder positive Schlagzeilen. Die Jugendarbeit wurde mehrfach mit der Herberger-Medaille prämiert, und als 2009 die hölzerne Tribüne im OSV-Stadion einem Flammenmeer zum Opfer fiel, schuf man sich modernen Ersatz. Heute dient die ehemalige Pressetribüne als zeitgemäße Lounge – im hannoverschen Amateurfußball einzigartig!
Die großen Zeiten des Vereins liegen rund 40 Jahre zurück und haben ihren Ausgang im Jahr 1962. Damals übernahm der erst 29-jährige Elektro-Unternehmer Wolfgang Zabel die Führung und krempelte den aus einem alten Arbeiterverein entstandenen Klub um. Zabel war ein Geschäftsmann mit leicht diktatorischer Attitüde, dessen Credo lautete: „Wir brauchen im OSV keine Vorstandssitzungen, denn in diesen Stunden werden die Probleme doch nicht erledigt, sondern nur vor sich hergeschoben. Was wir brauchen, ist nutzbringende Arbeit, und die ist mit einigen Telefonaten meiner engsten Mitarbeiter untereinander meist in wenigen Minuten erledigt.“
Der Erfolg gab ihm Recht. 1966 erreichte der OSV nach vier Aufstieg in Folge bereits die Verbandsliga. Sportlicher Vater des Erfolges war Gerd Bohnsack, Bruder von 96-Spieler Klaus, der die Rot-Weißen 1968 auch ins niedersächsische Oberhaus führte. „Ich mache gar kein Hehl daraus, dass bei uns einiges unternommen wurde, um auf den heutigen Leistungsstand zu kommen. Wer immer nur auf die Tradition seines Vereins baut, ansonsten aber kaum nennenswerte Initiative entwickelt, hat nach meinem Dafürhalten die Zeichen der Zeit nicht richtig erkannt“, dozierte Zabel stolz.
Das war zugleich ein Seitenhieb in Richtung der Lokalrivalen HSC und Arminia, die in der sportlichen Stagnation steckten und von „besseren Zeiten“ träumten. Kritik, er habe den Erfolg „erkauft“ und würde gegen das Amateurstatut verstoßen, ließ Zabel nicht gelten. „Es gibt nur einen Unterschied: Die einen sprechen offen darüber und sind ehrlich, während sich viele andere hinter irgendwelchen Scheinargumenten verkriechen und die Wahrheit nicht erkennen wollen“, blaffte er und kündigte an: „Wir haben uns in den zurückliegenden Jahren stets zum Leistungssport bekannt, und diesen Weg wollen wir auch in Zukunft beschreiten.“
Das tat er. Während die Stadt im Umfeld des OSV-Sportstätte in Bothfeld Wohnraum für 50.000 Menschen plante, plante Zabel eine moderne Fußballarena mit 10.000 Plätzen. „Und wenn erst dieses Zukunftsprojekt verwirklicht ist, wird in der Oststadt Hannovers ein neues Sportzentrum entstehen, in dem neben Fußball auch andere körperliche Betätigungsmöglichkeiten möglich sein werden“, visionierte der längst „Mister OSV” genannte Elektrohändler.
1971 konnte die nächste Sprosse auf dem Weg in den Fußballhimmel erklommen werden. Zum zweiten Mal in Folge für die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord qualifiziert machten die Oststädter mit einem 3:1 über Eintracht Nordhorn alles klar und zogen ins Vertragsspielerlager ein.
Die für 1974 anvisierte Qualifikation zur neuen 2. Bundesliga wurde allerdings verpasst, und die Rückstufung in Liga drei erwies sich als Einschnitt. Zunächst schien der OSV völlig vom Weg abzukommen. Dann entdeckte man den Nachwuchs und feierte 1976 den Niedersachsenpokal der Junioren. Zwei Jahre später rückten die Talente in die Liga auf sicherten sich 1977 die Meisterschaft der Oberliga Nord. In der Aufstiegsrunde zur 2. Liga scheiterte die Elf um Spielmacher Rühmkorb und den vom HSC gekommenen Goalgetter Dieter Schatzschneider jedoch.
Mit einem Jahr Verspätung gelang zwar 1978 der Sprung ins Profilager, doch die Fußballwelt hatte sich verändert. Angesichts der 96-Dauerkrise war Nachbar SV Arminia aus seinem Tiefschlaf erwacht, und für den OSV blieben nur die Brosamen. Überschaubare 2.516 Zuschauer passierten 1978/79 durchschnittlich die Stadiontore – prompt musste man Torjäger Bernd Krumbein abgeben, um finanziell nicht in eine Schieflage zu geraten.
1980/81 geriet zum Debakeljahr. 108 Gegentore, beim Heimkick gegen Viktoria Köln ganze 164 Zahlende – es ging steil bergab. 1982 wurde der OSV in die Verbandsliga durchgereicht, 1983 sogar auf Bezirksebene. Zwischenzeitlich hatte sich „Mister OSV“ Zabel verabschiedet.
Letzter Hoffnungsträger blieb die Jugend, die 1982 Niedersachsenpokalsieger geworden war und den OSV 1987 wieder in die Landesliga führte. Sechs Jahre später stand der Klub dennoch endgültig vor dem Aus. Mit dem OSC war bereits ein Nachfolgeverein gegründet, als es das Aus doch noch abgewendet wurde. Sportlich verschwand man auf Kreisebene.
2006 begann die Renaissance. Unter Trainer Wolfgang Kirchner kehrte der OSV auf Bezirksebene zurück und schloss 2011 mit dem Aufstieg in die Landesliga wieder zu den lokalen Fußballgrößen auf.
Montag, 10. Oktober 2011
Bayer-Leverkusen-Buch ausgeliefert!
Mit dem herbstlichen Fallen der Blätter kommen wie immer auch die Früchte der alljährlichen Schreibarbeit zum Vorschein.
Diese Woche wird das Werkstatt-Buch über Bayer 04 Leverkusen ausgeliefert. Ich habe mich dafür mit dem Zeitraum von der Klubgründung bis zum Bundesligaaufstieg (1904 bis 1976) beschäftigt und kann freudig verkünden, dass Bayer 04 ein überaus spannender Verein ist.
Weitere Infos gibts hier:
http://www.werkstatt-verlag.de/?q=node/401
Diese Woche wird das Werkstatt-Buch über Bayer 04 Leverkusen ausgeliefert. Ich habe mich dafür mit dem Zeitraum von der Klubgründung bis zum Bundesligaaufstieg (1904 bis 1976) beschäftigt und kann freudig verkünden, dass Bayer 04 ein überaus spannender Verein ist.
Weitere Infos gibts hier:
http://www.werkstatt-verlag.de/?q=node/401
Samstag, 8. Oktober 2011
VfV Borussia Hildesheim
Morgen kommt "Tante Hilde" zu Besuch nach Göttingen. Nachstehend meine kleine Hommage für unsere Stadionzeitung an den VfV Borussia 06 Hildesheim, der sich morgen ab 15 Uhr in die Geheimnisse des Fußballs einweihen lässt.
So ist das manchmal mit guten Freunden: Erst zieht man Ewigkeiten gemeinsam ums Eck, dann verliert man sich völlig aus den Augen und erkennt sich kaum wieder, wenn man sich nach Jahren erneut gegenübersteht.
So dürfte es sowohl unserem heutigen Gast VfV Borussia 06 Hildesheim als auch uns vom RSV 05 gehen. Das Pokalspiel vor einigen Wochen mal ausgenommen trafen die heutigen Gegner zuletzt 2002/03 aufeinander.
Und schon damals war es ein Revival-Treffen, denn die Zeiten, als sich VfV und 05 regelmäßig zu Fußballspielen trafen, liegen noch viel weiter zurück. In den wilden 1960er Jahren gab es hitzige Derbys in der Regionalliga Nord, ehe „Tante Hilde“, wie der VfV gerne genannt wurde, ab 1967 auf eine traurige Tournee durch unterklassige Ligen ging.
Nun aber zum heutigen Spiel, in dem sich zwei Klubs gegenüber stehen, denen ihre turbulente Geschichte anzusehen ist. Über den Wandel vom 1. SC zum RSV 05 muss nichts gesagt werden. Aus dem VfV wurde derweil der VfV Borussia 06, und das ist insofern pikant, als es einen Zusammenschluss zweier zwar benachbarter aber nicht gerade befreundeter Vereine bedeutete.
Der VfV datiert aus dem Jahr 1945 und transportiert mit seinem Namen – Verein für Volkssport – die Situation nach dem Krieg. Die Alliierten hatten Arbeitersportler mit der Neuorganisation des Sports beauftragt, und die verwirklichten prompt ihren alten Traum vom klassenlosen „Volkssport“. Als die bürgerlichen Verbände wieder die Regie übernahmen wurde jener überall still und heimlich zu Grabe getragen. Nicht jedoch in Hildesheim. Dass der VfV an seinem Namen festhielt, war dem Umstand zu verdanken, dass er ein Klubsammelsurium war. Rund 15 Vereine lebten im VfV fort – darunter der HSV 07, mit dem 05 in den 1930er Jahren in der Gauliga gespielt hatte. Alte Freunde eben.
Ihre größten Jahre feierten die Rot-Weißen nach dem Aufstieg in die Oberliga Nord 1958. Legendärer Höhepunkt: ein 3:0-Sieg über Uwe Seelers HSV 1961, dem die ewige Hildesheimer Rekordkulisse von 26.000 Zuschauern beiwohnte.
Und Borussia 06? Die Blütezeit der Rot-Gelben von der Lademühle waren die 1930er Jahre. Nach dem Krieg kickten sie noch ein paar Jahre in der 2. Liga (und traf dort 1959/60 auf 05), ehe es tief hinab in den Ligakeller ging.
2003 kam es zur Fusion zum VfV Borussia 06, und so stehen sich die Freunde von einst heute erstmals im neuen Gewand im Kampf um Ligapunkte gegenüber. Aber schon Franz Beckenbauer wusste „Alte Freunde kann niemand trennen“.
Willkommen in Göttingen, Tante Hilde!
So ist das manchmal mit guten Freunden: Erst zieht man Ewigkeiten gemeinsam ums Eck, dann verliert man sich völlig aus den Augen und erkennt sich kaum wieder, wenn man sich nach Jahren erneut gegenübersteht.
So dürfte es sowohl unserem heutigen Gast VfV Borussia 06 Hildesheim als auch uns vom RSV 05 gehen. Das Pokalspiel vor einigen Wochen mal ausgenommen trafen die heutigen Gegner zuletzt 2002/03 aufeinander.
Und schon damals war es ein Revival-Treffen, denn die Zeiten, als sich VfV und 05 regelmäßig zu Fußballspielen trafen, liegen noch viel weiter zurück. In den wilden 1960er Jahren gab es hitzige Derbys in der Regionalliga Nord, ehe „Tante Hilde“, wie der VfV gerne genannt wurde, ab 1967 auf eine traurige Tournee durch unterklassige Ligen ging.
Nun aber zum heutigen Spiel, in dem sich zwei Klubs gegenüber stehen, denen ihre turbulente Geschichte anzusehen ist. Über den Wandel vom 1. SC zum RSV 05 muss nichts gesagt werden. Aus dem VfV wurde derweil der VfV Borussia 06, und das ist insofern pikant, als es einen Zusammenschluss zweier zwar benachbarter aber nicht gerade befreundeter Vereine bedeutete.
Der VfV datiert aus dem Jahr 1945 und transportiert mit seinem Namen – Verein für Volkssport – die Situation nach dem Krieg. Die Alliierten hatten Arbeitersportler mit der Neuorganisation des Sports beauftragt, und die verwirklichten prompt ihren alten Traum vom klassenlosen „Volkssport“. Als die bürgerlichen Verbände wieder die Regie übernahmen wurde jener überall still und heimlich zu Grabe getragen. Nicht jedoch in Hildesheim. Dass der VfV an seinem Namen festhielt, war dem Umstand zu verdanken, dass er ein Klubsammelsurium war. Rund 15 Vereine lebten im VfV fort – darunter der HSV 07, mit dem 05 in den 1930er Jahren in der Gauliga gespielt hatte. Alte Freunde eben.
Ihre größten Jahre feierten die Rot-Weißen nach dem Aufstieg in die Oberliga Nord 1958. Legendärer Höhepunkt: ein 3:0-Sieg über Uwe Seelers HSV 1961, dem die ewige Hildesheimer Rekordkulisse von 26.000 Zuschauern beiwohnte.
Und Borussia 06? Die Blütezeit der Rot-Gelben von der Lademühle waren die 1930er Jahre. Nach dem Krieg kickten sie noch ein paar Jahre in der 2. Liga (und traf dort 1959/60 auf 05), ehe es tief hinab in den Ligakeller ging.
2003 kam es zur Fusion zum VfV Borussia 06, und so stehen sich die Freunde von einst heute erstmals im neuen Gewand im Kampf um Ligapunkte gegenüber. Aber schon Franz Beckenbauer wusste „Alte Freunde kann niemand trennen“.
Willkommen in Göttingen, Tante Hilde!
Mittwoch, 5. Oktober 2011
Happy birthday Jahn Regensburg
Vor 104 Jahren wurde die Fußballabteilung des SSV Jahn Regensburg gegründet. Nachstehend ein Klubporträt, entnommen dem "Großen Buch der Deutschen Fußballvereine".
Als Anhänger des SSV Jahn Regensburg muss man leidensfähig sein. Allein seit der Millenniumswende haben die Jahn-Fans sämtliche Höhen und Tiefen zwischen Zweiter Bundesliga und drohender Vereinsauflösung kennen gelernt. Der Klub aus der oberpfälzischen Bischofsstadt schrieb dabei überwiegend durch hartnäckige interne Dissonanzen Schlagzeilen und kämpfte zudem mit einem in die Jahre gekommenen Stadion, das die Aufwärtsentwicklung erheblich hemmte. „Der Jahn“, wie die Rot-Weißen in der Oberpfalz genannt werden, entstand 1934 durch den Zusammenschluss des Fußball-Gauligisten Sport-Bund Jahn mit zwei weiteren Sport- bzw. Schwimmvereinen. Mit Hans Jakob stand seinerzeit ein langjähriger Nationaltorhüter zwischen den Pfosten der Jahn-Elf, die sich erst im zweiten Anlauf ab 1937 in der Gauliga Bayern etablieren konnte. 1938 und 1939 belegten die Oberpfälzer im Wettbewerb gegen Größen wie 1. FC Nürnberg, SpVgg Fürth, TSV München 1860 und Bayern München immerhin jeweils den dritten Platz. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man sich 1949/50 vergeblich an der Oberliga Süd und verharrte zunächst in der 2. Liga-Süd. 1953 ins Oberhaus zurückgekehrt, konnten sich die Rot-Weißen anschließend für fünf Spielzeiten halten und 1953/54 mit Platz sechs die beste Position ihrer Vereinsgeschichte belegen. Mit dem erneuten Abstieg 1958 wurde es turbulent. 1960/61 kam der Jahn noch mal zurück, stieg direkt wieder ab und verpasste 1963 sogar die Regionalliga Süd. Erstmals in der Drittklassigkeit spielend, ging es 1965 noch eine Etage tiefer für den Traditionsverein. Zwei Jahre später hatte der von der Trainerlegende „Bimbo“ Binder angeführte Regensburger Aufstiegsexpress den Jahn mit zwei Klassensprüngen binnen zweier Jahre bis in die Regionalliga katapultiert, die bis zur Auflösung der Liga (1974) die neue Jahn-Heimat blieb. 1971 schrieb der Regensburger Gerd Faltermeier Fußballgeschichte, als er beim 3:2 gegen den VfR Mannheim das erste „Tor des Monats“ schoss. Ausgerechnet im letzten Regionalligajahr stürzte die Mannschaft jedoch sportlich ab und landete nach Einführung der 2. Bundesliga wie anno 1963 in der Drittklassigkeit. Dem direkten Aufstieg folgte eine von wirtschaftlichen Problemen überschattete Zweitligasaison 1975/76, an deren Ende nur deshalb der Klassenerhalt stand, weil Mainz 05 freiwillig ins Amateurlager wechselte. Ein Jahr später stieg der Jahn um Reinhold Mathes und Torjäger Herfried Ruhs ab, wurde 1977/78 in der Bayernliga durchgereicht und war damit abermals nur noch viertklassig. Es dauerte fünf Jahre, ehe die Oberpfälzer auf die bayerische Amateurebene zurückkehrten. Mit einem gewaltigen Zuschauerpotenzial im Rücken kam der Klub jedoch nicht über Mittelmaß hinaus und musste 1988 abermals den bitteren Gang in die Landesliga antreten. 1990 wurde der nächste Versuch unternommen, sich wieder im bayerischen Amateuroberhaus zu etablieren. Diesmal lief es besser, doch als der Jahn 1994 die Regionalliga Süd verpasste, blieb er zwar in der Bayernliga, die jedoch nur noch die vierthöchste Spielklasse war. Zu allem Übel kam es 1996 auch noch zur Wachablösung in Regensburg. Überflieger Post/Süd erreichte erstmals das bayerische Amateuroberhaus, aus dem der Jahn mal wieder abstieg. Erstmals seit seiner Gründung war der SSV Jahn damit nicht die Regensburger Nummer eins! Drei Jahre später wurden die Verhältnisse wieder gerade gerückt. Während Post/Süd abstieg, feierte der SSV Jahn als Bayernliganeuling unter Ex-Löwen- bzw. Post/SG-Coach Karsten Wettberg den Durchmarsch in die Regionalliga Süd. Zwischenzeitlich waren die Jahn-Fußballer dem drohenden Konkurs allerdings nur durch die Gründung des SSV Jahn 2000 entgangen… 2003 führte Wettbergs Nachfolger Günter Sebert die Rot-Weißen schließlich sensationell nach über 20 Jahren zurück ins Profilager in die 2. Bundesliga. Doch die Saison war noch nicht gestartet, da ging es an der Prüfeninger Straße schon hoch her. Trainer Sebert und fast die komplette Aufstiegsmannschaft mussten gehen, und obwohl die neuformierte Elf nach einem 2:1-Sieg über den 1. FC Nürnberg am 27. Spieltag den Klassenerhalt fast sicher hatte, sorgte eine schwarze Serie zum Saisonende (drei von 21 möglichen Punkten) doch noch für den Abstieg. Alsdann übernahm mit großem Spektakel Mario Basler das Training der erneut völlig neuformierten Mannschaft, während die Klubführung nur mit Glück das finanzielle Aus verhinderte. Zahlreiche Turbulenzen auf der Führungsebene mitsamt Personalwechsel bestimmen seitdem das Bild, in denen es sportlich für die Oberpfälzer nicht mehr so recht rund lief. 2006 ging es unter Trainer Günter Güttler sogar abermals zurück in die Bayernliga. Mit einem 1,2 Mio. Etat gelang zwar der direkte Wiederaufstieg, der aber von erneuten Konkursgerüchten überschattet war. Dennoch qualifizierte sich der Klub 2008 für die neue 3. Liga, in der sich der Jahn erfolgreich etablierte. Auch 2009 war der Klub allerdings erneut umrankt von Konkursdrohungen.
DATEN Sport- und Schwimmverein Jahn 2000 Regensburg e.V. Anschrift Prüfeninger Straße 57a, 94049 Regensburg Telefon 0941-69830 Internet www.ssv-jahn.de Verband Süd/Bayern Farben Rot-Weiß Kleidung rot-weiß, rot, weiß GESCHICHTE 1886 Gründung Turnerbund Jahn Regensburg (fusionierte 1928 mit TV 1861 Regensburg und MTV 1901 Regensburg zur Regensburger Turnerschaft) 4.10.1907 Gründung Fußballabteilung 28.2.1924 Fußballabteilung als Sportbund Jahn Regensburg eigenständig („reinliche Scheidung“) 24.5.1934 Fusion mit Sportverein 1889 Regensburg und Schwimmverein Regensburg (gegründet am 7.7.1921) = SSV Jahn Regensburg 16.6.2000 Fußballabteilung als SSV Jahn 2000 Regensburg eigenständig STADION 1907 Kleiner Exerzierplatz o. Schildwiese Stadtamhof, 1907-11 Waldturnplatz Marienhöhe, 1911-21 Dechbettener Straße (20.10.1911), 1921-23 Drexelweg, 1923-26 TV-Platz Goethegymnasium, ab 1926 Jahnstadion (19.9.1926, 30.000/1950, 11.421/2001)
Als Anhänger des SSV Jahn Regensburg muss man leidensfähig sein. Allein seit der Millenniumswende haben die Jahn-Fans sämtliche Höhen und Tiefen zwischen Zweiter Bundesliga und drohender Vereinsauflösung kennen gelernt. Der Klub aus der oberpfälzischen Bischofsstadt schrieb dabei überwiegend durch hartnäckige interne Dissonanzen Schlagzeilen und kämpfte zudem mit einem in die Jahre gekommenen Stadion, das die Aufwärtsentwicklung erheblich hemmte. „Der Jahn“, wie die Rot-Weißen in der Oberpfalz genannt werden, entstand 1934 durch den Zusammenschluss des Fußball-Gauligisten Sport-Bund Jahn mit zwei weiteren Sport- bzw. Schwimmvereinen. Mit Hans Jakob stand seinerzeit ein langjähriger Nationaltorhüter zwischen den Pfosten der Jahn-Elf, die sich erst im zweiten Anlauf ab 1937 in der Gauliga Bayern etablieren konnte. 1938 und 1939 belegten die Oberpfälzer im Wettbewerb gegen Größen wie 1. FC Nürnberg, SpVgg Fürth, TSV München 1860 und Bayern München immerhin jeweils den dritten Platz. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man sich 1949/50 vergeblich an der Oberliga Süd und verharrte zunächst in der 2. Liga-Süd. 1953 ins Oberhaus zurückgekehrt, konnten sich die Rot-Weißen anschließend für fünf Spielzeiten halten und 1953/54 mit Platz sechs die beste Position ihrer Vereinsgeschichte belegen. Mit dem erneuten Abstieg 1958 wurde es turbulent. 1960/61 kam der Jahn noch mal zurück, stieg direkt wieder ab und verpasste 1963 sogar die Regionalliga Süd. Erstmals in der Drittklassigkeit spielend, ging es 1965 noch eine Etage tiefer für den Traditionsverein. Zwei Jahre später hatte der von der Trainerlegende „Bimbo“ Binder angeführte Regensburger Aufstiegsexpress den Jahn mit zwei Klassensprüngen binnen zweier Jahre bis in die Regionalliga katapultiert, die bis zur Auflösung der Liga (1974) die neue Jahn-Heimat blieb. 1971 schrieb der Regensburger Gerd Faltermeier Fußballgeschichte, als er beim 3:2 gegen den VfR Mannheim das erste „Tor des Monats“ schoss. Ausgerechnet im letzten Regionalligajahr stürzte die Mannschaft jedoch sportlich ab und landete nach Einführung der 2. Bundesliga wie anno 1963 in der Drittklassigkeit. Dem direkten Aufstieg folgte eine von wirtschaftlichen Problemen überschattete Zweitligasaison 1975/76, an deren Ende nur deshalb der Klassenerhalt stand, weil Mainz 05 freiwillig ins Amateurlager wechselte. Ein Jahr später stieg der Jahn um Reinhold Mathes und Torjäger Herfried Ruhs ab, wurde 1977/78 in der Bayernliga durchgereicht und war damit abermals nur noch viertklassig. Es dauerte fünf Jahre, ehe die Oberpfälzer auf die bayerische Amateurebene zurückkehrten. Mit einem gewaltigen Zuschauerpotenzial im Rücken kam der Klub jedoch nicht über Mittelmaß hinaus und musste 1988 abermals den bitteren Gang in die Landesliga antreten. 1990 wurde der nächste Versuch unternommen, sich wieder im bayerischen Amateuroberhaus zu etablieren. Diesmal lief es besser, doch als der Jahn 1994 die Regionalliga Süd verpasste, blieb er zwar in der Bayernliga, die jedoch nur noch die vierthöchste Spielklasse war. Zu allem Übel kam es 1996 auch noch zur Wachablösung in Regensburg. Überflieger Post/Süd erreichte erstmals das bayerische Amateuroberhaus, aus dem der Jahn mal wieder abstieg. Erstmals seit seiner Gründung war der SSV Jahn damit nicht die Regensburger Nummer eins! Drei Jahre später wurden die Verhältnisse wieder gerade gerückt. Während Post/Süd abstieg, feierte der SSV Jahn als Bayernliganeuling unter Ex-Löwen- bzw. Post/SG-Coach Karsten Wettberg den Durchmarsch in die Regionalliga Süd. Zwischenzeitlich waren die Jahn-Fußballer dem drohenden Konkurs allerdings nur durch die Gründung des SSV Jahn 2000 entgangen… 2003 führte Wettbergs Nachfolger Günter Sebert die Rot-Weißen schließlich sensationell nach über 20 Jahren zurück ins Profilager in die 2. Bundesliga. Doch die Saison war noch nicht gestartet, da ging es an der Prüfeninger Straße schon hoch her. Trainer Sebert und fast die komplette Aufstiegsmannschaft mussten gehen, und obwohl die neuformierte Elf nach einem 2:1-Sieg über den 1. FC Nürnberg am 27. Spieltag den Klassenerhalt fast sicher hatte, sorgte eine schwarze Serie zum Saisonende (drei von 21 möglichen Punkten) doch noch für den Abstieg. Alsdann übernahm mit großem Spektakel Mario Basler das Training der erneut völlig neuformierten Mannschaft, während die Klubführung nur mit Glück das finanzielle Aus verhinderte. Zahlreiche Turbulenzen auf der Führungsebene mitsamt Personalwechsel bestimmen seitdem das Bild, in denen es sportlich für die Oberpfälzer nicht mehr so recht rund lief. 2006 ging es unter Trainer Günter Güttler sogar abermals zurück in die Bayernliga. Mit einem 1,2 Mio. Etat gelang zwar der direkte Wiederaufstieg, der aber von erneuten Konkursgerüchten überschattet war. Dennoch qualifizierte sich der Klub 2008 für die neue 3. Liga, in der sich der Jahn erfolgreich etablierte. Auch 2009 war der Klub allerdings erneut umrankt von Konkursdrohungen.
DATEN Sport- und Schwimmverein Jahn 2000 Regensburg e.V. Anschrift Prüfeninger Straße 57a, 94049 Regensburg Telefon 0941-69830 Internet www.ssv-jahn.de Verband Süd/Bayern Farben Rot-Weiß Kleidung rot-weiß, rot, weiß GESCHICHTE 1886 Gründung Turnerbund Jahn Regensburg (fusionierte 1928 mit TV 1861 Regensburg und MTV 1901 Regensburg zur Regensburger Turnerschaft) 4.10.1907 Gründung Fußballabteilung 28.2.1924 Fußballabteilung als Sportbund Jahn Regensburg eigenständig („reinliche Scheidung“) 24.5.1934 Fusion mit Sportverein 1889 Regensburg und Schwimmverein Regensburg (gegründet am 7.7.1921) = SSV Jahn Regensburg 16.6.2000 Fußballabteilung als SSV Jahn 2000 Regensburg eigenständig STADION 1907 Kleiner Exerzierplatz o. Schildwiese Stadtamhof, 1907-11 Waldturnplatz Marienhöhe, 1911-21 Dechbettener Straße (20.10.1911), 1921-23 Drexelweg, 1923-26 TV-Platz Goethegymnasium, ab 1926 Jahnstadion (19.9.1926, 30.000/1950, 11.421/2001)
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