Samstag, 30. November 2013

Alle Tassen im Schrank? AFC Wimbledon



Foto: Buenos días, da bin wieder, frisch aufgefüllt mit reichlich spanischen Verben und einem schicken Bündel Grammatik, der auf den ersten Blick gar nicht so kompliziert ausschaut, aber dennoch erst mal verdaut werden will.

Eigentlich müsste die „Tassen-like-Liga powered by Hardy Grüne“ nach meinem Intensiv-Spanisch-Kurs ja mit einem Gefäß aus dem entsprechenden Sprachraum fortgesetzt werden. Doch die beiden spanischen "tazas" in meiner Kollektion (Barça y Atletic Bilbao) habe ich bereits vorgestellt.

Da passt es gut, dass es heute Nachmittag in Bristol zum Duell zwischen den Bristol Rovers und dem AFC Wimbledon kommt. Ein Duell mit aktueller Brisanz, den meine Pirates stecken mehr denn je im Abstiegskampf und suchen verzweifelt nach einem treffsicheren Torjäger. Zugleich ein Duell mit Geschichte, denn nach dem Aufstieg des AFC Wimbledon in die Football League 2011 war es diese Begegnung, mit der die einzig wahren „Dons“ auf die große Bühne des englischen Profifußballs zurückkehrten.

Ich flog damals nach London, um bei dem historischen Ereignis im Kingsmedow Stadium live dabei zu sein. Voller Hoffnung auf einen positiven Saisonstart meiner Rovers, und voller stolzer Freude, bei diesem schönen Anlass anwesend zu sein.

Über Wimbledons Geschichte muss ich an dieser Stelle sicher keine Worte verlieren – jeder kennt die bitterbösen Hintergründe, wie der Wimbledon FC mit Genehmigung der englischen FA nach Milton Keynes transferiert und zu den MK Dons wurde. Das erste Spiel nach "Rückkehr" in die Football League war eine dementsprechend emotionale Angelegenheit, und es erfüllte mich mit Stolz, dass ausgerechnet „mein“ Klub Wimbledons Auftaktgegner war, denn auch die Bristol Rovers weisen schließlich eine Geschichte mit diversen Fangstricken auf, in der es vor allem eine Konstante gibt: eine treue und sehr dickköpfige Fanschar. So war es klar, dass auch die gut 750 mitgereisten Bristolian vor dem Anpfiff in die „Wimbledon“-Sprechchöre der Heimfans einstimmten und es langanhaltenden und respektvollen Beifall für die "Wombles" gab.

Für alle Neugierigen hier noch einmal meine Reportage von damals, die seinerzeit u.a. in der „Fußballwoche“ und auf „stern.de“ erschien:

Dies ist ein großer Tag für unseren Klub", sagt Ken mit vor Stolz glitzernden Augen. Souverän arrangiert der Fanshop-Mithelfer die Reihe der wartenden Fans vor dem Shop des AFC Wimbledon. Noch fast zwei Stunden bis zum Anpfiff, doch die Schlange will einfach kein Ende nehmen. Alle wollen Souvenirs vom heutigen Tag. Vom großen Tag des AFC Wimbledon. Vom Tag der Rückkehr Wimbledons in die Football League.
2002 war der damalige Wimbledon FC in einem dreisten und vom nationalen Fußballverband FA sanktionierten Akt von Südlondon ins knapp 100 Kilometer westlich gelegene Milton Keynes verlegt und in "MK Dons FC" umbenannt worden. "Die haben uns einfach unseren Klub geklaut damals", erregt sich Ken noch heute und schiebt grinsend und mit entwaffnender Selbstverständlichkeit nach: "Da haben wir einfach einen Neuen gegründet und die Sache selber in die Hand genommen".

Damals, im Mai 2002, war auch Ken dabei, als auf einer öffentlichen Wiese ein paar Kneipenfußballer vorspielten, mit denen sich der neugegründete AFC Wimbledon in das Abenteuer Ligafußball begeben wollten. Ein Stadion hatte man noch nicht, und in welcher Liga man würde spielen dürfen, war auch unklar. Die FA meinte damals, die Gründung eines neuen Klubs wäre ohnehin nicht im "größeren Interesse des Fußballs" - heute kann man im Fanshop T-Shirts mit der Aufschrift "Not in the wider interests of football?" kaufen.

Es war die 9. Liga, in der schließlich ein Abenteuer begann, das eine der faszinierendsten Geschichten des Fußballs hervorbrachte. Klubmitgründer und heutiger Geschäftsführer Erik Samuelson: "Niemand von uns hatte eine Ahnung, wie man einen Klub führt. Aber wir wussten einiges über Business, und so konnten wir den Klub wirtschaftlich gut aufstellen". Räumlich fand man beim im südwestlichen Speckgürtel von London ansässigen Amateurklub Kingstonian Unterschlupf, und als zum ersten Ligaspiel statt der erwarteten 1.000 Zuschauer über 4.500 kamen, wusste die Führungscrew um Samuelson: "hier entsteht etwas".
Und zwar ein Fanverein, wie es ihn noch nie gegeben hatte.

2.500 Fans des AFC Wimbledon sind heute shareholder und damit Eigentümer des Klubs. Die Fans wurden das Kapital des Klubs - buchstäblich. Mit einem Besucherschnitt von über 3.000 war der AFC Wimbledon der Konkurrenz meilenweit überlegen und marschierte mit fünf Aufstiegen binnen neun Jahren steil nach oben. Als Vater des sportlichen Aufstiegs wurde Trainer Terry Brown gefeiert, der im Mai 2007 nach Wimbledon gekommen war.

Nachdem Kapitän Danny Kedwell die "Dons" am 21. Mai 2011 mit seinem verwandelten Strafstoß im Elfmeterschießen des Aufstiegsspiels gegen Luton Town in die Football League geschossen hatte, stand Wimbledon endgültig Kopf. Zum Auftaktspiel gegen Drittligaabsteiger Bristol Rovers kündigte Sky Sport sogar eine Direktübertragung an, und aus ganz England gingen Glückwunsche beim streitbaren "Fan-Klub" ein. Wimbledon ist so etwas wie der "Robin Hood" des Fußballs.

Trotz des Hypes war das Auftaktspiel gegen die Bristol Rovers jedoch eine erfreulich unaufgeregte und ehrliche Angelegenheit. Kein Feuerwerk, kein überhitzter Stadionsprecher, keine schillernde Halbzeitshow - der AFC Wimbledon präsentierte sich so, wie er ist. Ein Klub, der sich der Eventisierung des Fußballs entzieht - obwohl er längst selber Teil der Eventisierung geworden ist. Im mit 4.629 Zuschauern bis auf den letzten Platz ausverkauften Stadion lenkte nicht der Stadion-DJ mit ohrenbetäubendem Lärm das Geschehen, sondern wie früher die beiden Fangruppen. Und als sich kurz vor dem Anpfiff auch noch der 750köpfige Anhang aus Bristol vor dem Neuling verneigte und ein "Wimbledon" anstimmte, schwelgte die gesamte Arena endgültig in Stolz.

Auf der Tribüne saßen derweil mit Bobby Gould und Dave Beasant zwei Mitglieder der "Crazy Gang", die 1988 Pokalsieger geworden war, während das Gastgeberteam in Erinnerung an Wimbledons ersten Aufstieg in die Football League anno 1977 Retro-Trikots aus jenen Tagen trug.

Ein perfekter Tag für den AFC Wimbledon, der nur einen Makel hatte. Die Punkte gingen nach Bristol. Doch den mutigen "Dons" muss nicht bange sein. Zum einen egalisierte die Brown-Elf einen frühen 0:2-Rückstand und glich auf ein zwischenzeitliches 2:2 aus (Endstand 2:3), zum anderen gelten die Rovers als Aufstiegsfavorit. "Wir müssen unsere Punkte gegen andere Mannschaften holen", bestätigt auch Ken, als er nach dem Schlusspfiff schon wieder eine Schlange von Einkaufswilligen vor dem "Dons"-Fanshop vorfindet. "Und wenn wir wieder absteigen, na, dann kommen wir eben zurück".
Buenos días, da bin wieder, frisch aufgefüllt mit reichlich spanischen Vokabeln und einem schicken Bündel Grammatik, der auf den ersten Blick gar nicht so kompliziert ausschaut, aber dennoch erst mal verdaut werden will.

Eigentlich müsste die „Tassen-like-Liga powered by Hardy Grüne“ nach meinem Intensiv-Spanisch-Kurs ja mit einem Gefäß aus dem entsprechenden Sprachraum fortgesetzt werden. Doch die beiden spanischen "tazas" in meiner Kollektion (Barça y Atletic Bilbao) habe ich bereits vorgestellt.

Da passt es gut, dass es heute Nachmittag in Bristol zum Duell zwischen den Bristol Rovers und dem AFC Wimbledon kommt. Ein Duell mit aktueller Brisanz, den meine Pirates stecken mehr denn je im Abstiegskampf und suchen verzweifelt nach einem treffsicheren Torjäger. Zugleich ein Duell mit Geschichte, denn nach dem Aufstieg des AFC Wimbledon in die Football League 2011 war es diese Begegnung, mit der die einzig wahren „Dons“ auf die große Bühne des englischen Profifußballs zurückkehrten.

Ich flog damals nach London, um bei dem historischen Ereignis im Kingsmedow Stadium live dabei zu sein. Voller Hoffnung auf einen positiven Saisonstart meiner Rovers, und voller stolzer Freude, bei diesem schönen Anlass anwesend zu sein.

Über Wimbledons Geschichte muss ich an dieser Stelle sicher keine Worte verlieren – jeder kennt die bitterbösen Hintergründe, wie der Wimbledon FC mit Genehmigung der englischen FA nach Milton Keynes transferiert und zu den MK Dons wurde. Das erste Spiel nach "Rückkehr" in die Football League war eine dementsprechend emotionale Angelegenheit, und es erfüllte mich mit Stolz, dass ausgerechnet „mein“ Klub Wimbledons Auftaktgegner war, denn auch die Bristol Rovers weisen schließlich eine Geschichte mit diversen Fangstricken auf, in der es vor allem eine Konstante gibt: eine treue und sehr dickköpfige Fanschar. So war es klar, dass auch die gut 750 mitgereisten Bristolian vor dem Anpfiff in die „Wimbledon“-Sprechchöre der Heimfans einstimmten und es langanhaltenden und respektvollen Beifall für die "Wombles" gab.

Für alle Neugierigen hier noch einmal meine Reportage von damals, die seinerzeit u.a. in der „Fußballwoche“ und auf „stern.de“ erschien:

Dies ist ein großer Tag für unseren Klub", sagt Ken mit vor Stolz glitzernden Augen. Souverän arrangiert der Fanshop-Mithelfer die Reihe der wartenden Fans vor dem Shop des AFC Wimbledon. Noch fast zwei Stunden bis zum Anpfiff, doch die Schlange will einfach kein Ende nehmen. Alle wollen Souvenirs vom heutigen Tag. Vom großen Tag des AFC Wimbledon. Vom Tag der Rückkehr Wimbledons in die Football League.
2002 war der damalige Wimbledon FC in einem dreisten und vom nationalen Fußballverband FA sanktionierten Akt von Südlondon ins knapp 100 Kilometer westlich gelegene Milton Keynes verlegt und in "MK Dons FC" umbenannt worden. "Die haben uns einfach unseren Klub geklaut damals", erregt sich Ken noch heute und schiebt grinsend und mit entwaffnender Selbstverständlichkeit nach: "Da haben wir einfach einen Neuen gegründet und die Sache selber in die Hand genommen".

Damals, im Mai 2002, war auch Ken dabei, als auf einer öffentlichen Wiese ein paar Kneipenfußballer vorspielten, mit denen sich der neugegründete AFC Wimbledon in das Abenteuer Ligafußball begeben wollten. Ein Stadion hatte man noch nicht, und in welcher Liga man würde spielen dürfen, war auch unklar. Die FA meinte damals, die Gründung eines neuen Klubs wäre ohnehin nicht im "größeren Interesse des Fußballs" - heute kann man im Fanshop T-Shirts mit der Aufschrift "Not in the wider interests of football?" kaufen.

Es war die 9. Liga, in der schließlich ein Abenteuer begann, das eine der faszinierendsten Geschichten des Fußballs hervorbrachte. Klubmitgründer und heutiger Geschäftsführer Erik Samuelson: "Niemand von uns hatte eine Ahnung, wie man einen Klub führt. Aber wir wussten einiges über Business, und so konnten wir den Klub wirtschaftlich gut aufstellen". Räumlich fand man beim im südwestlichen Speckgürtel von London ansässigen Amateurklub Kingstonian Unterschlupf, und als zum ersten Ligaspiel statt der erwarteten 1.000 Zuschauer über 4.500 kamen, wusste die Führungscrew um Samuelson: "hier entsteht etwas".
Und zwar ein Fanverein, wie es ihn noch nie gegeben hatte.

2.500 Fans des AFC Wimbledon sind heute shareholder und damit Eigentümer des Klubs. Die Fans wurden das Kapital des Klubs - buchstäblich. Mit einem Besucherschnitt von über 3.000 war der AFC Wimbledon der Konkurrenz meilenweit überlegen und marschierte mit fünf Aufstiegen binnen neun Jahren steil nach oben. Als Vater des sportlichen Aufstiegs wurde Trainer Terry Brown gefeiert, der im Mai 2007 nach Wimbledon gekommen war.

Nachdem Kapitän Danny Kedwell die "Dons" am 21. Mai 2011 mit seinem verwandelten Strafstoß im Elfmeterschießen des Aufstiegsspiels gegen Luton Town in die Football League geschossen hatte, stand Wimbledon endgültig Kopf. Zum Auftaktspiel gegen Drittligaabsteiger Bristol Rovers kündigte Sky Sport sogar eine Direktübertragung an, und aus ganz England gingen Glückwunsche beim streitbaren "Fan-Klub" ein. Wimbledon ist so etwas wie der "Robin Hood" des Fußballs.

Trotz des Hypes war das Auftaktspiel gegen die Bristol Rovers jedoch eine erfreulich unaufgeregte und ehrliche Angelegenheit. Kein Feuerwerk, kein überhitzter Stadionsprecher, keine schillernde Halbzeitshow - der AFC Wimbledon präsentierte sich so, wie er ist. Ein Klub, der sich der Eventisierung des Fußballs entzieht - obwohl er längst selber Teil der Eventisierung geworden ist. Im mit 4.629 Zuschauern bis auf den letzten Platz ausverkauften Stadion lenkte nicht der Stadion-DJ mit ohrenbetäubendem Lärm das Geschehen, sondern wie früher die beiden Fangruppen. Und als sich kurz vor dem Anpfiff auch noch der 750köpfige Anhang aus Bristol vor dem Neuling verneigte und ein "Wimbledon" anstimmte, schwelgte die gesamte Arena endgültig in Stolz.

Auf der Tribüne saßen derweil mit Bobby Gould und Dave Beasant zwei Mitglieder der "Crazy Gang", die 1988 Pokalsieger geworden war, während das Gastgeberteam in Erinnerung an Wimbledons ersten Aufstieg in die Football League anno 1977 Retro-Trikots aus jenen Tagen trug.

Ein perfekter Tag für den AFC Wimbledon, der nur einen Makel hatte. Die Punkte gingen nach Bristol. Doch den mutigen "Dons" muss nicht bange sein. Zum einen egalisierte die Brown-Elf einen frühen 0:2-Rückstand und glich auf ein zwischenzeitliches 2:2 aus (Endstand 2:3), zum anderen gelten die Rovers als Aufstiegsfavorit. "Wir müssen unsere Punkte gegen andere Mannschaften holen", bestätigt auch Ken, als er nach dem Schlusspfiff schon wieder eine Schlange von Einkaufswilligen vor dem "Dons"-Fanshop vorfindet. "Und wenn wir wieder absteigen, na, dann kommen wir eben zurück".

Freitag, 29. November 2013

"Wenn Spieltag ist" - Einleitungskapitel auf fankultur.com

Neugierig auf "Wenn Spieltag ist. Fußballfans in der Bundesliga"?

Auf Fankultur.com gibt es jetzt das Einleitungskapitel "Fußballfans - Fankultur in Deutschland" zu lesen!

http://www.fankultur.com/buch/wenn-spieltag-ist

Sonntag, 17. November 2013

Termine Bilder- und Videoabend Tour d'Afrique

Im FußballGlobus geht es ja eigentlich um Fußball, manchmal aber auch um Radfahren bzw. Radabenteuer. 2011 habe ich an der Tour d'Afrique, dem längsten Radrennen der Welt, teilgenommen, und 2014 bin ich bei "The Andes Trail" am Start - ein Radrennen, das über 11.000 Kilometer durch die Anden geht.

In den nächsten Monaten toure ich nun mit einem Bilder- und Videoabend “Jenseits der Komfortzone. Tour d’Afrique” durchs Land und würde mich freuen, den einen oder anderen dabei begrüßen zu können, um gemeinsam über Radabenteuer zu philosophieren und zu träumen.

Hier die bereits feststehenden Termine:

3. Dezember: Hamm/Westfalen (19.30 Uhr, VHS Hamm. https://www.hamm.de/index.php?id=4589&kathaupt=11&knr=U03003&kursname=Mit+dem+Fahrrad+von+Kairo+nach+Kapstadt)

18. Januar: Göttingen (im Rahmen des 11. Fernwehfestivals, 20 Uhr. http://www.fernwehfestival.de/tour-d%E2%80%99afrique-%E2%80%93-das-l%C3%A4ngste-fahrradrennen-der-welt)

27. Februar: Fahrrad XXL in Hamburg-Bergedorf

18. Juni: Fahrrad XXL in Chemnitz.

Wer einen Bilder- und Videoabend mit mir durchführen möchte darf sich gerne unter hallo@hardy-gruene.de melden.

Und hier geht's zu meinen Radabenteuer-Blog "Jenseits der Komfortzone", auf dem ich 2014 auch über The Andes Trail berichten werde: http://hardygruene.wordpress.com/ 

Alle Tassen im Schrank? Barmbek-Uhlenhorst

Die TuS Dassendorf mag gestern mit 2:0 gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst gewonnen haben und die Tabelle der Oberliga Hamburg anführen, an den Kultfaktor aber, den der Gegner umgibt, kommt man in Dassendorf nicht annähernd heran.

Barmbek-Uhlenhorst – BU für Fachleute – hat sich einen bundesweiten Bekanntheitsgrad erworben, weil der Klub 1974 zu den Gründungsmitgliedern der 2. Bundesliga Nord gehörte (und seinerzeit u.a. auf Borussia Dortmund traf), aber auch, weil eines der skurrilsten Fußball-Lieder dem Verein aus dem Hamburger Stadtteil Barmbek gewidmet ist. In „Mein letztes Geld“ heißt im Refrain: „Mein letztes Geld, geb ich für Fußball aus, für Barmbek-Uhlenhorst, denn das ist mein Verein“. Wer mal reinhören möchte, wird hier bedient: http://www.youtube.com/watch?v=Mmd_YMcoDe8

Der Song kam zustande, als man Mitte der 1970er Jahre an der Steilshoopper Straße unter den finanziellen Folgen seines Zweitligaaufenthalts litt und mit Hilfe von Schlagerstars wie Gitte, Heino und Costa Cordalis eine Langspielplatte aufnahm, von deren Erlös jeweils 2 DM an BU ging. Die Kontakte zu den Schlagersternen waren durch Gert Ribatis zustande bekommen, damals Nachrichtensprecher beim NDR.

Es trudelten zwar ein paar Mark in der BU-Kasse ein, die großen sportlichen Jahre aber waren vorbei und 1981 verschwand der Klub schließlich auch aus der Oberliga Nord und kickte seitdem nahezu ausschließlich auf Hamburger Lokalebene. Begleitet von einer treuen und durchaus kreativen Fanszene, die sich „Barmbeker Pöbel“ bzw. „BUsenfreunde“ nennt und eine herzhafte Rivalität mit den Anhängern von Altona 93 pflegt. Ein Derby zwischen AFC und BU ist insofern doppelt empfehlenswert.

BU ist einer der Vereine, mit denen ich dank Göttingen 05 quasi aufwuchs. 1974/75 spielten beide Vereine in der 2. Bundesliga Nord, und zwischen 1977 und 1980 war man Seite an Seite in der Oberliga Nord am Ball. 1978 verfolgte ich erstmals ein Duell zwischen den Blau-Gelben und meinen Schwarz-Gelben an der Steilshooper Straße, wo BU ein Domizil besaß, das schon damals wie eine Reise in längst vergangene Tage anmutete.

Es war Arbeitergeschichte zum anfassen. Umgeben von den für Barmbek typischen Häuserzeilen in rotem Klinkerbau, alles ein wenig heruntergekommen, graue Asche auf den Stehtraversen und auch vor dem Klubheim, das wiederum in pragmatischer aber wenig ansehnlicher Architektur daherkam und in der eine Wirtin herrschte, die das Label „Drachen“ in jeglicher Hinsicht ausfüllte. BU, das war Fußball und Arbeiterkultur, das war rau, das war hemdsärmlig, das war bodenständig. Ich mochte es, denn es war all das, was 05 damals nicht war.

Nachdem BU 1981 aus der Oberliga abgestiegen war, trennten sich die Wege zwischen den Blau-Gelben und 05. Dennoch kam 1982 noch einmal an die Steilshooper Straße zurück, als meine 05er im DFB-Pokalspiel auf Urania Hamburg trafen und 1.900 Zuschauer die Ränge säumten. Und erneut machte ich Bekanntschaft mit Barmbeks „Bodenständigkeit“, denn eine größere Gruppe Urania-Anhänger ließ es sich nicht nehmen, unsere mitgereiste Schar von Gästefans in der Halbzeit zu „überfallen“ und ein wenig durch das Gelände zu jagen. So lernte ich zwar erstmals auch die Gegengerade kennen, doch angesichts der körperlichen Konstitution unserer Kontrahenten war es keine wirklich angenehme Erfahrung. Schlussendlich ging es aber gut aus, und mit einem 3:1-Sieg erreichte 05 die nächste Runde, wo es zwei unvergessene Spiele gegen den 1. FC Bocholt gab, ehe wir im Viertelfinale auf den HSV trafen und vor über 23.000 Zuschauern im Jahnstadion höchst unglücklich ausschieden.

Während ich auch Hummelsbüttel später noch einmal an der Steilshooper Straße gegen 05 spielen sah, verschwand BU für längere Zeit in der Versenkung. 1999 in die Verbandsliga zurückgekehrt ging es 2004 sogar zurück in die Oberliga, und weil sich nebenbei die oben erwähnte Fanszene bildete, wurde BU allmählich zum Kultverein in Hamburg. AFC-Fans mögen da möglicherweise allerdings wiedersprechen;-)
 
Foto: Die TuS Dassendorf mag gestern mit 2:0 gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst gewonnen haben und die Tabelle der Oberliga Hamburg anführen, an den Kultfaktor aber, den der Gegner umgibt, kommt man in Dassendorf nicht annähernd heran.

Barmbek-Uhlenhorst – BU für Fachleute – hat sich einen bundesweiten Bekanntheitsgrad erworben, weil der Klub 1974 zu den Gründungsmitgliedern der 2. Bundesliga Nord gehörte (und seinerzeit u.a. auf Borussia Dortmund traf), aber auch, weil eines der skurrilsten Fußball-Lieder dem Verein aus dem Hamburger Stadtteil Barmbek gewidmet ist. In „Mein letztes Geld“ heißt im Refrain: „Mein letztes Geld, geb ich für Fußball aus, für Barmbek-Uhlenhorst, denn das ist mein Verein“. Wer mal reinhören möchte, wird hier bedient: http://www.youtube.com/watch?v=Mmd_YMcoDe8

Der Song kam zustande, als man Mitte der 1970er Jahre an der Steilshoopper Straße unter den finanziellen Folgen seines Zweitligaaufenthalts litt und mit Hilfe von Schlagerstars wie Gitte, Heino und Costa Cordalis eine Langspielplatte aufnahm, von deren Erlös jeweils 2 DM an BU ging. Die Kontakte zu den Schlagersternen waren durch Gert Ribatis zustande bekommen, damals Nachrichtensprecher beim NDR.

Es trudelten zwar ein paar Mark in der BU-Kasse ein, die großen sportlichen Jahre aber waren vorbei und 1981 verschwand der Klub schließlich auch aus der Oberliga Nord und kickte seitdem nahezu ausschließlich auf Hamburger Lokalebene. Begleitet von einer treuen und durchaus kreativen Fanszene, die sich „Barmbeker Pöbel“ bzw. „BUsenfreunde“ nennt und eine herzhafte Rivalität mit den Anhängern von Altona 93 pflegt. Ein Derby zwischen AFC und BU ist insofern doppelt empfehlenswert.

BU ist einer der Vereine, mit denen ich dank Göttingen 05 quasi aufwuchs. 1974/75 spielten beide Vereine in der 2. Bundesliga Nord, und zwischen  1977 und 1980 war man Seite an Seite in der Oberliga Nord am Ball. 1978 verfolgte ich erstmals ein Duell zwischen den Blau-Gelben und meinen Schwarz-Gelben an der Steilshooper Straße, wo BU ein Domizil besaß, das schon damals wie eine Reise in längst vergangene Tage anmutete.

Es war Arbeitergeschichte zum anfassen. Umgeben von den für Barmbek typischen Häuserzeilen in rotem Klinkerbau, alles ein wenig heruntergekommen, graue Asche auf den Stehtraversen und auch vor dem Klubheim, das wiederum in pragmatischer aber wenig ansehnlicher Architektur daherkam und in der eine Wirtin herrschte, die das Label „Drachen“ in jeglicher Hinsicht ausfüllte. BU, das war Fußball und Arbeiterkultur, das war rau, das war hemdsärmlig, das war bodenständig. Ich mochte es, denn es war all das, was 05 damals nicht war.

Nachdem BU 1981 aus der Oberliga abgestiegen war, trennten sich die Wege zwischen den Blau-Gelben und 05. Dennoch kam 1982 noch einmal an die Steilshooper Straße zurück, als meine 05er im DFB-Pokalspiel auf Urania Hamburg trafen und 1.900 Zuschauer die Ränge säumten. Und erneut machte ich Bekanntschaft mit Barmbeks „Bodenständigkeit“, denn eine größere Gruppe Urania-Anhänger ließ es sich nicht nehmen, unsere mitgereiste Schar von Gästefans in der Halbzeit zu „überfallen“ und ein wenig durch das Gelände zu jagen. So lernte ich zwar erstmals auch die Gegengerade kennen, doch angesichts der körperlichen Konstitution unserer Kontrahenten war es keine wirklich angenehme Erfahrung. Schlussendlich ging es aber gut aus, und mit einem 3:1-Sieg erreichte 05 die nächste Runde, wo es zwei unvergessene Spiele gegen den 1. FC Bocholt gab, ehe wir im Viertelfinale auf den HSV trafen und vor über 23.000 Zuschauern im Jahnstadion höchst unglücklich ausschieden.

Während ich auch Hummelsbüttel später noch einmal an der Steilshooper Straße gegen 05 spielen sah, verschwand BU für längere Zeit in der Versenkung. 1999 in die Verbandsliga zurückgekehrt ging es 2004 sogar zurück in die Oberliga, und weil sich nebenbei die oben erwähnte Fanszene bildete, wurde BU allmählich zum Kultverein in Hamburg. AFC-Fans mögen da möglicherweise allerdings wiedersprechen ;-)

Samstag, 16. November 2013

Alle Tassen im Schrank? Notts County


In Englands dritthöchster Profiliga kommt es heute zu einem Duell mit ungewöhnlicher Tradition. Notts County und Wolverhampton Wanderers sind Gründungsmitglieder der 1888 eingerichteten Football League, der ersten Fußballliga der Welt. Beide Klubs haben seitdem reichlich Höhen wie Tiefen durchlebt, und dass es an der Meadow Lane in Nottingham am Nachmittag lediglich um Drittligapunkte geht, stimmt vor allem die Anhänger der Wolves alles andere als froh.

Notts County indes hat sich nach zahlreichen Turbulenzen in den letzten Jahren ein wenig gefangen und stabilisiert. 2009 stand der Klub kurz vor dem Aus, als mit der zur umstrittenen Qadbak Investment Ltd. gehörenden „Munto Finance“ ein Investor den Verein übernahm, der mit Sven-Göran Eriksson als Trainer und früheren Premier-League-Akteuren wie Sol Campbell und Kasper Schmeichel ungewohnt schillerndes Personal an die Meadow Lane lockte. Zudem gab es ein modernes Logo sowie die selbstbewusste Ankündigung, demnächst in der Premier League spielen zu wollen.

Niemand wusste seinerzeit so recht, was um den bereits 1862 (und damit VOR der Football Association) gegründeten und ältesten Profiklub geschah, und als FA und Medien ein bisschen nachfragten und nachbohrten stellte sich prompt heraus, dass die ganze Sache ein Windei war und der Klub mehr denn je in seiner Existenz bedroht war.

Als Geschäftsführer Peter Trembling den Klub daraufhin im Dezember 2009 für die symbolische Summe von einem Pfund übernahm waren Schmeichel und Co. längst wieder verschwunden. An der Meadow Lane überschlugen sich dennoch weiterhin die Ereignisse, wechselten Eigentümer und Trainer gleichmehrfach, wandelte man haarscharf am Abgrund.

Im Frühsommer 2010 eskalierte die Situation insofern, als eingefleischte Notts-Fans plötzlich hofften, ihr Klub möge NICHT aufsteigen, weil nur so eine Rückkehr zu alten Traditionswurzeln möglich schien. Doch County verweigerte seinen Fans den ungewöhnlichen Wunsch und wurde mit einem 5:0 gegen Darlington Meister und Aufsteiger in die dritthöchste Spielklasse. Seitdem hat sich die Lage immerhin etwas beruhigt.

Ich besuchte Notts County zuletzt 2006, als ich auch diese Tasse erwarb. Damals stand ein Heimspiel gegen Peterborough auf dem Programm, und der Besuch an der Meadow Lane war dünn und wenig lautstark. Kaum verwunderlich, denn seit langem hatte County im Schatten von Nachbar Nottingham Forest gestanden, dessen Stadion einen Steinwurf entfernt von der Meadow Lane liegt. Das überschaubare Publikum und der altehrwürdige Ground aus längst vergangenen Fußballtagen aber repräsentierten beste englische Fußballtradition. Voller Leidenschaft und mit der so typischen britischen Gabe, alles hinzunehmen, was kommt, stand man bedingungslos hinter seinem Team und registrierte selbst den lautstarken Support der mitgereisten Gästefans mit stoischer Gelassenheit.

Kleine Randnote zum Schluss: Dass Juventus Turin in schwarz-weiß gestreiften Trikots aufläuft, verdankt die Fußballwelt Notts County. Als Juve 1903 nach einer neuen Trikotkollektion suchte, wandte man sich an sein englisches Mitglied John Savage – und der besorgte als Notts-County-Fan entsprechende Jerseys...
Foto: In Englands dritthöchster Profiliga kommt es heute zu einem Duell mit ungewöhnlicher Tradition. Notts County und Wolverhampton Wanderers sind Gründungsmitglieder der 1888 eingerichteten Football League, der ersten Fußballliga der Welt. Beide Klubs haben seitdem reichlich Höhen wie Tiefen durchlebt, und dass es an der Meadow Lane in Nottingham am Nachmittag lediglich um Drittligapunkte geht, stimmt vor allem die Anhänger der Wolves alles andere als froh.

Notts County indes hat sich nach zahlreichen Turbulenzen in den letzten Jahren ein wenig gefangen und stabilisiert. 2009 stand der Klub kurz vor dem Aus, als mit der zur umstrittenen Qadbak Investment Ltd. gehörenden „Munto Finance“ ein Investor den Verein übernahm, der mit Sven-Göran Eriksson als Trainer und früheren Premier-League-Akteuren wie Sol Campbell und Kasper Schmeichel ungewohnt schillerndes Personal an die Meadow Lane lockte. Zudem gab es ein modernes Logo sowie die selbstbewusste Ankündigung, demnächst in der Premier League spielen zu wollen. 

Niemand wusste seinerzeit so recht, was um den bereits 1862 (und damit VOR der Football Association) gegründeten und damit ältesten Profiklub geschah, und als FA und Medien ein bisschen nachfragten und nachbohrten stellte sich prompt heraus, dass die ganze Sache ein Windei war und der Klub mehr denn je in seiner Existenz bedroht war.

Als Geschäftsführer Peter Trembling den Klub daraufhin im Dezember 2009 für die symbolische Summe von einem Pfund übernahm waren Schmeichel und Co. längst wieder verschwunden. An der Meadow Lane überschlugen sich dennoch weiterhin die Ereignisse, wechselten Eigentümer und Trainer gleichmehrfach, wandelte man haarscharf am Abgrund.

Im Frühsommer 2010 eskalierte die Situation insofern, als eingefleischte Notts-Fans plötzlich hofften, ihr Klub möge NICHT aufsteigen, weil nur so eine Rückkehr zu alten Traditionswurzeln möglich schien. Doch County verweigerte seinen Fans den ungewöhnlichen Wunsch und wurde mit einem 5:0 gegen Darlington Meister und Aufsteiger in die dritthöchste Spielklasse. Seitdem hat sich die Lage immerhin etwas beruhigt.

Ich besuchte Notts County zuletzt 2006, als ich auch diese Tasse erwarb. Damals stand ein Heimspiel gegen Peterborough auf dem Programm, und der Besuch an der Meadow Lane war dünn und wenig lautstark. Kaum verwunderlich, denn seit langem hatte County im Schatten von Nachbar Nottingham Forest gestanden, dessen Stadion einen Steinwurf entfernt von der Meadow Lane liegt. Das überschaubare Publikum und der altehrwürdige Ground aus längst vergangenen Fußballtagen aber repräsentierten beste englische Fußballtradition. Voller Leidenschaft und mit der so typischen britischen Gabe, alles hinzunehmen, was kommt, stand man bedingungslos hinter seinem Team und registrierte selbst den lautstarken Support der mitgereisten Gästefans mit stoischer Gelassenheit.

Kleine Randnote zum Schluss: Dass Juventus Turin in schwarz-weiß gestreiften Trikots aufläuft, verdankt die Fußballwelt Notts County. Als Juve 1903 nach einer neuen Trikotkollektion suchte, wandte man sich an sein englisches Mitglied John Savage – und der besorgte als Notts-County-Fan entsprechende Jerseys...

Donnerstag, 14. November 2013

Insolvenzticker: TSV 1860 Rosenheim

Der abstiegsbedrohte bayerische Regionalligist TSV 1860 Rosenheim steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Weil die Kasse chronisch leer ist und der Klub noch immer keinen Trikotsponsor gefunden hat, drohen zur Winterpause die Abgänge mehrerer Spieler.

In Rosenheim hadert man seit langem mit geringen Zuschauerzahlen. Durchschnittlich 354 Zahlende kamen bislang in der laufenden Viertligasaison zu einem der Heimspiele der Rot-Weißen - und die beiden lukrativen Derbys gegen die U23 der Münchner Löwen (500) bzw. die des FC Bayern (1.300) sind bereits absolviert. Lokalrivale Sportbund kommt in der Bayernliga Süd sogar nur auf einen Schnitt von 80 Zuschauern.

Selbst zum Pokalspiel gegen Zweitligist VfR Aalen zahlten lediglich 2.000 Neugierige ihren Obolus, blieb dem TSV 1860 nach Abzug aller Kosten kaum ein Gewinn übrig. Klubchef Hans Klinger, seit zwei Jahrzehnten für den Verein aktiv, beklagt insgesamt die geringe Attraktivität der Regionalliga Süd und erklärte gegenüber "fupa.net": "Es ist leider so, das zeigen ja auch andere Standorte in der Regionalliga, dass die Zuschauer das zum große Teil nicht interessiert. Die quetschen sich lieber in die Allianz Arena rein".

Zwar droht dem Verein kein finanzielles Aus, aber Klinger macht deutlich, dass zur Winterpause alle Spieler gehen können, die gehen wollen. Das köännte dazu führen, dass die Rot-Weißen in der Rückserie mit einer besseren U23 in der Regionalliga an den Start gehen müssten, was die sportlichen Überlebenschancen in der 4. Liga minimieren würde.

Weitere Infos: http://www.fupa.net/berichte/notruf-1860-rosenheims-grosse-finanzsorgen-107884.html

Alle Tassen im Schrank: Rapid Wien


Österreich war noch nicht, oder? Kann eigentlich nicht sein, denn in meiner Sammlung gibt es lediglich einen Becher aus Austria...

Und ich will an dieser Stelle auch gleich reuevoll zugeben, dass ich zwar schon in diversen Ländern in und auch außerhalb von Europa Fußballspiele gesehen habe – in Österreich bislang jedoch noch nicht. Eigentlich unfassbar, oder?

Bei Rapid gastierte ich dennoch bereits. Als sich 2011 der Jahrestag des Gewinns der Deutschen Meisterschaft 1941 von Rapid Wien jährte, war ich zu einem Symposium ins Gerhard-Hanappi-Stadion geladen, um über den 1941er Endspielgegner Schalke 04 zu referieren. Es war eine hochinteressante Veranstaltung, glänzend organisiert vom großartigen ballesterer-Team und den Verantwortlichen für das Rapid-Museum, geleitet von der unvergleichlichen Nicole Selmer und erstaunlich gut besucht.

Natürlich stromerte ich in einer Veranstaltungspause ein wenig durch das Stadion und genoss die fachkundige Begleitung in Person einiger ballesterer-Schreiber, die den Mythos der Grün-Weißen voller Leidenschaft rüberbrachten. Es war wenige Monate nach dem Platzsturmderby gegen die Austria, wir hatten also reichlich Diskussionsstoff.

Sehr angenehm ist mir auch der tags darauf durchgeführte Spaziergang durch die Wiener Fußball-Landschaft in Erinnerung, der uns u.a. zum Sport-Club auf die Friedhofstribüne und zur Hohen Warte der Vienna führte. Das Abschlussgespräch fand dann stilgerecht im Lieblingscafé von Ernst Happel statt.

In meiner eigenen Fußballsozialisation markiert Rapid Wien übrigens einen ganz entscheidenden Wendepunkt. Als ich Mitte der 1970er Jahre begann, mich für Fußballgeschichte zu interessieren, las ich in der Festschrift des 1. SC Göttingen 05, man habe Rapid Wien 1955 mit 9:3 bezwungen. Das machte mich als 05er einerseits stolz, denn Rapid war damals eine große Nummer, weckte aber zugleich eine gewisse Skepsis, denn irgendwie wollte ich nicht so recht glauben, dass ein piefiger Nordoberligist wie Göttingen 05 damals in der Lage war, einen derartigen Kantersieg gegen Rapid zu erzielen.

Ich ging der Sache also auf den Grund und erfuhr beim Studium zeitgenössischer Zeitungsberichte in der hiesigen Universitätsbibliothek, dass es sich lediglich um eine „Reisemannschaft“ von Rapid gehandelt hatte – und eben nicht die Profi-Elf! Das war mit einem derart gewaltigen „Aha-Effekt“ verbunden, dass es im Grunde genommen so etwas wie den Beginn meiner Laufbahn als Fußballhistoriker markierte.

Mittwoch, 13. November 2013

Alle Tassen im Schrank? Alemannia Aachen

In der Krefelder Grotenburg kommt es heute Abend zum Duell zweier Mannschaften, die zwar eine lange gemeinsame Vergangenheit verbindet, deren Gegenwart freilich recht unterschiedlich ausschaut.

Durften die Fans des KFC Uerdingen nach vielen Jahren des Niedergangs mit dem Aufstieg ihrer Blau-Roten in die Regionalliga ein wenig durchatmen, wähnen sich die Anhänger der Aachener Alemannia derzeit wohl wie in einem schlechten Horrorfilm. Und wer nicht gerade Fan des FC Bayern ist, wird vermutlich eigene Negativerfahrungen mit "seinem" Verein vorweisen können und insofern eine gewisse Sympathie für die schwarz-gelbe Anhängerschaft empfinden. Freilich ist eine kollektive Sympathiebekundung mit Aachens Fans angesichts der Vorfälle um die Karlsbande dann auch wieder nicht so ganz einfach...

Da hilft also wieder mal nur der Blick in die Vergangenheit. Ins Jahr 2000 zum Beispiel, aus dem der abgebildete Becher stammt. Damals war die Alemannia noch "Ein starkes Stück Aachen" und hatte sich nach neun Jahren im Amateurlager endlich wieder in der 2. Bundesliga etabliert. Gewaltige Zuschauerzahlen, beeindruckende, durch tausende Feuerzeuge illuminierte Schalparaden bei den berühmt-berüchtigten Freitagabendspielen auf dem Tivoli - Alemannia Aachen war Kult, und das nicht nur in Aachen. Es folgten der Einzug ins Pokalfinale 2004, die tollen Auftritte im Europacup und schließlich die Rückkehr in die Bundesliga 2006. Das alles in einem rumpligen und gerade deshalb so unvergleichlich charmanten Tivoli-Stadion, mit dessen Ende die gegenwärtige Talfahrt dann ihren Lauf nahm.

Ein starkes Stück Aachen war die Alemannia auch anno 1980/81, als ich das erste Mal vor Ort weilte. Anlass war ein Mittwochabendgastspiel meiner Göttinger in der 2. Bundesliga Nord. Der Tivoli, das war eine dieser sagenumwobenen Fußballkultstätten, auf die ich mich außerordentlich freute. Durch den ungünstigen Termin mitten in der Woche und die weite Anfahrt war die Schar der mitgereisten 05er allerdings recht überschaubar. Und mit unseren schwarzgelben Utensilien verschwommen wir zudem mit der heimischen Fanschar - Gästeblöcke gab es damals ja auch noch nicht – was uns angesichts des „gefürchteten“ Rufs einiger Alemannia-Anhänger dann aber auch durchaus recht war.

Aus purem Selbstschutz verhielten wir uns während des Spiel dennoch eher unauffällig und hatten insofern "Glück", als 05 das Tor in den 90 Minuten weder traf noch überhaupt irgendwie ernsthaft bedrohte. Und dass wir bei den drei Aachener Toren trotz unserer schwarzgelben Schals nicht mitjubelten, ging offenbar im allgemeinen Trubel unter. Erfreulich war lediglich die Rückfahrt, denn weil wir mit dem Zug nicht mehr aus Aachen wegkamen, lud uns die Vereinsführung kurzerhand in den Mannschaftsbus ein und wir kutschierten mit unseren Helden zurück gen Heimat.

Mich beeindruckende die damalige Atmosphäre dermaßen, dass ich zu einem heimlichen Liebling des Tivoli wurde. Vor allem der prallgefüllte Fanblock hinter dem Tor gefiel mit, und fortan verfolgte ich die Geschicke der Alemannia stets mit einer gewissen Sympathie. Umso größer war mein Bedauern, als die Schwarzgelben 2009 aus dem alten Tivoli auszogen und der neue Tivoli weder dem Flair der Alemannia gerecht wurde noch ihre sportlichen Geschicke positiv beeinflussen konnte. Im Gegenteil: irgendwie wurde die Alemannia Opfer ihres Erfolges, und aus der Ferne betrachtet wirken die vielfältigen und enorm verstrickt scheinenden Probleme des Klubs, die Dissonanzen innerhalb der Fanszene sowie die Stadionproblematik nur schwer zu lösen.

Vielleicht hilft ja unser aller Daumendrücken, dass der Verein bald wieder in ruhigeren Gewässern steuert und erneut zu einem "starken Stück Aachen" werden kann.
 
Foto: In der Krefelder Grotenburg kommt es heute Abend zum Duell zweier Mannschaften, die zwar eine lange gemeinsame Vergangenheit verbindet, deren Gegenwart freilich recht unterschiedlich ausschaut.

Durften die Fans des KFC Uerdingen nach vielen Jahren des Niedergangs mit dem Aufstieg ihrer Blau-Roten in die Regionalliga ein wenig durchatmen, wähnen sich die Anhänger der Aachener Alemannia derzeit wohl wie in einem schlechten Horrorfilm. Und wer nicht gerade Fan des FC Bayern ist, wird vermutlich eigene Negativerfahrungen mit "seinem" Verein vorweisen können und insofern eine gewisse Sympathie für die schwarz-gelbe Anhängerschaft empfinden. Freilich ist eine kollektive Sympathiebekundung mit Aachens Fans angesichts der Vorfälle um die Karlsbande dann auch wieder nicht so ganz einfach...

Da hilft also wieder mal nur der Blick in die Vergangenheit. Ins Jahr 2000 zum Beispiel, aus dem der abgebildete Becher stammt. Damals war die Alemannia noch "Ein starkes Stück Aachen" und hatte sich nach neun Jahren im Amateurlager endlich wieder in der 2. Bundesliga etabliert. Gewaltige Zuschauerzahlen, beeindruckende, durch tausende Feuerzeuge illuminierte Schalparaden bei den berühmt-berüchtigten Freitagabendspielen auf dem Tivoli - Alemannia Aachen war Kult, und das nicht nur in Aachen. Es folgten der Einzug ins Pokalfinale 2004, die tollen Auftritte im Europacup und schließlich die Rückkehr in die Bundesliga 2006. Das alles in einem rumpligen und gerade deshalb so unvergleichlich charmanten Tivoli-Stadion, mit dessen Ende die gegenwärtige Talfahrt dann ihren Lauf nahm.

Ein starkes Stück Aachen war die Alemannia auch anno 1980/81, als ich das erste Mal vor Ort weilte. Anlass war ein Mittwochabendgastspiel meiner Göttinger in der 2. Bundesliga Nord. Der Tivoli, das war eine dieser sagenumwobenen Fußballkultstätten, auf die ich mich außerordentlich freute. Durch den ungünstigen Termin mitten in der Woche und die weite Anfahrt war die Schar der mitgereisten 05er allerdings recht überschaubar. Und mit unseren schwarzgelben Utensilien verschwommen wir zudem mit der heimischen Fanschar - Gästeblöcke gab es damals ja auch noch nicht – was uns angesichts des „gefürchteten“ Rufs einiger Alemannia-Anhänger dann aber auch durchaus recht war.

Aus purem Selbstschutz verhielten wir uns während des Spiel dennoch eher unauffällig und hatten insofern "Glück", als 05 das Tor in den 90 Minuten weder traf noch überhaupt irgendwie ernsthaft bedrohte. Und dass wir bei den drei Aachener Toren trotz unserer schwarzgelben Schals nicht mitjubelten, ging offenbar im allgemeinen Trubel unter. Erfreulich war lediglich die Rückfahrt, denn weil wir mit dem Zug nicht mehr aus Aachen wegkamen, lud uns die Vereinsführung kurzerhand in den Mannschaftsbus ein und wir kutschierten mit unseren Helden zurück gen Heimat.

Mich beeindruckende die damalige Atmosphäre dermaßen, dass ich zu einem heimlichen Liebling des Tivoli wurde. Vor allem der prallgefüllte Fanblock hinter dem Tor gefiel mit, und fortan verfolgte ich die Geschicke der Alemannia stets mit einer gewissen Sympathie. Umso größer war mein Bedauern, als die Schwarzgelben 2009 aus dem alten Tivoli auszogen und der neue Tivoli weder dem Flair der Alemannia gerecht wurde noch ihre sportlichen Geschicke positiv beeinflussen konnte. Im Gegenteil: irgendwie wurde die Alemannia Opfer ihres Erfolges, und aus der Ferne betrachtet wirken die vielfältigen und enorm verstrickt scheinenden Probleme des Klubs, die Dissonanzen innerhalb der Fanszene sowie die Stadionproblematik nur schwer zu lösen.

Vielleicht hilft ja unser aller Daumendrücken, dass der Verein bald wieder in ruhigeren Gewässern steuert und erneut zu einem "starken Stück Aachen" werden kann.

Alle Tassen im Schrank? TSV 08 Groß Schneen

Wo sind die verrückten Groundhopper dieser Welt? Finger hoch, wer schon mal den TSV Groß Schneen hat spielen sehen! Auf heimischem Geläuf natürlich! Schön idyllisch gelegen an der Peripherie eines Örtchens, das gegenwärtig auf exakt 1.792 Einwohner kommt, zur Gemeinde Friedland gehört und wegen seiner verkehrsgünstigen Lage recht beliebt ist bei landluftsuchenden Göttingern.

Für mich ist der TSV Groß Schneen ein Klub, den ich in der Saisonvorbereitung von Göttingen 05 mehrfach gesehen habe. 1983 beispielsweise gastierte 05 anlässlich des 75-jährigen Jubiläums bei den gleichfalls Schwarzgelb tragenden Groß Schneenern, und auch 2008 begegnete man sich anlässlich des 100. Jubiläums wieder auf dem grünen Rasen.

Damals ging auch diese Tasse in meinen Besitz über – und zwar nur unter „Zwang“, denn die entsprechende Ansprechperson verweigerte zunächst beharrlich die Annahme einer ausgelobten Entschädigungssumme und gab erst auf, als ich das Geschenk schließlich annahm und stattdessen darauf bestand, nun aber einen „Beitrag zur Jugendkasse“ leisten zu wollen.

Ohnehin ist Groß Schneen einer dieser Orte, an denen man sich als 05 willkommen geheißen fühlt, was ja für einen regional führenden Verein ja nicht immer selbstverständlich ist. Zwischen TSV und 05 aber gab und gibt es enge Bange und große Sympathie.

In den letzten Jahren hat sich der Klub sportlich erstaunlich weiterentwickelt und ist gegenwärtig in der Kreisliga am Ball – da war man in Groß Schneen noch nicht so häufig. Auch gab es inzwischen ein Pflichtspiel zwischen dem TSV und 05 – 2009 (glaube ich) traf man im Bezirkspokal aufeinander.

Und nun Hände hoch (bzw. ein Kommentar), wer schon mal beim TSV 08 Groß Schneen war!
 
Foto: Wo sind die verrückten Groundhopper dieser Welt? Finger hoch, wer schon mal den TSV Groß Schneen hat spielen sehen! Auf heimischem Geläuf natürlich! Schön idyllisch gelegen an der Peripherie eines Örtchens, der gegenwärtig auf exakt 1.792 Einwohner kommt, zur Gemeinde Friedland gehört und wegen seiner verkehrsgünstigen Lage recht beliebt ist bei landluftsuchenden Göttingern.

Für mich ist der TSV Groß Schneen ein Klub, den ich in der Saisonvorbereitung von Göttingen 05 mehrfach gesehen habe. 1983 beispielsweise gastierte 05 anlässlich des 75-jährigen Jubiläums bei den gleichfalls Schwarzgelb tragenden Groß Schneenern, und auch 2008 begegnete man sich anlässlich des 100. Jubiläums wieder auf dem grünen Rasen.

Damals ging auch diese Tasse in meinen Besitz über – und zwar nur unter „Zwang“, denn die entsprechende Ansprechperson verweigerte zunächst beharrlich die Annahme einer ausgelobten Entschädigungssumme und gab erst auf, als ich das Geschenk schließlich annahm und stattdessen darauf bestand, nun aber einen „Beitrag zur Jugendkasse“ leisten zu wollen.

Ohnehin ist Groß Schneen einer dieser Orte, an denen man sich als 05 willkommen geheißen fühlt, was ja für einen regional führenden Verein ja nicht immer selbstverständlich ist. Zwischen TSV und 05 aber gab und gibt es enge Bange und große Sympathie.

In den letzten Jahren hat sich der Klub sportlich erstaunlich weiterentwickelt und ist gegenwärtig in der Kreisliga am Ball – da war man in Groß Schneen noch nicht so häufig. Auch gab es inzwischen ein Pflichtspiel zwischen dem TSV und 05 – 2009 (glaube ich) traf man im Bezirkspokal aufeinander.

Und nun Hände hoch (bzw. ein Kommentar), wer schon mal beim TSV 08 Groß Schneen war!

Samstag, 9. November 2013

Insolvenzticker: SV Wilhelmshaven

Der niedersächsische Regionalligist SV Wilhelmshaven muss aufgrund einer Forderung des Weltfußballverbandes FIFA am Ende der laufenden Saison 2013/14 aus der Regionalliga Nord absteigen.

Hintergrund ist ein Streit um Ausbildungsentschädigung an die argentinischen Vereine River Plate bzw. Atletico Excursionistas für den Spieler Sergio Sagarzazu, der 2007/08 in Wilhelmshaven gespielt hatte. Die beiden Vereine fordern 150.000 Euro für die Ausbildung des Spielers. Der SVW bestreitet, dass eine Entschädigung gezahlt werden muss.

Der Fall landete 2009 vor dem internationalen Sportsgerichtshof CAS, der entschied, dass der SVW zahlen müsse.Nachdem die Jadestädter dem nicht nachgekommen waren, hatte die Disziplinarkommission der FIFA über den DFB bzw. den NFV bereits zweimal Punktabzüge angeordnet und im September 2011 erstmals mit der "Versetzung in eine nierigere Spielklasse gedroht. Nun soll der Zwangsabstieg gegen den SVW auf Anweisung der FIFA vollstreckt werden. Der DFB hat die "verpflichtende Vollstreckung" bereits an den Norddeutschen Fußball-Verband weitergeleitet, in dessen Zuständigkeit die Regionalliga Nord fällt.

Der SV Wilhelmshaven berät gegenwärtig über die Möglichkeiten, die dem Verein nun bleiben. „Wir sehen die Angelegenheit als schwebendes Verfahren und wollen uns derzeit nicht dazu äußern“, sagte SVW-Sprecher Jörg Schwarz am Freitagabend gegenüber der Presse und kündigte für Montagmittag eine offizielle Erklärung an. Eine ähnliche Aussage läuft auch als Tickermeldung über die offizielle Vereinshomepage. Vom NFV liegt derzeit keine Stellungnahme vor. Wie verfahren wird, ist völlig offen. Sollte der SVW die Saison in der Regionalliga zu Ende spielen, würden seine Begegnungen vermutlich nicht gewertet werden. Ob der Klub dann 2014/15 in der Oberliga Niedersachsen antreten darf, ist ebenfalls noch offen - ebenso wie die Frage, ob der SVW die noch immer ausstehenden 150.000 Euro zahlen wird bzw. kann.

Freitag, 8. November 2013

Alle Tassen im Schrank? Hannover 96


An diesem Spiel komme ich heute einfach nicht vorbei. Das erste Erstligaderby seit dem 17. April 1976, zwei Vereine, mit denen ich mich als Fußballhistoriker schon intensiv beschäftigt habe (96: http://www.werkstatt-verlag.de/?q=node%2F61, BTSV: http://www.werkstatt-verlag.de/?q=node%2F154), dazu reichlich persönliche Erfahrungen aus diversen Duellen beider Klubs mit meinen 05ern – 96 vs. BTSV zieht auch mich heute irgendwie in seinen Bann.

Zudem ist 96 gegen BTSV ein Duell, das Erinnerungen weckt. 1996/97 war ich bei beiden Derbys in der damaligen Regionalliga Nord vor Ort und stand mitten drin in dieser ungemein verdichteten Atmosphäre, die nur ein solches Derby produzieren kann. Vor allem das Hinspiel am 30. August 1996 in Braunschweig ist mir lebhaft in Erinnerung. Zwei in die Drittklassigkeit abgestürzte Rivalen und Traditionsvereine duellierten verbissen um ihr Fortkommen und schenkten dem jeweils anderen keinen Millimeter. Ich war schon einiges gewohnt an intensiver und auch wütender Stimmung in Fußballstadien, aber dieser Freitagabend im vollgepackten Eintrachtstadion toppte alles. Nahezu jeder unter den 22.000 Zuschauern war entweder auf der einen oder auf der anderen Seite, und kaum jemand hatte für die jeweils andere Seite irgendetwas etwas anderes übrig als tiefe Abneigung oder offenen Hass. Und ich rede hier keineswegs nur von den beiden Fankurven oder gar Ultras, die es damals auf beiden Seiten ohnehin kaum gab. Ich rede hier auch von Haupttribüne und Gegengerade. Von Menschen auf Sitzplätzen zu Preisen, die sich viele nicht leisten konnten und auf denen sich viele verhielten, als gäbe es keinerlei Hemmschwellen mehr.

Ich war mitten in dieser Woge der Erregung, unfähig, mich auf die oder die andere Seite zu schlagen, da ich als 05er mit beiden Seiten wenig gute Erfahrungen gemacht hatte. Und doch war auch ich lange vor dem Anpfiff erfasst von dieser unbeschreiblichen Intensität, die sich mit dem Spielverlauf noch steigerte. Zur Erinnerung: der BTSV lag zur Halbzeit 2:0 vorne, 96 verkürzte nach einer guten Stunde und zwei Minuten vor Schluss machte Braunschweig mit dem 3:1 den Sack dann zu. Das 3:2 für 96 kam zu spät. Es war ein Spiel wie ein Rausch, und natürlich war es mit dem Schlusspfiff noch lange nicht vorbei. Und ich gebe gerne zu, dass ich mich auf dem Weg zu meinem im gegenüberliegenden Wohngebiet Schwarzer Berg geparkten Auto so unwohl wie selten gefühlt habe, denn die aggressive Stimmung war mit dem Spielende um keinen Deut abgeflaut. Das Rückspiel in Hannover war dann deutlich entspannter. Zum einen war das alte Niedersachsenstadion einfach nicht so wie das Eintracht-Stadion geeignet, einen „Hasskessel“ zu erzeugen, zum anderen war der BTSV beim 0:4 chancenlos.

Für heute Abend bin ich vor allem gespannt. Außerhalb Niedersachsens wird man im Glauben sein, Schalke vs. BVB oder Gladbach vs. Köln seien in puncto Intensität nicht zu toppen. Morgen könnte die Nation anders darüber denken. Doch so sehr ich brisante Spiele wie dieses Niedersachsenduell mag und aus eigener Erfahrung weiß, dass man sich als Fußballfan nicht immer rational verhält, so sehr hoffe ich auch, dass nach dem Schlusspfiff vor allem eine Werbung für leidenschaftliche und loyale Fankultur steht und eben nicht die unschönen Schlagzeilen dominieren. Denn auch wenn es vordergründig um 96 vs. BTSV geht - angesichts der gegenwärtigen Debatte steht auch die Frage im Raum, ob und wie Fankultur ihre eigenen Probleme und Auswüchse selbst in den Griff bekommen kann. Es liegt auch in Euren Händen, liebe Braunschweiger und Hannoveraner.

Donnerstag, 7. November 2013

Alle Tassen im Schrank? Sanfrecce Hiroshima

In seinem Freundeskreis über Weltenbummler zu verfügen ist eindeutig von Vorteil. Man erfährt, was so los ist auf dem Globus, und hin und wieder erhält man exotische Mitbringsel.

Wie diese Tasse des japanischen Klubs Sanfrecce Hiroshima, die mir Weltenbummler Jörg Pochert von seinem jüngsten Fußballtrip mitbrachte und die meine Sammlung nun um eine Rarität erweitert.

Wie überall in Japan gab man sich 1993 bei der Gründung der J.League auch in Hiroshima einen Kunstnamen, über den ich einst in Band 1 der Weltfußball-Enzyklopädie (http://www.hardy-gruene.de/buecher/weltenzyklopaedie.htm) schrieb: "Der Vereinsname setzt sich aus dem japanischen Wort für 'drei' (San) und dem italienischen Begriff für 'Pfeil' (Frecce) zusammen. Die 'drei Pfeile' verweisen auf eine Geschichte von Mori Motonari, eines Samurai aus dem 16. Jahrhundert, der seinen Söhnen lehrte, dass ein Pfeil gebrochen werden könne, drei Pfeile aber nicht". Die drei Pfeile im Klubwappen stehen im Übrigen für ein in Japan weithin bekanntes Symbol, dass man mit vereinten Kräften mehr erreichen kann als alleine.

Das klappte auch im Fußball recht gut, denn zum einen ist Sanfrecce für seinen Teamgeist bekannt, zum anderen gingen die Meisterschaft der J.League 1994 und 2012 jeweils ins Big Arch Stadium, das 1992 für die damalige Asienmeisterschaft gebaut wurde. Über das, was Sanfrecce Hiroshima sonst noch so ausmacht wird uns dann hoffentlich Weltenbummler Jörg Pochert in seinem nächsten Buch informiere.
 
Foto: In seinem Freundeskreis über Weltenbummler zu verfügen ist eindeutig von Vorteil. Man erfährt, was so los ist auf dem Globus, und hin und wieder erhält man exotische Mitbringsel.

Wie diese Tasse des japanischen Klubs Sanfrecce Hiroshima, die mir Weltenbummler Jörg Pochert von seinem jüngsten Fußballtrip mitbrachte und die meine Sammlung nun um eine Rarität erweitert.

Wie überall in Japan gab man sich 1993 bei der Gründung der J.League auch in Hiroshima einen Kunstnamen, über den ich einst in Band 1 der Weltfußball-Enzyklopädie schrieb: "Der Vereinsname setzt sich aus dem japanischen Wort für 'drei' (San) und dem italienischen Begriff für 'Pfeil' (Frecce) zusammen. Die 'drei Pfeile' verweisen auf eine Geschichte von Mori Motonari, eines Samurai aus dem 16. Jahrhundert, der seinen Söhnen lehrte, dass ein Pfeil gebrochen werden könne, drei Pfeile aber nicht". Die drei Pfeile im Klubwappen stehen im Übrigen für ein in Japan weithin bekanntes Symbol, dass man mit vereinten Kräften mehr erreichen kann als alleine.

Das klappte auch im Fußball recht gut, denn zum einen ist Sanfrecce für seinen Teamgeist bekannt, zum anderen gingen die Meisterschaft der J.League 1994 und 2012 jeweils ins Big Arch Stadium, das 1992 für die damalige Asienmeisterschaft gebaut wurde. Über das, was Sanfrecce Hiroshima sonst noch so ausmacht wird uns dann hoffentlich Weltenbummler Jörg Pochert in seinem nächsten Buch informieren :-D

Update zur Buchreihe Legendäre Fußballvereine - Fußball in Berlin


Vor einiger Zeit gab es an dieser Stelle eine kleine Befragung, in welchem Umfang und in welcher Tiefe die werte Leserschaft gerne den Ostdeutschland-Band in der Reihe Legendäre Fußballvereine sehen würde. Zunächst möchte ich mich für die überaus rege Teilnahme bedanken, die sehr hilfreich war. Das Ergebnis fiel eindeutig aus, denn zu 100 Prozent wurde eine tiefe und ausführliche Berichterstattung gewünscht. Das freut mich, denn es ist auch mein Anliegen, im Rahmen der Reihe die Vereine deutlich über das bekannte Maß hinaus präsentieren zu können.

Allerdings schafft das zwei Probleme: die Zeit, denn die Bücher der Reihe erfordern einen erheblichen Recherche- und somit Zeitaufwand, sowie den Platz, denn die Reihe sprengt sämtliche Dimensionen. So war ich beim Band Ostdeutschland bei 640 A4-Seiten angelangt und damit bei einer Dimension, die nicht mehr tragbar war.

Nach einigen Beratungen und Berechnungen mit dem Verlag Die Werkstatt haben wir nun folgendes beschlossen: der gesamte Bereich Berlin wird in einem gesonderten Band ausgelagert, wodurch sich der Umfang des Ostdeutschland-Bandes auf händelbare 420 Seiten reduziert. Da sich Berlin während der Arbeit an dem Buch ohnehin ständig als ein Problem entpuppte (durch die politische Teilung wirkten diverse Westberliner Vereine wie „Fremdkörper“), ist die Ausgliederung auch inhaltlich sinnvoll.

Um die Porträts der rund 130 „legendärsten“ Berliner Fußballvereine werde ich nun aber noch diverse andere Themen aus und über den Berliner Fußball stellen, so dass aus "Legendäre Fußballvereine Berlin" so etwas wie "Das große Buch des Berliner Fußballs" wird. Das Buch wird natürlich mit einer ausführlichen Geschichte des Fußballs in Berlin beginnen. Außerdem werde ich mich in Sonderkapiteln mit Themen wie Jüdischer Fußball, Arbeitersport, Integration, Doppelspiele etc. beschäftigen. Dazu kommen reichlich Spielerporträts, und natürlich gibt es auch Statistik – zum Beispiel die Abschlusstabellen der jeweils höchsten Berliner Spielklasse seit 1891/92. Garniert wird das Ganze mit Fotos, für die ich durch die Ausgliederung deutlich mehr Platz habe. Gerne würde ich auch historisches Souvenirmaterial (Wimpel, Anstecknadeln, Plakate etc.) präsentieren – wer da was anzubieten hat, darf sich gerne bei mir melden!

Im Vereinsteil werden alle Klubs vorgestellt, die ab 1933 mindestens in der höchsten Berliner Klasse vertreten waren – für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg heißt das also Bezirksliga für den Ostteil bzw. Amateur(ober)liga für den Westteil sowie seit der Wende die Berlin-Liga. Nach derzeitiger Rechnung umfasst das immerhin 134 Vereine. Erscheinen wird das Buch entweder im Herbst 2014 oder im Frühjahr 2015 im Verlag Die Werkstatt.

Als nächstes erscheint dann Ostdeutschland in der Reihe Legendäre Fußballvereine. An dem Band arbeite ich schon seit geraumer Zeit, und neben Berlin sind auch Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bereits auf dem Weg der Fertigstellung. Ich denke, dass ich nach Rückkehr von meiner kleinen Radtour durch Südamerika (zweite Jahreshälfte 2014) mit Volldampf an dem Buch weiterarbeiten werde. Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Reihe außerordentlich zeitaufwändig ist und es daher immer mal wieder zu Verzögerungen kommen kann, zumal ich sie leider nur "nebenbei" laufen lassen kann. 

Wer es genau wissen will, für den nun auch noch die vorläufige Aufstellung der porträtierten Vereine:

Adlershofer BC
Dynamo Adlershof
VSG Altglienicke
BFC Alemannia 90
SC Berliner Amateure
BSG Außenhandel
BSG Autotrans
BBC 03
Blau-Weiß 90
FC Brandenburg 03
NK Croatia
BFC Dynamo
Dynamo Süd
Elektra
Empor
Empor Brandenburger Tor
Hakoah
Hellas-Nordwest
Hertha BSC
Hilalspor
Hürriyet-Burgund
BSV Hürtürkel
Club Italia
Kickers 1900
KWO
BSG Luftfahrt
Lufthansa-SG
Makkabi
Minerva 93
NARVA
NNW
VfL Nord
Nordberliner SC (SV Nord)
FC Nordost
BFC Nordstern
Normannia 08
Olympiakos
Polizei SV
BFC Preussen
SV Preußen
BSC Rehberge
SG Stadtmitte
BBC Südost
BFC Südring
BSC
BSV 92
Tasmania 1900
Tasmania 73
Tennis Borussia
BSG Tiefbau
Turbine Bewag
Türkiyemspor
Türkspor
1. FC Union
SC Union 06
Berliner Verkehrsbetriebe
Viktoria 89
FC Vorwärts
Wacker 04
SC des Westen 97
SC Westend 01
WBK
Yesilyurt
Vorwärts Bestensee
Fortuna Biesdorf
Minerva Borsigwalde
VfB (Concordia) Britz
Hertha 06 Charlottenburg
SC Charlottenburg
SC Gatow
SG Friedrichshagen
Frohnauer SC
SC Heiligensee
VfB Hermsdorf
Dynamo Hohenschönhausen
SG Hohenschönhausen
Sportfreunde Johannisthal
Bau Eiche Köpenick
GSG Köpenick
Köpenicker SC
SSV Köpenick
Lichtenberg 47
Dynamo Lichtenberg
Motor Lichtenberg
Sparta Lichtenberg
Lichtenradenrader BC
Lichterfelder FC 92
1. FC Lübars
Eintracht Mahlsdorf
Mariendorfer SV
Traber Mariendorf
BSC Marzahn
1. FC Neukölln
NSC Cimbria-Trabzon
Marathon Neukölln
Rot-Weiß Neukölln
Neuköllner Sportfreunde
Südstern Neukölln
Tasmania 73 Neukölln
VfB Neukölln
Stahl Oranienburg
TSG Oberschöneweide
Bergmann-Borsig Pankow
Einheit Pankow
Fortuna Pankow
VfB Pankow
VSG Rahnsdorf
BSC Reinickendorf
RFC Alt-Holland
Reinickendorfer Füchse
TSV Rudow
SG Schulzendorf
Pneumant Schmöckwitz
Lok Schönweide
SC Siemensstadt
Spandauer BC
Spandauer SV
Schwarz-Weiß Spandau
Teutonia Spandau
BSV Spindlersfeld
SC Staaken
Steglitzer FC Stern
Steglitzer SC Südwest
Berolina Stralau
Rapide Wedding
EAW Treptow
Turbine EKB Treptow
Wartenburger SV
Einheit Weißensee
Weißensee 1900
Concordia Wilhelmsruh
1. FC Wilmersdorf
Concordia Wittenau
Hertha Zehlendorf