In
diesem Jahr jährt sich der größte Erfolg eines Vereins, zu dessen
größten Erfolgen gehört, dass er überhaupt noch existiert. Zigfach stand
Rot-Weiss Essen, Deutscher Meister 1955, in den letzten Jahrzehnten vor
dem Aus, doch wie eine Katze scheint auch RWE sieben Leben zu haben und
nach jedem Rückschlag umso stärker zurückzukommen.
RWE, das ist Helmut Rahn, das ist das alte Georg-Melches-Stadion, das ist die Hafenstraße, und das ist vor allem eine Fanszene, wie es sie in Deutschland nur selten gibt. Unsagbar treu, unsagbar leidensfähig, unsagbar optimistisch, unsagbar engagiert. Und irgendwie vorbildlich, denn im Umland von Essen herrscht nur wahrlich kein Mangel an Fußballvereinen, die höherklassig spielen und schillernder daherkommen.
RWE, 2010 nach Insolvenz bis in die Fünftklassigkeit abgestürzt, kommt unterdessen mit dem grimmigen Image eines Arbeitervereins daher. Wer jemals die Hafenstraße hochmarschiert ist, weiß, wovon ich spreche. Und wer dies auch schon in den 1970ern oder 1980ern getan hat, weiß es umso mehr. Mich führte der Weg zu RWE erstmals 1981, als meine 05er in der 2. Bundesliga auf die Rot-Weissen trafen, für die damals – zumindest in meiner Erinnerung (ich hab es nicht nachgeschaut) - neben „Ente“ Lippens auch noch Frank Mill auflief. Eher ungerne erinnere ich mich in diesem Zusammenhang an jene ausgeprägte Gänsehaut, die man als Gastfan in Essen vermutlich bis heute bekommt. RWE ist eben nicht nur Kult und ein echter Traditionsstandort, die Hafenstraße ist für Anhänger der Gastmannschaft auch ein Ort der erhöhten Vorsicht.
Aber das gehört eben dazu, zum Mythos RWE. Heimstärke in doppeltem Sinne, und schließlich waren und sind seine Fans, die RWE immer wieder auf die Beine geholfen haben. 1994 zum Beispiel, als der DFB den Essenern zum zweiten Mal nach 1991 die Zweitligalizenz verweigerte, während der damit in die Drittklassigkeit verbannte Klub zugleich das Pokalfinale erreichte. Vor einer gewaltigen Schar mitgereister Anhänger gab es in Berlin zwar eine 1:3-Niederlage gegen Werder Bremen, doch RWE hatte Widerstand bewiesen und gezeigt, dass man wiederkehren würde.
1996 klappte die Rückkehr in Liga 2, doch statt sich dort zu etablieren, brachen für RWE endgültig turbulente Zeiten an. 1997 Abstieg in die Regionalliga, 1998 durchgereicht in die Oberliga, nebenbei ein paar Mal haarscharf an der Insolvenz vorbei und in einem Stadion auflaufend, das seit Ewigkeiten nur noch drei Tribünen aufwies und zwar eine Menge Atmosphäre besaß, mit modernem Fußball aber nicht mehr allzu viel zu tun hatte. 2004 gelang die umjubelte Rückkehr in Liga 2, wo der Klassenerhalt viel zu früh außer Sichtweite geriet.
Noch schlimmer das Szenario der Jahre 2006 bis 2008. Postwendend in die 2. Bundesliga zurückgekehrt, reichte es dort 2006/07 trotz großartiger Rückrunde abermals nicht zum Klassenerhalt, ehe die Rot-Weissen 2007/08 mit einer geradezu unfassbaren 0:1-Heimpleite gegen den feststehenden Absteiger VfB Lübeck am letzten Spieltag die bereits sicher geglaubte Qualifikation für die neue 3. Liga verspielten.
Am 4. Juni 2010 kam die Quittung. Insolvenzantrag, Absturz in die fünftklassige NRW-Liga. Immerhin, denn phasenweise hatte gar die Auflösung gedroht. Und das alles zu einem Zeitpunkt, als direkt neben dem altehrwürdigen Georg-Melches-Stadion eine hochmoderne Arena entstand, die RWE endlich wieder profifußballtaugliche Bedingungen bescheren sollte. Doch statt großer Namen kamen nun Klubs wie SV Schermbeck, FC Wegberg-Beck oder Westfalia Rhynern an die Hafenstraße. Wo man – typisch RWE – ausgerechnet in einer der düstersten Stunde der Klubgeschichte eine schillernde Wiedergeburt feierte. Zu verdanken war dies vor allem der unvergleichlichen Fanszene, die dem angeschlagenen Klub ein schillerndes Outfit verlieh, das nicht zuletzt die notwendigen Sponsoren anlockte. 2011 wurde die Insolvenz aufgehoben, kehrte der Klub in die Regionalliga zurück, nachdem er in der Fünftligasaison einen geradezu wahnwitzigen Zuschauerschnitt von 6.355 Zahlenden pro Spiel aufgestellt hatte. RWE lebte! Und wie!
Die Träume und Hoffnungen auf einen weiteren Aufstieg in die 3. Liga haben sich zwar bislang noch nicht erfüllt, doch in der laufenden Spielzeit läuft es bislang nach Plan. Gemeinsam mit Alemannia Aachen, noch so einer abgestürzten Größe, führt RWE zur Winterpause die Tabelle an. Das im Februar anstehende Duell der beiden Westrivalen ist schon jetzt ausverkauft und wird via TV landesweit übertragen. RWE ist eben mehr, als nur ein Fußballverein. RWE ist ein Mythos, eine westdeutsche Fußballgröße und einer der interessantesten Fußballvereine des Landes.
"Alle Tassen im Schrank" ist eine Serie des Fußball-Magazins "Zeitspiel": www.zeitspiel-magazin.de
RWE, das ist Helmut Rahn, das ist das alte Georg-Melches-Stadion, das ist die Hafenstraße, und das ist vor allem eine Fanszene, wie es sie in Deutschland nur selten gibt. Unsagbar treu, unsagbar leidensfähig, unsagbar optimistisch, unsagbar engagiert. Und irgendwie vorbildlich, denn im Umland von Essen herrscht nur wahrlich kein Mangel an Fußballvereinen, die höherklassig spielen und schillernder daherkommen.
RWE, 2010 nach Insolvenz bis in die Fünftklassigkeit abgestürzt, kommt unterdessen mit dem grimmigen Image eines Arbeitervereins daher. Wer jemals die Hafenstraße hochmarschiert ist, weiß, wovon ich spreche. Und wer dies auch schon in den 1970ern oder 1980ern getan hat, weiß es umso mehr. Mich führte der Weg zu RWE erstmals 1981, als meine 05er in der 2. Bundesliga auf die Rot-Weissen trafen, für die damals – zumindest in meiner Erinnerung (ich hab es nicht nachgeschaut) - neben „Ente“ Lippens auch noch Frank Mill auflief. Eher ungerne erinnere ich mich in diesem Zusammenhang an jene ausgeprägte Gänsehaut, die man als Gastfan in Essen vermutlich bis heute bekommt. RWE ist eben nicht nur Kult und ein echter Traditionsstandort, die Hafenstraße ist für Anhänger der Gastmannschaft auch ein Ort der erhöhten Vorsicht.
Aber das gehört eben dazu, zum Mythos RWE. Heimstärke in doppeltem Sinne, und schließlich waren und sind seine Fans, die RWE immer wieder auf die Beine geholfen haben. 1994 zum Beispiel, als der DFB den Essenern zum zweiten Mal nach 1991 die Zweitligalizenz verweigerte, während der damit in die Drittklassigkeit verbannte Klub zugleich das Pokalfinale erreichte. Vor einer gewaltigen Schar mitgereister Anhänger gab es in Berlin zwar eine 1:3-Niederlage gegen Werder Bremen, doch RWE hatte Widerstand bewiesen und gezeigt, dass man wiederkehren würde.
1996 klappte die Rückkehr in Liga 2, doch statt sich dort zu etablieren, brachen für RWE endgültig turbulente Zeiten an. 1997 Abstieg in die Regionalliga, 1998 durchgereicht in die Oberliga, nebenbei ein paar Mal haarscharf an der Insolvenz vorbei und in einem Stadion auflaufend, das seit Ewigkeiten nur noch drei Tribünen aufwies und zwar eine Menge Atmosphäre besaß, mit modernem Fußball aber nicht mehr allzu viel zu tun hatte. 2004 gelang die umjubelte Rückkehr in Liga 2, wo der Klassenerhalt viel zu früh außer Sichtweite geriet.
Noch schlimmer das Szenario der Jahre 2006 bis 2008. Postwendend in die 2. Bundesliga zurückgekehrt, reichte es dort 2006/07 trotz großartiger Rückrunde abermals nicht zum Klassenerhalt, ehe die Rot-Weissen 2007/08 mit einer geradezu unfassbaren 0:1-Heimpleite gegen den feststehenden Absteiger VfB Lübeck am letzten Spieltag die bereits sicher geglaubte Qualifikation für die neue 3. Liga verspielten.
Am 4. Juni 2010 kam die Quittung. Insolvenzantrag, Absturz in die fünftklassige NRW-Liga. Immerhin, denn phasenweise hatte gar die Auflösung gedroht. Und das alles zu einem Zeitpunkt, als direkt neben dem altehrwürdigen Georg-Melches-Stadion eine hochmoderne Arena entstand, die RWE endlich wieder profifußballtaugliche Bedingungen bescheren sollte. Doch statt großer Namen kamen nun Klubs wie SV Schermbeck, FC Wegberg-Beck oder Westfalia Rhynern an die Hafenstraße. Wo man – typisch RWE – ausgerechnet in einer der düstersten Stunde der Klubgeschichte eine schillernde Wiedergeburt feierte. Zu verdanken war dies vor allem der unvergleichlichen Fanszene, die dem angeschlagenen Klub ein schillerndes Outfit verlieh, das nicht zuletzt die notwendigen Sponsoren anlockte. 2011 wurde die Insolvenz aufgehoben, kehrte der Klub in die Regionalliga zurück, nachdem er in der Fünftligasaison einen geradezu wahnwitzigen Zuschauerschnitt von 6.355 Zahlenden pro Spiel aufgestellt hatte. RWE lebte! Und wie!
Die Träume und Hoffnungen auf einen weiteren Aufstieg in die 3. Liga haben sich zwar bislang noch nicht erfüllt, doch in der laufenden Spielzeit läuft es bislang nach Plan. Gemeinsam mit Alemannia Aachen, noch so einer abgestürzten Größe, führt RWE zur Winterpause die Tabelle an. Das im Februar anstehende Duell der beiden Westrivalen ist schon jetzt ausverkauft und wird via TV landesweit übertragen. RWE ist eben mehr, als nur ein Fußballverein. RWE ist ein Mythos, eine westdeutsche Fußballgröße und einer der interessantesten Fußballvereine des Landes.
"Alle Tassen im Schrank" ist eine Serie des Fußball-Magazins "Zeitspiel": www.zeitspiel-magazin.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen