Vor einigen Jahren gab es mal ein Buch mit dem Titel "Herrlich verrückte Bundesliga". Wenn man diesen Artikel aus dem Jahr 1970 sieht, kommt es einem durchaus etwas "verrückt" vor. Im damaligen Megawinter versuchte man offenbar, der Terminnot mit offenem Feuer auf dem Spielfeld entgegenzutreten.
Damit dürfte klar sein: Die ersten Pyrotechniker der Bundesliga waren die Vereine!
Mittwoch, 31. März 2010
Montag, 29. März 2010
Samstag, 27. März 2010
Insolvenzticker: SpVgg Bayreuth
Bayernligist SpVgg Bayreuth scheint einen ungewöhnlichen Weg zu gehen, um sein im Oktober 2008 eröffnetes Insolvenzverfahren endlich zum (positiven) Ende zu bringen. Wenn es dem Verein gelingt, das Hans-Walter-Wild-Stadion von der Stadt zu pachten, will sich ein bislang noch unbekannter Sponsor über einen Zeitraum von 20 Jahren für den ehemaligen Zweitligisten engagieren.
"Der Sponsor investiert jedes Jahr zusätzlich genauso viel Geld in uns, wie uns im ganzen Jahr bisher zur Verfügung stand", erklärte Vereinsvorstand Wolfgang Gruber gegenüber dem "Bayerischen Rundfunk". Sollte der Deal zustande kommen, könnte das Insolvenzverfahren gegen die Schwarz-Gelben eingestellt werden, bestätigte Gruber. Der Investor plant offenbar den Umbau des Stadions in eine Eventarena. Zuvor muss die SpVgg nun aber mit der Stadt Bayreuth über eine Pachtvereinbarung verhandeln. Die Schwarz-Gelben erreichten zwar 2007/08 sportlich die Regionalliga, erhielten aber keine Lizenz und beantragten wenig später die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
Weitere Infos: http://www.br-online.de/studio-franken/aktuelles-aus-franken/spvgg-bayreuth-geldsegen-geheimer-sponsor-2010-kw12-ID1269586293650.xml
"Der Sponsor investiert jedes Jahr zusätzlich genauso viel Geld in uns, wie uns im ganzen Jahr bisher zur Verfügung stand", erklärte Vereinsvorstand Wolfgang Gruber gegenüber dem "Bayerischen Rundfunk". Sollte der Deal zustande kommen, könnte das Insolvenzverfahren gegen die Schwarz-Gelben eingestellt werden, bestätigte Gruber. Der Investor plant offenbar den Umbau des Stadions in eine Eventarena. Zuvor muss die SpVgg nun aber mit der Stadt Bayreuth über eine Pachtvereinbarung verhandeln. Die Schwarz-Gelben erreichten zwar 2007/08 sportlich die Regionalliga, erhielten aber keine Lizenz und beantragten wenig später die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
Weitere Infos: http://www.br-online.de/studio-franken/aktuelles-aus-franken/spvgg-bayreuth-geldsegen-geheimer-sponsor-2010-kw12-ID1269586293650.xml
Freitag, 26. März 2010
Insolvenzticker: Westfalia Herne
Der angekündigte Einstieg eines namentlich nicht genannten türkisch-rumänischen Investors beim NRW-Ligisten Westfalia Herne hat sich zerschlagen. Westfalias Sportlicher Leiter erklärte gegenüber der Zeitschrift "Reviersport": "Wir haben ein abschließendes Gespräch geführt und der Deal hat sich zerschlagen, weil die Firma auf unsere Vorgaben nicht eingehen wollte".
Wie es bei dem finanziell angeschlagenen Klub nun weitergeht, ist derzeit unklar. Westfalia drohte Ende 2009 die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Gegenwärtig ist lediglich der Spielbetrieb bis zum Saisonende gesichert.
Wie es bei dem finanziell angeschlagenen Klub nun weitergeht, ist derzeit unklar. Westfalia drohte Ende 2009 die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Gegenwärtig ist lediglich der Spielbetrieb bis zum Saisonende gesichert.
Dienstag, 23. März 2010
Insolvenzticker: SSV Reutlingen 05
Beim insolventen Regionalligisten SSV Reutlingen 05 kamen am Montagabend über 250 Anhänger zu einer Informationsveranstaltung. Der Insolvenzantrag wurde am Dienstag eingereicht.
Weitere Infos:
http://www.ssv-news.de/cms/home/News-Ausgabe_51.html?news_id=6314
Weitere Infos:
http://www.ssv-news.de/cms/home/News-Ausgabe_51.html?news_id=6314
Klubporträt: Concordia Hamburg
2009 war ein trauriges Jahr für den Sport-Club Concordia von 1907. 85 Jahre, nachdem man im Wandbeker Gehölz sein Marienthalstadion errichtet hatte, hieß es Abschied nehmen. Das Geld war auch bei „Cordi“ chronisch knapp, und die Toplage der Anlage inmitten eines exklusiven Villenviertels ließ den Verkauf nur logisch erscheinen. Damit war es vorbei mit einem Dreisatz der besonderen Art, der Hamburgs Amateurfußball seit Jahrzehnten ausgezeichnet hatte: Freitagabend + Flutlicht + Marienthal = SC Concordia.
Concordia ist ein Verein nach altem Schlage. Der Vereinsgeist waberte in Marienthal durch alle Ecken und Winkel, die Nachwuchsarbeit ist seit langem berühmt und den aufopferungsvollen Mitgliedern der Rot-Schwarzen gelang es in der Vergangenheit mehrfach, ihren Verein aus der Krise zu führen.
Die sportliche Erfolgsstory der 1907 gegründeten Rot-Schwarzen begann 1939, als die von Vereinslegende Kurt „Malik“ Hinsch geführte Mannschaft in die Gauliga Nordmark aufstieg. Schon damals war der Erfolg ein Resultat der Nachwuchspflege, und auch wenn es zwei Jahre später zurück in Liga 2 ging, hatte „Cordi“ ein Markenzeichen gesetzt. Nach dem Krieg zählten die Wandsbeker zu den Gründungsmitgliedern der Oberliga Nord, in der sich die Elf dank ihres gefürchteten Innensturms (Hinsch, Ackermann, Eccarius) bestens etablierte. 1950 erreichte man mit Platz sechs den Zenit seiner Vereinsgeschichte – und das, obwohl „Cordi“ seit Kriegsende nicht auf der von den Briten beschlagnahmten Anlage in Marienthal hatte kicken können! 1951 durfte man zwar in die runderneuerte Anlage („Bild“: „Schmuckkästchen am Wandsbeker Gehölz“) zurückkehren, doch sportlich reichte es nur noch zu Abstiegskampf, in dem die Rot-Schwarzen 1953 den Kürzeren zogen. 1956 gelang im dritten Anlauf die Rückkehr, und anschließend verteidigte der Klub bis zur Auflösung der Oberliga Nord seinen Platz im norddeutschen Oberhaus.
Nach Einführung der Bundesliga gab es sieben Spielzeiten lang Regionalligafußball in Wandsbek zu sehen, wo die Sorgenfalten jedoch mit jedem Jahr größer wurden. Marienthal war vom öffentlichem Nahverkehr abgetrennt („Die Welt“: „Eine kaum noch erreichbare Oase in der Wüste“), Parkplätze gab es auch keine und die Zuschauerzahlen sanken stetig ab. 1970 war der Abstieg nicht mehr zu vermeiden. Als drei Jahre später die Rückkehr gelang, stand die 2. Bundesliga bereits vor der Tür, und „Cordi“ konnte schon mal für die drittklassige Amateuroberliga Nord planen. Dort waren die Rot-Schwarzen dann 17 Spielzeiten lang fester Bestandteil, brachten Spieler wie Frank Neubarth hervor und feierten als größten Erfolg Platz fünf im Spieljahr 1976/77.
1991 sorgte eine Mixtur aus sportlicher Schwäche und finanziell eingeschränkten Möglichkeiten erstmals für den Sturz in die Viertklassigkeit, der Concordia wie einst schon in der Ober- und der Regionalliga erneut nach drei Jahren wieder entkam. Noch einmal flammte anschließend der Kult um die Wandsbeker auf, begrüßte man in der Regionalliga Nord große Kulissen zum traditionellen Freitagabendspiel. Mit dem erneuten Abstieg begann 1997 der Absturz. Im Frühjahr 1999 musste Michael Schickel, langjähriger „Cordi“-Obmann und „Morgenpost“-Sportchef, bereits vor dem drohenden Konkurs warnen, dem der Klub nur knapp entging.
2000 wurde er erstmals fünftklassig, kehrte unter Marc Fascher noch einmal in die Oberliga zurück und verschwand 2005 abermals auf lokaler Ebene – und diesmal wird es für immer sein.
Dieser Artikel stammt aus dem "großen Buch der Deutschen Fußballvereine"
(Agon Sportverlag, ISBN: 3-89784-3622, 528 Seiten, Hardcover, 39,90 €)
Concordia ist ein Verein nach altem Schlage. Der Vereinsgeist waberte in Marienthal durch alle Ecken und Winkel, die Nachwuchsarbeit ist seit langem berühmt und den aufopferungsvollen Mitgliedern der Rot-Schwarzen gelang es in der Vergangenheit mehrfach, ihren Verein aus der Krise zu führen.
Die sportliche Erfolgsstory der 1907 gegründeten Rot-Schwarzen begann 1939, als die von Vereinslegende Kurt „Malik“ Hinsch geführte Mannschaft in die Gauliga Nordmark aufstieg. Schon damals war der Erfolg ein Resultat der Nachwuchspflege, und auch wenn es zwei Jahre später zurück in Liga 2 ging, hatte „Cordi“ ein Markenzeichen gesetzt. Nach dem Krieg zählten die Wandsbeker zu den Gründungsmitgliedern der Oberliga Nord, in der sich die Elf dank ihres gefürchteten Innensturms (Hinsch, Ackermann, Eccarius) bestens etablierte. 1950 erreichte man mit Platz sechs den Zenit seiner Vereinsgeschichte – und das, obwohl „Cordi“ seit Kriegsende nicht auf der von den Briten beschlagnahmten Anlage in Marienthal hatte kicken können! 1951 durfte man zwar in die runderneuerte Anlage („Bild“: „Schmuckkästchen am Wandsbeker Gehölz“) zurückkehren, doch sportlich reichte es nur noch zu Abstiegskampf, in dem die Rot-Schwarzen 1953 den Kürzeren zogen. 1956 gelang im dritten Anlauf die Rückkehr, und anschließend verteidigte der Klub bis zur Auflösung der Oberliga Nord seinen Platz im norddeutschen Oberhaus.
Nach Einführung der Bundesliga gab es sieben Spielzeiten lang Regionalligafußball in Wandsbek zu sehen, wo die Sorgenfalten jedoch mit jedem Jahr größer wurden. Marienthal war vom öffentlichem Nahverkehr abgetrennt („Die Welt“: „Eine kaum noch erreichbare Oase in der Wüste“), Parkplätze gab es auch keine und die Zuschauerzahlen sanken stetig ab. 1970 war der Abstieg nicht mehr zu vermeiden. Als drei Jahre später die Rückkehr gelang, stand die 2. Bundesliga bereits vor der Tür, und „Cordi“ konnte schon mal für die drittklassige Amateuroberliga Nord planen. Dort waren die Rot-Schwarzen dann 17 Spielzeiten lang fester Bestandteil, brachten Spieler wie Frank Neubarth hervor und feierten als größten Erfolg Platz fünf im Spieljahr 1976/77.
1991 sorgte eine Mixtur aus sportlicher Schwäche und finanziell eingeschränkten Möglichkeiten erstmals für den Sturz in die Viertklassigkeit, der Concordia wie einst schon in der Ober- und der Regionalliga erneut nach drei Jahren wieder entkam. Noch einmal flammte anschließend der Kult um die Wandsbeker auf, begrüßte man in der Regionalliga Nord große Kulissen zum traditionellen Freitagabendspiel. Mit dem erneuten Abstieg begann 1997 der Absturz. Im Frühjahr 1999 musste Michael Schickel, langjähriger „Cordi“-Obmann und „Morgenpost“-Sportchef, bereits vor dem drohenden Konkurs warnen, dem der Klub nur knapp entging.
2000 wurde er erstmals fünftklassig, kehrte unter Marc Fascher noch einmal in die Oberliga zurück und verschwand 2005 abermals auf lokaler Ebene – und diesmal wird es für immer sein.
Dieser Artikel stammt aus dem "großen Buch der Deutschen Fußballvereine"
(Agon Sportverlag, ISBN: 3-89784-3622, 528 Seiten, Hardcover, 39,90 €)
Sonntag, 21. März 2010
Schönes Wochenende!
Na, das war doch mal ein Wochenende so ganz nach meinem Geschmack! Freitagabend hat Guingamp im "mindestens" 6-Punkte-Spiel mit 2-1 gegen Metz gewonnen (und die "zone rouge" verlassen), am Samstag bügelten die Bristol Rovers Yeovil im Derby mit 3-0 im eigenen Stadion ab und heute verkürzte Göttingen 05 mit einem 3-0 in Hillerse den Rückstand auf Wolfenbüttel (0-2 in Vallstedt) mal eben um gefühlte sechs Punkte. Mehr Erfolg geht nicht!
Hillerse, ein recht gemütlich ausschauendes Heidedörfchen von vielleicht 2.000 Einwohnern, ist übrigens schon längst im "großen Fußball" angekommen: man spielt dort in der MBÖ-Arena! Abgesehen vom hochtrabenden Namen war der Ground dann allerdings doch eher nüchtern und kam über einen profanen Dorfsportplatz mit Werbebanden nicht hinaus.
Aber wie ist das eigentlich mit diesen neuen Namen? Muss ich nun, wenn ich mich bei Passanten in Hillerse nach dem Weg erkundige (nein, ich hab kein Navi), nicht mehr nach dem "Sportplatz" fragen, sondern nach der "Arena"? Aber werde ich dann überhaupt noch verstanden oder möglicherweise doch eher mit fragenden Blicken gestraft, die Zweifel an meiner geistigen Verfassung andeuten?
Komplizierte neue Fußballwelt...
Hillerse, ein recht gemütlich ausschauendes Heidedörfchen von vielleicht 2.000 Einwohnern, ist übrigens schon längst im "großen Fußball" angekommen: man spielt dort in der MBÖ-Arena! Abgesehen vom hochtrabenden Namen war der Ground dann allerdings doch eher nüchtern und kam über einen profanen Dorfsportplatz mit Werbebanden nicht hinaus.
Aber wie ist das eigentlich mit diesen neuen Namen? Muss ich nun, wenn ich mich bei Passanten in Hillerse nach dem Weg erkundige (nein, ich hab kein Navi), nicht mehr nach dem "Sportplatz" fragen, sondern nach der "Arena"? Aber werde ich dann überhaupt noch verstanden oder möglicherweise doch eher mit fragenden Blicken gestraft, die Zweifel an meiner geistigen Verfassung andeuten?
Komplizierte neue Fußballwelt...
Destination: Hillerse
Endlich! Seit dem 8. November 2009 habe ich kein Spiel des RSV Göttingen 05 mehr gesehen. Das einzige, das zwischenzeitlich stattfand, verpasste ich, weil ich grade in Bristol war. Nun scheint das Warten (über 4 Monate!) endlich ein Ende zu haben. Aus Hillerse kam nämlich gerade grünes Licht, so dass ich mich nun gemütlich auf den Weg in die kleine Gemeinde zwischen Hannover und Braunschweig machen werde.
Damit fängt zugleich das Unternehmen "Wolfenbüttel abfangen" an. Der MTV hat derzeit satte 12 Punkte Vorsprung, allerdings auch zwei Spiele mehr als 05 ausgetragen. Hillerse ist Zweiter - es gibt heute also gleich ein Gipfeltreffen. Hoffen wir, dass die Rückkehr der Helden mit dem richtigen Resultat endet...
Damit fängt zugleich das Unternehmen "Wolfenbüttel abfangen" an. Der MTV hat derzeit satte 12 Punkte Vorsprung, allerdings auch zwei Spiele mehr als 05 ausgetragen. Hillerse ist Zweiter - es gibt heute also gleich ein Gipfeltreffen. Hoffen wir, dass die Rückkehr der Helden mit dem richtigen Resultat endet...
Insolvenzticker: Dynamo Dresden
Gute Nachricht für alle Fans von Dynamo Dresden. Am Freitag beschloss der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit eine Erhöhung des Zuschusses für die Mietkosten des Rudolf-Harbig-Stadions. Insgesamt sollen zusätzlich rund 1,2 Mio. Euro fließen. "Mir ist eine Menge Ballast vom Herzen gefallen. Wäre der Antrag nicht durchgegangen, wäre es das Ende von Dynamo gewesen", erklärte Dynamo-Präsident Hauke Hensel gegenüber der Presse.
Dem Beschluss zufolge übernimmt die Stadt weitere 527.000 Euro pro Jahr und unterstützt den finanziell schwer angeschlagenen Klub zudem mit einer Einmalzahlung für die Saison 2010/11 in Höhe von 700.000 Euro. Nach Angaben des Dynamo-Präsidiums ist damit "zumindest für ein Jahr die wirtschaftliche Basis" gesichert. Zugleich haben sich die Chancen des Klubs im Lizenzverfahren für die kommende Drittligasaison erheblich verbessert.
Diesbezüglich gab der Rat der Dresdener Oberbürgermeisterin im Übrigen den Auftrag, Dynamo eine Bürgschaft in Höhe von 100.000 Euro zur Absicherung des Lizenzverfahrens beim DFB zur Verfügung zu stellen.
Der Neubau des Rudolf-Harbig-Stadion hat sich für den chronisch finanzknappen Verein als großes Problem erwiesen. In der laufenden Saison muss Dynamo für die Nutzung des Stadions knapp 1,3 Mio. Euro Miete an die Stadion Dresden Projektgesellschaft überweisen. Für 2010/11 soll die Summe sogar 2,1 Mio. Euro betragen. Nach Verbandsangaben liegen die Stadionkosten in der Dritten Liga durchschnittlich bei 160.000 Euro.
Weitere Infos:
http://www.dynamo-dresden.de/aktuell/news-ansicht/archiv/2010/maerz/artikel/stadion-stadtrat-bewilligt-deutliche-zuschusserhoehung/
Dem Beschluss zufolge übernimmt die Stadt weitere 527.000 Euro pro Jahr und unterstützt den finanziell schwer angeschlagenen Klub zudem mit einer Einmalzahlung für die Saison 2010/11 in Höhe von 700.000 Euro. Nach Angaben des Dynamo-Präsidiums ist damit "zumindest für ein Jahr die wirtschaftliche Basis" gesichert. Zugleich haben sich die Chancen des Klubs im Lizenzverfahren für die kommende Drittligasaison erheblich verbessert.
Diesbezüglich gab der Rat der Dresdener Oberbürgermeisterin im Übrigen den Auftrag, Dynamo eine Bürgschaft in Höhe von 100.000 Euro zur Absicherung des Lizenzverfahrens beim DFB zur Verfügung zu stellen.
Der Neubau des Rudolf-Harbig-Stadion hat sich für den chronisch finanzknappen Verein als großes Problem erwiesen. In der laufenden Saison muss Dynamo für die Nutzung des Stadions knapp 1,3 Mio. Euro Miete an die Stadion Dresden Projektgesellschaft überweisen. Für 2010/11 soll die Summe sogar 2,1 Mio. Euro betragen. Nach Verbandsangaben liegen die Stadionkosten in der Dritten Liga durchschnittlich bei 160.000 Euro.
Weitere Infos:
http://www.dynamo-dresden.de/aktuell/news-ansicht/archiv/2010/maerz/artikel/stadion-stadtrat-bewilligt-deutliche-zuschusserhoehung/
Samstag, 20. März 2010
Heut mal wieder Handball
Heute gab es in Duderstadt das Spitzenspiel der Handball-Regionalliga-Nord - da musste ich natürlich hin. Und es hat sich gelohnt! Ein absolut beeindruckender 37:19-Sieg der Heimelf (Dritter) gegen Tabellenführer Alligators Aschersleben hat ziemlich Spaß gemacht. Aber auch drumherum war es "interessant". Der Eichsfeldmob hat richtig rumgerockt, und die Gäste aus Aschersleben gefielen sich als prügelnde Horde. War also ordentlich was los im verschlafenen Eichsfeld...
Die Duderstädter Handballfanatiker sind sogar im Internet vertreten: http://www.trommler-duderstadt.de.vu/
Die Duderstädter Handballfanatiker sind sogar im Internet vertreten: http://www.trommler-duderstadt.de.vu/
Insolvenzticker: SSV Reutlingen 05
Ex-Zweitligist SSV Reutlingen 05 wird am kommenden Montag beim Amtsgericht Tübingen einen Insolvenzantrag stellen. Den derzeitigen Regionalligisten drückt, je nach Quelle, ein Schuldenberg zwischen 3,8 Mio. und 5 Mio. Euro.
Die laufende Saison in der Regionalliga Süd soll dennoch zu Ende gespielt werden. Allerdings steht der SSV nach dem eröffneten Insolvenzverfahren als erster Absteiger fest.
SSV-Präsident Fritjof Eisenlohr bezeichnete die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens als einen schweren "Schritt, aber bei den hohen Verbindlichkeiten mussten wir handeln."
Bei seinem Amtsantritt am 30. November 2009 hatte sich Eschenlohr noch optimistisch gezeigt, die finanzielle Schieflage der Rot-Schwarzen in den Griff zu bekommen. Doch der Optimismus war verfüht. "Die Ist-Zahlen vom dritten Quartal waren gut, die Hochrechnungen fürs vierte ließen ein positives Ergebnis erwarten", sagte Eisenlohr nun rückblickend gegenüber der "Südwestpresse".
Nachdem in der abgelaufenen Woche die Bilanz für das bis zum 31. Dezember 2009 laufende Geschäftsjahr vorgelegt worden war, hatte sich herausgestellt, dass eine Regionalligalizenz für die Saison 2010/11 unter den gegebenen Umständen nicht zu erlangen war. Der Beschluss, ein Insolvenzverfahrens zu eröffnen, war der nächste Schritt.
Wie so viele Vereine, musste auch der SSV vor seinen Altlasten kaputulieren. 2003 wurde der Klub wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten in die Oberliga strafversetzt und taumelte seitdem nahezu permanent am Rande eines Insolvenzverfahrens. Selbst eine groß angelegte Spendenaktion, die 2005 nahezu unglaubliche 1,5 Millionen Euro in die Kasse spülte, erwies sich nur als kurzfristige Linderung.
Sollte das Insolvenzverfahren eröffnet werden (wovon Experten ausgehen), will der SSV in der Saison 2010/11 in der Oberliga Baden-Württemberg einen Neubeginn starten.
Weitere Infos unter: http://www.ssv-news.de/cms/home_10.html (bis ans Ende scrollen, dort diverse Presselinks)
Die laufende Saison in der Regionalliga Süd soll dennoch zu Ende gespielt werden. Allerdings steht der SSV nach dem eröffneten Insolvenzverfahren als erster Absteiger fest.
SSV-Präsident Fritjof Eisenlohr bezeichnete die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens als einen schweren "Schritt, aber bei den hohen Verbindlichkeiten mussten wir handeln."
Bei seinem Amtsantritt am 30. November 2009 hatte sich Eschenlohr noch optimistisch gezeigt, die finanzielle Schieflage der Rot-Schwarzen in den Griff zu bekommen. Doch der Optimismus war verfüht. "Die Ist-Zahlen vom dritten Quartal waren gut, die Hochrechnungen fürs vierte ließen ein positives Ergebnis erwarten", sagte Eisenlohr nun rückblickend gegenüber der "Südwestpresse".
Nachdem in der abgelaufenen Woche die Bilanz für das bis zum 31. Dezember 2009 laufende Geschäftsjahr vorgelegt worden war, hatte sich herausgestellt, dass eine Regionalligalizenz für die Saison 2010/11 unter den gegebenen Umständen nicht zu erlangen war. Der Beschluss, ein Insolvenzverfahrens zu eröffnen, war der nächste Schritt.
Wie so viele Vereine, musste auch der SSV vor seinen Altlasten kaputulieren. 2003 wurde der Klub wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten in die Oberliga strafversetzt und taumelte seitdem nahezu permanent am Rande eines Insolvenzverfahrens. Selbst eine groß angelegte Spendenaktion, die 2005 nahezu unglaubliche 1,5 Millionen Euro in die Kasse spülte, erwies sich nur als kurzfristige Linderung.
Sollte das Insolvenzverfahren eröffnet werden (wovon Experten ausgehen), will der SSV in der Saison 2010/11 in der Oberliga Baden-Württemberg einen Neubeginn starten.
Weitere Infos unter: http://www.ssv-news.de/cms/home_10.html (bis ans Ende scrollen, dort diverse Presselinks)
Mittwoch, 17. März 2010
Klubporträt: Mount Wellington, Neuseeland
Fußballvereine sind weltweit Träger der Fußballkultur. An ihnen manifestiert sich die Liebe (oder die Abneigung) der Fans, und sie stehen häufig für lange und schillernde Traditionen.
In Auckland ansässiger Klub, der jahrzehntelang zu den beliebtesten Teams des Landes zählte. 1960 war der acht Jahre zuvor gegründete Klub mit einem von Torsteher Kevin Curtin angeführten Team in die Northern League aufgestiegen, deren Meister »The Mount« anschließend zweimal wurde. 1970 zählte man zu den Gründungsmitgliedern der Nationalliga, aus der die seinerzeit von Ken Armstrong trainierte Elf 1972 erstmals als Landesmeister hervorging. Im selben Jahr begründete ein erst im dritten Spiel entschiedenes Chatham Cup-Finale mit Christchurch United Neuseelands größte Fußballrivalität. Ebenso wie der Kontrahent von der Südinsel errang der Mount Wellington Association Football Club insgesamt sechs Landesmeisterschaften und wurde zudem siebenmal Chatham-Cup-Sieger. 1979 eröffnete man mit dem Bill-McKinlay-Park ein modernes Stadion, in dem mit 20 Siegen in 22 Saisonspielen prompt ein bis heute ungebrochener Rekord aufgestellt wurde. Leistungsträger des damaligen Erfolgs-teams waren Neuseelands langjähriger Rekordnationalspieler Brian Turner, sowie Clive Campbell, Tony Sibley und Keith Nelson. 1982 stellte »The Mount« mit »Ricki« Herbert, Glen Adam, Billy McClure drei Akteure des neuseeländischen WM-Kaders. Nachdem man 1986 zum bislang letzten Mal Landesmeister geworden war und 1987 das Finale der Südpazifikspiele erreicht hatte (1:4 im Elfmeterschießen gegen Adelaide City) neigte sich die Ära des Klubs jedoch allmählich ihrem Ende zu. 2000 kam es zur Fusion mit dem Auckland University AFC (1983-86 Erstligist) zum University-Mount Wellington AFC, der 2001 bzw. 2003 zwei weitere Male den Chatham Cup in den Bill McKinlay-Park holte. [1952 | Bill McKinlay Park (5.000) | 6 | 7]
Dieser Beitrag stammt aus der Fußballweltenzyklopädie, Band 2 (Afrika, Amerika und Ozeanien). Verlag Die Werkstatt, ISBN: 978-389533640-9, 472 Seiten, 39,90 €
In Auckland ansässiger Klub, der jahrzehntelang zu den beliebtesten Teams des Landes zählte. 1960 war der acht Jahre zuvor gegründete Klub mit einem von Torsteher Kevin Curtin angeführten Team in die Northern League aufgestiegen, deren Meister »The Mount« anschließend zweimal wurde. 1970 zählte man zu den Gründungsmitgliedern der Nationalliga, aus der die seinerzeit von Ken Armstrong trainierte Elf 1972 erstmals als Landesmeister hervorging. Im selben Jahr begründete ein erst im dritten Spiel entschiedenes Chatham Cup-Finale mit Christchurch United Neuseelands größte Fußballrivalität. Ebenso wie der Kontrahent von der Südinsel errang der Mount Wellington Association Football Club insgesamt sechs Landesmeisterschaften und wurde zudem siebenmal Chatham-Cup-Sieger. 1979 eröffnete man mit dem Bill-McKinlay-Park ein modernes Stadion, in dem mit 20 Siegen in 22 Saisonspielen prompt ein bis heute ungebrochener Rekord aufgestellt wurde. Leistungsträger des damaligen Erfolgs-teams waren Neuseelands langjähriger Rekordnationalspieler Brian Turner, sowie Clive Campbell, Tony Sibley und Keith Nelson. 1982 stellte »The Mount« mit »Ricki« Herbert, Glen Adam, Billy McClure drei Akteure des neuseeländischen WM-Kaders. Nachdem man 1986 zum bislang letzten Mal Landesmeister geworden war und 1987 das Finale der Südpazifikspiele erreicht hatte (1:4 im Elfmeterschießen gegen Adelaide City) neigte sich die Ära des Klubs jedoch allmählich ihrem Ende zu. 2000 kam es zur Fusion mit dem Auckland University AFC (1983-86 Erstligist) zum University-Mount Wellington AFC, der 2001 bzw. 2003 zwei weitere Male den Chatham Cup in den Bill McKinlay-Park holte. [1952 | Bill McKinlay Park (5.000) | 6 | 7]
Dieser Beitrag stammt aus der Fußballweltenzyklopädie, Band 2 (Afrika, Amerika und Ozeanien). Verlag Die Werkstatt, ISBN: 978-389533640-9, 472 Seiten, 39,90 €
Dienstag, 16. März 2010
Alle Tassen im Schrank? Folge 4
Jeder hat seine Macke(n). Ich mache da keine Ausnahme. Besucher fragen mich manchmal, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe, wenn sie in meine Küche kommen. Habe ich nicht, denn für meine Tassen gibt es keinen Schrank: es sind weit mehr als 250 und sie sehen alle anders aus. Einzige Gemeinsamkeit: Sie handeln vom Fußball. Zumeist sind es Klubtassen aus aller Welt, aber auch ein paar Themenschüsseln sind dabei.
Kommen wir zu meinem Ur-Oldie, der ältesten Tasse, die in meiner Sammlung ist. Obwohl sie rein altersmäßig gar nicht die Älteste ist, denn vor einiger Zeit erwarb ich bei E-Bay ein deutlich älteres echtes Schmankerl, das ich später in diesem Blog noch vorstellen werde. Geduld also!
Mein "Ur-Oldie" hingegen ist das älteste Mitglied meiner Sammlung und kam anno 1994 in meinen Besitz. Es war zugleich die erste von inzwischen elf verschiedenen Porzellangefässen "meiner" Bristol Rovers. Die Tasse trägt allerdings eine schwere Verantwortung, denn sie war es, die mich zum Tassensammeln verführt hat! Ich war dem Flair der Pirates längst verfallen, als ich sie am 31. Dezember 1994 beim Heimkick gegen Chester in dem damaligen Blechverschlag-Fanshop am Ausweichquartier Twerton Park in Bath entdeckte und im Tausch gegen ein paar Pounds (waren es 2,95?) sofort einsackte.
Nachdem wir nun schon so viele Jahre zusammen sind, kann ich mit etwas Abstand durchaus eingestehen, dass sie in Wahrheit keine reine Schönheit ist. Aber Liebe macht ja bekanntlich blind. Ein wenig überladen mit Logos und Schriftzügen ist sie immerhin noch mit echter Farbe bedruckt und nicht, wie heute leider fast alle Kaffeebecher in England, mit einem computergenerierten Vollbild, das die Tasse wie ein Plastikgefäß aussehen lässt.
Schön zu sehen, wer der Herausgeber des Behälters ist: Neben dem damaligen Rovers-Wappen bestehend aus den beiden Quadraten, die an die traditionsreichen blau-weiß gefelderten Trikots erinnern, prangt nämlich das Logo des BRSC an prominenter Stelle - des Bristol Rovers Supporters Club, der damals wie heute für das Merchandising der Rovers verantwortlich ist.
Die Tasse ist inzwischen im Ruhestand. Da sie anfangs ganz alleine war, musste sie in ihren ersten Jahren ordentlich schuften, ehe sie durch die wachsende Zahl der Mitglieder meiner Sammlung allmählich etwas zurücktreten durfte. Heute schaut sie als "Rentnerin" von erhobener Position auf das Geschehen in meiner Küche und muss nicht befürchten, noch einmal zu Diensten herangezogen werden.
Ach ja: Die Rovers gewannen damals mit 3:0 und es war mein Geburtstag. Nie zuvor - und nie wieder - habe ich am 31. Dezember ein Ligaspiel gesehen. Auch deshalb nimmt "meine erste" eine Sonderrolle ein!
Kommen wir zu meinem Ur-Oldie, der ältesten Tasse, die in meiner Sammlung ist. Obwohl sie rein altersmäßig gar nicht die Älteste ist, denn vor einiger Zeit erwarb ich bei E-Bay ein deutlich älteres echtes Schmankerl, das ich später in diesem Blog noch vorstellen werde. Geduld also!
Mein "Ur-Oldie" hingegen ist das älteste Mitglied meiner Sammlung und kam anno 1994 in meinen Besitz. Es war zugleich die erste von inzwischen elf verschiedenen Porzellangefässen "meiner" Bristol Rovers. Die Tasse trägt allerdings eine schwere Verantwortung, denn sie war es, die mich zum Tassensammeln verführt hat! Ich war dem Flair der Pirates längst verfallen, als ich sie am 31. Dezember 1994 beim Heimkick gegen Chester in dem damaligen Blechverschlag-Fanshop am Ausweichquartier Twerton Park in Bath entdeckte und im Tausch gegen ein paar Pounds (waren es 2,95?) sofort einsackte.
Nachdem wir nun schon so viele Jahre zusammen sind, kann ich mit etwas Abstand durchaus eingestehen, dass sie in Wahrheit keine reine Schönheit ist. Aber Liebe macht ja bekanntlich blind. Ein wenig überladen mit Logos und Schriftzügen ist sie immerhin noch mit echter Farbe bedruckt und nicht, wie heute leider fast alle Kaffeebecher in England, mit einem computergenerierten Vollbild, das die Tasse wie ein Plastikgefäß aussehen lässt.
Schön zu sehen, wer der Herausgeber des Behälters ist: Neben dem damaligen Rovers-Wappen bestehend aus den beiden Quadraten, die an die traditionsreichen blau-weiß gefelderten Trikots erinnern, prangt nämlich das Logo des BRSC an prominenter Stelle - des Bristol Rovers Supporters Club, der damals wie heute für das Merchandising der Rovers verantwortlich ist.
Die Tasse ist inzwischen im Ruhestand. Da sie anfangs ganz alleine war, musste sie in ihren ersten Jahren ordentlich schuften, ehe sie durch die wachsende Zahl der Mitglieder meiner Sammlung allmählich etwas zurücktreten durfte. Heute schaut sie als "Rentnerin" von erhobener Position auf das Geschehen in meiner Küche und muss nicht befürchten, noch einmal zu Diensten herangezogen werden.
Ach ja: Die Rovers gewannen damals mit 3:0 und es war mein Geburtstag. Nie zuvor - und nie wieder - habe ich am 31. Dezember ein Ligaspiel gesehen. Auch deshalb nimmt "meine erste" eine Sonderrolle ein!
Montag, 15. März 2010
Wappenkunde: Schalke 04
Fußballwappen sind Markenzeichen und sollen heute vor allem helfen, die "Marke" zu fördern. Zugleich sind viele Klublogos aber häufig schon seit Jahrzehnten im Einsatz und erzählen bisweilen spannende Geschichten über seinen Klub.
Schalkes Wappen zählt zu den intelligentesten und interessantesten im deutschen Fußball. Scheinbar alles an dem königsblauen Signet scheint durchdacht zu sein.
Das "S04" dürfte klar sein - es steht "Schalke 04". Aber dann geht es schon los, denn wenn man genau hinschaut, ist in dem umlaufenden Weiß ein "G" zu erkennen. Als die Stadt Gelsenkirchen anno 1928 ein paar Mark zum Stadionbau beisteurte, bedankte sich der damalige FC Schalke 04 mit der Umbenennung in FC Gelsenkirchen-Schalke 04. So heißt der Klub bis heute offiziell, doch ebenso wie das "G" im Logo ist auch das "Gelsenkirchen" nur bei genauem Hinschauen zu erkennen.
Das gilt auch für den blauen Bereich, in dem das "S04" zu sehen ist. Er stellt einen Schlägel (eine Art Hammer) dar, mit dem die Bergleute einst das Hangende bearbeiten. Es ist also Schalkes Reminiszenz an die Klubwurzeln im Knappentum.
Leider verschwunden sind seit vielen Jahren die symbolträchtigen drei Kreise, die außen um das Logo verliefen. Sie standen - natürlich - für den Kreisel, mit dem Schalke einst berühmt und erfolgreich war.
Schalkes Wappen zählt zu den intelligentesten und interessantesten im deutschen Fußball. Scheinbar alles an dem königsblauen Signet scheint durchdacht zu sein.
Das "S04" dürfte klar sein - es steht "Schalke 04". Aber dann geht es schon los, denn wenn man genau hinschaut, ist in dem umlaufenden Weiß ein "G" zu erkennen. Als die Stadt Gelsenkirchen anno 1928 ein paar Mark zum Stadionbau beisteurte, bedankte sich der damalige FC Schalke 04 mit der Umbenennung in FC Gelsenkirchen-Schalke 04. So heißt der Klub bis heute offiziell, doch ebenso wie das "G" im Logo ist auch das "Gelsenkirchen" nur bei genauem Hinschauen zu erkennen.
Das gilt auch für den blauen Bereich, in dem das "S04" zu sehen ist. Er stellt einen Schlägel (eine Art Hammer) dar, mit dem die Bergleute einst das Hangende bearbeiten. Es ist also Schalkes Reminiszenz an die Klubwurzeln im Knappentum.
Leider verschwunden sind seit vielen Jahren die symbolträchtigen drei Kreise, die außen um das Logo verliefen. Sie standen - natürlich - für den Kreisel, mit dem Schalke einst berühmt und erfolgreich war.
Buchbesprechung: Laduuuuuma von B. Grill
Bartholomäus Grill war einer meiner wichtigsten Begleiter, als ich im Januar 2008 zum Afrikacup nach Ghana reiste. Ich war weiß Gott kein Afrikaneuling, doch Grills Buch „Ach, Afrika. Bericht aus dem Inneren eines Kontinents“ (Goldmann-Verlag) öffnete mir in vielerlei Hinsicht die Augen für das „wahre Afrika“ und half mir ungemein, meinen Alltag in Ghana zu verstehen.
Nun hat Grill im Vorfeld der WM 2010 in Südafrika ein neues Buch über Afrika geschrieben und sich dabei explizit mit dem Fußball beschäftigt. Für mich ist „Laduuuuuma. Wie der Fußball Afrika verzaubert“, schon jetzt mein „Buch des Jahres 2010“.
Kompetent und mit offenem Herzen erzählt Grill über seine Erlebnisse mit dem Fußball in fast zwei Jahrzehnten als Berichterstatter aus Afrika. Grill liebt Afrika und den Fußball gleichermaßen. Der bekennende BVB-Fan weiß, was es heißt, als Fußballfan zu leben und zu leiden. Das hilft ihm, die Distanz zu überbrücken, die europäische Berichterstatter sonst selten überwinden, wenn es um Afrika und Fußball geht.
Statt sich voller Distanz und Arroganz an den üblichen Geschichten von Vodoo-Zauber und Hexenmeisterei zu ergötzen, nimmt sich Grill selbst aufs Korn und erkennt, dass es zumindest im Dasein eines Fußballfans keine unterschiedlichen Ebenen, sondern nur eine gemeinsame „Ebene der Exotik“ gibt. Schon in seinem Vorwort liefert er ein wunderbares Beispiel dafür: „Nur ein einziges Mal hinterließ König Fußball keinerlei Wirkung. Ich war im Urwald der Zentralafrikanischen Republik auf eine Gruppe von Baka gestoßen, Ureinwohner, die wegen ihrer Kleinwüchsigkeit von kolonialen Ethnographen dem fragwürdigen Sammelbegriff ‚Pygmänen’ zugeordnet wurden, Auf einer Lichtung starrte mich eine Schar nackter Kinder an, als wäre ich soeben vom Mond heruntergefallen. Da hockte ein weißer Mann auf einem Baumstumpf, presste einen seltsamen schwarzen Gegenstand an sein Ohr und schrie manchmal aus unerfindlichen Gründen auf. Ich hörte auf meinem Weltempfänger eine Livereportage aus dem Dortmunder Westfalenstadion, 30. Spieltag der Bundesligasaison 1994/95, meine Borussia gegen den VfL Bochum, 3:1 hieß es am Ende – ein Heimsieg auf dem Weg zur Meisterschaft. Ich musste das unbedingt hören. Aber wie hätte ich den Kindern erklären sollen, wer Sabine Töpperwien ist und was es mit dem BVB auf sich hat?“
Grill taucht als Europäer in Afrika ein und begeht nicht den Fehler, als Gesinnungsafrikaner krampfhaft Verständnis für alle Vorgänge zu heucheln. Er ist als das da, was er tatsächlich ist: Ein gebildeter Weißer in Afrika, einem Kontinent, auf dem die üblichen europäischen Erklärungsschablonen nicht funktionieren. Das macht ihn ehrlich, und das lässt ihn erstaunliche Bilder sehen. So wie bei einem Besuch bei Anthony Yeboah, als ihm ein „goldener Ball“, der dem früheren HSV-Profi einst verliehen wurde, auffiel, an der Goldbezug abgeplatzt war. Grund: Der Nachwuchs hatte mit dem Ball genau das angestellt, für das ein Ball eigentlich gemacht ist. In von Ehrfurcht vor derlei Exponaten geprägten Europa undenkbar, im praxisorientierten afrikanischen Alltag völlig selbstverständlich.
Nicht nur in diesem Beispiel ist Grills Stärke seine Volksnähe und sein „Auge“ für das Praktische. Seine Geschichten sind Alltagsgeschichten über Alltagsprobleme. Über den Fußball findet er Zugang zum Volk und kann dadurch mit afrikanischen Augen über den afrikanischen Fußball berichten. In Afrika kommt man nicht weit, wenn man „europäisch“ denkt.
Auch Grill sieht Afrika als einen problembelasteten Kontinent und klagt über Korruption, Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Doch immer wieder sieht er auch das trotz Elend und Gewalt auf dem ganzen Kontinent verbreitete Lachen und die Lebenslust, die sich nicht zuletzt über den Fußball äußert.
15 Kapitel umfasst sein Büchlein, und natürlich steht im Jahr 2010 Südafrika im Vordergrund seiner Berichterstattung. Doch es geht auch nach Togo, nach Ghana, in die Elfenbeinküste und nach Ruanda. Ein Highlight ist Grills Besuch bei Burkhard Pape, einem viele Jahre als Trainer in Afrika arbeitenden Sportlehrer, der u.a. unter Idi Amin in Uganda arbeitete. „Vier Stunden wird er erzählen, ohne Punkt und Komma, ehe er mich wieder entlässt“, schreibt Grill im Vorspann zu dem Gespräch, das erstaunliche Erkenntnisse bringt.
Wer die WM in Südafrika nicht nur als ein reines Fußballereignis betrachtet sondern als Chance, afrikanische Fußballkultur kennenzulernen, und sich dabei nicht vom oberflächlichen Gewäsch der im Sommer in Scharen nach Afrika eilenden „Experten“ das Hirn waschen lassen will, der kommt an Bartalomäus Grills „Laduuuuuma“ nicht vorbei.
Das einzige wirkliche Problem des Buches ist sein Preis. 20 Euro sind für einen reinen Textband mit 256 Seiten viel Geld.
Bartholomäus Grill
Laduuuuuma!
Wie der Fußball Afrika verzaubert
Hoffmann und Campe
ISBN: 978-3-455-50121-6
20 Euro
Nun hat Grill im Vorfeld der WM 2010 in Südafrika ein neues Buch über Afrika geschrieben und sich dabei explizit mit dem Fußball beschäftigt. Für mich ist „Laduuuuuma. Wie der Fußball Afrika verzaubert“, schon jetzt mein „Buch des Jahres 2010“.
Kompetent und mit offenem Herzen erzählt Grill über seine Erlebnisse mit dem Fußball in fast zwei Jahrzehnten als Berichterstatter aus Afrika. Grill liebt Afrika und den Fußball gleichermaßen. Der bekennende BVB-Fan weiß, was es heißt, als Fußballfan zu leben und zu leiden. Das hilft ihm, die Distanz zu überbrücken, die europäische Berichterstatter sonst selten überwinden, wenn es um Afrika und Fußball geht.
Statt sich voller Distanz und Arroganz an den üblichen Geschichten von Vodoo-Zauber und Hexenmeisterei zu ergötzen, nimmt sich Grill selbst aufs Korn und erkennt, dass es zumindest im Dasein eines Fußballfans keine unterschiedlichen Ebenen, sondern nur eine gemeinsame „Ebene der Exotik“ gibt. Schon in seinem Vorwort liefert er ein wunderbares Beispiel dafür: „Nur ein einziges Mal hinterließ König Fußball keinerlei Wirkung. Ich war im Urwald der Zentralafrikanischen Republik auf eine Gruppe von Baka gestoßen, Ureinwohner, die wegen ihrer Kleinwüchsigkeit von kolonialen Ethnographen dem fragwürdigen Sammelbegriff ‚Pygmänen’ zugeordnet wurden, Auf einer Lichtung starrte mich eine Schar nackter Kinder an, als wäre ich soeben vom Mond heruntergefallen. Da hockte ein weißer Mann auf einem Baumstumpf, presste einen seltsamen schwarzen Gegenstand an sein Ohr und schrie manchmal aus unerfindlichen Gründen auf. Ich hörte auf meinem Weltempfänger eine Livereportage aus dem Dortmunder Westfalenstadion, 30. Spieltag der Bundesligasaison 1994/95, meine Borussia gegen den VfL Bochum, 3:1 hieß es am Ende – ein Heimsieg auf dem Weg zur Meisterschaft. Ich musste das unbedingt hören. Aber wie hätte ich den Kindern erklären sollen, wer Sabine Töpperwien ist und was es mit dem BVB auf sich hat?“
Grill taucht als Europäer in Afrika ein und begeht nicht den Fehler, als Gesinnungsafrikaner krampfhaft Verständnis für alle Vorgänge zu heucheln. Er ist als das da, was er tatsächlich ist: Ein gebildeter Weißer in Afrika, einem Kontinent, auf dem die üblichen europäischen Erklärungsschablonen nicht funktionieren. Das macht ihn ehrlich, und das lässt ihn erstaunliche Bilder sehen. So wie bei einem Besuch bei Anthony Yeboah, als ihm ein „goldener Ball“, der dem früheren HSV-Profi einst verliehen wurde, auffiel, an der Goldbezug abgeplatzt war. Grund: Der Nachwuchs hatte mit dem Ball genau das angestellt, für das ein Ball eigentlich gemacht ist. In von Ehrfurcht vor derlei Exponaten geprägten Europa undenkbar, im praxisorientierten afrikanischen Alltag völlig selbstverständlich.
Nicht nur in diesem Beispiel ist Grills Stärke seine Volksnähe und sein „Auge“ für das Praktische. Seine Geschichten sind Alltagsgeschichten über Alltagsprobleme. Über den Fußball findet er Zugang zum Volk und kann dadurch mit afrikanischen Augen über den afrikanischen Fußball berichten. In Afrika kommt man nicht weit, wenn man „europäisch“ denkt.
Auch Grill sieht Afrika als einen problembelasteten Kontinent und klagt über Korruption, Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Doch immer wieder sieht er auch das trotz Elend und Gewalt auf dem ganzen Kontinent verbreitete Lachen und die Lebenslust, die sich nicht zuletzt über den Fußball äußert.
15 Kapitel umfasst sein Büchlein, und natürlich steht im Jahr 2010 Südafrika im Vordergrund seiner Berichterstattung. Doch es geht auch nach Togo, nach Ghana, in die Elfenbeinküste und nach Ruanda. Ein Highlight ist Grills Besuch bei Burkhard Pape, einem viele Jahre als Trainer in Afrika arbeitenden Sportlehrer, der u.a. unter Idi Amin in Uganda arbeitete. „Vier Stunden wird er erzählen, ohne Punkt und Komma, ehe er mich wieder entlässt“, schreibt Grill im Vorspann zu dem Gespräch, das erstaunliche Erkenntnisse bringt.
Wer die WM in Südafrika nicht nur als ein reines Fußballereignis betrachtet sondern als Chance, afrikanische Fußballkultur kennenzulernen, und sich dabei nicht vom oberflächlichen Gewäsch der im Sommer in Scharen nach Afrika eilenden „Experten“ das Hirn waschen lassen will, der kommt an Bartalomäus Grills „Laduuuuuma“ nicht vorbei.
Das einzige wirkliche Problem des Buches ist sein Preis. 20 Euro sind für einen reinen Textband mit 256 Seiten viel Geld.
Bartholomäus Grill
Laduuuuuma!
Wie der Fußball Afrika verzaubert
Hoffmann und Campe
ISBN: 978-3-455-50121-6
20 Euro
Samstag, 13. März 2010
Randale bei Herthas-Spiel
Vorab: Dies ist keine Aufforderung zur Gewalt. Und dies ist auch kein Versuch, die Geschehnisse von Berlin zu rechtfertigen oder sie gar als positiv zu bewerten. Randale und Gewalt haben beim Fußball nichts zu suchen, und es muss alles getan werden, um die gegenwärtige Entwicklung einzudämmen.
Was ich aber seit längerem mit zunehmendem Magengrummeln verfolge, ist die pauschale Verurteilung bestimmter Fangruppen und ihre Klassifizierung als "Verbrecher" und "Chaoten".
Ich bin den 1970er Jahren zum Fußballfan geworden und habe seitdem regelmäßig Stadien in den höchsten Ligen Deutschlands und Europas besucht. Ich habe nie einer prügelnden Gruppe angehört und auch nie selbst die körperliche Konfrontation mit anderen Fans gesucht. Schon gar nicht bin ich ins Stadion gegangen, weil ich mich prügeln wollte. Aber ich bin oft genug in brisante Situationen geraten und musste um meine körperliche Unversehrheit fürchten. Vor allem die 1980er Jahre waren da einfach nur schlimm. Heysel habe ich live vor dem Fernseher verfolgt. Geschockt und in dem Wissen, dass sich der Fußball verändern wird.
Und der Fußball hat sich verändert. Im Gegensatz zu damals ist es heute grundsätzlich kein Problem mehr, als Gastfan einen Schal oder ein Trikot zu tragen. Das ist gut so, und das muss auch so bleiben.
Aber der Fußball hat sich auch in anderer Hinsicht völlig verändert. Wenn ich heute bei einem Bundesligaspiel bin, fühle ich mich, als wäre ich im Supermarkt. Überall liegen Waren aus, die ich kaufen soll. Als Fan bin ich nur noch Kunde. Nur noch.
Wenn ich die Sportschau gucke, sehe ich bei Bayern-Spielen ein aus Zuschauern gebildetes Werbelogo. Ich muss mir minutenlang angucken, wie der Vater vom Thomas Tuchel auf der Tribüne sitzt und ein Mainz-Spiel guckt. Oder Kalle Rummenigge, wie er flucht. Oder die neue Blondine von irgendeinem Superstar, die auf der Tribüne Aufmersamkeit erregt. Gab es früher auch alles - hat aber nicht einen derartigen Medienrummel nach sich gezogen.
Mich interessiert das nur beiläufig. Ich will Fußball gucken und verstehen, warum Team A Team B geschlagen hat - und genau das erfahre ich wegen der Tuchel-Väter und Blondinen leider viel zu selten.
Ja, ich weiß, das gehört alles zum "Event". Und "wir Fans" wollen das. Und alle wollen tolle Stimmung im Stadion. Gesänge, Jubel, Fröhlichkeit. Ein bisschen Haß darf auch mit dabei sein - wenn Schalke gegen Dortmund spielt, oder Köln gegen Gladbach. Aber bitte alles in Maßen! Ein dummer Spruch gegen den Rivalen ist ok. Doch wenn in Hannover "Tod und Haß dem BTSV" aufgehängt wird, ist Schluss mit dem Verständnis. Dann sind "Chaoten" am Werk.
Ich kenne die Hintergründe der Berliner Randale nicht. Ich weiß nicht, wer sie angezettelt hat, und welche Motivation dahintersteht. Aber ich weiß aus zig Gesprächen mit Fußballfans überall in der Republik, dass die Stimmung nicht gut ist. Viele fühlen sich benutzt, ausgenutzt, ohnmächtig. Die Diskussion um willkürliche Stadionverbote, die pauschale Verurteilung als "Verbrecher", die Platitüden der eigenen Vereine und der eigenen Spieler - das alles führt zu einer wachsenden Unzufriedenheit und Frustration.
Die Distanz zwischen Fans und Verein wächst stetig an.
Und Distanz zum eigenen Verein, ist das nicht eigentlich ein Widerspruch? Viele Fans haben sich bereits abgewandt von ihrem Klub, dem sie oft über Jahrzehnte die Treue hielten. Das fällt nicht weiter auf, da die Bundesliga ja immer neue Rekordzahlen schreibt. Und doch findet es statt. Und was ist mit denen, die in dem Spannungsverhältnis nicht aussteigen, sondern ein Ventil suchen? Für die ein Abstieg einem Weltuntergang nahekommt, und die nicht die Möglichkeit sehen, ihren Verein fallenzulassen oder sich einen anderen zu suchen?
Das, was in Berlin pasiert ist, geht gar nicht. Gar keine Frage! Das ware ein übler Rückfall in die düsteren 1980er Jahre. Aber abgesehen von der Frage, WIE das eigentlich passieren konnte (was war mit den Ordnungskräften?), wäre es zu wünschen, wenn die Gelegenheit genutzt würde, wie damals nach Heysel den Blick AUCH auf die Ursachen der Gewalt zu lenken, statt sie mit Gesetz und Verbot/Ausperrung einfach nur zu zu unterbinden.
Ich glaube jedoch nicht daran, dass das passieren wird. Der Zirkus Fußball muss weitergehen, und inzwischen hat sich der Zirkus längst soweit entwickelt, dass aktive Fans, die gestalten und nicht nur konsumieren wollen, nicht mehr nötig sind.
Vor kurzem wurde der Sportrechtsanwalt Christoph Schickhardt im "Kicker" wie folgt zitiert: "Die Geister, die man gerufen hat, kriegt man jetzt nicht mehr in den Griff. Es werden immer mehr Fanbetreuer, Sozialarbeiter, Sicherheitsleute und Polizisten beschäftigt. Den Vereinen kann man keine Nachlässigkeiten mehr nachweisen. Inzwischen ist der Aufwand für diesen Teil der Fans viel zu hoch. Für das gleiche Geld könnte man längst ganze Schulklassen mit persönlicher Betreuung in die Stadien bringen".
Mich als praktizierenden Fußballfan seit weit über 30 Jahren hat das zutiefst ernüchtert.
Was ich aber seit längerem mit zunehmendem Magengrummeln verfolge, ist die pauschale Verurteilung bestimmter Fangruppen und ihre Klassifizierung als "Verbrecher" und "Chaoten".
Ich bin den 1970er Jahren zum Fußballfan geworden und habe seitdem regelmäßig Stadien in den höchsten Ligen Deutschlands und Europas besucht. Ich habe nie einer prügelnden Gruppe angehört und auch nie selbst die körperliche Konfrontation mit anderen Fans gesucht. Schon gar nicht bin ich ins Stadion gegangen, weil ich mich prügeln wollte. Aber ich bin oft genug in brisante Situationen geraten und musste um meine körperliche Unversehrheit fürchten. Vor allem die 1980er Jahre waren da einfach nur schlimm. Heysel habe ich live vor dem Fernseher verfolgt. Geschockt und in dem Wissen, dass sich der Fußball verändern wird.
Und der Fußball hat sich verändert. Im Gegensatz zu damals ist es heute grundsätzlich kein Problem mehr, als Gastfan einen Schal oder ein Trikot zu tragen. Das ist gut so, und das muss auch so bleiben.
Aber der Fußball hat sich auch in anderer Hinsicht völlig verändert. Wenn ich heute bei einem Bundesligaspiel bin, fühle ich mich, als wäre ich im Supermarkt. Überall liegen Waren aus, die ich kaufen soll. Als Fan bin ich nur noch Kunde. Nur noch.
Wenn ich die Sportschau gucke, sehe ich bei Bayern-Spielen ein aus Zuschauern gebildetes Werbelogo. Ich muss mir minutenlang angucken, wie der Vater vom Thomas Tuchel auf der Tribüne sitzt und ein Mainz-Spiel guckt. Oder Kalle Rummenigge, wie er flucht. Oder die neue Blondine von irgendeinem Superstar, die auf der Tribüne Aufmersamkeit erregt. Gab es früher auch alles - hat aber nicht einen derartigen Medienrummel nach sich gezogen.
Mich interessiert das nur beiläufig. Ich will Fußball gucken und verstehen, warum Team A Team B geschlagen hat - und genau das erfahre ich wegen der Tuchel-Väter und Blondinen leider viel zu selten.
Ja, ich weiß, das gehört alles zum "Event". Und "wir Fans" wollen das. Und alle wollen tolle Stimmung im Stadion. Gesänge, Jubel, Fröhlichkeit. Ein bisschen Haß darf auch mit dabei sein - wenn Schalke gegen Dortmund spielt, oder Köln gegen Gladbach. Aber bitte alles in Maßen! Ein dummer Spruch gegen den Rivalen ist ok. Doch wenn in Hannover "Tod und Haß dem BTSV" aufgehängt wird, ist Schluss mit dem Verständnis. Dann sind "Chaoten" am Werk.
Ich kenne die Hintergründe der Berliner Randale nicht. Ich weiß nicht, wer sie angezettelt hat, und welche Motivation dahintersteht. Aber ich weiß aus zig Gesprächen mit Fußballfans überall in der Republik, dass die Stimmung nicht gut ist. Viele fühlen sich benutzt, ausgenutzt, ohnmächtig. Die Diskussion um willkürliche Stadionverbote, die pauschale Verurteilung als "Verbrecher", die Platitüden der eigenen Vereine und der eigenen Spieler - das alles führt zu einer wachsenden Unzufriedenheit und Frustration.
Die Distanz zwischen Fans und Verein wächst stetig an.
Und Distanz zum eigenen Verein, ist das nicht eigentlich ein Widerspruch? Viele Fans haben sich bereits abgewandt von ihrem Klub, dem sie oft über Jahrzehnte die Treue hielten. Das fällt nicht weiter auf, da die Bundesliga ja immer neue Rekordzahlen schreibt. Und doch findet es statt. Und was ist mit denen, die in dem Spannungsverhältnis nicht aussteigen, sondern ein Ventil suchen? Für die ein Abstieg einem Weltuntergang nahekommt, und die nicht die Möglichkeit sehen, ihren Verein fallenzulassen oder sich einen anderen zu suchen?
Das, was in Berlin pasiert ist, geht gar nicht. Gar keine Frage! Das ware ein übler Rückfall in die düsteren 1980er Jahre. Aber abgesehen von der Frage, WIE das eigentlich passieren konnte (was war mit den Ordnungskräften?), wäre es zu wünschen, wenn die Gelegenheit genutzt würde, wie damals nach Heysel den Blick AUCH auf die Ursachen der Gewalt zu lenken, statt sie mit Gesetz und Verbot/Ausperrung einfach nur zu zu unterbinden.
Ich glaube jedoch nicht daran, dass das passieren wird. Der Zirkus Fußball muss weitergehen, und inzwischen hat sich der Zirkus längst soweit entwickelt, dass aktive Fans, die gestalten und nicht nur konsumieren wollen, nicht mehr nötig sind.
Vor kurzem wurde der Sportrechtsanwalt Christoph Schickhardt im "Kicker" wie folgt zitiert: "Die Geister, die man gerufen hat, kriegt man jetzt nicht mehr in den Griff. Es werden immer mehr Fanbetreuer, Sozialarbeiter, Sicherheitsleute und Polizisten beschäftigt. Den Vereinen kann man keine Nachlässigkeiten mehr nachweisen. Inzwischen ist der Aufwand für diesen Teil der Fans viel zu hoch. Für das gleiche Geld könnte man längst ganze Schulklassen mit persönlicher Betreuung in die Stadien bringen".
Mich als praktizierenden Fußballfan seit weit über 30 Jahren hat das zutiefst ernüchtert.
Freitag, 12. März 2010
Klubporträt: SpVgg Ludwigsburg 07
Die unweit Stuttgarts gelegene Barockstadt Ludwigsburg gehört zu den ausgewiesenen Fußballstädten Württembergs. Seinen ersten großen Höhepunkt erlebte der Ludwigsburger Fußball an Ostern 1957, als Senior Willy Kanzok das einzige Tor im Entscheidungsspiel um den Aufstieg erzielte und die Schwarz-Gelben damit in die 1. Amateurliga schoss. 1963 wurden die Ludwigsburger württembergischer Vizemeister hinter der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart. Zwischenzeitlich abgestürzt, kehrten die Schwarz-Gelben Anfang der 1970er Jahre ins überregionale Schlaglicht zurück, als ihnen binnen weniger Jahre der Durchmarsch von der A-Klasse bis in die Regionalliga gelang. Als Väter des Erfolges galten seinerzeit Vorsitzender Alfred Böhm, Abteilungsleiter Fritz Nitzsche und Trainer Hellmut Mayer. 1971 erreichten die 07er um das Torjägerduo Holoch/Schuh den Bundesligaunterbau, wobei dem entscheidenden Aufstiegsrundenspiel gegen Singen 04 mehr als 21.000 Zuschauer beiwohnten. In der Regionalliga übernahm der ehemalige Stuttgarter Meistertrainer Kurt Baluses das Team, da Erfolgstrainer Mayer an seinem Beruf als Lehrer festhalten wollte. Hoch ambitioniert, stürzte der bereits von der Bundesliga träumende Klub jedoch 1973 in der Regionalliga ab und trug zudem schwer an den wirtschaftlichen Folgen seiner überteuerten Legionärself. Anschließend nisteten sich die Barockstädter in der höchsten Amateurklasse ein und hofften 1976 unter Trainer Hans Arnold vergeblich auf die Deutsche Amateurmeisterschaft. Zwischenzeitlich machten sich wiederholt sportliche und wirtschaftliche Turbulenzen bemerkbar. Mitte der 1980er Jahre wurde der drohende Konkurs nur durch das Engagement des örtlichen Architekten Kurt Knecht verhindert, der den Klub anschließend für zehn Jahre unterstützte und ihn zurück in die Oberliga führte. 1991 unterlag das von Rainer Adrion trainierte Team um Torhüter Nossa im Endspiel um die Amateurmeisterschaft auf eigenem Platz den Amateuren von Werder Bremen mit 1:2. 1994 gelang unter Trainer Horst Hägele die Qualifikation zur Regionalliga Süd, aus der die 07er 1997 wieder abstiegen. 2005 stürzten die Barockstädter in die Verbandsliga ab. Immer wieder steht der Klub in der Diskussion um eine mögliche Fusion. 1994 verhandelte man mit dem aufstrebenden Nachbarn TSF Ditzingen, und seit der Millenniumswende wird der SC Ludwigsburg als möglicher Partner gehandelt.
Dieser Artikel stammt aus dem "großen Buch der Deutschen Fußballvereine"
(Agon Sportverlag, ISBN: 3-89784-3622, 528 Seiten, Hardcover, 39,90 €)
Dieser Artikel stammt aus dem "großen Buch der Deutschen Fußballvereine"
(Agon Sportverlag, ISBN: 3-89784-3622, 528 Seiten, Hardcover, 39,90 €)
Donnerstag, 11. März 2010
Insolvenzticker: Cardiff City
In der zweithöchsten englischen Spielklasse "Championship" droht der nächste Insolvenzfall. Nachdem Crystal Palace aufgrund eines eröffneten Verfahrens bereits zehn Punkte abgezogen wurden, ist nun auch Play-off-Kandidat Cardiff City in die Bredouille geraten.
Den "Bluebirds" aus der walisischen Kapitale wurde vom High Court eine letzte Frist eingeräumt, ihre ausstehenden Steuerschulden in Höhe von 1,9 Mio. £ zu begleichen. Die neue Frist läuft am 5. Mai 2010 ab - drei Tage nach dem letzten Saisonspieltag. Ein Sprecher der britischen Finanzbehörde HMRC hat den Klub allerdings bereits als "plainly insolvent" bezeichnet. Sollte Cardiff City bis zum 5. Mai nicht zahlen, drohen die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens und der Abzug von 10 Punkten.
Der Klub spekuliert darauf, zwei Grundstücke unweit seines erst 2009 bezogenen neuen Stadions verkaufen und daraus 1,8 Mio. £ zu erlösen. Klubsprecherin Elaine Palser betonte zudem gegenüber der BBC, Cardiff City sei keineswegs insolvent und stünde zudem in Verhandlungen mit "einem asiatischen Geschäftsmann", der bereits 500.000 Pfund investiert habe. "Er hat angedeutet, weitere 6 Mio. Pfund zu investieren". Bei dem Geschäftsmann handelt es sich vermutlich um den Malaysier Datuk Chan Tien Ghee, der bereits seit November 2009 dem Vereinspräsidium angehört.
Die "Bluebirds" stecken schon seit vielen Jahren in schweren finanziellen Problemen und sind zudem wiederholt in interne Turbulenzen geraten. Darin verstrickt waren sowohl der gegenwärtige Klubchef Peter Ridsdale (früher Leeds United) als auch sein Vorgänger Sam Hammam (früher Wimbledon). Ziel ist der Aufstieg in die Premier League.
Die Erfolge im laufenden FA-Cup (Aus gegen Chelsea erst in der 5. Runde) sowie ein vorgezogener Verkauf von Dauerkarten für die Saison 2010/11 hatten Ende 2009 rund vier Mio. Pfund in die Vereinskassen gespült, für die ursprünglich weitere Spieler verpflichtet werden sollten, um den Aufstieg im Frühjahr 2010 zu realisieren.
Das Geld aus dem vorgezogenen Dauerkartenverkauf musste jedoch entgegen der Versprechungen von Klubchef Ridsdale zur Schuldentilgung verwandt worden war, um eine bereits im Januar 2010 drohende Insolvenz abzuwenden. Der überaus umstrittene Ridsdale hat sich daraufhin bei den City-Anhängern entschuldigt. Er steht aber weiter im Fikus von Protesten, die durch die neue Entwicklung nicht abklingen werden.
City steht gegenwärtig auf Platz 6 der Tabelle und hat zwei Punkte Vorsprung (sowie ein Nachholspiel) auf den Siebtplatzieren Blackpool. Damit würde sich der Klub für die Play-off-Spiele qualifizieren.
Den "Bluebirds" aus der walisischen Kapitale wurde vom High Court eine letzte Frist eingeräumt, ihre ausstehenden Steuerschulden in Höhe von 1,9 Mio. £ zu begleichen. Die neue Frist läuft am 5. Mai 2010 ab - drei Tage nach dem letzten Saisonspieltag. Ein Sprecher der britischen Finanzbehörde HMRC hat den Klub allerdings bereits als "plainly insolvent" bezeichnet. Sollte Cardiff City bis zum 5. Mai nicht zahlen, drohen die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens und der Abzug von 10 Punkten.
Der Klub spekuliert darauf, zwei Grundstücke unweit seines erst 2009 bezogenen neuen Stadions verkaufen und daraus 1,8 Mio. £ zu erlösen. Klubsprecherin Elaine Palser betonte zudem gegenüber der BBC, Cardiff City sei keineswegs insolvent und stünde zudem in Verhandlungen mit "einem asiatischen Geschäftsmann", der bereits 500.000 Pfund investiert habe. "Er hat angedeutet, weitere 6 Mio. Pfund zu investieren". Bei dem Geschäftsmann handelt es sich vermutlich um den Malaysier Datuk Chan Tien Ghee, der bereits seit November 2009 dem Vereinspräsidium angehört.
Die "Bluebirds" stecken schon seit vielen Jahren in schweren finanziellen Problemen und sind zudem wiederholt in interne Turbulenzen geraten. Darin verstrickt waren sowohl der gegenwärtige Klubchef Peter Ridsdale (früher Leeds United) als auch sein Vorgänger Sam Hammam (früher Wimbledon). Ziel ist der Aufstieg in die Premier League.
Die Erfolge im laufenden FA-Cup (Aus gegen Chelsea erst in der 5. Runde) sowie ein vorgezogener Verkauf von Dauerkarten für die Saison 2010/11 hatten Ende 2009 rund vier Mio. Pfund in die Vereinskassen gespült, für die ursprünglich weitere Spieler verpflichtet werden sollten, um den Aufstieg im Frühjahr 2010 zu realisieren.
Das Geld aus dem vorgezogenen Dauerkartenverkauf musste jedoch entgegen der Versprechungen von Klubchef Ridsdale zur Schuldentilgung verwandt worden war, um eine bereits im Januar 2010 drohende Insolvenz abzuwenden. Der überaus umstrittene Ridsdale hat sich daraufhin bei den City-Anhängern entschuldigt. Er steht aber weiter im Fikus von Protesten, die durch die neue Entwicklung nicht abklingen werden.
City steht gegenwärtig auf Platz 6 der Tabelle und hat zwei Punkte Vorsprung (sowie ein Nachholspiel) auf den Siebtplatzieren Blackpool. Damit würde sich der Klub für die Play-off-Spiele qualifizieren.
Mittwoch, 10. März 2010
Insolvenzticker: Chester City
In Chester steht der Fanverband Chester Fans United (CFU) kurz davor, einen neuen Klub zu gründen. Chester City war vorletzte Woche aus der Football Conference ausgeschlossen worden und steht vor dem Aus (siehe früherer Eintrag).
Weitere Infos:
http://news.bbc.co.uk/sport2/hi/football/teams/c/chester/8559704.stm
Weitere Infos:
http://news.bbc.co.uk/sport2/hi/football/teams/c/chester/8559704.stm
Dienstag, 9. März 2010
Insolvenzticker: FSV Zwickau
Montag, 8. März 2010
Goslars Stadionposse geht weiter
Der schier endlose Kampf des norddeutschen Viertligisten Goslar 08 um eine regionalligataugliche Spielstätte geht in die nächste Runde.
Nach monatelanger Zitterei und drohendem Rückzug des Vereins aus dem laufenden Spielbetrieb war im Herbst 2009 endlich grünes Licht für den Ausbau des Osterfeldstadions gegeben worden, als der Winter die Baumaßnahmen in der Harzstadt schon wieder stoppte.
Im Februar 2010 verfügte nun ein Anlieger einen erneuten Baustopp, so dass die Baumaßnahmen trotz zwischenzeitlichem Tauwetter nicht fortgeführt werden konnten. Der Protest des 100 Meter vom Stadion entfernt wohnenden Antragsteller wurde mit der Überschreitung von Richtwerten nach der Sportanlagenlärmschutzverordnung begründet.
Nach Aussage von Gerichtssprecher Meyer gegenüber der "Goslarschen Zeitung" bleiben dem Verein bzw. der Stadt nun mehrere Möglichkeiten: „Das kann ein Verbot für Lärmfanfaren sein. Oder eine Drosselung der Lautsprecheranlage. Oder eine Überdachung von Tribünen.“ Danach, so die "GZ" "könne man beim Gericht einen Antrag auf Abänderung des jetzigen Beschlusses stellen. Stadtsprecherin Susanne Roßdeutscher bejahte auf GZ-Anfrage, dass ein solcher Weg gegangen werden soll."
Das im Bau befindliche Stadion befindet sich im Bereich eines größeren Sportplatzkomplexes, in dem Goslar 08 schon seit Jahrzehnten seine Heimspiele austrägt - bislang ohne Anwohnerproteste.
Seit Saisonbeginn trägt der Regionalligaaufsteiger seine Heimspiele im Eintracht-Stadion von Braunschweig aus. Der Klub lockt dabei selten mehr als 250 Zuschauer an. Ursprünglich war geplant, zum Beginn der Rückrunde nach Goslar zurückzukehren. Nun droht den Blau-Weißen, die derzeit ziemlich aussichtslos am Tabellenende der Regionalliga Nord stehen, bis zum Ende der Saison die Verbannung nach Braunschweig. Das neue Stadion würde dann erst in der Oberliga Niedersachsen eingeweiht werden.
Weitere Infos:
www.goslarsche.de/Home/harz/goslar_arid,114120.html
und (da sind vor allem die Lesermeinungen interessant...)
http://www.goslarsche.de/Home/harz/goslar_arid,111881.html
Nach monatelanger Zitterei und drohendem Rückzug des Vereins aus dem laufenden Spielbetrieb war im Herbst 2009 endlich grünes Licht für den Ausbau des Osterfeldstadions gegeben worden, als der Winter die Baumaßnahmen in der Harzstadt schon wieder stoppte.
Im Februar 2010 verfügte nun ein Anlieger einen erneuten Baustopp, so dass die Baumaßnahmen trotz zwischenzeitlichem Tauwetter nicht fortgeführt werden konnten. Der Protest des 100 Meter vom Stadion entfernt wohnenden Antragsteller wurde mit der Überschreitung von Richtwerten nach der Sportanlagenlärmschutzverordnung begründet.
Nach Aussage von Gerichtssprecher Meyer gegenüber der "Goslarschen Zeitung" bleiben dem Verein bzw. der Stadt nun mehrere Möglichkeiten: „Das kann ein Verbot für Lärmfanfaren sein. Oder eine Drosselung der Lautsprecheranlage. Oder eine Überdachung von Tribünen.“ Danach, so die "GZ" "könne man beim Gericht einen Antrag auf Abänderung des jetzigen Beschlusses stellen. Stadtsprecherin Susanne Roßdeutscher bejahte auf GZ-Anfrage, dass ein solcher Weg gegangen werden soll."
Das im Bau befindliche Stadion befindet sich im Bereich eines größeren Sportplatzkomplexes, in dem Goslar 08 schon seit Jahrzehnten seine Heimspiele austrägt - bislang ohne Anwohnerproteste.
Seit Saisonbeginn trägt der Regionalligaaufsteiger seine Heimspiele im Eintracht-Stadion von Braunschweig aus. Der Klub lockt dabei selten mehr als 250 Zuschauer an. Ursprünglich war geplant, zum Beginn der Rückrunde nach Goslar zurückzukehren. Nun droht den Blau-Weißen, die derzeit ziemlich aussichtslos am Tabellenende der Regionalliga Nord stehen, bis zum Ende der Saison die Verbannung nach Braunschweig. Das neue Stadion würde dann erst in der Oberliga Niedersachsen eingeweiht werden.
Weitere Infos:
www.goslarsche.de/Home/harz/goslar_arid,114120.html
und (da sind vor allem die Lesermeinungen interessant...)
http://www.goslarsche.de/Home/harz/goslar_arid,111881.html
Klubporträt: Millonarios Bogota
Fußballvereine sind weltweit Träger der Fußballkultur. An ihnen manifestiert sich die Liebe (oder die Abneigung) der Fans, und sie stehen häufig für lange und schillernde Traditionen.
Weltweit berühmtester, national aber keinesfalls beliebtester Klub Kolumbiens. Seinen Ruhm verdankt der Klub mit dem provokativen Namen der »El-Dorado«-Ära, als das legendäre River-Plate-Innentrio Di Stéfano-Pedernera-Rossi für die Blau-Weißen auflief. 1937 von Studenten des Colegio San Bartolomé bzw. des Instituto La Salle als Juventud Bogotana gegründet, wurde der Klub 1938 zu Municipal Bogotá und erhielt am 18. Juni 1946 seinen heutigen Namen Club Deportivo Los Millonarios. Vorausgegangen war die Schenkung einer größeren Geldsumme durch einen Gönner, die es dem Klub ermöglicht hatte, mehrere Akteure aus Argentinien und Uruguay zu verpflichten. Der Journalist Camacho Montayo hatte daraufhin spöttisch von »Los Millonarios« geschrieben – eine Bezeichnung, die die Klubführung um den späteren Verbandspräsidenten Alfonso Senior sofort übernommen hatte. Millonarios zählte zu den vehementesten Befürwortern einer Profiliga und war entscheidend für die Ablösung der DiMayor vom damaligen Nationalverband Adefút verantwortlich. 1948 sorgten »Los Albiazules« (die Weiß-Blauen) mit der Verpflichtung des erwähnten River-Plate-Innentrios sowie Alfredo Castillo für Schlagzeilen. Später stießen u. a. der Uruguayer José Jacuzzi, Torsteher Julio Cozzi, Pedro Cabillon sowie die Schotten Billy Higgins und Bobby Flavell zum »blauen Ballett«, das enorme Zuschauerkulissen anlockte und in dem mit Francisco »Cobo« Zuluaga nur noch ein Kolumbianer stand. Bis zum Ende der El-Dorado-Epoche (1953) errangen die Millionäre vier Meistertitel. Anschließend führte Trainer Gabriel Ochoa Uribe den Verein von 1959 bis 1964 zu drei weiteren nationalen Erfolgen bzw. 1960 ins Halbfinale der Copa Libertadores. 1972 und 1978 mit Ausnahmetalent Willington Ortiz zwei weitere Male Landesmeister geworden, geriet der Klub in den 1980er Jahren in die Hände des dem Medellíner Kartell nahestehenden Drogenboss Gonzalo Rodríguez Gacha (»der Mexikaner«). Mit seiner Hilfe (und den Drogengeldern) gelang es, die damalige América-Dominanz in der Nationalliga zu brechen und den Titel sowohl 1987 als auch 1988 nach Bogotá zu holen. Als Rodríguez Gacha 1989 erschossen wurde, gerieten die nunmehr mittellosen Millionäre in Turbulenzen und mussten sich seitdem mit zwei Vizemeisterschaften (1994, 1996) begnügen. [1937 | Nemesio Camacho »El Campín« (48.600) | 13]
Dieser Beitrag stammt aus der Fußballweltenzyklopädie, Band 2 (Afrika, Amerika und Ozeanien). Verlag Die Werkstatt, ISBN: 978-389533640-9, 472 Seiten, 39,90 €
Weltweit berühmtester, national aber keinesfalls beliebtester Klub Kolumbiens. Seinen Ruhm verdankt der Klub mit dem provokativen Namen der »El-Dorado«-Ära, als das legendäre River-Plate-Innentrio Di Stéfano-Pedernera-Rossi für die Blau-Weißen auflief. 1937 von Studenten des Colegio San Bartolomé bzw. des Instituto La Salle als Juventud Bogotana gegründet, wurde der Klub 1938 zu Municipal Bogotá und erhielt am 18. Juni 1946 seinen heutigen Namen Club Deportivo Los Millonarios. Vorausgegangen war die Schenkung einer größeren Geldsumme durch einen Gönner, die es dem Klub ermöglicht hatte, mehrere Akteure aus Argentinien und Uruguay zu verpflichten. Der Journalist Camacho Montayo hatte daraufhin spöttisch von »Los Millonarios« geschrieben – eine Bezeichnung, die die Klubführung um den späteren Verbandspräsidenten Alfonso Senior sofort übernommen hatte. Millonarios zählte zu den vehementesten Befürwortern einer Profiliga und war entscheidend für die Ablösung der DiMayor vom damaligen Nationalverband Adefút verantwortlich. 1948 sorgten »Los Albiazules« (die Weiß-Blauen) mit der Verpflichtung des erwähnten River-Plate-Innentrios sowie Alfredo Castillo für Schlagzeilen. Später stießen u. a. der Uruguayer José Jacuzzi, Torsteher Julio Cozzi, Pedro Cabillon sowie die Schotten Billy Higgins und Bobby Flavell zum »blauen Ballett«, das enorme Zuschauerkulissen anlockte und in dem mit Francisco »Cobo« Zuluaga nur noch ein Kolumbianer stand. Bis zum Ende der El-Dorado-Epoche (1953) errangen die Millionäre vier Meistertitel. Anschließend führte Trainer Gabriel Ochoa Uribe den Verein von 1959 bis 1964 zu drei weiteren nationalen Erfolgen bzw. 1960 ins Halbfinale der Copa Libertadores. 1972 und 1978 mit Ausnahmetalent Willington Ortiz zwei weitere Male Landesmeister geworden, geriet der Klub in den 1980er Jahren in die Hände des dem Medellíner Kartell nahestehenden Drogenboss Gonzalo Rodríguez Gacha (»der Mexikaner«). Mit seiner Hilfe (und den Drogengeldern) gelang es, die damalige América-Dominanz in der Nationalliga zu brechen und den Titel sowohl 1987 als auch 1988 nach Bogotá zu holen. Als Rodríguez Gacha 1989 erschossen wurde, gerieten die nunmehr mittellosen Millionäre in Turbulenzen und mussten sich seitdem mit zwei Vizemeisterschaften (1994, 1996) begnügen. [1937 | Nemesio Camacho »El Campín« (48.600) | 13]
Dieser Beitrag stammt aus der Fußballweltenzyklopädie, Band 2 (Afrika, Amerika und Ozeanien). Verlag Die Werkstatt, ISBN: 978-389533640-9, 472 Seiten, 39,90 €
Sonntag, 7. März 2010
Eine Reise über die 5 Fußball-Kontinente
Das Göttinger Tageblatt hat in seiner Ausgabe vom gestrigen Samstag einen Artikel über meinen Vortrag "Eine Reise über die 5 Fußball-Kontinente" gebracht.
Wer neugierig ist:
http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Sport/Regionaler-Sport/Der-blaue-Planet-und-der-Kampf-um-das-runde-Leder
Wer neugierig ist:
http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Sport/Regionaler-Sport/Der-blaue-Planet-und-der-Kampf-um-das-runde-Leder
Insolvenzticker: FSV Zwickau
Die Finanzkrise beim ehemaligen Zweitligisten FSV Zwickau hat sich zugespitzt. Der Klub ist akut von der Zahlungsunfähigkeit bedroht. Die Schuldenlast der Westsachsen soll rund 750.000 Euro betragen.
Eine drohende Sperre für das Heimspiel gegen Dynamo Dresden II (gestern aufgrund des Wetters ausgefallen) wegen nicht gezahlter Verbandsbeiträge konnte unterdessen durch eine Sammelaktion unter FSV-Fans in letzter Sekunde verhindert werden. "Die rund 2.800 Euro sind dank unserer Fans zusammengekommen und an den NOFV überwiesen worden", bestätigte FSV-Verwaltungsratsmitglied Lutz Oeser gegenüber der "Freien Presse".
Die Mannschaft spielt seit längerem ohne Bezüge. Ex-Profi Sebastian Helbig: "Ich warte schon seit Oktober auf mein Gehalt. Ich wurde immer wieder damit vertröstet, dass bald neue Sponsoren in Zwickau unterschreiben werden. Und ich habe es den Leuten geglaubt - eigene Dummheit".
Der für Finanzkrise verantwortliche FSV-Vorstand ist inzwischen zurückgetreten. Die Spielergewerkschaft VdV prüft unterdessen, ob sie einen Insolvenzantrag gegen den Klub stellen will. Die Spieler bekämen dann von der Arbeitsagentur Insolvenzausfallgeld.
Ob für den FSV Zwickau ein Notvorstand bestellt wird, entscheidet das Amtsgericht Zwickau voraussichtlich am 10. März. “Es wäre schade, wenn die Lichter ausgehen. Aber wenn ich sage, ich denke, alles wird gut, würde ich lügen”, sagte der georgische FSV-Interimscoach Khvicha Shubitidze gegenüber dem MDR
Abgesehen von den "üblichen" Problemen von Klubs der Größe und der Tradition des FSV Zwickau (sowie der leider allzu normalen Mißwirtschaft...) leidet der Oberligist unter den Kosten für das marode Westsachsenstadion: "Das Präsidium bzw. der Verein FSV Zwickau wird für die neue Saison keine Verantwortung mehr für das Stadion übernehmen. Wir sehen uns nicht in der Lage das Westsachsenstadion unter diesen Vorraussetzung zu betreiben. Die Kosten und die Sicherheitsprobleme die in und rund um das Stadion entstehen machen uns kaputt. In diesem Jahr kostete uns das Westsachsenstadion rund 180.000 €. Hier sind alle gefordert (FSV Zwickau & Stadt Zwickau) das sich diese untragbare Situation endlich ändert." Der Pachtvertrag zwischen FSV und der Stadt Zwickau endet in diesem Jahr.
Weitere Infos: http://www.mdr.de/sport/fussball_ol/7142873.html
Freitag, 5. März 2010
Insolvenzticker: Alemannia folgt Germania Gladbeck
In Gladbeck ist ein Nachfolgeverein für den von der Auflösung bedrohten ehemaligen Oberligisten DJK Germania Gladbeck entstanden. Der Klub trägt den Namen DJK Alemannia Gladbeck und wurde u.a. vom ehemaligen Germania-Jugendleiter Günter Lill ins Leben gerufen.
Gegenüber der Zeitung "Reviersport" erklärte Lill: "Wir wollen, dass es hier weiter geht, wollen weiter Sport treiben und dass die Kinder eine Beschäftigung finden". Im Umkreis des von der Germania genutzen Sportplatzes Krusenkamp in Gladbeck-Ost befindet sich eine Hauptschule und ein Kindergarten. Zur nächsten Saison will die DJK Alemannia mit insgesamt vier Mannschaften den Spielbetrieb aufnehmen (Seniorenteam, Alte-Herren sowie je eine E- und eine D-Jugend-Mannschaft). Im Gegensatz zu den bisweilen etwas großspurigen Ankündigungen von Pleiteklub DJK Germania will sich der neue Verein auf seine Rolle als Sportverein konzentrieren. Lill: "Wir fangen im unteren Bereich an, wollen als Gemeinschaft Fußball spielen, in der Geld keine große Rolle spielt". Offen ist allerdings, ob der neue Verein überhaupt auf der Sportanlage Krusenkamp spielen kann, da die noch nicht aufgelöset DJK Germania dafür weiterhin die Nutzungsrechte hat.
Weitere Infos: http://www.reviersport.de/110383---gladbeck-alemannia-gladbeck-folgt-germania.html
Donnerstag, 4. März 2010
Alle Tassen im Schrank? Folge 3
Jeder hat seine Macke(n). Ich mache da keine Ausnahme. Besucher fragen mich manchmal, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe, wenn sie in meine Küche kommen. Habe ich nicht, denn für meine Tassen gibt es keinen Schrank: es sind weit mehr als 250 und sie sehen alle anders aus. Einzige Gemeinsamkeit: Sie handeln vom Fußball. Zumeist sind es Klubtassen aus aller Welt, aber auch ein paar Themenschüsseln sind dabei.
In der zweiten Folge von "Alle Tassen im Schrank" stelle ich eine echte Rarität vor: Den Porzellanbecher des FC Bayern Hof.
Der Klub existiert nicht mehr, so dass die Tasse (hoffentlich) vor einem ewigen Leben steht. Die Wahrscheinlichkeit, dass dem so ist, wird erhöht durch die Tatsache, dass der Becher auf einem schwer zugänglichen Regal meiner Sammlung ruht. Dort teilt es den Platz mit anderen Gefäßen, die auf die eine oder andere Art "malade" sind. Bayern Hof hat chronische Probleme, seinen Farbaufdruck auf dem Porzellan zu halten. Das gute Stück will behandelt werden wie ein rohes Ei, sonst reagiert es mit sofortigem Farbverlust. Durch die Nichtbenutzung konnte ich den Schaden bislang glücklicherweise in Grenzen halten.
Und auch sonst ist das Gefäss nicht wirklich zur Benutzung geeignet. Es hat ein Fassungsvermögen, das irgendwo zwischen einer kleiner Kaffetasse und einem normalen Kaffebecher liegt, was den Benutzer nicht zufriedenstellt. Welch Teufel die Hofer einst ritt, sich ein derart anfälliges Produkt andrehen zu lassen, wissen wohl nur die Götter (oder die Bayreuther).
Die Tasse erreichte meine Sammlung über verworrene Umwege. 1996 war ich zu Besuch auf der Grünen Au und entdeckte das Schmuckstück, das aber zu dem Zeitpunkt nicht käuflich zu erwerben war, da der betreffende Herr nicht aufzutreiben war. Viele Wochen später brachte mir der Postbote dann ein kleines Päckchen mit dem Sensibelchen. Nach nur einer Benutzung habe ich das gute Stück aus geschilderten Gründen sofort auf die "Krankenbank" verbannt.
Der FC Bayern Hof ging vor einiger Zeit eine´Fusion mit dem Lokalrivalen SpVgg Hof zur SpVgg Bayern Hof ein. Deren Tasse fehlt noch in meiner Kollektion - aber ich war seit der Fusion auch noch nicht wieder in Hof.
Mittwoch, 3. März 2010
Insolvenzticker: Stuttgarter Kickers
Der im Vorjahr in die Viertklassigkeit abgestiegene und finanziell angeschlagene Ex-Bundesligist Stuttgart Kickers steht nach eigenen Angaben vor einer positiven Zukunft.
2012, spätestens 2013 soll der Aufstieg in die Dritte Liga gelingen. Langfristig wollen die "Blauen" aus Degerloch zurück in die 2. Bundesliga. Um das Ziel zu erreichen, soll der derzeitige Etat von 1,7 Mio. Euro durch einen namentlich nicht genannten Sponsor aus dem Investment-Bereich um 10 bis 15 Prozent erhöht werden.
Der neue Partner will die Kickers auf allen Ebenen unterstützen und nach vorne bringen. Zugleich verspricht sich der Investor allerdings auch einen eigenen finanziellen Überschuss aus der zunächst auf zehn Jahre angelegten Zusammenarbeit. "Der Investor will im Ergebnis Geld verdienen", erklärte Aufsichtsratsvorsitzender Rainer Lorz auf einer Pressekonferenz. Je höher die Kickers spielen, desto höher wird auch die Rückzahlungsrate.
Marketing- und Transferrechte sollen in den Händen des Vereins bleiben, und auch in sportlicher sowie wirtschaftlicher Hinsicht sollen die Blauen ihre Autonomie wahren.
"Für uns ist das eine große Chance, um unsere sportlichen Ziele erreichen zu können", erklärte Kicker-Präsident Edgar Kurz. Durch das Engagement wurde zunächst die Lizenz für die nächste Viertligasaison gesichert. Die zum Ende der Spielzeit 2007/09 geflossenen 200.000 Euro aus dem Kautionsfonds des DFB zur Überbrückung eines Liquiditätsengpass wurde nach Angaben des Vereins von einem "Freund des Vereins" inzwischen an den DFB zurücküberwiesen.
http://www.stuttgarter-kickers.de/magazin/artikel.php?artikel=2956&type=&menuid=89&topmenu=44
Dienstag, 2. März 2010
Klubporträt: F91 Dudelange (Luxemburg)
Fußballvereine sind weltweit Träger der Fußballkultur. An ihnen manifestiert sich die Liebe (oder die Abneigung) der Fans, und sie stehen häufig für lange und schillernde Traditionen.
F91 Dudelange (Luxemburg)
1991 durch Zusammenschluss von Alliance, US und Stade Dudelange gegründeter und ambitionierter Großverein, der seit 1999 die Nationalliga dominiert. Unter dem ehrgeizigen Präsidenten Romain Schumacher wurde F91 (das »F« steht für »Fußball« bzw. »Fusion«) systematisch in den ersten Halbprofiverein des Landes verwandelt. Trotz der Verpflichtung renommierter Spieler wie Roby Langes, Benny Reiter und Roger Lutz musste man allerdings erst 2000 auf den Sprung auf den Meisterthron warten. 2005/06 setzte sich F91 in der Qualifikation zur Champions League gegen den bosnischen Vertreter Zrinjski Mostar durch und scheiterte anschließend an Rapid Wien. Die Politik der Fusionierten ist landesweit umstritten, da sie nahezu ausschließlich auf Ausländer setzen. Unter den drei Vorgängervereinen war Stade mit zehn Meistertiteln (zuletzt 1965) der erfolgreichste gewesen, während Alliance und US sich mit Pokalerfolgen hatten bescheiden müssen.© Hardy Grüne
Dieser Beitrag stammt aus der Fußballweltenzyklopädie, Band 1 (Europa und Asien). Verlag Die Werkstatt, ISBN: 978-3895335761, 448 Seiten, 39,90 €
F91 Dudelange (Luxemburg)
1991 durch Zusammenschluss von Alliance, US und Stade Dudelange gegründeter und ambitionierter Großverein, der seit 1999 die Nationalliga dominiert. Unter dem ehrgeizigen Präsidenten Romain Schumacher wurde F91 (das »F« steht für »Fußball« bzw. »Fusion«) systematisch in den ersten Halbprofiverein des Landes verwandelt. Trotz der Verpflichtung renommierter Spieler wie Roby Langes, Benny Reiter und Roger Lutz musste man allerdings erst 2000 auf den Sprung auf den Meisterthron warten. 2005/06 setzte sich F91 in der Qualifikation zur Champions League gegen den bosnischen Vertreter Zrinjski Mostar durch und scheiterte anschließend an Rapid Wien. Die Politik der Fusionierten ist landesweit umstritten, da sie nahezu ausschließlich auf Ausländer setzen. Unter den drei Vorgängervereinen war Stade mit zehn Meistertiteln (zuletzt 1965) der erfolgreichste gewesen, während Alliance und US sich mit Pokalerfolgen hatten bescheiden müssen.© Hardy Grüne
Dieser Beitrag stammt aus der Fußballweltenzyklopädie, Band 1 (Europa und Asien). Verlag Die Werkstatt, ISBN: 978-3895335761, 448 Seiten, 39,90 €
Montag, 1. März 2010
Was macht eigentlich der ... Freiburger FC?
Einst kämpften der VfB Lübeck und der Freiburger FC gemeinsam um den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Das Oberhaus erreichte keine der beiden Mannschaften. Im Gegenteil....
Im Frühjahr 2008 zitterte man sowohl in Lübeck als auch in Freiburg um sein Überleben. Mit dem VfB Lübeck und dem Freiburger FC eröffneten seinerzeit zwei Klubs jeweils ein Insolvenzverfahren, die sich knapp 40 Jahre zuvor noch hoffnungsvoll im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga gegenübergestanden hatte.
Während die Träume beim VfB Lübeck im Frühsommer 1969 rasch zerplatzt waren und die Grün-Weißen lediglich beim abschließenden und unbedeutenden 4:4 gegen Hertha Zehlendorf einen Punktgewinn hatten verbuchen können, durfte man in Freiburg bis zum letzten Spieltag hoffen. Am Ende fehlte dem Freiburger FC nur ein Tor zum Bundesligaaufstieg, der seinerzeit in Oberhausen gefeiert wurde.
Für den FFC der Anfang einer sportlichen wie wirtschaftlichen dramatischen Talfahrt, die den Klub inzwischen bis in die siebtklassige Landesliga hat stürzen lassen und die ihm zudem seiner Heimat Möslestadion beraubte. Dass dort heute der Bundesligist SC Freiburg sein Nachwuchszentrum hat, schmerzt eingefleischten FFC-Fans doppelt.
Der FFC ist Freiburgs Fußballpionier, der seinen Höhepunkt bereits 1907 erreichte, als eine überwiegend von Akademikern besetzte Mannschaft Deutscher Meister wurde. Noch vor dem Ersten Weltkrieg schied der Klub aus der süddeutschen Spitze aus, und es dauerte bis zur Saison 1968/69, ehe im Möslestadion Hoffnungen auf eine Renaissance kam. Vom SC Freiburg sprach seinerzeit niemand, doch die Bundesligaträume der noch einmal in Scharen ins Möslestadion pilgernden Freiburger Fußballfans wurden enttäuscht.
1974/75 trafen FFC und Sportclub in der drittklassigen Amateurliga erstmals aufeinander, und schon 1981/82 wurde die Freiburger Fußballhierarchie auf den Kopf gestellt, als der FFC aus der eingleisigen 2. Bundesliga abstieg, und der den Klassenerhalt erreichende Sportclub erstmals zur Freiburgs Nummer 1 avancierte.
Daran hat sich bis heute nichts geändert, wobei der Niedergang des FFC ebenso erschreckend wie endgültig ausfiel. 1990 ging es erstmals in die Viertklassigkeit, und während der Sportclub 1993/94 unter Trainer Volker Finke in seiner ersten Erstligasaison bundesweit Furore machte, stieg der FFC erneut und diesmal für immer aus der Drittklassigkeit ab. Ganze 480 Neugierige begrüßte man seinerzeit im eine Dekade zuvor noch mit durchschnittlich 3.000 bis 4.000 Fans gefüllten Möselstadion
Anschließend wurde aus dem FFC ein Dauerverbandsligist, dessen wirtschaftlichen Probleme für mehr Schlagzeilen sorgten als seine seltenen sportlichen Erfolge. 1999 kam der nächste Rückschlag, als der wirtschaftlich schwer angeschlagenen Traditionsklub nur durch den Verkauf des Möslestadion an den SC Freiburg dem Aus entging. Anschließend schlüpften die Rot-Weißen im Schönbergstadion des Lokalrivalen Blau-Weiß Wiehre unter und verdingten sich vor einer Handvoll Zuschauer in der Verbandsliga.
Im März 2008 drohten beim FFC erneut die Lichter auszugehen. Eine Sammelaktion der treuen Fangemeinde verhinderte das Schlimmste, und mit dem Umzug ins Dietenbachpark-Stadion stellte sich sogar wieder so etwas wie Aufbruchstimmung ein. Doch sie war nicht von Dauer, denn 2009 musste der ehemalige Deutsche Meister erstmals in seiner Geschichte in die Siebtklassigkeit absteigen.
© Hardy Grüne (dieser Artikel erschien am 15. Februar 2010 in der Zeitschrift "Nordsport")
Im Frühjahr 2008 zitterte man sowohl in Lübeck als auch in Freiburg um sein Überleben. Mit dem VfB Lübeck und dem Freiburger FC eröffneten seinerzeit zwei Klubs jeweils ein Insolvenzverfahren, die sich knapp 40 Jahre zuvor noch hoffnungsvoll im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga gegenübergestanden hatte.
Während die Träume beim VfB Lübeck im Frühsommer 1969 rasch zerplatzt waren und die Grün-Weißen lediglich beim abschließenden und unbedeutenden 4:4 gegen Hertha Zehlendorf einen Punktgewinn hatten verbuchen können, durfte man in Freiburg bis zum letzten Spieltag hoffen. Am Ende fehlte dem Freiburger FC nur ein Tor zum Bundesligaaufstieg, der seinerzeit in Oberhausen gefeiert wurde.
Für den FFC der Anfang einer sportlichen wie wirtschaftlichen dramatischen Talfahrt, die den Klub inzwischen bis in die siebtklassige Landesliga hat stürzen lassen und die ihm zudem seiner Heimat Möslestadion beraubte. Dass dort heute der Bundesligist SC Freiburg sein Nachwuchszentrum hat, schmerzt eingefleischten FFC-Fans doppelt.
Der FFC ist Freiburgs Fußballpionier, der seinen Höhepunkt bereits 1907 erreichte, als eine überwiegend von Akademikern besetzte Mannschaft Deutscher Meister wurde. Noch vor dem Ersten Weltkrieg schied der Klub aus der süddeutschen Spitze aus, und es dauerte bis zur Saison 1968/69, ehe im Möslestadion Hoffnungen auf eine Renaissance kam. Vom SC Freiburg sprach seinerzeit niemand, doch die Bundesligaträume der noch einmal in Scharen ins Möslestadion pilgernden Freiburger Fußballfans wurden enttäuscht.
1974/75 trafen FFC und Sportclub in der drittklassigen Amateurliga erstmals aufeinander, und schon 1981/82 wurde die Freiburger Fußballhierarchie auf den Kopf gestellt, als der FFC aus der eingleisigen 2. Bundesliga abstieg, und der den Klassenerhalt erreichende Sportclub erstmals zur Freiburgs Nummer 1 avancierte.
Daran hat sich bis heute nichts geändert, wobei der Niedergang des FFC ebenso erschreckend wie endgültig ausfiel. 1990 ging es erstmals in die Viertklassigkeit, und während der Sportclub 1993/94 unter Trainer Volker Finke in seiner ersten Erstligasaison bundesweit Furore machte, stieg der FFC erneut und diesmal für immer aus der Drittklassigkeit ab. Ganze 480 Neugierige begrüßte man seinerzeit im eine Dekade zuvor noch mit durchschnittlich 3.000 bis 4.000 Fans gefüllten Möselstadion
Anschließend wurde aus dem FFC ein Dauerverbandsligist, dessen wirtschaftlichen Probleme für mehr Schlagzeilen sorgten als seine seltenen sportlichen Erfolge. 1999 kam der nächste Rückschlag, als der wirtschaftlich schwer angeschlagenen Traditionsklub nur durch den Verkauf des Möslestadion an den SC Freiburg dem Aus entging. Anschließend schlüpften die Rot-Weißen im Schönbergstadion des Lokalrivalen Blau-Weiß Wiehre unter und verdingten sich vor einer Handvoll Zuschauer in der Verbandsliga.
Im März 2008 drohten beim FFC erneut die Lichter auszugehen. Eine Sammelaktion der treuen Fangemeinde verhinderte das Schlimmste, und mit dem Umzug ins Dietenbachpark-Stadion stellte sich sogar wieder so etwas wie Aufbruchstimmung ein. Doch sie war nicht von Dauer, denn 2009 musste der ehemalige Deutsche Meister erstmals in seiner Geschichte in die Siebtklassigkeit absteigen.
© Hardy Grüne (dieser Artikel erschien am 15. Februar 2010 in der Zeitschrift "Nordsport")
Abonnieren
Posts (Atom)