Ungarn trauert um Florian Albert. Der 75fache Nationalspieler starb am heutigen Montag in Budapest. Nachstehend ein Artikel aus meiner Feder zu Albert bzw. der WM 1962.
Vier Jahre können eine Ewigkeit sein. 1958 hatte sich Just Fontaine mit 13 Treffern die WM-Torjägerkanone gesichert. 1962 erzielte die gesamte Mannschaft der Tschechoslowakei sieben Tore in sechs Spielen - und wurde damit Vizeweltmeister!
Um die Krone des besten Torschützens gab es folglich ein tüchtiges Gerangel, bei dem gleich sechs Spieler gleichauf lagen: Die Brasilianer Garrincha und Vavá, der Chilene Leonel Sánchez, der Sowjetrusse Valentin Iwanow, der Jugoslawe Drazen Jerkovic sowie der Ungar Florian Albert. Sie alle erzielten jeweils vier Treffer. Was 1958 lediglich zu Rang vier in der Torjägerliste gereicht hätte, berechtigte diesmal zum Gewinn der Torjägerkrone, die in einem Auslosungsverfahren an den Brasilianer Garrincha ging.
Wesentlich interessanter freilich war die Häufung osteuropäischer Spitzenkicker unter den "Torjägern" - mit Albert, Iwanow und Jerkovic stellten die Länder hinter dem eisernen Vorhang exakt die Hälfte des Torjägersextetts.
In jeglicher Hinsicht herausragend war der Ungar Florian Albert. Der Sohn eines Bahnarbeiters hatte beim 6:1 im Vorrundenspiel gegen Bulgarien drei seiner vier Treffer erzielt und zuvor schon gegen England zum 2:1-Siegtreffer getroffen. Dennoch flog der aufgrund seiner lässig wirkenden Spielweise "Czárár" ("Kaiser") genannte Budapester traurig nach Hause. Im Viertelfinale war Ungarn gegen die Tschechoslowakei nicht zuletzt deshalb gescheitert, weil Albert mit dem verletzten Janos Göröcs ein wichtiger Sturmpartner gefehlt hatte.
Sein größtes Spiel absolvierte der ungarische "Kaiser" vier Jahre später bei der WM 1966 in England. Beim sensationellen 3:1-Triumph über Brasilien blieb er zwar torlos, zeigte aber eine spielerisch überragende Leistung. Doch erneut musste Ungarn im Viertelfinale die Segel streichen - die Sowjetunion hatte mit 2:1 die Nase vorn. Albert indes wurde 1967 zu "Europas Fußballer des Jahres" gewählt und fungierte später als Trainer in Libyen und Saudi-Arabien.
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