Vor 104 Jahren wurde die Fußballabteilung des SSV Jahn Regensburg gegründet. Nachstehend ein Klubporträt, entnommen dem "Großen Buch der Deutschen Fußballvereine".
Als Anhänger des SSV Jahn Regensburg muss man leidensfähig sein. Allein seit der Millenniumswende haben die Jahn-Fans sämtliche Höhen und Tiefen zwischen Zweiter Bundesliga und drohender Vereinsauflösung kennen gelernt. Der Klub aus der oberpfälzischen Bischofsstadt schrieb dabei überwiegend durch hartnäckige interne Dissonanzen Schlagzeilen und kämpfte zudem mit einem in die Jahre gekommenen Stadion, das die Aufwärtsentwicklung erheblich hemmte. „Der Jahn“, wie die Rot-Weißen in der Oberpfalz genannt werden, entstand 1934 durch den Zusammenschluss des Fußball-Gauligisten Sport-Bund Jahn mit zwei weiteren Sport- bzw. Schwimmvereinen. Mit Hans Jakob stand seinerzeit ein langjähriger Nationaltorhüter zwischen den Pfosten der Jahn-Elf, die sich erst im zweiten Anlauf ab 1937 in der Gauliga Bayern etablieren konnte. 1938 und 1939 belegten die Oberpfälzer im Wettbewerb gegen Größen wie 1. FC Nürnberg, SpVgg Fürth, TSV München 1860 und Bayern München immerhin jeweils den dritten Platz. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man sich 1949/50 vergeblich an der Oberliga Süd und verharrte zunächst in der 2. Liga-Süd. 1953 ins Oberhaus zurückgekehrt, konnten sich die Rot-Weißen anschließend für fünf Spielzeiten halten und 1953/54 mit Platz sechs die beste Position ihrer Vereinsgeschichte belegen. Mit dem erneuten Abstieg 1958 wurde es turbulent. 1960/61 kam der Jahn noch mal zurück, stieg direkt wieder ab und verpasste 1963 sogar die Regionalliga Süd. Erstmals in der Drittklassigkeit spielend, ging es 1965 noch eine Etage tiefer für den Traditionsverein. Zwei Jahre später hatte der von der Trainerlegende „Bimbo“ Binder angeführte Regensburger Aufstiegsexpress den Jahn mit zwei Klassensprüngen binnen zweier Jahre bis in die Regionalliga katapultiert, die bis zur Auflösung der Liga (1974) die neue Jahn-Heimat blieb. 1971 schrieb der Regensburger Gerd Faltermeier Fußballgeschichte, als er beim 3:2 gegen den VfR Mannheim das erste „Tor des Monats“ schoss. Ausgerechnet im letzten Regionalligajahr stürzte die Mannschaft jedoch sportlich ab und landete nach Einführung der 2. Bundesliga wie anno 1963 in der Drittklassigkeit. Dem direkten Aufstieg folgte eine von wirtschaftlichen Problemen überschattete Zweitligasaison 1975/76, an deren Ende nur deshalb der Klassenerhalt stand, weil Mainz 05 freiwillig ins Amateurlager wechselte. Ein Jahr später stieg der Jahn um Reinhold Mathes und Torjäger Herfried Ruhs ab, wurde 1977/78 in der Bayernliga durchgereicht und war damit abermals nur noch viertklassig. Es dauerte fünf Jahre, ehe die Oberpfälzer auf die bayerische Amateurebene zurückkehrten. Mit einem gewaltigen Zuschauerpotenzial im Rücken kam der Klub jedoch nicht über Mittelmaß hinaus und musste 1988 abermals den bitteren Gang in die Landesliga antreten. 1990 wurde der nächste Versuch unternommen, sich wieder im bayerischen Amateuroberhaus zu etablieren. Diesmal lief es besser, doch als der Jahn 1994 die Regionalliga Süd verpasste, blieb er zwar in der Bayernliga, die jedoch nur noch die vierthöchste Spielklasse war. Zu allem Übel kam es 1996 auch noch zur Wachablösung in Regensburg. Überflieger Post/Süd erreichte erstmals das bayerische Amateuroberhaus, aus dem der Jahn mal wieder abstieg. Erstmals seit seiner Gründung war der SSV Jahn damit nicht die Regensburger Nummer eins! Drei Jahre später wurden die Verhältnisse wieder gerade gerückt. Während Post/Süd abstieg, feierte der SSV Jahn als Bayernliganeuling unter Ex-Löwen- bzw. Post/SG-Coach Karsten Wettberg den Durchmarsch in die Regionalliga Süd. Zwischenzeitlich waren die Jahn-Fußballer dem drohenden Konkurs allerdings nur durch die Gründung des SSV Jahn 2000 entgangen… 2003 führte Wettbergs Nachfolger Günter Sebert die Rot-Weißen schließlich sensationell nach über 20 Jahren zurück ins Profilager in die 2. Bundesliga. Doch die Saison war noch nicht gestartet, da ging es an der Prüfeninger Straße schon hoch her. Trainer Sebert und fast die komplette Aufstiegsmannschaft mussten gehen, und obwohl die neuformierte Elf nach einem 2:1-Sieg über den 1. FC Nürnberg am 27. Spieltag den Klassenerhalt fast sicher hatte, sorgte eine schwarze Serie zum Saisonende (drei von 21 möglichen Punkten) doch noch für den Abstieg. Alsdann übernahm mit großem Spektakel Mario Basler das Training der erneut völlig neuformierten Mannschaft, während die Klubführung nur mit Glück das finanzielle Aus verhinderte. Zahlreiche Turbulenzen auf der Führungsebene mitsamt Personalwechsel bestimmen seitdem das Bild, in denen es sportlich für die Oberpfälzer nicht mehr so recht rund lief. 2006 ging es unter Trainer Günter Güttler sogar abermals zurück in die Bayernliga. Mit einem 1,2 Mio. Etat gelang zwar der direkte Wiederaufstieg, der aber von erneuten Konkursgerüchten überschattet war. Dennoch qualifizierte sich der Klub 2008 für die neue 3. Liga, in der sich der Jahn erfolgreich etablierte. Auch 2009 war der Klub allerdings erneut umrankt von Konkursdrohungen.
DATEN Sport- und Schwimmverein Jahn 2000 Regensburg e.V. Anschrift Prüfeninger Straße 57a, 94049 Regensburg Telefon 0941-69830 Internet www.ssv-jahn.de Verband Süd/Bayern Farben Rot-Weiß Kleidung rot-weiß, rot, weiß GESCHICHTE 1886 Gründung Turnerbund Jahn Regensburg (fusionierte 1928 mit TV 1861 Regensburg und MTV 1901 Regensburg zur Regensburger Turnerschaft) 4.10.1907 Gründung Fußballabteilung 28.2.1924 Fußballabteilung als Sportbund Jahn Regensburg eigenständig („reinliche Scheidung“) 24.5.1934 Fusion mit Sportverein 1889 Regensburg und Schwimmverein Regensburg (gegründet am 7.7.1921) = SSV Jahn Regensburg 16.6.2000 Fußballabteilung als SSV Jahn 2000 Regensburg eigenständig STADION 1907 Kleiner Exerzierplatz o. Schildwiese Stadtamhof, 1907-11 Waldturnplatz Marienhöhe, 1911-21 Dechbettener Straße (20.10.1911), 1921-23 Drexelweg, 1923-26 TV-Platz Goethegymnasium, ab 1926 Jahnstadion (19.9.1926, 30.000/1950, 11.421/2001)
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