Große Sorgen um den Wrexham FC, einen der ältesten Fußballklubs der Welt. Der 2008 nach 87 Jahren aus dem Profibereich des englischen Fußballs abgestiegene Klub ist zwei Wochen vor dem Saisonstart 2011/12 nicht mehr "flüssig".
Zwei Freundschaftsspiele zur Saisonvorbereitung haben in dieser Woche bereits abgesagt werden müssen, weil die Spieler sich weigerten, aufzulaufen. Der Fünftligist ist ihnen die Gehälter schuldig und sieht sich zudem mit einer 45.000 Pfund-Forderung des Finanzamtes konfrontiert. Geoff Moss, gemeinsam mit Ian Roberts Eigentümer des Klubs, erklärte gegenüber der BBC, die Situation sei "sehr bedauerlich". Man "wolle die Spieler durchaus bezahlen, man könne es aber mangels Masse einfach nicht mehr". Er selber habe bereits viel Geld verloren und spiele aufgrund mehrerer Morddrohungen erboster Anhänger mit dem Gedanken, Großbritannien zu verlassen.
Wrexham ist in Besitz von "Wrexham Village", einer Holding, die außerdem das Stadion Racecourse und den Rugbyklub Crusaders besitzt. Auch die Crusaders sind finanziell angeschlagen und mussten sich am vergangenen Dienstag aus dem Spielbetrieb der "Super League" zurückziehen.
Der Fußballklub steht seit einiger Zeit zum Verkauf. Mit dem "Wrexham Supporters Trust" (WST) steht die lokale Fanorganisation bereits bereit, die Mehrheitsanteile zu erwerben. Die Glyndwr University hat derweil Interesse am Erwerb des Stadions bekundet. Nach Angaben eines WSI-Sprechers wartet man nur noch auf einige Einigung mit einem nicht genannten dritten Partner, dann könne der Verkauf über die Bühne gehen. Um den gegenwärtigen akuten Finanzengpass zu überwinden, hat der WST im Verbund mit "Supporters Direct" zu Spenden aufgerufen um ein Aus vor dem ersten Saisonspiel am 13. August gegen Cambridge zu verhindern.
Der Klub steckt schon seit vielen Jahren in der Krise. 2006 wurde die insolvente „Wrexham Association Football Club Limited“ aufgelöst und durch den gegenwärtigen „Wrexham Football Club (2006) Ltd“ ersetzt. Die meisten Fans der Waliser sprechen allerdings weiterhin von „Wrexham AFC“.
Weiterführende Infos:
Wrexham Supportes Trust: http://www.wst.org.uk/www2/
Ausführliche Hintergründe zur langanhaltenden Krise in Wrexham: http://www.twohundredpercent.net/?p=14118
Samstag, 30. Juli 2011
Freitag, 29. Juli 2011
Eimsbütteler TV - eine traurige Lachnummer
Die absurde Pokalgeschichte des Hamburger Traditionsklubs Eimsbüttler TV geistert ja schon seit einiger Zeit durch die bundesweite Presse. Einer, der wirklich beurteilen kann, wie die Geschichte beim ETV gelaufen ist, dürfte Oliver Fritsch sein. Trainer der SV Blankenese, aber vor allem Initiator der Hartplatzhelden, jener Platform für den Amateurfußball, die sich so mutig im Kampf gegen die Verbände stellt.
Im Hauptberuf schreibt Fritsch für die Zeit und hat ein sehr lesenwerte Zusammenfassung über den ETV, den Pokal und das Geld geschrieben. Hier ist sie:
http://www.zeit.de/sport/2011-07/etv-eimsbuettel-pokal-mitteregger
Im Hauptberuf schreibt Fritsch für die Zeit und hat ein sehr lesenwerte Zusammenfassung über den ETV, den Pokal und das Geld geschrieben. Hier ist sie:
http://www.zeit.de/sport/2011-07/etv-eimsbuettel-pokal-mitteregger
Happy birthday Altona 93
Leider mit einem Tag Verspätung einen herzlichen Geburtstagsgruß an die Adolf-Jäger-Kampfbahn im schönen Hamburg. Gestern vor 118 Jahren wurde Altona 93 gegründet. Nachstehend das Klubporträt aus dem "Großen Buch der Deutschen Fußballvereine"
Traditionsverein aus dem Hamburger Stadtteil Altona, der seit mehr als 100 Jahren zu den führenden Vereinen in der Hansestadt zählt.
Seinen legendären Ruhm verdankt Altona 93 nicht zuletzt den herausragenden Erfolgen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, für die mit Adolf Jäger einer der renommiertesten Fußballer der deutschen Fußballgeschichte steht. Jäger war von Nachbar Union 03 Altona zu den in charakteristischen schwarz-weiß-rot quergestreiften Trikots spielenden 93ern gestoßen und führte sie mehrfach in die Endrunde um die Norddeutsche Meisterschaft. 1909 und 1914 wurde der AFC jeweils Norddeutscher Meister.
Nach dem Ersten Weltkrieg konkurrierte der vom „Rama"-Magarinewerk unterstützte Klub mit dem neugeschaffenen Großverein Hamburger SV um die lokale Führungsrolle und feierte weitere große Erfolge. Nationalspieler wie Hans Wentorf trugen seinerzeit das Trikot des AFC, der aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in den 1930er Jahren ein wenig zurückfiel.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lief man gar vier Spielzeiten in der Zweitklassigkeit auf, ehe sich der AFC in den 1950er Jahren in der Oberliga Nord etablierte. Angeführt von Werner Gorska, Dieter Seeler und Heinz Spundflasche erreichte man 1952/53 mit Rang sechs seine beste Platzierung. Die dramatischen Veränderungen im Leistungsfußball nach Einführung der Bundesliga hinterließen in Bahrenfeld, wo die Altonaer mit der Adolf-Jäger-Kampfbahn ihre 1909 eröffnete Heimat haben, tiefe Spuren. Nachdem 1968 der Abstieg aus der Regionalliga Nord besiegelt war, verschwand der finanziell schwer angeschlagene Verein binnen drei Jahren in der viertklassigen Hansastaffel.
Mit Unterstützung des Edeka-Konzerns kehrten die Schwarz-Weiß-Roten schließlich 1984 in die 3. Liga zurück. Verstärkt mit Ex-Profis wie Walter Frosch und Willi Reimann stieg der AFC anschließend erneut zur Hamburger Nummer drei hinter dem HSV und St. Pauli auf. Karge Zuschauerzahlen und interne Querelen sorgten in der Folgezeit jedoch für ein turbulentes Auf und Ab, dessen Negativhöhepunkt der freiwillige Verzicht auf die Regionalliga Nord 1997 war. Trainer wie Willi Reimann, Dieter Schatzschneider und Andreas Klobedanz hatten den Traditionsklub zwischenzeitlich erfolgreich in der Elite des norddeutschen Amateurfußballs etabliert.
Unter dem umsichtigen Präsidenten Dirk Bartels überstand der inzwischen auf einer erfolgreichen Jugendarbeit basierende Klub den Rückschlag jedoch und feierte 2002 sogar die Rückkehr in die Oberliga. 2008 gelang mit der Qualifikation für die neue Regionalliga Nord einer der größten Erfolge der jüngeren Vereinsgeschichte, der allerdings getrübt war vom Umzug in das Victoria-Stadion Hoheluft, da die Adolf-Jäger-Kampfbahn nicht den Anforderungen genügte. Altonas Zuschauerzahlen liegen für Hamburger Amateurverhältnisse hoch, die florierende Jugendarbeit hat eine solide Basis geschaffen und mit dem bereits beschlossenen Verkauf der altehrwürdigen Adolf-Jäger-Kampfbahn bzw. dem Neubau eines modernen Klubareals stehen der Hamburger Nummer drei viele Türen offen.
Wirtschaftlich indes erwies sich die Etablierung zwischen Profi- und Amateurlager als unmöglich, und nach nur einem Jahr in der Regionalliga Nord verschwand Altona 93 2009 wieder im Hamburger Amateurfußball.
Donnerstag, 28. Juli 2011
Insolvenzticker: Birmingham City
Die Zukunft liegt in Asien. So heißt es ja gerne mal in diesen Tagen, wenn es um finanziell gut aufgestellte Fußballvereine geht. Manchester City und München 1860 lassen grüßen.
Doch nicht immer ist die Formel "Asien" auch eine Erfolgsformel.
In Birmingham beispielsweise zittert man derzeit um seine Zukunft. Und dass, obwohl mit dem in Hongkong ansässigen Geschäftsmann Carson Yeung ein Asiate das Sagen im St. Andrews's Stadion hat.
Birminghams Problem: Yeung bzw. seiner Firma "Grandtop International Holdings Limited" (GIH) wird Geldwäsche vorgeworfen. Am 29. Juni 2011 wurde der Geschäftsmann in Hongkong festgenommen und sitzt seitdem dort in Haft. Die im Steuerparadies Cayman Inseln ansässige GIH ist von der Hongkonger Börse genommen worden, und Yeung Finanzmittel sind eingefroren. Yeung wartet nun auf den fälligen Prozess am 11. August, in dem er seine Unschuld nachweisen will.
Yeungs rechte Hand bei den "Blues", Peter Pannu, kündigte derweil ernsthafte Einschnitte für den Klub an. Die in der abgelaufenen Saison 2010/11 aus der Premier League abgestiegenen "Blues" haben sich durch den Gewinn des Ligapokals für die Europa League qualifiziert und streben den direkten Wiederaufstieg an die Fleischtöpfe der Premier League an.
Damit könnte es nun vorbei sein, denn die ungeklärte finanzielle Lage hat die Transferpolitik erheblich behindert. Statt namhafter Neuzugänge drohen Birmingham nun sogar Verkäufe von Leistungsträgern, zumal britische Banken bereits Druck auf die Vereinsführung ausüben. "Wir haben versucht, neue Geldgeber zu finden, doch mit dem Vorwurf der Geldwäsche im Hintergrund ist das natürlich schwierig", ließ Pannu gegenüber der "Birmingham Mail" verlauten.
Doch nicht immer ist die Formel "Asien" auch eine Erfolgsformel.
In Birmingham beispielsweise zittert man derzeit um seine Zukunft. Und dass, obwohl mit dem in Hongkong ansässigen Geschäftsmann Carson Yeung ein Asiate das Sagen im St. Andrews's Stadion hat.
Birminghams Problem: Yeung bzw. seiner Firma "Grandtop International Holdings Limited" (GIH) wird Geldwäsche vorgeworfen. Am 29. Juni 2011 wurde der Geschäftsmann in Hongkong festgenommen und sitzt seitdem dort in Haft. Die im Steuerparadies Cayman Inseln ansässige GIH ist von der Hongkonger Börse genommen worden, und Yeung Finanzmittel sind eingefroren. Yeung wartet nun auf den fälligen Prozess am 11. August, in dem er seine Unschuld nachweisen will.
Yeungs rechte Hand bei den "Blues", Peter Pannu, kündigte derweil ernsthafte Einschnitte für den Klub an. Die in der abgelaufenen Saison 2010/11 aus der Premier League abgestiegenen "Blues" haben sich durch den Gewinn des Ligapokals für die Europa League qualifiziert und streben den direkten Wiederaufstieg an die Fleischtöpfe der Premier League an.
Damit könnte es nun vorbei sein, denn die ungeklärte finanzielle Lage hat die Transferpolitik erheblich behindert. Statt namhafter Neuzugänge drohen Birmingham nun sogar Verkäufe von Leistungsträgern, zumal britische Banken bereits Druck auf die Vereinsführung ausüben. "Wir haben versucht, neue Geldgeber zu finden, doch mit dem Vorwurf der Geldwäsche im Hintergrund ist das natürlich schwierig", ließ Pannu gegenüber der "Birmingham Mail" verlauten.
Mittwoch, 27. Juli 2011
Welcome back: SV Meppen
Im Rahmen meiner wöchentlichen Kolumne in "Nordsport" habe ich mich mit dem Regionalliga-Rückkehrer SV Meppen beschäftigt. Aber lest selbst.
Elf Jahre mischte der SV Meppen zur Freude vieler Fans in ganz Deutschland als Hecht im Karpfenteich” in der 2. Bundesliga mit, ehe er bis in die fünfte Liga abstürzte. Nun kehrte der Klub zumindest in die Regionalliga zurück.
Mainz klingt fast wie Meppen, und auch wenn die Gutenberg-Stadt und die ländliche Gemeinde im Emsland wenig gemein haben – im Fußball gibt es auffällige Parallelitäten. Denn der SV Meppen war Prototyp für das, was Mainz 05 später zur Serienreife trieb: ein fröhlicher Fußballverein, der die Avantgarde des Spiels tüchtig zu ärgern vermochte.
Elf Jahre kickte Meppen in der 2. Bundesliga, zählte die Stadt zu den 36 Profifußball-Standorten der Republik. Elf Jahre lang erfreuten sich Fans gegnerischer Klubs an der ländlichen Idylle und skandierten „Zieht den Meppenern die Gummistiefel aus“.
Das schafften in den elf Zweitligajahren allerdings nicht viele. Schon gar nicht im Meppener Emslandstadion, das lange als „Festung“ galt.
Die Frühgeschichte des 1912 gegründeten Klubs im Zeitraffer: Nach rund 60 Jahren des Pendeln zwischen Bezirk und höchster Niedersachsenliga sowie zwei vergeblichen Anläufen in der Regionalliga Nord (1970/71 und 1972-74) avancierte der SVM 1974 zum Gründungsmitglied der Amateuroberliga Nord. Meppen, das war seinerzeit vor allem Dauertorjäger Gerd Sand, eine rührig engagierte Vereinsführung um Manager Gerd van Zoest sowie ein etwas exzentrischer Textilfabrikant namens Hubert Niebuhr.
Als der SVM 1978 in die Landesliga abstieg, schien es mit höherklassigen Ambitionen vorbei zu sein. Doch ausgerechnet der Schicksalsschlag markierte den Ausgangspunkt zum „Wunder Meppen“. Unter Trainer Hans-Dieter Schmidt wurde eine aus dem eigenen Nachwuchs bestückte Mannschaft gebildet, die den sofortigen Wiederaufstieg schaffte und sich anschließend weigerte, erneut ihre bis dato übliche Rolle der „Grauen Maus“ überzustreifen. Statt dessen mischte man die renommierte Konkurrenz um Holstein Kiel, Arminia Hannover und Göttingen 05 gehörig auf. Dennoch hatte Trainer Schmidt die Lacher auf seiner Seite, als er von „2. Bundesliga“ sprach und „Professionalisierung“ anmahnte. Nur einer glaubte ihm: Manager van Zoest. Gemeinsam stellten die beiden Weichen. In den frühen 1980er Jahren kamen mit Mittelstürmer Gerd Gerdes, Josef Menke, Wolfgang Rolfes sowie Torsteher Hermann Rüländer vier designierte Leistungsträger, mit denen sich die Elf um Libero Hubert Hüring in die Herzen des emsländischen Publikums spielte.
Nachdem mit Martin van der Pütten, Dietmar Sulman, Robert Thoben und Werner Rusche vier weitere Talente aus der Region gekommen waren und der langjährige Jugendtrainer Rainer Persike Trainer Schmidt abgelöst hatte, wurden die Zweitligavisionen Wirklichkeit. 1986/87 war der SVM nicht mehr zu stoppen, setzte sich im Titelrennen gegen Arminia Hannover durch und erreichte mit einem 4:2-Aufstiegsrundensieg in Erkenschwick sein Ziel. „Ein Traum wurde wahr“, schrieb die „Meppener Tagespost“ nach der Versetzung in die 2. Bundesliga: „Eine solche Begeisterung hat das Emsland wohl noch nicht erlebt“.
Ganz Deutschland staunte über den kecken Provinzklub. 19 der 22 Akteure waren waschechte Emsländer – nirgendwo sonst gab es eine derart innige Verbindung von Verein und Region. Und Meppens Fans erinnerten an das heutige Mainzer Publikum. „Ich bin begeistert von der Mentalität der Zuschauer, die uns weder beschimpft noch ausgepfiffen haben. Eine tolle Atmosphäre“, schwärmte Jürgen Sundermann, Trainer von Aufstiegsrundenkontrahent Hertha BSC Berlin. Große Berühmtheit erlangte seinerzeit eine Kolpingkapelle aus der niederländischen Nachbargemeinde Emmeln.
Die besondere Atmosphäre trug den SVM auch durch das Stahlbad 2. Liga. Niemand traute dem Klub den Klassenerhalt zu –am Ende stand Platz 14. Und so ging es weiter. Nachdem der knorrige Saarländer Horst Ehrmanntraut 1990 Rainer Persike abgelöst hatte, stürmte der SVM sogar in Richtung Bundesliga. „Behalten sie den 3. August 1991 in guter Erinnerung. Dies ist ein denkwürdiger Tag für den SV Meppen“, jubelte Manager van Zoest nach dem 1:0 über Fortuna Köln, mit dem der SVM erstmals die Tabellenführung der 2. Liga übernahm.
Doch das Ende des „Wunder Meppen“ war nahe. 1991/92 ging der monatelang auf einem Aufstiegsplatz rangierenden Elf im Endspurt die Puste aus und Meppens Bundesligatraum zerplatzte. Noch tragischer verlief es 1994/95, als das Team um Torjäger Rainer Rauffmann bis wenige Wochen vor Saisonende souverän an den Spitze stand – und am Ende nur Sechster wurde.
Das Idyll Meppen war längst angeschlagen. Die Klubführung stand in der Kritik, weil sie lieber ins Stadion als in die Mannschaft investiert hatte, Trainer Ehrmanntraut musste 1997 gehen, als nur ein Jahr nach dem Beinaheaufstieg der Abstieg in Liga 3 drohte und 1998 war plötzlich Schluss, ging es zurück ins Amateurlager.
Nach zwei Insolvenzen stürzten die Blau-Weißen anschließend bis in die Fünftklassigkeit und wurden im Kreise von Konkurrenten wie Drochtersen-Assel und Heeslingen plötzlich zum „Riesen“. 2011 gelang zumindest die Rückkehr in die Regionalliga, und in Meppen hofft man nun auf eine Renaissance des SVM.
Elf Jahre mischte der SV Meppen zur Freude vieler Fans in ganz Deutschland als Hecht im Karpfenteich” in der 2. Bundesliga mit, ehe er bis in die fünfte Liga abstürzte. Nun kehrte der Klub zumindest in die Regionalliga zurück.
Mainz klingt fast wie Meppen, und auch wenn die Gutenberg-Stadt und die ländliche Gemeinde im Emsland wenig gemein haben – im Fußball gibt es auffällige Parallelitäten. Denn der SV Meppen war Prototyp für das, was Mainz 05 später zur Serienreife trieb: ein fröhlicher Fußballverein, der die Avantgarde des Spiels tüchtig zu ärgern vermochte.
Elf Jahre kickte Meppen in der 2. Bundesliga, zählte die Stadt zu den 36 Profifußball-Standorten der Republik. Elf Jahre lang erfreuten sich Fans gegnerischer Klubs an der ländlichen Idylle und skandierten „Zieht den Meppenern die Gummistiefel aus“.
Das schafften in den elf Zweitligajahren allerdings nicht viele. Schon gar nicht im Meppener Emslandstadion, das lange als „Festung“ galt.
Die Frühgeschichte des 1912 gegründeten Klubs im Zeitraffer: Nach rund 60 Jahren des Pendeln zwischen Bezirk und höchster Niedersachsenliga sowie zwei vergeblichen Anläufen in der Regionalliga Nord (1970/71 und 1972-74) avancierte der SVM 1974 zum Gründungsmitglied der Amateuroberliga Nord. Meppen, das war seinerzeit vor allem Dauertorjäger Gerd Sand, eine rührig engagierte Vereinsführung um Manager Gerd van Zoest sowie ein etwas exzentrischer Textilfabrikant namens Hubert Niebuhr.
Als der SVM 1978 in die Landesliga abstieg, schien es mit höherklassigen Ambitionen vorbei zu sein. Doch ausgerechnet der Schicksalsschlag markierte den Ausgangspunkt zum „Wunder Meppen“. Unter Trainer Hans-Dieter Schmidt wurde eine aus dem eigenen Nachwuchs bestückte Mannschaft gebildet, die den sofortigen Wiederaufstieg schaffte und sich anschließend weigerte, erneut ihre bis dato übliche Rolle der „Grauen Maus“ überzustreifen. Statt dessen mischte man die renommierte Konkurrenz um Holstein Kiel, Arminia Hannover und Göttingen 05 gehörig auf. Dennoch hatte Trainer Schmidt die Lacher auf seiner Seite, als er von „2. Bundesliga“ sprach und „Professionalisierung“ anmahnte. Nur einer glaubte ihm: Manager van Zoest. Gemeinsam stellten die beiden Weichen. In den frühen 1980er Jahren kamen mit Mittelstürmer Gerd Gerdes, Josef Menke, Wolfgang Rolfes sowie Torsteher Hermann Rüländer vier designierte Leistungsträger, mit denen sich die Elf um Libero Hubert Hüring in die Herzen des emsländischen Publikums spielte.
Nachdem mit Martin van der Pütten, Dietmar Sulman, Robert Thoben und Werner Rusche vier weitere Talente aus der Region gekommen waren und der langjährige Jugendtrainer Rainer Persike Trainer Schmidt abgelöst hatte, wurden die Zweitligavisionen Wirklichkeit. 1986/87 war der SVM nicht mehr zu stoppen, setzte sich im Titelrennen gegen Arminia Hannover durch und erreichte mit einem 4:2-Aufstiegsrundensieg in Erkenschwick sein Ziel. „Ein Traum wurde wahr“, schrieb die „Meppener Tagespost“ nach der Versetzung in die 2. Bundesliga: „Eine solche Begeisterung hat das Emsland wohl noch nicht erlebt“.
Ganz Deutschland staunte über den kecken Provinzklub. 19 der 22 Akteure waren waschechte Emsländer – nirgendwo sonst gab es eine derart innige Verbindung von Verein und Region. Und Meppens Fans erinnerten an das heutige Mainzer Publikum. „Ich bin begeistert von der Mentalität der Zuschauer, die uns weder beschimpft noch ausgepfiffen haben. Eine tolle Atmosphäre“, schwärmte Jürgen Sundermann, Trainer von Aufstiegsrundenkontrahent Hertha BSC Berlin. Große Berühmtheit erlangte seinerzeit eine Kolpingkapelle aus der niederländischen Nachbargemeinde Emmeln.
Die besondere Atmosphäre trug den SVM auch durch das Stahlbad 2. Liga. Niemand traute dem Klub den Klassenerhalt zu –am Ende stand Platz 14. Und so ging es weiter. Nachdem der knorrige Saarländer Horst Ehrmanntraut 1990 Rainer Persike abgelöst hatte, stürmte der SVM sogar in Richtung Bundesliga. „Behalten sie den 3. August 1991 in guter Erinnerung. Dies ist ein denkwürdiger Tag für den SV Meppen“, jubelte Manager van Zoest nach dem 1:0 über Fortuna Köln, mit dem der SVM erstmals die Tabellenführung der 2. Liga übernahm.
Doch das Ende des „Wunder Meppen“ war nahe. 1991/92 ging der monatelang auf einem Aufstiegsplatz rangierenden Elf im Endspurt die Puste aus und Meppens Bundesligatraum zerplatzte. Noch tragischer verlief es 1994/95, als das Team um Torjäger Rainer Rauffmann bis wenige Wochen vor Saisonende souverän an den Spitze stand – und am Ende nur Sechster wurde.
Das Idyll Meppen war längst angeschlagen. Die Klubführung stand in der Kritik, weil sie lieber ins Stadion als in die Mannschaft investiert hatte, Trainer Ehrmanntraut musste 1997 gehen, als nur ein Jahr nach dem Beinaheaufstieg der Abstieg in Liga 3 drohte und 1998 war plötzlich Schluss, ging es zurück ins Amateurlager.
Nach zwei Insolvenzen stürzten die Blau-Weißen anschließend bis in die Fünftklassigkeit und wurden im Kreise von Konkurrenten wie Drochtersen-Assel und Heeslingen plötzlich zum „Riesen“. 2011 gelang zumindest die Rückkehr in die Regionalliga, und in Meppen hofft man nun auf eine Renaissance des SVM.
Dienstag, 26. Juli 2011
Insolvenzticker: VfL Kirchheim/Teck
Aktueller Nachtrag vom Dienstagvormittag: der VfL hat seine Oberligamannschaft grade vom Spielbetrieb zurückgezogen.
Insolvenzticker: VfL Kirchheim/Teck
Zwei Meldungen aus der schönen neuen Fußballwelt erreichten mich heute morgen.
Die erste kam aus dem schönen Lotte, wo man fröhlich facebookte: "Aus der SOLARTECHNICS-Arena wird ab sofort die connectM-Arena". Die zweite erreichte man über die Bud-Spencer-Stadt Schwäbisch Gmünd (Danke und Gruß!) und beschäftigte sich mit dem VfL Kirchheim/Teck. Der steht nämlich kurz vor dem Aus.
Die Lotter Jubelnachricht lasse ich mal unkommentiert. In ein paar Jahren wird sich eh niemand mehr daran erinnern können, wie der örtliche Fußballtempel im Juli 2011 gerade mal hieß.
In Kirchheim hingegen mag man sich in ein paar Jahren sehr wohl noch an den Sommer 2011 erinnern. Es steht nämlich nicht gut um die Fußballsektion des langjährigen Oberligisten. Nun ist der wahrlich nie ein Zuschauermagnet gewesen und hat auch nicht die wirklich dicken Einträge in der Fußballhistorie hinterlassen, steht aber dennoch einerseits für die dramatische Entwicklung im hochklassigen Amateurfußball als auch für regionale Fußballtradition.
Der heutigen Ausgabe der örtlichen Postille "Der Teckbote" zufolge sind die Finanzen der VfL-Oberligafußballer in einer gefährlichen Schieflage. "Wie die Gesamtvereinsvorsitzende Doris Imrich gestern bestätigte, klafft im Oberliga-Etat eine Lücke von mindestens 100 000 Euro. Sollte diese nicht geschlossen werden, droht der Rückzug aus der Oberliga. Hintergrund sind offenbar weggebrochene Sponsoreneinnahmen, die der Verein nicht kompensieren kann", schrieb das Blatt.
Die Spieler der "Blauen" wurden bereits informiert und sind vom VfL freigestellt worden, damit sie sich bis zum 31. August einen neuen Verein suchen können. Nach Vereinsangaben fehlen im Etat mindestens 100.000 Euro. Insider schätzen die Summe noch höher ein. „So können wir es uns nicht leisten, in der Oberliga zu spielen“, wird Vorsitzende Doris Imrich zitiert.
Hintergrund der akuten Finanzkrise sind ausgebliebene Sponsorengelder. Schon der Etat der abgelaufenen Saison basierte offenbar teilweise auf Zusagen, die nicht erfüllt wurden. Die Geldgeber wenden sich verstärkt vom VfL ab, weil dessen Attraktivität nicht mehr gewährleistet ist und ein zu geringer Mehrwert erzielt wird. In der Saison 2010/11 verbuchte der VfL bei einem Mittwochabendspiel die Minuskulisse von 54 zahlenden Zuschauern. „Das Produkt Oberliga wird in Kirchheim offensichtlich nicht mehr gewünscht“, mutmaßt Klubchefin Doris Imrich gegenüber dem "Teckboten".
Zugleich stiegen die Kosten immer mehr in die Höhe. Neben Versicherungskosten in Höhe von 30.000 Euro pro Spieljahr sind dafür auch die Spielergehälter verantwortlich. In Kirchheim hat man sich den teursten Kader der Klubgeschichte gegönnt und zahlt zwischen 800 und 1.000 Euro pro Spitzenspieler in der fünftklassigen Oberliga.
Im "Teck-Bote" heißt es dazu: "Bleibt die Frage, warum man sich auf solche Gehaltsforderungen eingelassen hat, wenn man weiß, dass das dafür nötige Kleingeld fehlt. 'Zum Zeitpunkt der Vertragsverhandlungen war die Etatlücke in dem Maße noch nicht erkennbar', betont Geschäftsführer Walter Rau, der den Vorwurf des Missmanagements nicht gelten lassen will. 'Es ist alles nach bestem Wissen und Gewissen abgelaufen.' Den einzigen Vorwurf, den sich der Geschäftsführer selbst macht, ist der einer zu knapp kalkulierten Planung. 'Auf den Sponsorenrückzug waren wir nicht vorbereitet.'
Wie es weitergeht, ist derzeit offen. Ein sofortiger Rückzug aus der Oberliga wird diskutiert. WFV-Verbandssprecher Proksch: „In dem Fall stünde Kirchheim als erster Absteiger fest und müsste in der Saison 2012/13 in der Verbandsliga antreten, sofern sie eine Mannschaft melden können“. Dieses Szenario soll aber durch eine drastische Sparpolitik verhindert werden, die, im Erfolgsfalle, vermutlich zum sportlichen und damit "sanften" Abstieg führen würde.
http://www.teckbote.de/nachrichten/sport_artikel,-Blaue-schreiben-rote-Zahlen-_arid,68429.html
Die erste kam aus dem schönen Lotte, wo man fröhlich facebookte: "Aus der SOLARTECHNICS-Arena wird ab sofort die connectM-Arena". Die zweite erreichte man über die Bud-Spencer-Stadt Schwäbisch Gmünd (Danke und Gruß!) und beschäftigte sich mit dem VfL Kirchheim/Teck. Der steht nämlich kurz vor dem Aus.
Die Lotter Jubelnachricht lasse ich mal unkommentiert. In ein paar Jahren wird sich eh niemand mehr daran erinnern können, wie der örtliche Fußballtempel im Juli 2011 gerade mal hieß.
In Kirchheim hingegen mag man sich in ein paar Jahren sehr wohl noch an den Sommer 2011 erinnern. Es steht nämlich nicht gut um die Fußballsektion des langjährigen Oberligisten. Nun ist der wahrlich nie ein Zuschauermagnet gewesen und hat auch nicht die wirklich dicken Einträge in der Fußballhistorie hinterlassen, steht aber dennoch einerseits für die dramatische Entwicklung im hochklassigen Amateurfußball als auch für regionale Fußballtradition.
Der heutigen Ausgabe der örtlichen Postille "Der Teckbote" zufolge sind die Finanzen der VfL-Oberligafußballer in einer gefährlichen Schieflage. "Wie die Gesamtvereinsvorsitzende Doris Imrich gestern bestätigte, klafft im Oberliga-Etat eine Lücke von mindestens 100 000 Euro. Sollte diese nicht geschlossen werden, droht der Rückzug aus der Oberliga. Hintergrund sind offenbar weggebrochene Sponsoreneinnahmen, die der Verein nicht kompensieren kann", schrieb das Blatt.
Die Spieler der "Blauen" wurden bereits informiert und sind vom VfL freigestellt worden, damit sie sich bis zum 31. August einen neuen Verein suchen können. Nach Vereinsangaben fehlen im Etat mindestens 100.000 Euro. Insider schätzen die Summe noch höher ein. „So können wir es uns nicht leisten, in der Oberliga zu spielen“, wird Vorsitzende Doris Imrich zitiert.
Hintergrund der akuten Finanzkrise sind ausgebliebene Sponsorengelder. Schon der Etat der abgelaufenen Saison basierte offenbar teilweise auf Zusagen, die nicht erfüllt wurden. Die Geldgeber wenden sich verstärkt vom VfL ab, weil dessen Attraktivität nicht mehr gewährleistet ist und ein zu geringer Mehrwert erzielt wird. In der Saison 2010/11 verbuchte der VfL bei einem Mittwochabendspiel die Minuskulisse von 54 zahlenden Zuschauern. „Das Produkt Oberliga wird in Kirchheim offensichtlich nicht mehr gewünscht“, mutmaßt Klubchefin Doris Imrich gegenüber dem "Teckboten".
Zugleich stiegen die Kosten immer mehr in die Höhe. Neben Versicherungskosten in Höhe von 30.000 Euro pro Spieljahr sind dafür auch die Spielergehälter verantwortlich. In Kirchheim hat man sich den teursten Kader der Klubgeschichte gegönnt und zahlt zwischen 800 und 1.000 Euro pro Spitzenspieler in der fünftklassigen Oberliga.
Im "Teck-Bote" heißt es dazu: "Bleibt die Frage, warum man sich auf solche Gehaltsforderungen eingelassen hat, wenn man weiß, dass das dafür nötige Kleingeld fehlt. 'Zum Zeitpunkt der Vertragsverhandlungen war die Etatlücke in dem Maße noch nicht erkennbar', betont Geschäftsführer Walter Rau, der den Vorwurf des Missmanagements nicht gelten lassen will. 'Es ist alles nach bestem Wissen und Gewissen abgelaufen.' Den einzigen Vorwurf, den sich der Geschäftsführer selbst macht, ist der einer zu knapp kalkulierten Planung. 'Auf den Sponsorenrückzug waren wir nicht vorbereitet.'
Wie es weitergeht, ist derzeit offen. Ein sofortiger Rückzug aus der Oberliga wird diskutiert. WFV-Verbandssprecher Proksch: „In dem Fall stünde Kirchheim als erster Absteiger fest und müsste in der Saison 2012/13 in der Verbandsliga antreten, sofern sie eine Mannschaft melden können“. Dieses Szenario soll aber durch eine drastische Sparpolitik verhindert werden, die, im Erfolgsfalle, vermutlich zum sportlichen und damit "sanften" Abstieg führen würde.
http://www.teckbote.de/nachrichten/sport_artikel,-Blaue-schreiben-rote-Zahlen-_arid,68429.html
Montag, 25. Juli 2011
Gescheiterte Höhenflüge: VfB Süsterfeld
VfB Süsterfeld? Sagt sicherlich nicht jedem etwas. Der Kassler Stadtteilverein kickte von 2004 bis 2010 in der Landesliga Hessen-Nord und damit der zweithöchsten Amateurklasse Hessens. Ab 2008 machten die Rot-Schwarzen durch einige gewagte Pläne auf sich aufmerksam und liefen zuletzt mit Ex-Profi Karsten Hutwelker als Spielertrainer auf.
Damit war im Sommer 2010 schlagartig Schluss. Sportlich den Aufstieg in die Hessenliga feiernd, musste der Klub seinerzeit als frisch gebackener Landesligameister aus dem Spielbetrieb ausscheiden. Zunächst gab es Hoffnungen, in der Kreisoberliga weiter zu machen, die jedoch zerstoben, als der Verein im Dezember im Insolvenzverfahren mangels Masse liquidiert wurde.
Hintergrund waren finanzielle Probleme, die nach dem Rückzug von Hauptsponsor Mehmet E. Göker bzw. dessen insolventen Unternehmen MEG entstanden waren. VfB-Pressesprecher Frank Dietrich hatte im Juli 2010 gegenüber der "Fuldaer Zeitung" die "Verbindlichkeiten auf 70 000 Euro" geschätzt. "Wenn man aber die noch ausstehenden Spielergehälter der letzten Monate mit drauf packt, kann man wohl getrost noch eine Zwei davor setzen“.
Göker bzw. MEG hatten Großes vor mit dem kleinen VfB, der dem KSV Hessen den Rang ablaufen sollten und in dessen Umfeld tatsächlich das Wort "Bundesliga" kursierte. Nach dem Aus war den Süsterfeldern der Spott der nordhessischen Fußballgemeinde entsprechend sicher.
Hans-Hubertus Braune schrieb beispielsweise in einem Kommentar für die HNA:
Nach dem Scheitern im Insolvenzverfahren verschwand der Klub schließlich im Dezember 2010 vollends von der Bildfläche. Zu den Hintergründen schrieb die HNA damals:
http://www.hna.de/nachrichten/stadt-kassel/kassel/nach-meg-pleite-suesterfeld-insolvenz-abgelehnt-ermittlungsverfahren-gegen-ex-vereinsspitze-1050868.html
Damit war im Sommer 2010 schlagartig Schluss. Sportlich den Aufstieg in die Hessenliga feiernd, musste der Klub seinerzeit als frisch gebackener Landesligameister aus dem Spielbetrieb ausscheiden. Zunächst gab es Hoffnungen, in der Kreisoberliga weiter zu machen, die jedoch zerstoben, als der Verein im Dezember im Insolvenzverfahren mangels Masse liquidiert wurde.
Hintergrund waren finanzielle Probleme, die nach dem Rückzug von Hauptsponsor Mehmet E. Göker bzw. dessen insolventen Unternehmen MEG entstanden waren. VfB-Pressesprecher Frank Dietrich hatte im Juli 2010 gegenüber der "Fuldaer Zeitung" die "Verbindlichkeiten auf 70 000 Euro" geschätzt. "Wenn man aber die noch ausstehenden Spielergehälter der letzten Monate mit drauf packt, kann man wohl getrost noch eine Zwei davor setzen“.
Göker bzw. MEG hatten Großes vor mit dem kleinen VfB, der dem KSV Hessen den Rang ablaufen sollten und in dessen Umfeld tatsächlich das Wort "Bundesliga" kursierte. Nach dem Aus war den Süsterfeldern der Spott der nordhessischen Fußballgemeinde entsprechend sicher.
Hans-Hubertus Braune schrieb beispielsweise in einem Kommentar für die HNA:
So mancher Traditionsverein in Nord- und Osthessen wird über den VfB Süsterfeld schmunzeln. Da kommt ein angeblich "millionenschwerer" Hauptsponsor mit Ferrari-Fuhrpark und allem drum und dran daher und will den kleinen Stadtteilverein aus Kassel-Süsterfeld in die höheren Ligen des Fußballs hieven. Ehemalige Bundesligaprofis wurden angeheuert, viel Geld für einen Trainer vom Rang eines Karsten Hutwelkers ausgegeben und sogar der Name "Ailton" kreiste im Dunst des Verbandsliga-Spitzenreiters. Alt eingessenen Vereinen wollte man den Rang ablaufen, besonders den KSV Hessen Kassel hat Göker dem Vernehmen nach als seinen "Intimfeind" ausgemacht. Im letzten Herbst platzten zunächst die dubiosen Versicherungsgeschäfte von Mehmet E. Göker. MEG ist pleite und damit viele Arbeitsplätze betroffen. Göker war nicht nur Hauptsponsor, sondern gleichzeitig auch erster Vorsitzender des VfB Süsterfeld. Im Verein hatte er ein Netz aufgespannt. Dieses ist nun gerissen. Göker ist angeblich in der Türkei untergetaucht. Die Scherben haben nun die treuen Vereinsleute und ehrenamtlichen Helfer des VfB Süsterfeld aufzukehren: Pleite und den Ruf ruiniert.
Das Positive ist, dass solche Schnellschussmethoden eben nicht funktionieren. Lieber auf dem Boden der Realität bleiben, eine solide Vereinsarbeit auf gesunden Füßen betreiben und dann eben ein, zwei Klassen tiefer spielen. Vernünftiges sportliches und kaufmännisches Denken bringt langfristig gesehen den Erfolg, der sich dann auch mit gutem Gewissen genießen lässt.
Nach dem Scheitern im Insolvenzverfahren verschwand der Klub schließlich im Dezember 2010 vollends von der Bildfläche. Zu den Hintergründen schrieb die HNA damals:
http://www.hna.de/nachrichten/stadt-kassel/kassel/nach-meg-pleite-suesterfeld-insolvenz-abgelehnt-ermittlungsverfahren-gegen-ex-vereinsspitze-1050868.html
Samstag, 23. Juli 2011
München, der TSV 1860 und "moderner Fußball"
Heute wenig Worte von mir, statt dessen viele und auch eindringliche Worte von der Münchner Löwen-Fangruppe Cosa Nostra.
Die veröffentliche auf ihrer Homepage (http://unsere-sache.de/) folgende Erklärung:
Die veröffentliche auf ihrer Homepage (http://unsere-sache.de/) folgende Erklärung:
Mit dieser Erklärung verkünden wir den Rückzug unserer Gruppe „Cosa Nostra 1860“ aus dem aktiven Kurvengeschehen.
Die „HAM Internation Ltd.“ in Person von Hassan Abdullah Mohamed Ismaik besitzt nun 60% der „TSV München von 1860 GmbH & Co KGaA“, in welche die Profi, Amateur und A-Jugendmannschaft des TSV München von 1860 e.V. ausgegliedert sind. 49% der Anteile sind zum aktuellen Zeitpunkt stimmberechtigt.
Die Konsequenzen des Investoreneinstiegs wurden in unserer Gruppe monatelang und sehr kontrovers diskutiert. Ein Ziel jedoch stand bei allen Diskussionen im Vordergrund:
Die Cosa Nostra 1860 muss mit ihren Mitgliedern weiterbestehen.
Der Zusammenhalt, die Liebe zu den Löwen und die unzähligen Erlebnisse mit dem TSV 1860 schweißen zusammen. Am Ende stand dann der bittere Entschluss, dass die Art und Weise wie wir bisher unser Fandasein ausgelebt haben nicht weitergeführt werden kann.
Es ist mit unserem Verständnis von Fußball und Fandasein schlicht und einfach nicht vereinbar, dieses Konstrukt mit Stimmung und choreographischen Elementen zu bedienen.
Diese Entscheidung wog schwer, denn sie war die härteste unserer bisher 10 jährigen Gruppengeschichte. Der TSV München von 1860 ist nun de facto in der Hand eines vereinsfremden Dritten. Man ist in der Geschäftsstelle nicht mehr der Herr im Haus. „Wer zoit schafft o“, das gilt auch und vor allem beim TSV 1860. So sind die offiziellen Mehrheitsverhältnisse lediglich Makulatur. Unsere Kämpfe für ein eigenes Stadion, für eine durch die Vereinsführung gelebte Identität, sowie für die Stellung der Fans im Verein sehen wir nun schlicht und ergreifend als verloren an. Bereits in der Vergangenheit hatten uns zu viele Schicksalsschläge ereilt: Allen voran der Bau der WM-Arena gemeinsam mit dem verhassten Lokalrivalen und dem Verkauf deren Anteile nach nur einem Jahr.
Wir stellen unsere Aktivitäten in der Nordkurve ein und werden uns im Mittelrang einfinden. Auswärtsspiele werden wir weiterhin sichtbar als Gruppe für Stadt und Verein besuchen, jedoch in einem anderen Ausmaß.
Die Führungsrolle der Kurve übergeben wir in Einvernehmen an die Giasinga Buam. Wir werden Ihnen dabei beratend und unterstützend zur Seite stehen und vertrauen ihnen, dass sie unsere Werte weitertragen und den Kampf für einen freien TSV 1860 München nicht aufgeben werden!
Wir möchten allen Löwenfans danken die uns die letzten Jahre egal in welcher Form unterstützt haben und die ein Teil von unvergesslichen Augenblicken unseres Lebens sind.
Cosa Nostra 1860 im Juli 2011
Freitag, 22. Juli 2011
Fußball zwischen Cloppenburg und München
Ich weiß ja, dass ich ein konservativer alter Knochen bin, der naiv und störrisch an gewohnten Dingen festhält. Vor allem beim Fußball, wo mich die eine oder andere Entwicklung vor allem in den beiden Profiligen zunehmend traurig stimmt.
Nun erreicht sie zunehmend auch den unterklassigen Bereich. So war ich im letzten Spieljahr in der wahrlich nicht immer brodelnden Fußballhochburg Holtensen (bei Göttingen) auf einem Sportplatz zu Gast, der "McClean-Arena" hieß, und der weder wirklich sauber noch eine Arena war.
Im niedersächischen Cloppenburg, dank eines Geflügelwurstfabrikanten schon in den 90er Jahren ein Vorreiter in Sachen "moderner Fußball", hat man nun einen neuen Namensgeber für seine Spielstätte an der Friesoyther Straße gefunden. Und natürlich klingt das alles nach ganz großem Fußball. "TimePartner-Arena" heißt der Cloppenburger Hexenkessel von nun an - modern Neudeutsch mit KleinGroß-Schreibung im Namen, aber unerklärlicherweise noch mit einem altertümlichen Bindestrich. Liebe Cloppenburger, lasst Euch sagen: Bindestriche sind total uncool!
In der dazugehörigen Pressemeldung, entnommen "nordwestsport.de", heißt es: "Ulla Witte von der Cloppenburger Niederlassung des zu den größten deutschen Personaldienstleistern zählenden Unternehmens besiegelte die Zusammenarbeit gemeinsam mit den BVC-Bossen, Geschäftsführer Herbert Schröder, sowie den Trainern Tanja Schulte und Jörg-Uwe Klütz." BVC-Geschäftsführer Schröder schwärmte derweil: "Die Firma TimePartner wird die Darstellung des Stadions übermnehmen. Wir sind als Verein froh, ein vor Ort ansässiges, solides Unternehmen für uns gewonnen zu haben". Schlussendlich noch der informative Nachsatz, dass "sich der BVC damit in guter Gesellschaft befindet. Schließlich zählt das Unternehmen TimePartner auch zu den Sponsoren des deutschen Meisters Borussia Dortmund."
Natürlich, der hochklassige Amateurfußball steckt in der Zwickmühle. Gelder müssen generiert werden, damit auch in der 5. Liga Millionenetats aufgestellt werden können, und wenn eine Firma für den Stadionnamen zahlen will, dann ist das sicherlich aus Vereinssicht eine gute Gelegenheit. Mit dem Insolvenzticker habe ich ja in diesem Blog ein leider viel zu häufig zum Einsatz kommendes Medium, das von den wachsenden Finanzierungsproblemen im Bereich dritte bis sechste Liga kündet. Ob nun allerdings der völlig Ausverkauf von "Werten" zur nachhaltigen Rettung des Fußballs auf dieser Ebene beitragen wird, wage ich zu bezweifeln.
Aber vielleicht bin ich ja wirklich nur ein alter, konservativer Knochen mit naivem Weltbild.
Wo es im modernen Fußball hingeht, zeigt derweil das Beispiel München 1860. Da möchte ich an dieser Stelle gar nicht erst groß drauf eingehen, denn die Kollegen vom Spiegel haben die Story um die Löwen sehr schön zusammengefasst:
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,775494,00.html
Nun erreicht sie zunehmend auch den unterklassigen Bereich. So war ich im letzten Spieljahr in der wahrlich nicht immer brodelnden Fußballhochburg Holtensen (bei Göttingen) auf einem Sportplatz zu Gast, der "McClean-Arena" hieß, und der weder wirklich sauber noch eine Arena war.
Im niedersächischen Cloppenburg, dank eines Geflügelwurstfabrikanten schon in den 90er Jahren ein Vorreiter in Sachen "moderner Fußball", hat man nun einen neuen Namensgeber für seine Spielstätte an der Friesoyther Straße gefunden. Und natürlich klingt das alles nach ganz großem Fußball. "TimePartner-Arena" heißt der Cloppenburger Hexenkessel von nun an - modern Neudeutsch mit KleinGroß-Schreibung im Namen, aber unerklärlicherweise noch mit einem altertümlichen Bindestrich. Liebe Cloppenburger, lasst Euch sagen: Bindestriche sind total uncool!
In der dazugehörigen Pressemeldung, entnommen "nordwestsport.de", heißt es: "Ulla Witte von der Cloppenburger Niederlassung des zu den größten deutschen Personaldienstleistern zählenden Unternehmens besiegelte die Zusammenarbeit gemeinsam mit den BVC-Bossen, Geschäftsführer Herbert Schröder, sowie den Trainern Tanja Schulte und Jörg-Uwe Klütz." BVC-Geschäftsführer Schröder schwärmte derweil: "Die Firma TimePartner wird die Darstellung des Stadions übermnehmen. Wir sind als Verein froh, ein vor Ort ansässiges, solides Unternehmen für uns gewonnen zu haben". Schlussendlich noch der informative Nachsatz, dass "sich der BVC damit in guter Gesellschaft befindet. Schließlich zählt das Unternehmen TimePartner auch zu den Sponsoren des deutschen Meisters Borussia Dortmund."
Natürlich, der hochklassige Amateurfußball steckt in der Zwickmühle. Gelder müssen generiert werden, damit auch in der 5. Liga Millionenetats aufgestellt werden können, und wenn eine Firma für den Stadionnamen zahlen will, dann ist das sicherlich aus Vereinssicht eine gute Gelegenheit. Mit dem Insolvenzticker habe ich ja in diesem Blog ein leider viel zu häufig zum Einsatz kommendes Medium, das von den wachsenden Finanzierungsproblemen im Bereich dritte bis sechste Liga kündet. Ob nun allerdings der völlig Ausverkauf von "Werten" zur nachhaltigen Rettung des Fußballs auf dieser Ebene beitragen wird, wage ich zu bezweifeln.
Aber vielleicht bin ich ja wirklich nur ein alter, konservativer Knochen mit naivem Weltbild.
Wo es im modernen Fußball hingeht, zeigt derweil das Beispiel München 1860. Da möchte ich an dieser Stelle gar nicht erst groß drauf eingehen, denn die Kollegen vom Spiegel haben die Story um die Löwen sehr schön zusammengefasst:
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,775494,00.html
Donnerstag, 21. Juli 2011
Racing Strasbourg - eine Chronik der Trauer
In den letzten Wochen habe ich ja mehrfach über den bedauernswerten Niedergang von Racing Strasbourg berichtet. Dabei die Übersicht zu bewahren, fiel mitunter nicht leicht. Für die Fuwo Berlin habe ich nun einen Artikel verfasst, der die Geschehnisse um Racing, das nun doch in der CFA (5. Liga) antreten kann, zusammenfasst.
Beim französischen Meister von 1979 Racing Straßburg gehen die Lichter aus. Die seit Jahren anhaltenden Querelen um den 2010 in die Drittklassigkeit abgestürzten Verein eskalierten zuletzt in der Lizenzverweigerung für die 3. Liga. Nun droht dem lange Zeit einzigen Profiklub im Elsass gar die Auflösung.
Racings existenzbedrohende Krise ist ein mahnendes Beispiel für die Gepflogenheiten im investorengesteuerten Fußball. 2009 veräußerte der damalige Racing-Hauptaktionär Philippe Ginestet, dessen Engagement vor allem vom erhofften Bau eines neuen Stadions gespeist gewesen war, seine Anteile an den britischen Finanzspekulanten Alain Fontenla. Der wiederum holte das britische Konsortium „Carousel Finance“ ins Racing-Boot, dessen Hauptaktionär der in London lebende französische Geschäftsmann Jafar Hilali war. Hilali lenkte fortan die Geschäfte der Racing-Fußballer und schaffte es mit zahlreichen umstrittenen Entscheidungen, binnen kurzem zur persona non grata unter den Racing-Fans aufzusteigen.
Im Verlauf der Saison 2009/10 zerbrach der Klub unter seinen internen Spannungen. Binnen neun Wochen wurde fünfmal der Präsident gewechselt, kamen die Alltagsgeschäfte nahezu zum Erliegen, taumelte Racing sportlich ungebremst in die dritte Liga. Bemühungen, den Niedergang zu stoppen, wurden derweil von den Mehrheitsaktionären Fontenla und Hilali torpediert. So verlief der Versuch einer Gruppe lokaler Unternehmer, die Mehrheitsanteile zu übernehmen und die Kontrolle über den Verein zurückzugewinnen, im Sande. Straßburgs Lokalpresse urteilte seinerzeit: „Mit unglaublicher Arroganz führte Fontela das elsässische Establishment in diesen ‚Verhandlungen’ am Nasenring durch die Manege, wobei bis heute noch nicht einmal klar ist, ob der junge Mann tatsächlich auf eigene Rechnung oder im Auftrag Dritter handelt. Mal auf Mal desavouiert er die Straßburger Stadtspitze, die elsässischen Investoren und letztlich auch die Fans des Vereins.“
Nach dem Abstieg in die 3. Liga verschärfte sich die Talfahrt. Die Lizenz für die Saison 2010/11 erhielt Racing erst im Gnadengesuch, woraufhin der neue Trainer Laurent Fournier mit einem Notkader in die erste Drittligaspielzeit der Klubgeschichte gehen musste. Fournier gelang dennoch ein kleines Wunder, dem allerdings das Happy-end fehlte, da Racing als Vierter knapp die Rückkehr in Liga 2 verpasste.
Zwischenzeitlich hatte Jafar Hilali auch Fontenlas Anteile übernommen und war selbst Präsident der Racing-Fußballer geworden. Ins Stadion gehen konnte der eigenwillige Geschäftsmann zu jenem Zeitpunkt längst nicht mehr. Angesichts der aufgebrachten Fans vermochte niemand für seine Sicherheit bürgen. Potenzielle Käufer schreckte er derweil mit einer absurden 10 Mio.-Euro-Forderung für den Krisenklub ab.
Nach dem verpassten Aufstieg gab Hilali eigenmächtig die Profilizenz zurück und versetzte Racing damit den Todesstoß. Erneut wurde den mit 20 Mio. Euro verschuldeten Elsässern die Lizenz für die 3. Liga verweigert, und diesmal blieb es auch im Gnadengesuch beim „Nein“. Der elsässische Investor Sébastian Graeff, der Hilalis Anteile für 1,6 Mio. Euro erwerben wollte, zog sein Angebot daraufhin zurück.
In einem letzten Coup trat Hilali den Klub für einen symbolischen Euro an den 32jährigen Informatiker Thomas Fritz ab, der aus Racing einen mitgliedergeführten Verein nach spanischem Vorbild machen wollte. Nach nur zwei Tage war auch Fritz Geschichte, hatte der Racing-Aufsichtsrat die Übernahme abgelehnt.
Nun droht im besten Fall die Rückstufung in die 5. Liga. Wahrscheinlicher ist jedoch die Auflösung. „Cette fois, c'est fini », orakelte die Regionalzeitung « L’Alsace » düster. „Diesmal ist es vorbei“.
Beim französischen Meister von 1979 Racing Straßburg gehen die Lichter aus. Die seit Jahren anhaltenden Querelen um den 2010 in die Drittklassigkeit abgestürzten Verein eskalierten zuletzt in der Lizenzverweigerung für die 3. Liga. Nun droht dem lange Zeit einzigen Profiklub im Elsass gar die Auflösung.
Racings existenzbedrohende Krise ist ein mahnendes Beispiel für die Gepflogenheiten im investorengesteuerten Fußball. 2009 veräußerte der damalige Racing-Hauptaktionär Philippe Ginestet, dessen Engagement vor allem vom erhofften Bau eines neuen Stadions gespeist gewesen war, seine Anteile an den britischen Finanzspekulanten Alain Fontenla. Der wiederum holte das britische Konsortium „Carousel Finance“ ins Racing-Boot, dessen Hauptaktionär der in London lebende französische Geschäftsmann Jafar Hilali war. Hilali lenkte fortan die Geschäfte der Racing-Fußballer und schaffte es mit zahlreichen umstrittenen Entscheidungen, binnen kurzem zur persona non grata unter den Racing-Fans aufzusteigen.
Im Verlauf der Saison 2009/10 zerbrach der Klub unter seinen internen Spannungen. Binnen neun Wochen wurde fünfmal der Präsident gewechselt, kamen die Alltagsgeschäfte nahezu zum Erliegen, taumelte Racing sportlich ungebremst in die dritte Liga. Bemühungen, den Niedergang zu stoppen, wurden derweil von den Mehrheitsaktionären Fontenla und Hilali torpediert. So verlief der Versuch einer Gruppe lokaler Unternehmer, die Mehrheitsanteile zu übernehmen und die Kontrolle über den Verein zurückzugewinnen, im Sande. Straßburgs Lokalpresse urteilte seinerzeit: „Mit unglaublicher Arroganz führte Fontela das elsässische Establishment in diesen ‚Verhandlungen’ am Nasenring durch die Manege, wobei bis heute noch nicht einmal klar ist, ob der junge Mann tatsächlich auf eigene Rechnung oder im Auftrag Dritter handelt. Mal auf Mal desavouiert er die Straßburger Stadtspitze, die elsässischen Investoren und letztlich auch die Fans des Vereins.“
Nach dem Abstieg in die 3. Liga verschärfte sich die Talfahrt. Die Lizenz für die Saison 2010/11 erhielt Racing erst im Gnadengesuch, woraufhin der neue Trainer Laurent Fournier mit einem Notkader in die erste Drittligaspielzeit der Klubgeschichte gehen musste. Fournier gelang dennoch ein kleines Wunder, dem allerdings das Happy-end fehlte, da Racing als Vierter knapp die Rückkehr in Liga 2 verpasste.
Zwischenzeitlich hatte Jafar Hilali auch Fontenlas Anteile übernommen und war selbst Präsident der Racing-Fußballer geworden. Ins Stadion gehen konnte der eigenwillige Geschäftsmann zu jenem Zeitpunkt längst nicht mehr. Angesichts der aufgebrachten Fans vermochte niemand für seine Sicherheit bürgen. Potenzielle Käufer schreckte er derweil mit einer absurden 10 Mio.-Euro-Forderung für den Krisenklub ab.
Nach dem verpassten Aufstieg gab Hilali eigenmächtig die Profilizenz zurück und versetzte Racing damit den Todesstoß. Erneut wurde den mit 20 Mio. Euro verschuldeten Elsässern die Lizenz für die 3. Liga verweigert, und diesmal blieb es auch im Gnadengesuch beim „Nein“. Der elsässische Investor Sébastian Graeff, der Hilalis Anteile für 1,6 Mio. Euro erwerben wollte, zog sein Angebot daraufhin zurück.
In einem letzten Coup trat Hilali den Klub für einen symbolischen Euro an den 32jährigen Informatiker Thomas Fritz ab, der aus Racing einen mitgliedergeführten Verein nach spanischem Vorbild machen wollte. Nach nur zwei Tage war auch Fritz Geschichte, hatte der Racing-Aufsichtsrat die Übernahme abgelehnt.
Nun droht im besten Fall die Rückstufung in die 5. Liga. Wahrscheinlicher ist jedoch die Auflösung. „Cette fois, c'est fini », orakelte die Regionalzeitung « L’Alsace » düster. „Diesmal ist es vorbei“.
Mittwoch, 20. Juli 2011
Insolvenzticker: AS Cannes
Bittere Pille für den französischen Traditionsklub AS Cannes.
Die Lizenzbehörde DNCG hat dem Verein auch im zweiten Anlauf die Lizenz für die drittklassige "National" verweigert. Eigentlich hatte sich der ehemalige Erstligist für die in zwei Wochen beginnende Saison 2011/12 die Rückkehr in die 2. Liga zum Ziel gesetzt. Nun muss man in der viertklassigen CFA antreten - sofern dem bereits eingereichten Widerspruch beim CNOSF (Comité National Olympique Sportif Français) nicht im Gnadengesuch doch noch entsprochen wird.
2001 aus der 2. Liga abggestiegen, hatten die Rot-Weißen 2004 bereits die Profilizenz abgeben müssen. 1994/95 wurde in Cannes noch UEFA-Cup gespielt.
Erleichterung hingegen in Strasbourg. Der von der Auflösung bedrohte Klub Racing Strasbourg wurde in die viertklassige CFA eingestuft und wird zunächst am dortigen Spielbetrieb teilnehmen. Der Klub steht allerdings bis Ende August noch unter "Finanzbeobachtung".
Die Lizenzbehörde DNCG hat dem Verein auch im zweiten Anlauf die Lizenz für die drittklassige "National" verweigert. Eigentlich hatte sich der ehemalige Erstligist für die in zwei Wochen beginnende Saison 2011/12 die Rückkehr in die 2. Liga zum Ziel gesetzt. Nun muss man in der viertklassigen CFA antreten - sofern dem bereits eingereichten Widerspruch beim CNOSF (Comité National Olympique Sportif Français) nicht im Gnadengesuch doch noch entsprochen wird.
2001 aus der 2. Liga abggestiegen, hatten die Rot-Weißen 2004 bereits die Profilizenz abgeben müssen. 1994/95 wurde in Cannes noch UEFA-Cup gespielt.
Erleichterung hingegen in Strasbourg. Der von der Auflösung bedrohte Klub Racing Strasbourg wurde in die viertklassige CFA eingestuft und wird zunächst am dortigen Spielbetrieb teilnehmen. Der Klub steht allerdings bis Ende August noch unter "Finanzbeobachtung".
Montag, 18. Juli 2011
Insolvenzticker: Racing Strasbourg
Hoffnungsschimmer für Racing Strasbourg.
Bei der heutigen Verhandlung vor dem Gericht konnte die Auflösung des Vereins noch einmal abgewendet werden. Der Klub hat nun eine weitere Frist bis zum 22. August eingeräumt bekommen. In der Zwischenzeit soll ein vom Gericht einberufener Verwalter die wirtschaftliche Entwicklung beobachten und schließlich auch eine Entscheidung über das Schicksal des Vereins treffen.
Erster Schritt wird nun sein, die Zahl der Racing-Angestellten (derzeit 55) drastisch zu reduzieren. Der Spielerkader des Vereins ist bereits mehr oder weniger aufgelöst. Wo es für die Elsässer sportlich weitergeht, ist zur Stunde noch nicht klar.
Bei der heutigen Verhandlung vor dem Gericht konnte die Auflösung des Vereins noch einmal abgewendet werden. Der Klub hat nun eine weitere Frist bis zum 22. August eingeräumt bekommen. In der Zwischenzeit soll ein vom Gericht einberufener Verwalter die wirtschaftliche Entwicklung beobachten und schließlich auch eine Entscheidung über das Schicksal des Vereins treffen.
Erster Schritt wird nun sein, die Zahl der Racing-Angestellten (derzeit 55) drastisch zu reduzieren. Der Spielerkader des Vereins ist bereits mehr oder weniger aufgelöst. Wo es für die Elsässer sportlich weitergeht, ist zur Stunde noch nicht klar.
Pressebericht zu "Weil wir Riesen sind"
Die Lokalpostille "Göttinger Tageblatt" hat tatsächlich etwas Platz gefunden und über unsere "Riesen"-Lesung am vergangenen Freitag berichtet!
http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Sport/Regionaler-Sport/Groesster-Fussballverein-zwischen-Mailand-und-Etzenborn
http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Sport/Regionaler-Sport/Groesster-Fussballverein-zwischen-Mailand-und-Etzenborn
Montagsmaler: Ultra Nippon!
War das ein feines Fußballfest gestern Abend! Ich war lange nicht mehr so gefesselt von einem Fußballspiel wie beim Duell zwischen den USA und Japan. Und ich hatte lange nicht mehr so ein großes Problem, mich für eine Mannschaft zu entscheiden und "parteiisch" zu sein. Wirklich schade, dass ein Team schlussendlich verlieren musste.
So wahnsinnig viel von der Frauen-WM habe ich nicht gesehen. Das, was ich gesehen habe, war jedoch bemerkenswert. Häufig empfand ich das Gesehene als deutlich ehrlicheren Fußball als den, den wir 2010 von den Männern in Südafrika serviert bekamen. Und wenn man die beiden Endspiele 2010 und 2011 miteinander vergleicht, nun...
Besonders erfrischend empfang ich den unterschiedlichen Umgang der Spielerinnen mit dem "Ereignis" Finale. Kein bisschen Macho-Gehabe. Statt dessen Freude/Trauer, die sehr ehrlich rüberkam. Nicht das ständige Gesuche nach der nächsten TV-Kamera, in die man irgendwelche Obszönitäten brüllen oder irgendwelche T-Shirt-Slogans zeigen kann. Statt dessen gemeinsame Freude innerhalb der Mannschaft. Das hat mir Japan sympathisch gemacht, das hat mir aber auch die USA sympathisch gemacht.
Weniger gelungen fand ich die Kommentierung nach dem Spiel. Dass sich der ARD-Mensch dazu hinreißen ließ, die Pfiffe gegen Blatter zu bedauern und er meinte "ich hatte gehofft, die Zuschauer übersehen ihn", halte ich für bedenklich. Es ist gerade einmal ein paar Wochen her, als Blatter seine Allmacht und Weltfremdheit demonstrierte und sich die gesamte Fußballwelt aufregte. Und nun soll brav geklatscht werden, weil das "schöne Fußballfest" nicht leiden darf? Schön zur Tagesordnung übergehen und 2022 nach Katar fliegen?
Ähnlich der Umgang mit dem Dopingskandal. Es ist ja "nur" Nordkorea. Logisch. Steinzeitkommunismus. Geht ja gar nicht anders. Und die FIFA hat ja ohnehin alles aufgedeckt. Also ist der Fußball sauber - bis auf Nordkorea eben. Auch hier Übergang zur Tagesordnung. Während zeitgleich bei der Tour de France in jedem Artikel/Beitrag unweigerlich das Wort "Doping" auftaucht, obwohl die Durchschnittsgeschwindigkeit in diesem Jahr deutlich geringer ist als zu Hochzeiten des Dopings, das, das sei ja völlig unbestritten, den Radsport kaputt macht (und das zweifelsohne auch heute noch stattfindet). Für mich ist der Fußball eine tickende Dopingzeitbombe. Irgendwann wird sie hochgehen. Und dann wird die Explosion nicht nur in Nordkorea zu hören sein.
Aber noch mal zur Frauen-WM. Frankreichs Trainer Bini meckerte über das Sinsheimer Publikum und bezeichnete es als "Männerfußball-Publikum". Mal abgesehen davon, dass sich das Hoffenheimer Neupublikum damit ein Lob erwarb, über das man sicher auch noch streiten darf - was ist denn bitte ein "Frauenfußball-Publikum"? Brav La-Olas durch die Arena rauschen lassen, bloß keine umstrittenen Funktionäre auspfeifen (oder Schauspielerinnen wie Marta), lieb und nett die Catering-Angebote in den multifunktionalen "FIFA-WM-Arenen" konsumieren und ansonsten hübsch aussehen etwa?
Ich bin vermutlich nicht alleine mit meiner Befürchtung, dass das der Trend für die kommenden Jahre im "Eventfußball" sein wird. Die Vorfälle/Diskussion um Manuel Neuer in München belegen das ebenso wie die Aussprechung von 56 Stadionverboten in Kiel, wo die KSV Holstein auf der Suche nach einem konsumfreudigen und pflegeleichten Publikum kurzerhand jeden kreativen Geist mit dem Label "Gewalttäter" versieht und ihn vorsorglich aussperrt.
Schöne Woche!
So wahnsinnig viel von der Frauen-WM habe ich nicht gesehen. Das, was ich gesehen habe, war jedoch bemerkenswert. Häufig empfand ich das Gesehene als deutlich ehrlicheren Fußball als den, den wir 2010 von den Männern in Südafrika serviert bekamen. Und wenn man die beiden Endspiele 2010 und 2011 miteinander vergleicht, nun...
Besonders erfrischend empfang ich den unterschiedlichen Umgang der Spielerinnen mit dem "Ereignis" Finale. Kein bisschen Macho-Gehabe. Statt dessen Freude/Trauer, die sehr ehrlich rüberkam. Nicht das ständige Gesuche nach der nächsten TV-Kamera, in die man irgendwelche Obszönitäten brüllen oder irgendwelche T-Shirt-Slogans zeigen kann. Statt dessen gemeinsame Freude innerhalb der Mannschaft. Das hat mir Japan sympathisch gemacht, das hat mir aber auch die USA sympathisch gemacht.
Weniger gelungen fand ich die Kommentierung nach dem Spiel. Dass sich der ARD-Mensch dazu hinreißen ließ, die Pfiffe gegen Blatter zu bedauern und er meinte "ich hatte gehofft, die Zuschauer übersehen ihn", halte ich für bedenklich. Es ist gerade einmal ein paar Wochen her, als Blatter seine Allmacht und Weltfremdheit demonstrierte und sich die gesamte Fußballwelt aufregte. Und nun soll brav geklatscht werden, weil das "schöne Fußballfest" nicht leiden darf? Schön zur Tagesordnung übergehen und 2022 nach Katar fliegen?
Ähnlich der Umgang mit dem Dopingskandal. Es ist ja "nur" Nordkorea. Logisch. Steinzeitkommunismus. Geht ja gar nicht anders. Und die FIFA hat ja ohnehin alles aufgedeckt. Also ist der Fußball sauber - bis auf Nordkorea eben. Auch hier Übergang zur Tagesordnung. Während zeitgleich bei der Tour de France in jedem Artikel/Beitrag unweigerlich das Wort "Doping" auftaucht, obwohl die Durchschnittsgeschwindigkeit in diesem Jahr deutlich geringer ist als zu Hochzeiten des Dopings, das, das sei ja völlig unbestritten, den Radsport kaputt macht (und das zweifelsohne auch heute noch stattfindet). Für mich ist der Fußball eine tickende Dopingzeitbombe. Irgendwann wird sie hochgehen. Und dann wird die Explosion nicht nur in Nordkorea zu hören sein.
Aber noch mal zur Frauen-WM. Frankreichs Trainer Bini meckerte über das Sinsheimer Publikum und bezeichnete es als "Männerfußball-Publikum". Mal abgesehen davon, dass sich das Hoffenheimer Neupublikum damit ein Lob erwarb, über das man sicher auch noch streiten darf - was ist denn bitte ein "Frauenfußball-Publikum"? Brav La-Olas durch die Arena rauschen lassen, bloß keine umstrittenen Funktionäre auspfeifen (oder Schauspielerinnen wie Marta), lieb und nett die Catering-Angebote in den multifunktionalen "FIFA-WM-Arenen" konsumieren und ansonsten hübsch aussehen etwa?
Ich bin vermutlich nicht alleine mit meiner Befürchtung, dass das der Trend für die kommenden Jahre im "Eventfußball" sein wird. Die Vorfälle/Diskussion um Manuel Neuer in München belegen das ebenso wie die Aussprechung von 56 Stadionverboten in Kiel, wo die KSV Holstein auf der Suche nach einem konsumfreudigen und pflegeleichten Publikum kurzerhand jeden kreativen Geist mit dem Label "Gewalttäter" versieht und ihn vorsorglich aussperrt.
Schöne Woche!
Freitag, 15. Juli 2011
Insolvenzticker: RBC Roosendaal
Nicht nur in Deutschland, Frankreich und England fallen immer mehr Klubs den wirtschaftlichen Umständen zum Opfer.
In den Niederlanden musste sich nach Traditionsklub Haarlem nun mit RBC Roosendaal ein weiterer Profiverein verabschieden.
Die Orange-Blauen aus der Provinz Nordbrabant beendeten die Saison 2010/11 auf dem 17. Platz der 1. Division. Nach Saisonende meldete der Verein Insolvenz an und schied damit aus dem Profifußball der Niederlande aus. Doch den Klub erwischte es noch ärger, denn einen Tag vor Ablauf der Anmeldefrist für die höchste Amateurklasse "Hoofdklasse" musste der mit 1,6 Mio. Euro verschuldete Verein am 14. Juni 2011 aus Mangel an Masse aufgelöst werden. Ein Nachfolgeverein ist bislang nicht gebildet worden.
RBC war seit 1983 im Profifußball dabei und erreichte 1986 das Pokalfinale, das mit 0:3 gegen Ajax verloren ging. 2001 gelang unter Trainer Robert Maaskant der Sprung in die Ehrendivision, aus der man jedoch nach nur einem Jahr wieder abstieg. 2002 glückte die Rückkehr, und diesmal war RBC bis 2006 im Oberhaus dabei.
In den Niederlanden musste sich nach Traditionsklub Haarlem nun mit RBC Roosendaal ein weiterer Profiverein verabschieden.
Die Orange-Blauen aus der Provinz Nordbrabant beendeten die Saison 2010/11 auf dem 17. Platz der 1. Division. Nach Saisonende meldete der Verein Insolvenz an und schied damit aus dem Profifußball der Niederlande aus. Doch den Klub erwischte es noch ärger, denn einen Tag vor Ablauf der Anmeldefrist für die höchste Amateurklasse "Hoofdklasse" musste der mit 1,6 Mio. Euro verschuldete Verein am 14. Juni 2011 aus Mangel an Masse aufgelöst werden. Ein Nachfolgeverein ist bislang nicht gebildet worden.
RBC war seit 1983 im Profifußball dabei und erreichte 1986 das Pokalfinale, das mit 0:3 gegen Ajax verloren ging. 2001 gelang unter Trainer Robert Maaskant der Sprung in die Ehrendivision, aus der man jedoch nach nur einem Jahr wieder abstieg. 2002 glückte die Rückkehr, und diesmal war RBC bis 2006 im Oberhaus dabei.
Donnerstag, 14. Juli 2011
Insolvenzticker: SpVgg Erkenschwick
Der westfälische Verbandsligist SpVgg Erkenschwick steht zwei Wochen vor dem Saisonstart 2011/12 vor schweren finanziellen Problemen. Nach Aussage des Fachblattes "Reviersport" droht dem früheren Zweitbundesligisten sogar ein Insolvenzverfahren.
Die in der abgelaufenen Saison aus der NRW-Liga abgestiegene SpVgg steckt bereits seit vielen Jahren in finanziellen Schwierigkeiten und hatte schon 2008 Insolvenz anmelden müssen. Trotz positivem Ausgang war dem Klub 2010 zunächst wegen "unzureichender wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit" die Lizenz für die NRW-Liga verweigert worden. Erst im Einspruchsverfahren hatte der FLVW den Rot-Schwarzen doch noch die Spielgenehmigung für die 5. Liga erteilt.
Im Verlauf der Saison, die mit dem Abstieg endete, blieb der Klub seinen Spielern "Reviersport" zufolge mehrere Gehälter schuldig. Nun soll zudem der geplante Saisonetat für die Spielzeit 2011/12 nicht gesichert sein. Zu den Ursachen schreibt "Reviersport": "Die Hintergründe sind vertrackt: In einem Rechtsstreit zwischen Hermann Silvers - dem kommissarischen Vorsitzenden der Spvgg., dem ehemaligen Sportlichen Leiter Klaus Bockhoff, Unternehmer Klaus Staffel, Ehrenpräsident Anton Stark und dem Beiratsmitglied Dr. Rainer Bassier wurde Silvers' Klage vor dem Recklinghäuser Amtsgericht abgewiesen. Gegenstand des Verfahrens waren Bürgschaftszahlungen, auf die Silvers das genannte Quartett verklagen wollte, die nun aber ausfallen. Laut einer Meldung der Stimberg Zeitung geht es um eine Summe von rund 30.000 Euro. Kommentieren wollten diesen Vorgang auf RS-Nachfrage aber weder Hermann Silvers noch Anton Stark."
Das Schicksal des Klubs wird sich in den nächsten zwei Wochen klären. Es ist davon auszugehen, dass die Spielvereinigung bzw. Hermann Silvers innerhalb dieser Zeit Widerspruch gegen die Abweisung der Klage einlegen werden. Sollte diesem nicht stattgegeben werden, stünde der Klub vor dem Aus. Die unsichere Situation beeinflusst auch die gegenwärtige Suche der Rot-Schwarzen nach einem Großsponsor, der sich unter diesen Umständen vermutlich nicht finden lassen wird.
Die in der abgelaufenen Saison aus der NRW-Liga abgestiegene SpVgg steckt bereits seit vielen Jahren in finanziellen Schwierigkeiten und hatte schon 2008 Insolvenz anmelden müssen. Trotz positivem Ausgang war dem Klub 2010 zunächst wegen "unzureichender wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit" die Lizenz für die NRW-Liga verweigert worden. Erst im Einspruchsverfahren hatte der FLVW den Rot-Schwarzen doch noch die Spielgenehmigung für die 5. Liga erteilt.
Im Verlauf der Saison, die mit dem Abstieg endete, blieb der Klub seinen Spielern "Reviersport" zufolge mehrere Gehälter schuldig. Nun soll zudem der geplante Saisonetat für die Spielzeit 2011/12 nicht gesichert sein. Zu den Ursachen schreibt "Reviersport": "Die Hintergründe sind vertrackt: In einem Rechtsstreit zwischen Hermann Silvers - dem kommissarischen Vorsitzenden der Spvgg., dem ehemaligen Sportlichen Leiter Klaus Bockhoff, Unternehmer Klaus Staffel, Ehrenpräsident Anton Stark und dem Beiratsmitglied Dr. Rainer Bassier wurde Silvers' Klage vor dem Recklinghäuser Amtsgericht abgewiesen. Gegenstand des Verfahrens waren Bürgschaftszahlungen, auf die Silvers das genannte Quartett verklagen wollte, die nun aber ausfallen. Laut einer Meldung der Stimberg Zeitung geht es um eine Summe von rund 30.000 Euro. Kommentieren wollten diesen Vorgang auf RS-Nachfrage aber weder Hermann Silvers noch Anton Stark."
Das Schicksal des Klubs wird sich in den nächsten zwei Wochen klären. Es ist davon auszugehen, dass die Spielvereinigung bzw. Hermann Silvers innerhalb dieser Zeit Widerspruch gegen die Abweisung der Klage einlegen werden. Sollte diesem nicht stattgegeben werden, stünde der Klub vor dem Aus. Die unsichere Situation beeinflusst auch die gegenwärtige Suche der Rot-Schwarzen nach einem Großsponsor, der sich unter diesen Umständen vermutlich nicht finden lassen wird.
Mittwoch, 13. Juli 2011
Insolvenzticker: Rot Weiss Ahlen
Rot Weiss Ahlen hat den nächsten Schritt zur Rettung gemacht. Am Dienstag stimmten die Gläubiger des freiwillig in die NRW-Liga zurückgezogenen Ex-Zweitligisten dem vorgelegten Insolvenzplan zu. Damit ist die Voraussetzung gegeben, den Verein zu retten.
Zugleich steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass RWA 2011/12 in der NRW-Liga auflaufen wird. Auch beim SV Dorsten-Hardt dürfte dies für Freude sorgen, kann der Westfalenligaabsteiger doch nunmehr in der Staffel 1 der sechsthöchsten Spielklasse verbleiben.
In einer Mitteilung des angeschlagenen Klubs Rot Weiss Ahlen wird Insolvenzverwalter Michael Mönig mit folgenden Worten zitiert: "Ich freue mich, dass auch die Gläubiger den Verein Rot Weiss Ahlen erhalten möchten. Mit ihrem Votum heute geben sie dem Verein die Chance, dass wir ihn sanieren und entschulden können. (...) Wir haben von unserer Seite alles getan, damit die Voraussetzungen für die NRW-Liga erfüllt werden".
Zugleich steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass RWA 2011/12 in der NRW-Liga auflaufen wird. Auch beim SV Dorsten-Hardt dürfte dies für Freude sorgen, kann der Westfalenligaabsteiger doch nunmehr in der Staffel 1 der sechsthöchsten Spielklasse verbleiben.
In einer Mitteilung des angeschlagenen Klubs Rot Weiss Ahlen wird Insolvenzverwalter Michael Mönig mit folgenden Worten zitiert: "Ich freue mich, dass auch die Gläubiger den Verein Rot Weiss Ahlen erhalten möchten. Mit ihrem Votum heute geben sie dem Verein die Chance, dass wir ihn sanieren und entschulden können. (...) Wir haben von unserer Seite alles getan, damit die Voraussetzungen für die NRW-Liga erfüllt werden".
Dienstag, 12. Juli 2011
Insolvenzticker: Racing Strasbourg
Dramatische Wende im Fall Racing Strasbourg. Nach der Entscheidung, den früheren Erstligisten auch im zweiten Verfahren die Lizenz für die National zu verweigern und ihn in die 4. Liga zu versetzen, hat der designierte neue Präsident Sébastien Graeff sein Angebot, den Verein zu übernehmen, zurückgezogen hat. Graeff sieht keine Chance, den Verein unter diesen Umständen retten zu können.
Racing Strasbourg steht nun erneut mit dem Rücken zur Wand und eine Auflösung des Klubs liegt im Bereich des Möglichen. Heute wird voraussichtlich ein Insolvenzantrag gestellt werden. Hochklassiger Fußball in Strasbourg sollte so oder so auf Jahre illusorisch sein. Racing befand sich seit einigen Jahren in den Händen von vereinsfremden Spekulanten.
Racing Strasbourg steht nun erneut mit dem Rücken zur Wand und eine Auflösung des Klubs liegt im Bereich des Möglichen. Heute wird voraussichtlich ein Insolvenzantrag gestellt werden. Hochklassiger Fußball in Strasbourg sollte so oder so auf Jahre illusorisch sein. Racing befand sich seit einigen Jahren in den Händen von vereinsfremden Spekulanten.
Montag, 11. Juli 2011
Kenias Nationalelf zurückgezogen
Die Nationalmannschaft von Kenia hat sich aus den Qualifikationsspielen zu den All-Africa-Games zurückziehen müssen und wird nicht zum fälligen Rückspiel in der ugandischen Hauptstadt Kampala antreten.
Kenias Fußballverband FKL erklärte gegenüber dem britischen "BBC", man habe nicht genügend Geld, um die Mannschaft nach Kampala reisen zu lassen. Uganda hatte das Hinspiel in Nairobi überraschend hoch mit 5:1 gewonnen und zieht nun kampflos in die nächste Runde ein.
Kenias Regierung weigerte sich, die benötigen 12.000 US-Dollar für die Reise zu zahlen. FKL-Manager Hussein Swaleh reagierte darüber höchst verärgert und sieht die Regierung in der Pflicht: "Die Mannschaft repräsentiert Kenia und nicht den Verband. Es wird Zeit, dass man das im Sportministerium begreift".
Die All Africa Games werden vom 3. bis zum 18. September in Maputo (Mosambik) ausgetragen.
Kenias Fußballverband FKL erklärte gegenüber dem britischen "BBC", man habe nicht genügend Geld, um die Mannschaft nach Kampala reisen zu lassen. Uganda hatte das Hinspiel in Nairobi überraschend hoch mit 5:1 gewonnen und zieht nun kampflos in die nächste Runde ein.
Kenias Regierung weigerte sich, die benötigen 12.000 US-Dollar für die Reise zu zahlen. FKL-Manager Hussein Swaleh reagierte darüber höchst verärgert und sieht die Regierung in der Pflicht: "Die Mannschaft repräsentiert Kenia und nicht den Verband. Es wird Zeit, dass man das im Sportministerium begreift".
Die All Africa Games werden vom 3. bis zum 18. September in Maputo (Mosambik) ausgetragen.
Sonntag, 10. Juli 2011
Insolvenzticker: Diverses aus Frankreich
Kurzer Update zur Entwicklung in Frankreich, wo derzeit die diversen Einsprüche gegen die diversen Lizenzverweigerungen verhandelt werden.
Angers hat seinen Platz in der 2. Liga zurückerhalten, darf aber keinerlei Spieler verpflichten. Tours muss noch bis Mittwoch auf die Entscheidung warten. Klubpräsident Sebag ist zuversichtlich, dass auch sein Verein schlussendlich in der Ligue 2 verbleiben wird. Nîmes und Vannes, die als Nachrücker für Angers und Tours vorgesehen waren, müssen dann doch in der National antreten. Die Lizenzverfahren über diese beiden Klubs sind übrigens noch nicht behandelt worden!
In der dritthöchsten National sieht es gegenwärtig wir folgt aus: Strasbourg wurde auch im zweiten Durchgang die Lizenz verweigert. Der Klub ist zwar endlich verkauft und sollte in den Händen des neuen Präsidenten Sébastien Graeff auch das totale Aus verhindern können, 2011/12 muss er aber in der vierthöchsten CFA antreten. Cherbourg wird den Platz der Strasbourgeois in der 3. Liga einnehmen. Es läuft allerdings noch ein Gnadengesuch, über das am 15. Juli entschieden wird. Sollte ihm stattgegeben werden, würde die National mit 21 Mannschaften spielen.
Dem Einspruch von Gap wurde ebenfalls nicht stattgegeben. Der Klub aus den Südalpen muss damit in die 4. Liga. Mit Red Star Paris rückt ein traditionsreicher Hauptstadtklub in die 3. Liga nach. Auch für Gap läuft allerdings noch ein Gnadengesuch.
Ex-Erstligist FC Gueugnon, der in der letzten Saison sportlich aus der 3. Liga abstieg, hat sich unterdessen freiwillig in die regionale DH Honeur (6. Liga) zurückgezogen. Die Blau-Gelben befinden sich seit vielen Jahren in äußerst angespannten wirtschaftlichen Verhältnissen.
Angers hat seinen Platz in der 2. Liga zurückerhalten, darf aber keinerlei Spieler verpflichten. Tours muss noch bis Mittwoch auf die Entscheidung warten. Klubpräsident Sebag ist zuversichtlich, dass auch sein Verein schlussendlich in der Ligue 2 verbleiben wird. Nîmes und Vannes, die als Nachrücker für Angers und Tours vorgesehen waren, müssen dann doch in der National antreten. Die Lizenzverfahren über diese beiden Klubs sind übrigens noch nicht behandelt worden!
In der dritthöchsten National sieht es gegenwärtig wir folgt aus: Strasbourg wurde auch im zweiten Durchgang die Lizenz verweigert. Der Klub ist zwar endlich verkauft und sollte in den Händen des neuen Präsidenten Sébastien Graeff auch das totale Aus verhindern können, 2011/12 muss er aber in der vierthöchsten CFA antreten. Cherbourg wird den Platz der Strasbourgeois in der 3. Liga einnehmen. Es läuft allerdings noch ein Gnadengesuch, über das am 15. Juli entschieden wird. Sollte ihm stattgegeben werden, würde die National mit 21 Mannschaften spielen.
Dem Einspruch von Gap wurde ebenfalls nicht stattgegeben. Der Klub aus den Südalpen muss damit in die 4. Liga. Mit Red Star Paris rückt ein traditionsreicher Hauptstadtklub in die 3. Liga nach. Auch für Gap läuft allerdings noch ein Gnadengesuch.
Ex-Erstligist FC Gueugnon, der in der letzten Saison sportlich aus der 3. Liga abstieg, hat sich unterdessen freiwillig in die regionale DH Honeur (6. Liga) zurückgezogen. Die Blau-Gelben befinden sich seit vielen Jahren in äußerst angespannten wirtschaftlichen Verhältnissen.
Samstag, 9. Juli 2011
Aus aktuellem Anlass: Fußball im Sudan
Der Sudan ist ist seit heute geteilt. In Juba wird die neue Republik Südsudan gefeiert. Was das für den Fußball heißt, ist noch offen. Leistungsfußball im Sudan wurde bislang vom Norden dominiert. Vor allem Al-Hilal und Al-Mereikh aus Omdurman, das gemeinsam mit Khartum die Kapitale der alten Republik Sudan bildete, dominierten. Im Süden wird natürlich auch gegen den Ball getreten, und es dürfte spannend werden, die Aufbaubemühungen eines Nationalverbandes sowie des landesweiten Ligaspielbetriebes zu beobachten. Voraussetzung allerdings: es muss friedlich bleiben. Und diesbezüglich...
Zur Geschichte des Fußball im Sudan nachstehend ein Auszug aus aus dem zweiten Band meiner Weltfußballenzyklopädie.
Zur Geschichte des Fußball im Sudan nachstehend ein Auszug aus aus dem zweiten Band meiner Weltfußballenzyklopädie.
Die Begrüßung auf dem Kontinent fiel geradezu überschwänglich aus, als Sudan im Januar 2008 erstmals seit 32 Jahren wieder bei einem Endturnier der Afrikameisterschaft auflief. Diese Euphorie durfte nicht überraschen, denn der fast fünf Jahrzehnte in einem erbitterten Bürgerkrieg verstrickte Sudan war nicht irgendein Land – sondern einer der entscheidenden Geburtshelfer des Fußballs im sich entkolonialisierenden Afrika.
Sudans Verbandsführung hatte 1956 gemeinsam mit der Äthiopiens, Ägyptens und Südafrikas die Weichen für die Gründung des Kontinentalverbandes CAF gestellt und 1957 die erste Afrikameisterschaft ausgerichtet. Sportlich zählte die sudanesische Auswahl lange zum Besten, was Afrika zu bieten hatte. Ihren Höhepunkt erreichte sie 1970 mit dem Gewinn der Afrikameisterschaft sowie der Teilnahme am olympischen Fußballturnier 1972. Vier Jahre später reiste die Landesauswahl zum vorerst letzten Mal zu einer Afrikameisterschaft, ehe Sudans Fußball von den Folgen eines bereits seit 1955 mit Unterbrechungen tobenden Bürgerkriegs auf eine rasante Talfahrt gezogen wurde.
Mit etwa 600 ethnischen Gruppen und über 100 Sprachen ist Sudan ein kulturell ungeheuer vielfältiges Land. »Bilad al-Sudan«, »Land der Schwarzen«, nannten die Araber den flächenmäßig größten Staat Afrikas, in dem das muslimische Nordafrika und das animistische bzw. von Missionaren christianisierte Schwarzafrika verschmelzen.
Dominierende Kraft war über Jahrhunderte der große Nachbar Ägypten, dessen Einfluss vor allem im Norden (dem historischen Nubien) hoch war. Der Süden geriet 1839 ebenfalls unter muslimische Kontrolle, die sich in Gewalt, Ausplünderung und Sklaverei ausdrückte und zu einer tief verwurzelten Abneigung gegenüber dem Norden führte. Das im Westen an der Grenze zum Tschad gelegene islamische Sultanat von Darfur indes widersetzte sich der Arabisierung und büßte seine Unabhängigkeit erst 1916 ein.
Mit dem Vordringen europäischer Kolonialmächte geriet die Region in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter die britische Krone und wurde 1899 zu einem anglo-ägyptischen Kondominium, das de facto eine britische Kolonie war. Durch die wirtschaftliche und politische Bevorteilung des Nordens gegenüber dem Süden verschlechterte sich das ohnehin angespannte Binnenverhältnis weiter. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Sudan geteilt, woraufhin beide Hälften eine Phase der friedlichen Koexistenz verlebten.
Als Sudan am 1. Januar 1956 in die Unabhängigkeit entlassen wurde, kamen beide Seiten in einem zentralistischen Nationalstaat wieder zusammen. Da die entsprechenden Bestrebungen jedoch vom Norden ausgegangen waren (dort liegt auch die Hauptstadt Khartoum), traf dies im Süden auf Widerstand und hatte bereits im August 1955 zu einem bewaffneten Aufstand geführt, der sich zum Bürgerkrieg ausweitete. Nachdem es im Februar 1972 endlich gelungen war, einen Waffenstillstand zu schließen, explodierten die Spannungen 1983 erneut in Gewalt. Auslöser waren im Südsudan entdeckte Erdölvorräte, die unter Missachtung der südsudanesischen Autonomie vom Norden ausgebeutet wurden, sowie die Ausweitung der islamischen Scharia-Gesetzgebung auf den christlich-animistischen Süden durch die Khartoumer Regierung.
Nach weiteren 22 Bürgerkriegsjahren konnte im Januar 2005 schließlich erneut ein Friedensabkommen erzielt werden. Nicht betroffen ist davon allerdings die westliche Provinz Darfur, in der seit 2003 ebenfalls ein Bürgerkrieg tobt.
Wie in fast allen Lebensbereichen dominiert der Nordsudan auch im Fußball. Die Hauptstadt Khartoum sowie das auf der gegenüberliegenden Nil-Seite gelegene religiöse Zentrum Omdurman haben die Geschicke des nationalen Fußballs über weite Strecken beherrscht. Seit 1962 ging die Landesmeisterschaft nur ein einziges Mal nicht in das 5,6 Mio.-Einwohner starke wirtschaftliche, kulturelle und politische Herz Sudans – 1992 durfte man in der Hafenstadt Port Sudan jubeln.
Über die Anfänge des Spiels im Sudan gibt es widersprüchliche Angaben. Türken und Araber hätten das Spiel Anfang der 1920er Jahre nach Khartoum gebracht, berichten einige Quellen. Andere – glaubhaftere – wiederum behaupten, Briten seien die Importeure gewesen und hätten die Einheimischen ermuntert, das Spiel aufzugreifen. Demzufolge seien bereits 1898 britische Soldaten am Ball gewesen, ehe das Spiel nach der Jahrhundertwende über britische Bildungseinrichtungen wie das Gordon Memorial College unter jungen Sudanesen verbreitet wurde.
1918 wurde der Gouverneurspokal aus der Taufe gehoben, an dem neben Teams aus Khartoum und Omdurman auch Mannschaften aus dem Eisenbahnknotenpunkt Atbara sowie der Baumwollhochburg Wad Medani teilnahmen. Mehrere Duelle zwischen einheimischen Teams und Mannschaften der britischen Kolonialverwaltung stärkten unterdessen die Popularität des Fußballs unter den Einheimischen, wenngleich die Briten an ihrer Führungsrolle festhielten. 1936 riefen sie sogar einen Khartoumer Stadtverband ins Leben, auf dessen Wurzeln sich der heutige Nationalverband beruft.
Im Verlauf der 1920er Jahre formierte sich eine einheimische Vereinsstruktur. Nach informellen Teams wie Burri (ein Stadtviertel von Khartoum), Abbas (eine namhafte Persönlichkeit) und Hay Alisbtaliya (ein Stadtviertel in Omdurman) entstand 1927 im Omdurmaner Stadtviertel Al-Masalma der heutige Spitzenklub Al-Merreikh, dem noch im selben Jahr mit Al-Mourada eine weitere spätere Größe folgte. Im Februar 1930 riefen Studenten mit Al-Hilal Omdurman schließlich den heutigen Rekordmeister ins Leben. Das Duell zwischen Al-Hilal und Al-Merreikh avancierte binnen kurzem zum Klassiker, der Sudans Fußball bis heute beherrscht.
1928 war zudem in Wad Medani mit Al-Ahli ein Verein gegründet worden. Federführend waren nahezu ausnahmslos Mitglieder der den Briten nahestehenden gebildeten Oberschicht aus dem Norden. Mitte der 1930er Jahre schließlich entstand im ehemaligen Waffenlager »Khalifa« ein Sportfeld, das den Namen »Arsenal Stadium« erhielt. Aufgrund der klimatischen Bedingungen dauerte ein Spiel im Wüstenland Sudan seinerzeit im Übrigen nur 60 Minuten.
Mit der Unabhängigkeitserklärung vom 1. Januar 1956 avancierte Sudan zu einer der progressivsten Fußballkräfte im postkolonialen Afrika. Bereits 1948 hatte sich der Nationalverband Sudan Football Association (SFA) der FIFA angeschlossen, woraufhin die Führung des Nationalverbandes 1951 von britische in sudanesische Hände gewechselt war. Gemeinsam mit seinem ägyptischen Kollegen war Sudans Verbandschef Halim Mohamed Halim, ein renommierter Doktor und führendes Mitglied der Regierungspartei, 1954 als Vertreter Afrikas zur WM in die Schweiz gereist. Zwei Jahre später war er federführend daran beteiligt, dass der afrikanische Kontinentalverband CAF aus der Taufe gehoben werden konnte.
Nachdem die 1957 in Kairo geplante erste Afrikameisterschaft den politischen Spannungen zwischen Ägypten und Israel zum Opfer gefallen waren, fungierte die sudanesische Hauptstadt Khartoum als Ersatzgastgeber. Sudans Landesauswahl »Sokoor Al-Jediane« (»Wüstenadler«), die im November 1956 mit einem 1:2 in Äthiopien debütierte, musste sich nach einer 1:2-Halbfinalniederlage gegen Ägypten allerdings vorzeitig verabschieden.
Unterdessen entstanden landesweit sieben regionale Fußball-Ligen (Khartoum, Gezira, Nord, Ost, Kordofan, Süd und Darfur), deren Sieger 1962 erstmals einen Landesmeister ermittelten. Die Fußballbegeisterung war vor allem in Khartoum und Omdurman enorm. Kulissen von bis zu 10.000 Zuschauern waren dort keine Seltenheit, weshalb im Verlauf der 1960er Jahre sowohl Al-Mourada (1962) als auch Al-Merreikh (1964) sowie Al-Hilal (1969) eigene Großstadien errichteten. Die mit Abstand erfolgreichsten Mannschaften sind die Omdurmaner Rivalen Al-Hilal (24 Titel) und Al-Merreikh (17), deren lokale Hegemonie lediglich 1968 von Al-Mourada Omdurman und 1969 von Burri Khartoum gestört wurde.
Gastspiele renommierter Mannschaften wie der Nationalelf von Ungarn, Vienna Wien und einer jugoslawischen Auswahl fachten das Fußballfieber zusätzlich an. Der Süden hinkte der Entwicklung aufgrund der deutlich schwächeren Verankerung des Spiels sowie des Bürgerkrieges allerdings weit hinterher. Dort wurde lediglich in der Provinzhauptstadt Juba seinerzeit gekickt.
Sportlich zählte Sudan seinerzeit zum Besten, was Afrika zu bieten hatte. Daran hatten europäische Trainer wie die Tschechen Jiří Starosta, Vladimir Čermak, Jan Fábera und Jaroslav Simonek sowie der Bulgare Kocev großen Anteil, die den technisch hochbegabten Sudanesen osteuropäische Spielsysteme wie das tschechische »ulička« (»Gässchen«) beibrachten. Al-Hilal-Coach Jiří Starosta, der 1959 auch die Nationalmannschaft übernommen hatte, führte sie bei der zweiten Afrikameisterschaft in Ägypten prompt bis ins Finale, das allerdings mit 1:2 gegen den Gastgeber verloren ging. Leistungsträger wie Torjäger Djaksa Nasreldeen, Mittelläufer Amin Zaki oder Torsteher Sabbit Dudu erfreuten sich dennoch weit über die Landesgrenzen hinausgehenden Ruhms und erreichten 1963 bei der dritten Afrikameisterschaft abermals das Finale (0:3 gegen Gastgeber Ghana).
Seinen Höhepunkt erreichte der sudanesische Fußball in den 1970er Jahren. Vorausgegangen war ein politischer Wechsel. 1969 hatte eine sozialistisch ausgerichtete Militärjunta die Führung übernommen und wollte Sudan sowohl internationales Renommee verschaffen als auch die Idee des Panarabismus fördern. Fußballverbandspräsident Abdel Halim Mohamed, der im Januar 1968 auch zum Präsidenten des Kontinentalverbands CAF gewählt worden war, schlug daraufhin die Bewerbung für die Afrikameisterschaft 1970 vor.
Nach dem Rückzug des eigentlichen Gastgebers Ägypten vergab die CAF das siebte Kontinentalturnier tatsächlich an die Sudanesen, die daraufhin in Khartoum und Wad Medani geeignete Spielstätten schufen. Die Militärs trugen freilich nicht nur Sorge, dass in organisatorischer Hinsicht alles klappte, sondern griffen auch in den sportlichen Verlauf ein. Vor allem das Halbfinale gegen Ägypten geriet zum Skandalspiel, weil der algerische Unparteiische Ahmed Khalifi zahlreiche Regelverstöße der Sudanesen durchgehen ließ und damit ihren 2:1-Verlängerungssieg begünstigte. Im Finale gegen Ghana benachteiligte dann der äthiopische Schiedsrichter Tesfaye Gebreyesus Ghanas »Black Stars« nach allen Regeln der Kunst, und die von Kapitän Amin Zaki angeführte Gastgeberelf konnte mit einem 1:0-Sieg (El-Issed, 12. Minute) Afrikameister werden.
Zwei Jahre später bestätigten die »Sokoor Al-Jediane« mit ihrer Qualifikation zu den Olympischen Spielen, dass sie durchaus auch mit sportlichen Mitteln zum Erfolg kommen konnten. In München blieb die Elf gegen die Sowjetunion (1:2), Mexiko (0:1) und Burma (0:2) allerdings ohne Punktgewinn.
Im selben Jahr gelang es, den Bürgerkrieg im Südsudan zu beenden und das Land zu befrieden. Doch es war nur eine Atempause, denn 1983 brachen die Kämpfe erneut auf, und mehr als 3,5 Mio. Menschen wurden zu Flüchtlingen. Zu den Kampfhandlungen gesellte sich eine humanitäre Katastrophe, da die Lebensmittelversorgung im Südsudan völlig zusammenbrach. Erst 2005 konnte ein Friedensabkommen geschlossen werden, das dem Südsudan Autonomie gewährt und ein Referendum über seine Unabhängigkeit für 2011 vorsieht.
Der ohnehin auf den Norden konzentrierte nationale Spitzenfußball blieb von dem Konflikt weitestgehend unbehelligt. 1987 erreichte mit Al-Hilal Omdurman sogar erstmals ein sudanesischer Klub das Finale um die Kontinentalmeisterschaft, in dem die Blau-Weißen an Al-Ahly Kairo scheiterten. Zwei Jahre später machte es Lokalrivale Al-Merreikh im Pokalsiegerwettbewerb besser und setzte sich im Endspiel gegen Bendel United aus Nigeria durch. 1992 erreichte Al-Hilal abermals das Finale um die Kontinentalmeisterschaft, musste sich aber auch diesmal seinem Gegner (WAC Casablanca) beugen.
Sudans »Sokoor Al-Jediane« büßten ihre kontinentale Führungsrolle unterdessen ein. Das hatte nur teilweise sportliche Ursachen, denn zwischen 1978 und 2000 mussten sie gleich fünfmal aus finanziellen oder organisatorischen Gründen auf die Teilnahme an der Afrikameisterschaft verzichten bzw. sich aus der laufenden Qualifikation zurückziehen. Größter Moment war die Qualifikation der von Ahmed Babiker trainierten U17-Auswahl zur WM 1991 in Italien. Die von Saad Dabibah betreuten Senioren scheiterten derweil in der Qualifikation zur Afrikameisterschaft 1992 denkbar knapp am Torverhältnis an Kenia.
Erst nach dem Ende des Bürgerkriegs im Süden konnte die Landesauswahl auf die internationale Bühne zurückkehren. 2007 sicherte sie sich den prestigeträchtigen CECAFA-Cup, ehe sie 2008 unter Trainer Mohammed Abddallah zum ersten Mal seit 32 Jahren wieder die Endrunde um die Afrikameisterschaft erreichte. Nach dem entscheidenden 2:0 auf den Seychellen wurde das Team um Torjäger Faisal Al-Agab und die Verteidiger Khalid Hassan Ali sowie Richard Gastin Lado von begeisterten Fans auf dem Flughafen von Khartoum empfangen. »Dies ist nicht nur ein Erfolg für die Mannschaft, sondern für alle Sudanesen«, jubelte Verteidiger Ali ergriffen. Beim Endturnier in Ghana vermochten die als einzige Mannschaft des Turniers ohne Legionäre auflaufenden Sudanesen das Vorrundenaus allerdings trotz ansprechender Leistungen nicht zu verhindern.
Die Renaissance der Auswahl war flankiert von außergewöhnlichen Erfolgen auf Vereinsebene. 2007 scheiterte Al-Merreikh unter dem deutschen Trainer Otto Pfister im Finale um den CAF Confederations Cup (Afrikas UEFA-Cup) unglücklich an Tunesiens Spitzenklub CS Sfaxien, während Lokalrivale Al-Hilal in der Champions League bis unter die letzten vier vordrang. Beide Klubs stellten das Gros der erfolgreichen Nationalelf und sind auch die wirtschaftlichen Zugpferde des vom Ölreichtum profitierenden sudanesischen Fußballs. Pfister äußerte im Januar 2008 gegenüber dem »Hamburger Abendblatt«: Ich habe vor meinem Engagement in Kamerun im Sudan den Spitzenklub Al-Merreikh Omdurman trainiert. Dort verdient der Topstar im Jahr bis zu 600.000 Dollar netto. Das wären in Deutschland fast eine Million Euro brutto. Ein durchschnittlicher Spieler erhält bis zu 200.000 Dollar.« Keine Frage: Afrikas Fußballpionier ist zurück!
Freitag, 8. Juli 2011
Insolvenzticker: Rot Weiss Ahlen
Ex-Zweitligist Rot Weiss Ahlen, dem aufgrund eines laufenden Insolvenzverfahrens für 2011/12 die Lizenz für die Regionalliga verweigert wurde und der daraufhin freiwillig in die fünftklassige NRW-Liga zurückzog, muss nun auch um diesen Startplatz bangen.
Nach Auskunft von "Reviersport" sind die von Insolvenzverwalter Michael Mönig beim Verband eingereichten Lizenzunterlagen nicht ausreichend. Es geht vor allem um das Sanierungskonzept, das auf der Zustimmung durch die Gläubiger basiert. Bleibt diese aus, stünde dem Klub keine alternative Planung zur Verfügung. Bereits am Montag wiesen die Wirtschaftlichkeitsprüfer des WSV auf dieses Manko hin. Bislang ist RWA somit noch keine NRW-Liga-Lizenz erteilt worden.
Unterdessen gehen die Kaderplanungen im Wersestadion weiter. Der Klub will mit einer jungen Mannschaft und ein paar "Alten Hasen" den Neuaufbau starten. Zu den renommiertesten Namen im künftigen Ahlener Dress zählen Alexander Thamm und Patrick Dutschke (früher Rot-Weiss Essen) sowie Oliver Glöden, der mit 33 der Senior in einer Mannschaft ist, deren Durchschnittsalter keine 22 Jahre beträgt.
Nach Auskunft von "Reviersport" sind die von Insolvenzverwalter Michael Mönig beim Verband eingereichten Lizenzunterlagen nicht ausreichend. Es geht vor allem um das Sanierungskonzept, das auf der Zustimmung durch die Gläubiger basiert. Bleibt diese aus, stünde dem Klub keine alternative Planung zur Verfügung. Bereits am Montag wiesen die Wirtschaftlichkeitsprüfer des WSV auf dieses Manko hin. Bislang ist RWA somit noch keine NRW-Liga-Lizenz erteilt worden.
Unterdessen gehen die Kaderplanungen im Wersestadion weiter. Der Klub will mit einer jungen Mannschaft und ein paar "Alten Hasen" den Neuaufbau starten. Zu den renommiertesten Namen im künftigen Ahlener Dress zählen Alexander Thamm und Patrick Dutschke (früher Rot-Weiss Essen) sowie Oliver Glöden, der mit 33 der Senior in einer Mannschaft ist, deren Durchschnittsalter keine 22 Jahre beträgt.
Donnerstag, 7. Juli 2011
Insolvenzticker: Rushden and Diamonds, aktueller Nachtrag
Kurzer Nachtrag zu Rushden and Diamonds: dem Klub wurde am heutigen Donnerstag mitgeteilt, dass er selbst im Falle des wirtschaftlichen Fortbestehens 2011/12 nicht in der Evostik Southern Premier (6. Liga) auflaufen könnte. Ein finanzielles Überleben über die gesamten Saison sei nicht gewährleistet, hieß es zur Begründung.
In Northamptonshire scheinen die Lichter auszugehen.
In Northamptonshire scheinen die Lichter auszugehen.
Insolvenzticker: Rushden and Diamonds
Auch in England hat es nun einen weiteren Klub erwischt: Das Insolvenzverfahren über den Rushden and Diamonds FC ist eröffnet worden. Nach Aussage des Insolvenzverwalters kann der in Irthlingborough (Northamptonshire) ansässige Verein seinen Spielbetrieb voraussichtlich nicht fortsetzen. Die Entscheidung war erwartet worden, nachdem ein Einspruch des Vereins gegen den im Juni verhängten Ausschluß aus der "Conference" (5. Liga) am Montag abgelehnt worden war.
Mehrere Versuche, den Klub zu retten, waren ergebnislos verlaufen. Unter anderem hatte ein japanisches Konsortium Interesse an dem ehemaligen Drittligisten gezeigt. Noch bleibt dem Verein bis zum 11. Juli, das endgültige Aus zu verhindern, um in der kommenden Saison in der sechsthöchsten Spielklasse "Zamaretto Southern Premier" auflaufen zu können. Klubchef Steve Beasant gab allerdings bereits bekannt, dass ohne neue Investoren das Aus des Vereins wahrscheinlich sei.
Rushden and Diamonds war am 21. April 1992 durch den Zusammenschluss von Rushden Town und Irthlingborough Diamonds entstanden. Initiator der Fusion war damals mit Max Griggs der Besitzer der Schuhfirma Dr. Martens gewesen. Der im Nene Park in Irthlingborough ansässige Verein hatte 2001 die Football League erreicht und 2003 mit seinem dritten Aufstieg binnen acht Jahren die dritthöchste Spielklasse in England erreicht. 2005 übergab Klubeigner Griggs die Mehrheitsanteile an ein Konsortium von Vereinsanhängern, wodurch der RDFC zu einem der ersten von Fans geführten Vereine Englands wurde. Sportlich ging es allerdings steil bergab, und 2006 musste sich der Verein wieder aus der Football League verabschieden.
Mehrere Versuche, den Klub zu retten, waren ergebnislos verlaufen. Unter anderem hatte ein japanisches Konsortium Interesse an dem ehemaligen Drittligisten gezeigt. Noch bleibt dem Verein bis zum 11. Juli, das endgültige Aus zu verhindern, um in der kommenden Saison in der sechsthöchsten Spielklasse "Zamaretto Southern Premier" auflaufen zu können. Klubchef Steve Beasant gab allerdings bereits bekannt, dass ohne neue Investoren das Aus des Vereins wahrscheinlich sei.
Rushden and Diamonds war am 21. April 1992 durch den Zusammenschluss von Rushden Town und Irthlingborough Diamonds entstanden. Initiator der Fusion war damals mit Max Griggs der Besitzer der Schuhfirma Dr. Martens gewesen. Der im Nene Park in Irthlingborough ansässige Verein hatte 2001 die Football League erreicht und 2003 mit seinem dritten Aufstieg binnen acht Jahren die dritthöchste Spielklasse in England erreicht. 2005 übergab Klubeigner Griggs die Mehrheitsanteile an ein Konsortium von Vereinsanhängern, wodurch der RDFC zu einem der ersten von Fans geführten Vereine Englands wurde. Sportlich ging es allerdings steil bergab, und 2006 musste sich der Verein wieder aus der Football League verabschieden.
Mittwoch, 6. Juli 2011
Faninitiative "Kein Zwanni - Fußball muss bezahlbar sein"
Fußball von unten - noch lebt er! Die Fan-Initiative "Kein Zwanni - Fußball muss bezahlbar sein" beispielsweise setzt sich für moderate Eintrittspreise ein. Eine sehr lobenswerte Aufgabe, sind wir doch hierzulande l#ängst auf dem Weg zu englischen Premier-League-Verhältnissen.
Kürzlich verbuchte "Kein Zwanni" einen spektakulären Erfolg, als die Eintrittspreise des Drittligisten SV Sandhausen für dessen Pokalspiel gegen Borussia Dortmund nach massiven Fanprotesten vor allem durch BVB-Anhänger gesenkt werden mussten. Sandhausen verlangte zunächst stolze 18 Euro für einen Stehplatz. Nun gibt es die Karten bereits für 15 Euro.
Nachstehend die Stellungnahme von „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“ zu dem Vorgang. Weitere Infos zu der Fan-Ini unter http://www.keinzwanni.de/
Kürzlich verbuchte "Kein Zwanni" einen spektakulären Erfolg, als die Eintrittspreise des Drittligisten SV Sandhausen für dessen Pokalspiel gegen Borussia Dortmund nach massiven Fanprotesten vor allem durch BVB-Anhänger gesenkt werden mussten. Sandhausen verlangte zunächst stolze 18 Euro für einen Stehplatz. Nun gibt es die Karten bereits für 15 Euro.
Nachstehend die Stellungnahme von „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“ zu dem Vorgang. Weitere Infos zu der Fan-Ini unter http://www.keinzwanni.de/
Mit großem Entsetzen nahmen die Fans in Sandhausen und des deutschen Meisters Borussia Dortmund die Preise für das Erstrundenspiel im DFB-Pokal zwischen dem SV Sandhausen und Borussia Dortmund zur Kenntnis. Mit 18€ für eine Stehplatzkarte und 49€ für einen Sitzplatz lagen diese auf einen Niveau, dass selbst für Bundesligaverhältnisse hoch wäre. Dabei leben gerade die ersten Runden des DFB-Pokal auch von ihrem Volksfestcharakter, der auch Menschen anzieht, die nicht regelmäßig zum Fußball gehen. Dazu ist es aber wichtig, eine Preisgestaltung zu haben, die offen für Gelegenheitsbesucher ist. DFB Pokal ist Fußball zum Anfassen - und muss es auch bleiben.
Das Bündnis „Kein Zwanni“ wandte sich nach Bekanntgabe der Preise mit einem Brief, den wir im Anhang dokumentieren, an den SV Sandhausen und forderte eine Reduzierung der Preise. Die Dortmunder Vertreter des Bündnisses wanden sich vorab an die BVB-Fanclubs. Innerhalb kürzester Zeit erklärten 56 aktive Fanclubs sich solidarisch und bereit, auf das Spiel zu verzichten. Auch die nicht organisierten Fans zeigten sich überwiegend entschlossen, aktiv gegen diese Preispolitik vorzugehen. Mit großer Freude erfuhren wir heute auf der Homepage des SV Sandhausen, dass sich der Verein entschieden hat, die Preise für eine Stehplatzkarte auf 15€ zu senken.Leider hat sich der Verein nicht entschlossen, auch die Preise für die Sitzplätze zu senken. Die Aktion „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“ setzt sich für faire Steh- und Sitzplatzpreise ein. Wir halten es im Sinne der Zukunft des Fußballs für falsch, bei einem Erstrundenspiel 49€ für eine Sitzplatzkarte aufzurufen. Ein Pokalspiel in einem kleineren Stadion bietet auf Grund seiner Nähe zu den Spielern gerade für Familien die Möglichkeit, den Nachwuchs an den Sport heranzuführen. Wer sich die Überalterung in den englischen Stadien anschaut, weiß, dass Nachwuchsgewinnung kein Selbstläufer ist. Deswegen muss auf eine familienfreundliche Preisgestaltung geachtet werden. Wir werden den SV Sandhausen dahingehend noch einmal kontaktieren und um eine Senkung der Sitzplatzpreise ersuchen. Trotzdem sind wir hocherfreut, dass die Verantwortlichen des SV Sandhausen Weitsicht bewiesen haben und werden von Boykottmaßnahmen absehen.
Heute ist ein guter Tag für den Fußball. Es zeigt sich einmal mehr, dass Fans bereit sind, sich aktiv für die Zukunft des Sports einzusetzen und etwas erreichen können. Es zeigt sich darüber hinaus einmal mehr, dass alle Beteiligten im gemeinsamen Miteinander daran arbeiten wollen, dass unser geliebter Sport eine Zukunft hat. Fußball ist ein Volkssport, der alle Bevölkerungsschichten verbindet und so eine wichtige Funktion für die Gesellschaft ausübt. Es gilt dafür zu kämpfen, dass dies auch in Zukunft so bleibt und dafür ist eine faire Preisgestaltung ein wichtiger Baustein. Es ist gut zu sehen, dass Vereinsführungen und Fans in diesem Ziel grundsätzlich vereint sind, auch wenn es im Detail über die Umsetzung unterschiedliche Meinungen gibt. „Kein Zwanni“ will mit den Vereinen für die Zukunft des Fußballs kämpfen und nicht gegen sie. An englischen Verhältnissen hat keine Seite Interesse.
Fußball muss bezahlbar sein - Für faire und transparente Eintrittspreise.
Dienstag, 5. Juli 2011
Insolvenzticker: AS Cannes
Hatte ich heute Morgen im Zusammenhang mit dem Unterbau der ersten französischen Liga von "Chaos" geschrieben? Nun, das Chaos hält an, denn heute wurde mit dem AS Cannes ein weiterer Klub von der 3. Liga (National) in die 4. Liga (CFA) zwangsversetzt. Grund: natürlich finanzielle Probleme. Der Klub hat bereits Widerspruch gegen die Entscheidung eingelegt. Zuvor waren mit Strasbourg und Grenoble bereits zwei weitere Traditionsvereine am Grünen Tisch aus der Drittklassigkeit ausgeschieden.
Die (bisherige?) Bilanz der DNCG, die für die Lizenzerteilung der ersten drei Ligen in Frankreich zuständig ist, liest sich imposant: Angers und Tours werden von der 2. in die 3. Liga strafversetzt. Die Drittligisten Strasbourg, Grenoble, Cannes und Gap spielen künftig nur noch viertklassig (wie auch Pacy-sur-Eure, allerdings auf eigene Entscheidung). Und den Drittligaaufsteigern Calais und Chambéry wurde der Aufstieg verweigert, die beiden Klubs müssen in der 4. Liga bleiben.
Die harte Haltung der Lizenzwächter stößt zwar durchaus auf Kritik, wird aber von vielen Seiten begrüßt. Allerdings laufen noch diverse Einsprüche, so dass die Ligenbesetzung gegenwärtig ziemlich offen ist. Saisonbeginn in Frankreich ist in etwa drei Wochen.
Die (bisherige?) Bilanz der DNCG, die für die Lizenzerteilung der ersten drei Ligen in Frankreich zuständig ist, liest sich imposant: Angers und Tours werden von der 2. in die 3. Liga strafversetzt. Die Drittligisten Strasbourg, Grenoble, Cannes und Gap spielen künftig nur noch viertklassig (wie auch Pacy-sur-Eure, allerdings auf eigene Entscheidung). Und den Drittligaaufsteigern Calais und Chambéry wurde der Aufstieg verweigert, die beiden Klubs müssen in der 4. Liga bleiben.
Die harte Haltung der Lizenzwächter stößt zwar durchaus auf Kritik, wird aber von vielen Seiten begrüßt. Allerdings laufen noch diverse Einsprüche, so dass die Ligenbesetzung gegenwärtig ziemlich offen ist. Saisonbeginn in Frankreich ist in etwa drei Wochen.
Insolvenzticker: SCO Angers
Drei Wochen vor dem Saisonstart droht die 2. Liga Frankreichs vollends im Chaos unterzugehen. Nach dem Tours FC wurde nun auch noch dem SCO Angers die Lizenz für die Saison 2011/12 verweigert. Die Schwarz-Weißen wurden in die dritthöchste Spielklasse "National" versetzt. Sie haben aber die Möglichkeit, Einspruch einzulegen und werden dies nach Stand der Dinge auch tun.
Wie die 2. und die 3. Liga in Frankreich besetzt sein werden, ist nun unsicher denn je zuvor. Nach den Lizenzverweigerungen für Tours und Angers bleiben die sportlichen Absteiger Vannes und Nimes in der 2. Liga. Es ist aber durchaus wahrscheinlich, dass den Protesten der beiden Zwangsabsteiger stattgegeben wird. Was dann mit Vannes und Nimes geschehen soll, ist offen.
Ähnlich die Situation in der 3. Liga, deren Besetzung sich in den letzten Wochen durch Entscheidungen am Grünen Tisch (u.a. Rückzug Pacy, Zwangsabstieg Strasbourg, Grenoble) mehrfach verändert hat.
Nicht nur in Deutschland wirbeln die wirtschaftlichen Dinge inzwischen mehr Staub auf als die sportlichen...
Wie die 2. und die 3. Liga in Frankreich besetzt sein werden, ist nun unsicher denn je zuvor. Nach den Lizenzverweigerungen für Tours und Angers bleiben die sportlichen Absteiger Vannes und Nimes in der 2. Liga. Es ist aber durchaus wahrscheinlich, dass den Protesten der beiden Zwangsabsteiger stattgegeben wird. Was dann mit Vannes und Nimes geschehen soll, ist offen.
Ähnlich die Situation in der 3. Liga, deren Besetzung sich in den letzten Wochen durch Entscheidungen am Grünen Tisch (u.a. Rückzug Pacy, Zwangsabstieg Strasbourg, Grenoble) mehrfach verändert hat.
Nicht nur in Deutschland wirbeln die wirtschaftlichen Dinge inzwischen mehr Staub auf als die sportlichen...
Insolvenzticker: Bonner SC
Der frühere Regionalligist Bonner SC steht vor der Rettung. Bei der Gläubigerversammlung am vergangenen Freitag stimmten die Gläubiger mit großer Mehrheit dem von Insolvenzverwalter Christian Frystatzki vorgelegten Insolvenzplan zu. Der insolvente Klub, der 2010/11 keine erste Herrenmannschaft im Ligaspielbetrieb hatte, erhält damit die Chance eines Neuanfangs.
Dem Klub bleibt nun bis zum 5. August, die nötigen Gelder für den Insolvenzplan zu generieren. "Bis dahin muss die von den Mitgliedern aufzubringende Summe von 20 000 Euro auf ein dafür eröffnetes Konto eingegangen sein", erläuterte Frystatzki gegenüber der Presse und ergänzte: "Mit der gestrigen Entscheidung hat der BSC die wesentliche Hürde für sein Fortbestehen genommen." Nach der Auszahlung der 20.000 Euro würde das Insolvenzverfahren aufgehoben werden.
Das Gros des Geldes kommt von den BSC-Mitgliedern. Im April hatte die Mitgliederversammlung des Vereins einem Plan zugestimmt, von jedem Mitglied eine Umlage von 50 Euro einzuziehen.
Damit kann man sich in der ehemaligen Bundeshauptstadt dem Neuaufbau der Mannschaft widmen, die 2011/12 in der Landesliga an den Start gehen wird. BSC-Sportdirektor Bernd Gabriel und Trainer Tomek Kaczmarek haben bereits angekündigt, demnächst sowohl den künftigen Landesliga- als auch den U-19-Kader zu benennen.
Dem Klub bleibt nun bis zum 5. August, die nötigen Gelder für den Insolvenzplan zu generieren. "Bis dahin muss die von den Mitgliedern aufzubringende Summe von 20 000 Euro auf ein dafür eröffnetes Konto eingegangen sein", erläuterte Frystatzki gegenüber der Presse und ergänzte: "Mit der gestrigen Entscheidung hat der BSC die wesentliche Hürde für sein Fortbestehen genommen." Nach der Auszahlung der 20.000 Euro würde das Insolvenzverfahren aufgehoben werden.
Das Gros des Geldes kommt von den BSC-Mitgliedern. Im April hatte die Mitgliederversammlung des Vereins einem Plan zugestimmt, von jedem Mitglied eine Umlage von 50 Euro einzuziehen.
Damit kann man sich in der ehemaligen Bundeshauptstadt dem Neuaufbau der Mannschaft widmen, die 2011/12 in der Landesliga an den Start gehen wird. BSC-Sportdirektor Bernd Gabriel und Trainer Tomek Kaczmarek haben bereits angekündigt, demnächst sowohl den künftigen Landesliga- als auch den U-19-Kader zu benennen.
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