Sonntag, 29. September 2013

Alle Tassen im Schrank: Eintracht Nordhorn

Blau-Weiß Hollage ein Begriff? Nein? Nun, den meisten wird es wohl so gehen, denn überregional hat Blau-Weiß Hollage bislang noch keinen allzu großen Eindruck hinterlassen. Heute spielt Blau-Weiß Hollage allerdings in der Landesliga Weser-Ems gegen einen Verein, der sehr wohl überregionalen Eindruck hinterlassen hat: Eintracht Nordhorn. Dass sich die Weinroten aus der Textilstadt an der niederländischen Grenze und die Blau-Weißen aus dem 9.000-Seelenörtchen Hollage in einem Punktspiel gegenüberstehen würden, wäre vor einigen Jahren allerdings schlicht undenkbar gewesen.

Eintracht Nordhorn, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden und in den 1950er Jahren unter der Trainerschaft des legendären Querdenkers Ernst Fuhry bis in die Oberliga Nord hochmarschiert, zählte stets zu den führenden Teams in der Grafschaft Bentheim, die übrigens NICHT zum Emsland gehört, wie man vielerorts glaubt. In den 1960ern noch von der (damals zweitklassigen) Regionalliga Nord träumend, verschwanden die Weinroten aus der Bernhard-Nieuhues-Kampfbahn (heute Stadion am Heideweg genannt) Mitte der 1970er Jahre zwar auf niedersächsischer Amateurebene, blieben aber im Blickfeld.

Nordhorn war in der Oberliga Nord der Inbegriff einer Grauen Maus. Niemals sah ich einen in Farben gekleideten Gastfan bei den Nordhorner Auftritten in Göttingen, und oft genug waren wir 05er selbst in Nordhorn in lautstarker Überlegenheit. Nichtsdestotrotz war der SV Eintracht bis 2011 ein fester Bestandteil der norddeutschen Fußballelite. Dann aber erwischte es den Klub - und zwar ganz hart. Schon seit längerem finanziell angeschlagen, kam im Februar 2012 nach einem gescheiterten Fusionsversuch mit Stadtrivale Vorwärts das Aus: Insolvenz, Rückzug aus der Oberliga, Neustart in der Landesliga. Dort wurde 2012/13 nur äußerst knapp der erneute Abstieg vermieden - die Luft scheint derzeit raus zu sein aus Nordhorns einstigem Fußballstolz.

Persönlich verbinde ich mit Nordhorn vor allem eine weite und komplizierte Anfahrt, denn von Göttingen ist die Stadt schlecht zu erreichen. Das erste Mal sah ich 05 1979/80 in der Nieuhues-Kampfbahn, als meine Schwarz-Gelben mit einem hübschen 6:0-Sieg einen weiteren Schritt in Richtung Rückkehr in die 2. Bundesliga-Nord machten.

Den Handballern der HSG, 1981 durch den Zusammenschluss der Handballabteilungen der Eintracht und von Sparta Nordhorn gebildet, ging es übrigens nur unwesentlich besser. 2001/02 noch sensationell Deutscher Vizemeister kam 2009 das Insolvenz-Aus. Nachdem die Nachbarstadt Lingen rettend eingesprungen war, gab man sich den Namen HSG Nordhorn-Lingen und spielt gegenwärtig immerhin in der 2. Bundesliga.
 

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