Freitag, 21. März 2014
Alle Tassen im Schrank? Luton Town
Heute ist Mittwoch, und daher ist dies natürlich kein „Montagsrätsel“, wiewohl ich vermute, dass bei „The Hatters“ nicht jedem sofort klar sein wird, um welchen Verein es sich handelt. Eine der hier fleißig Mitlesenden und Kommentierenden hingegen wird nun vermutlich erfreut aufjuchzen, denn im schönen Bremen lebt eine von erstaunlicherweise gleich zwei mir bekannten deutschen Anhängern des Luton Town Football Club (der andere ist Anhänger von Arminia Hannover und, soviel ich weiß, aktiver Facebook-Verächter).
Luton Town – The Hatters (Luton war einst Hochburg des Hutmachergewerbes) – ringen derzeit in der Conference Premier um Punkte. Das ist die fünfthöchste Spielklasse in England und die erste unterhalb des „Football League“-Bereichs. Nach gegenwärtigem Stand wird Luton aber in der nächsten Saison wieder in der erlauchten Gesellschaft der Football League mitspielen, denn gegenwärtig läuft es sportlich außerordentlich gut, führt man mit 13 Punkten Vorsprung die Tabelle an.
Das dürfte die beachtliche und außergewöhnlich reisefreudige Fanschar der Hatters sehr freuen, denn in den letzten vier Jahren scheiterte ihr Klub gleich dreimal erst in den Play-offs an der Rückkehr ins Profilager, weshalb sich der Wunsch nach einer weiteren play-off-Teilnahme in der nördlich von London gelegenen Stadt vermutlich in Grenzen hält.
Einst kickte Luton Town sogar in der höchsten Spielklasse des Fußball-Mutterlandes, war seinerzeit allerdings nicht sonderlich beliebt. Das lag zum einen daran, dass es phasenweise ein Auswärtsfansverbot im Stadion an der Kenilwoth Road gab – zwischen 1985 und 1990 waren Gäste dort unerwünscht, nachdem es beim Spiel gegen Millwall üblste Ausschreitungen gegeben hatte – und zum anderen am „Plastic pitch“-Kunstrasen, der dort bereits 1985 verlegt wurde und die Ballzauberer aus Liverpool, Manchester etc. vor gewisse Probleme stellte. Das zentrumsnah gelegene Stadion erhielt zudem als eines der ersten in England VIP-Logen – Luton Town war also irgendwie „en vogue“.
Von 1982 bis 1992 rang man in der damaligen First Division um Punkte, gewann 1988 den League Cup (3:2-Finalsieg über Arsenal) und musste just im Jahr der Einführung der „Geldmaschine“ Premier League den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Von dort ging es zwischen 2007 bis 2009 in freiem Fall bis hinab in Liga 5, wobei die mit dem sportlichen Absturz einhergehenden finanziellen Probleme phasenweise ernsthaft die Existenz des Klubs bedrohten. 2008/09 musste man daher mit einem Punkteabzug von gleich 30 Zählern in die Saison starten, was die Mission „Klassenerhalt“ natürlich spürbar verschärfte. Immerhin gewann Absteiger Luton am Saisonende noch die Football League Trophy, was die Stimmung unter den leidgeprüften Anhängern deutlich aufhellte.
Ich habe The Hatters mehrfach gegen meine Bristol Rovers spielen sehen und war dabei auch an der Kenilworth Road zu Gast. Ein einzigartiges Vergnügen, denn der Gästeblock lag seinerzeit (1996/97) hinter einer Häuserfront versteckt, und der Zugang erfolgte durch etwas, was fatal an ein Treppenhaus in einem Wohnhaus erinnerte. Sehr skurril. Ebenfalls skurril die höchst knappen Maße, die man damals (wie heute?) für einen Sitzplatz veranschlagte – alle Zuschauer über 1,70 m Körpergröße hatten jedenfalls arge Probleme, sich in die Sitzschale zu pressen.
2008/09 sah ich Luton zuletzt bei einem Spiel in Bistol, und das Team imponierte damals, weil es nach zwei Platzverweisen in doppelter Unterzahl einen 0:2-Rückstand wettmachte und einen Punkt aus „The Mem“ entführte. Darüber war ich zwar - wie alle Rovers-Fans - wenig amused, spendete dem Team aber nach dem Schlusspfiff wie fast alle Zuschauer auch repektvollen Beifall für eine tolle "never give up"-Mentalität.
Als Stadt weist Luton eine interessante Bevölkerungsstruktur auf und ist gemeinsam mit Leicester und Slough sogar eine von drei Städten im Vereinigten Königreich, in denen weiße Briten in der Minderheit sind (45 %). In Luton leben viele Menschen indischer bzw. pakistanischer Herkunft.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen