Samstag, 15. Februar 2014

Alle Tassen im Schrank: Boavista FC Porto


Wie kann ein Klub derart abstürzen? 2001 war Boavista Porto noch gefeierter Landesmeister von Portugal. 2003 drangen die Schwarz-Weißen im UEFA-Pokal bis ins Halbfinale vor, ehe 2004 im runderneuerten Estadio do Bessa des Klubs die Europameisterschaft aufspielte. Dann kam der Absturz, und seit 2009 dümpelt einer der stolzesten und ruhmreichsten Vereine Portugals nur noch in der 3. Liga.

1903 von Mitarbeitern der Graham’s Textilfabrik gegründet, steht der Klubname Boavista für „Schöne Aussicht“, den man in dem im Westen von Porto gelegenen Stadtteil Bessa tatsächlich genießen kann. Sportlich stand Boavista von Beginn an lokal im Schatten des zehn Jahre älteren Stadtrivalen FC Porto und national in dem von Portugals „trés golias“ („drei Giganten“) – das sind neben dem FC Porto die beiden Lissaboner Klubs Benfica und Sporting.

Ab der zweiten Hälfte der 1920er Jahre war Boavista regelmäßig unter den führenden Mannschaften des Landes zu finden und setzte sich lokal zunehmend vom anderen Stadtrivalen, dem traditionsreichen Arbeiterverein SC Salgueiros, ab. Das 1972 eröffnete Estadio do Bessa stärkte die Position des Klubs, und 1975 sicherten sich die „Axadrezada“ („Gescheckten“, aufgrund der schwarz-weiß gefelderten Trikots) mit einem 2:1-Finalsieg über Benfica Lissaborn erstmals den Landespokal.

In den frühen 1990er Jahren begeisterte Boavista mit einem Team, für das vor allem Eigengewächs João Pinto stand, der später zu Benfica wechselte. Wie alle anderen Klubs in Portugal musste auch Boavista seine Leistungsträger regelmäßig an einen der „tres goliats“ abgeben, die Portugals Spitzenfußball sportlich und wirtschaftlich dominierten. So auch 1997, als man mit einem 3:2 über Benfica zum fünften Mal den nationalen Pokal errang und anschließend mit Nuno Gomes, Erwin Sánchez (beide Benfica) sowie Jimmy Floyd Hasselbaink (Leeds United) gleich drei Leistungsträger verlor.

2000/01 kam der Durchbruch. Unter Trainer Jaime Pacheco war ein Team entstanden, das vor allem auf einer stabilen Abwehr um Nationaltorhüter Ricardo und Zentralverteidiger Litos basierte. Ganz Portugal feierte, als die Meisterschaft erstmals seit 1946 wieder an einen anderen Klub als Benfica, Sporting oder Porto ging! Und ganz Portugal hoffte, dass die ermüdende Dominanz der „trés goliat“ nun endlich zu Ende gehen würde. Als Vater des Erfolges galt neben Trainer Pachecho ürigens Präsident Dr. João Loureiro, der seinen Vater Valentim auf dem Präsidentensessel des Klubs abgelöst hatte und eine recht ungewöhnliche Persönlichkeit darstellte - zuvor war er u.a. als Rocksänger der Band „BAN“ gefeiert worden.

Doch Portugals und Boavistas Hoffnungen auf eine Wachablsöung der Goliaths wurden enttäusht, und als 2003 Erfolgstrainer Jaime Pacheco ging, begann der steile Absturz des Boavista FC. Der Umbau des Estadio do Bessa zur EM hatte die Klubkasse überstrapaziert, und als sich 2008 zudem herausstellte, dass der Klub in der Vergangenheit gleich mehrfach Schiedsrichter bestochen hatte, musste man zwangsweise in die 2. Liga, von wo aus es 2009 gar in Liga 3 ging.

2012 kam mit Nationalspieler Petit zwar ein Mitglied der Meistermannschaft von 2001 als Trainer zurück, doch auch unter ihm gibt es in der laufenden Saison 2013/14 im Estadio do Bessa wieder nur Drittligafußball zu begutachten.

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