Freitag, 14. Februar 2014
Alle Tassen im Schrank? Yeovil Town FC
Mit dieser Tasse geht eine respektvolle Verbeugung einher. Als sie anno 1997 in meinen Besitz kam, war der Yeovil Town Football Club noch ein biederer Fünftligist und stand deutlich im Schatten der umliegenden Profiklubs aus Bristol und Exeter. Heute ist Yeovil Town der klassenhöchste Verein aus dem Südwesten Englands und hat eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte geschrieben, auf die man in Bristol, Exeter, Plymouth etc. zumindest hinter vorgehaltener Hand ziemlich neidisch ist.
Yeovil ist ein kleines Nest zwischen Bristol und Exeter in der Grafschaft Somerset, das auf knapp 50.000 Einwohner kommt und nach dem Fluß Yeo benannt ist. Ausgesprochen wird der Ort übrigen „Johwil“ Der örtliche Fußballklub reicht zurück bis ins Jahr 1895 und erreichte in England großen Ruhm durch diverse Pokalsensationen. 1949 schalteten „The Glovers“ („Handschuhe“, Yeovil war einst Zentrum der Handschuhproduktion) in der vierten Runde des FA-Cups beispielsweise den Sunderland AFC aus und sorgten damit für eine der bis heute größten Pokalsensationen in der englischen Fußballgeschichte. In Runde fünf setzte es vor 81.000 Zuschauern ein 0:8 bei Manchester United.
Erst 1979 gelang der Sprung in die fünfte Liga, in der die von großen Fanscharen begleiteten Grün-Weißen immer wieder am ersehnten Ziel „Football League“ scheiterten. Mit dem 1990 eröffneten „neuen“ Huish Park (der „alte“ Huish Park hatte eine gefürchtete Neigung von Seitenlinie zu Seitenlinie) wurden die Anstrengungen in Richtung Profifußball erhöht. Dennoch gelang erst 2003 nach 108 Jahren der Sprung in die Football League. Im Team von Trainer Gary Johnstone standen seinerzeit Spieler wie Gavin Williams (später West Ham), Lee Johnson, Chris Weale, Darren Way und Adam Lockwood, mit denen The Glovers bereits 2005 auch die dritthöchste Profiliga Englands erklommen und damit zu Nachbarn wie Swindon Town und Bristol *ity aufschlossen.
2007 stand der Provinzklub erstmals vor dem Sprung in die 2. Liga. Nachdem die Grün-Weißen in den Play-off-Spielen überraschend Nottingham Forest ausgeschaltet hatten, unterlagen sie im Finale von Wembley jedoch gegen den Blackpool FC. 2013 nun glückte mit einem 2:1 im Play-Off-Finale gegen Brentford auch der Sprung in die Championship, wird im kleinen Yeovil erstmals Zweitligafußball dargeboten, während der große Nachbar Bristol nur noch auf dritt- bzw. viertklassiger Ebene vertreten ist. Das Erfolgsrezept der Mannschaft von Trainer Gary Johnstone, der 2012 nach einem zwischenzeitlichen Wechsel zu Bristol *ity in den Huish Park zurückkehrte, ist ein glückliches Händchen bei den in England üblichen „loans“ – ein beträchtlicher Teil des Kader der letzten Jahre bestand aus ausgeliehenen Akteuren.
Von Bristol aus wurde Yeovil stets mit einem gewissen Respekt (und was die Rovers betrifft auch Sympathie) beobachtet. Seitdem The Glovers in der Football League mitspielen und allen Klubs der Region den Rang abgelaufen haben, ist daraus aber Rivalität geworden. Die Kleinstadt Yeovil platzt derweil förmlich vor Stolz über ihre Fußballelf, die in der laufenden Saison bei ihren Gastspielen in Städten wie Leeds, Bolton und Middlesbrough von einer vielköpfigen und fröhlichen Fanschar begleitet wird. Auf Gästefans wartet derweil ein „Ritt durch die Provinz“, denn Yeovil ist verkehrstechnisch nicht so einfach zu erreichen. Dafür entschädigt eine herrliche Landschaft im Süden von Somerset sowie eine Stadt, in der es normalerweise ziemlich entspannt zugeht. Normalerweise – also nicht an Tagen, an denen Yeovil Town spielt...
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