Mittwoch, 16. April 2014

Frankreich: Dorfverein Luzenac vor dem Aufstieg in die 2. Liga

In Frankreichs dritthöchster Spielklasse steht ein Klub vor dem Aufstieg in Ligue 2, der unumwunden als "Dorfverein" bezeichnet werden darf: Luzenac AP.

Luzenac ist eine wohlwollend 600 Köpfe zählende Gemeinde mitten in den Pyrenäen. Sie liegt etwa 10 Kilometer westlich von Ax-les-Thermes im Département Ariège. Ax-les-Thermes ist das französische Zugangstor zum Zwergstaat Andorra. Die nächste größere Stadt ist Toulouse, das etwa 100 Kilometer weiter westlich liegt.

Der Klub wurde 1936 gegründet und trägt seit Dezember 2013 seinen heutigen Namen Luzenac AP, nachdem man lange als Union Sportive Luzeac auflief. Im Volksmund werden die Blau-Roten auch "Talcs" genannt, womit zugleich die Erklärung für die sportlichen Erfolge der Kicker aus der kleinsten Gemeinde im französischen Halbprofifußball geliefert wird: In der Region wird Talk abgebaut, und in Luzenac steht mit "Talc de Luzenac" eine Talkfabrik, deren Betreiber den Fußballklub nach Kräften unterstützen. Das Unternehmen zählt zu den weltweit größten Förderern des Minerals und gehört zur Rio Tinto Gruppe. Rund 300 Arbeitsplätze sind in Luzenac direkt mit dem Kalkabbau verbunden. Gründungsname des Vereins war im Übrigen Union Sportive des Talcs de Luzenac. Zugleich steht der Verein aber zu seinen "provinziellen" Wurzeln und weist im Wappen einen Hirschen vor einer Hochgebirgssilhouette auf. Luzenac AP spielt im Stade Paul-Fédou, das eine Kapazität von 1.200 Plätzen aufweist und über eine kleine Sitzplatztribüne verfügt. Paul Fédou war einst Chef der örtlichen Talkfabrik.

2009 gelang der USL zum zweiten Mal nach 1980 der Aufstieg in die dritthöchste Spielklasse. Ungleich des ersten Anlaufs, der im sofortigen Wiederrabstieg endete, gelang diesmal die Etablierung. Das war umso bemerkenswerter, als die "National" (3. Liga) im Gegensatz zu 1980 ist landesweit spielt  und den kleinen Klub vor enorme administrative und infrastrukturelle Herausforderung stellte. Zudem verfügt Luzenac traditionell über einen der geringsten Etat aller französischen Drittligisten - etwas mehr als eine Mio. Euro stehen dem Verein pro Saison zur Verfügung.

Schon 2010/11 machte die Mannschaft unter Trainer Christophe Pélissier Furore, als sie nach einem Blitzstart wochenlang die Tabelle anführte. Nun fehlen in der laufenden Saison 2013/14 nur noch ein paar Pünktchen, dann wäre das Wunder perfekt. Bei 13 Zählern Vorsprung auf den ersten Nichtaufstiegsplatz und nur noch sechs ausstehenden Spielen zweifelt aber ohnehin niemand mehr daran, dass Luzenac nächste Saison in der 2. Liga an den Start geht. 

Größte Herausforderung dürfte dann die Infrastruktur sein. Vermutlich wird man zunächst in Toulouse spielen müssen, ehe die entsprechenden Voraussetzungen in Luzenac geschaffen sind. Denn ist sicher: "das Projekt ist in der Region Ariège geboren worden und es wird dort auch weitergehen", versicherte Sportdirektor Christophe Rodriguez. Auf die künftigen Zweitligagegner wird aber noch eine weitere Herausforderungen zukommen. Luzenac ist nämlich berüchtigt für seine heftigen Schneefälle im Winter...

Weitere Infos (auf Französisch): 

http://www.ladepeche.fr/article/2014/04/14/1863263-luzenac-dans-l-ascenseur.html

http://www.ladepeche.fr/article/2014/03/19/1843072-la-saison-de-reve-de-luzenac.html

http://www.luzenac-ap.fr/

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