Mittwoch, 30. April 2014

Alle Tassen im Schrank? Beckumer Spielvereinigung


Auch im Kollegenkreis ist meine kleine Tassenmanie inzwischen angekommen, wie ich gestern feststellen konnte, als mich im Verlag Die Werkstatt unerwartet dieser schöne Kaffeebecher der Beckumer Spielvereingung anlachte. Kollege Simon hatte einen Heimatbesuch u.a. dazu verwendet, die im südöstlichen Münsterland gelegene kleine Karnevalshochburg meiner Kollektion zuzuführen. Das war ebenso freundlich wie erfreulich, denn es sind Vereine wie die BSV, die ich besonders gerne in meine Sammlung aufnehme: Klubs, die eine gehörige Tradition aufweisen und deren Gegenwart etwas weniger rosig aussieht.

Wobei - gegenwärtig ist die Beckumer Spielvereinigung immerhin schon wieder in der Landesliga Staffel 4 am Ball, nachdem man 2002 insolvenzbedingt in der Kreisliga B einen Neustart hatte vollziehen müssen. Fußballerische Nummer eins in Beckum ist jedoch derzeit der SC Roland, der wiederum 2007 noch in der Kreisliga am Ball war und sich inzwischen Oberligist nennen darf. Ein Personaldienstleister hatte bei den Rot-Weißen die Grundlagen für den imposanten Aufschwung gelegt.

Der Beckumer SV bleibt da nur der Rückblick auf jene Tage, in denen man den Fußball in Beckum noch dominierte und Größen wie den langjährigen Bayern-Verteidiger Udo Horstmann hervorbrachte. Wie der Name "Spielvereinigung" andeutet, ist die BSV das Resulat eines Zusammenschlusses. 1929 bündelten VfB Beckum und SSV Beckum die Kräfte zum BSV, der noch in den 1930er Jahren die Zweitklassigkeit erklomm, allerdings erst in den 1960er Jahren ins überregionale Blickfeld rückte. Ab 1963/64 konnte in der 1958 eingeweihten Römerkampfbahn dann erstklassiger Amateurfußball goutiert werden.

Über Mittelfeldplätze kam die BSV dort zwar nicht hinaus, Beckum aber war eine kleine Fußballhochburg, die sich 1978 auch für die neue eingleisige Oberliga Westfalen qualifizierte. Dort im ersten Jahr abgestiegen, gelang 1989 die Rückkehr, womit zugleich die erfolgreichsten Jahre in der Geschichte der Blau-Weißen anbrachen, was von der heimischen Fanschar dankbar honoriert wurde. 2.110 Zahlende wohnten 1989/90 durchschnittlich einem der 15 Heimspiele des BSV in der Römerkampfbahn bei und freuten sich über einen achten Platz des Aufsteigers. Noch besser lief es 1994/95, als die BSV sogar Dritter in der inzwischen allerdings nur noch viertklassigen Oberliga Westfalen wurde. Vor allem Anhänger von Arminia Bielefeld fürchteten seinerzeit den Trip nach Beckum, denn ihr Team bezog in der Römerkampfbahn überproportional häufig bittere Niederlagen. 1995 gelang den Beckumern zudem ein viel beachterer Pokalsieg über den Bundesligisten 1. FC Köln.

Dann nahm das Drama seinen Lauf. Rückfall ins Mittelmaß, Einbruch der Besucherzahlen, sportliche wie wirtschaftliche Krise. Dem Abstieg aus der Oberliga 2001 folgte in der Spielzeit 2001/02 mitten im Saisonverlauf der Rückzug aus dem Spielbetrieb mitsamt anschließendem Neustart in der Kreisliga B. Dort rappelten sich die Blau-Weißen langsam wieder auf, schafften auf Anhieb den Durchmarsch bis in die Bezirksliga und erreichten schließlich 2006 die Landesliga. Begleitet wurde der Verein bei dieser Berg- und Talfahrt übrigens von einer kleinen aber treuen Fanschar, die den sympathischen Namen "Wersewampen" trägt (http://www.wersewampen.de/).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen