Hier die Stellungnahme vom Verein:
Der finanziell angeschlagene Fußballverein Türkiyemspor Berlin e.V. will ein Insolvenzverfahren nutzen, um sich neu aufzustellen. Bei einem Treffen mit Vorstand, Aufsichtsrat und Mitgliedern des Kreuzberger Clubs hat der vorläufige Insolvenzverwalter Sebastian Laboga von der bundesweit tätigen Kanzlei KÜBLER bereits verschiedene Sanierungsmöglichkeiten vorgestellt. Ziel ist vor allem die Jugendarbeit des Vereins zu erhalten und wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Auf den Spielbetrieb bleibt die Insolvenzanmeldung vorerst ohne Auswirkungen.
„Die Basis des Vereins ist die mehrfach ausgezeichnete Jugend- und Sozialarbeit, die mit großem Engagement und größtenteils ehrenamtlich geleistet wird “, betonte Laboga nach seinem Gespräch mit Vereinsmitgliedern. „Diese Aktivitäten werden künftig wieder stärker im Vordergrund stehen.“ Gleichzeitig sollen andere große Kostenblöcke drastisch zurückgefahren werden, insbesondere die Ausgaben für die erste Herrenmannschaft.
Finanziell war Türkiyemspor nie auf Rosen gebettet. Fast ausschließlich von Geschäftsleuten aus der türkischen Community Berlins getragen, wurden sportliche Erfolge in Kreuzberg gefeiert. Doch Sponsoren aus der Mehrheitsgesellschaft konnten sich nicht für den Multi-Kulti Vorzeigeclub erwärmen. Zudem litt Türkiyemspor unter institutioneller Benachteiligung. Fehlende feste Sportplätze für den Trainingsbetrieb, als auch eine fehlende sportliche Heimstätte stellten eine permanente Bedrohung des Spielbetriebes dar.
Nun kommt die sportliche Krise der Ersten Herrenmannschaft hinzu. Nach dem Abstieg in die fünfte Liga (Oberliga Nord) rangiert das Team dort derzeit auf dem vorletzten Tabellenplatz. Trainerentlassungen, Wechsel im Vorstand und die Abwanderung von Leistungsträgern haben die Talfahrt in jüngster Zeit beschleunigt. Gleichzeitig verschlingt die Mannschaft mit Spielerentgelten, Stadionmiete und Reisekosten viel Geld, das für andere Aktivitäten im Verein fehlt. „Dass immer mehr Geld in die Erste Mannschaft gesteckt wurde, das für andere Abteilungen fehlte, hat zunehmend auch das Klima im Verein belastet“, so Laboga. „Das wollen wir dringend ändern.“
Gemeinsam mit Vorstand und Aufsichtsrat will Laboga nun einen Insolvenzplan erstellen, um den Verein zu sanieren. „Wir arbeiten sehr konstruktiv an einer Lösung, die dem Verein, seiner preisgekrönten Jugendarbeit und den sozialen Projekten eine Zukunft ermöglicht“, unterstrich Laboga.
„Wir kommen um ein Insolvenzverfahren nicht umhin. Nur ein in Zukunft wieder solventer Verein verfügt auch über Attraktivität bei Sponsoren. Auszeichnungen hin – Aufstiege her.“ kommentiert Aufsichtsratschef Ahmet Erbas die Entscheidung und appelliert: „Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Denn wir haben nicht nur eine Verantwortung der großen Jugendabteilung gegenüber. Türkiyemspor steht auch für ein Stück bundesdeutscher Geschichte. Ein Scheitern Türkiyemspors im 50. Jahr der Einwanderung von türkischen Arbeitsmigranten in die Bundesrepublik wäre auch gesellschaftlich wahrlich kein gutes Signal“
Harald Aumeier
(Mediateam Türkiyemspor)
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