Die Saison 2010/11 ist längst gelaufen, und doch fallen überall noch weichenstellende Entscheidungen. Sportlich wird der Spielbetrieb vor allem zwischen der dritten und der sechsten Liga immer mehr zur Farce, weil die wirtschaftliche Komponente des einstigen Volkssports Fußball zunehmend an Gewicht gewonnen hat.
Gestern erreichten uns diesbezüglich gleich zwei Meldungen: Die TuS Koblenz hat ihren Kampf um die Drittligalizenz aufgegeben und plant nunmehr für die Regionalliga, während der frisch gebackene Regionalliga-Aufsteiger Germania Windeck auf seine Regionallizenz verzichtete und vor dem völligen Absturz steht. Werder Bremen II sowie Fortuna Köln profitieren davon und bleiben nunmehr Drittligist bzw. erreichen die vierhöchste Spielkasse.
In Koblenz fehlt etwa eine Mio. Euro, um die Lizenzvorgaben des DFB zu erfüllen. "Wir haben am Montagabend beschlossen, dass Zulassungsbeschwerdeverfahren für die 3. Liga nicht weiter zu verfolgen. Gleichzeitig haben wir beschlossen die Lizenz für die Regionalliga zu beantragen", wird TuS-Präsident Werner Hecker auf der Vereins-Webseite zitiert.
Für die TuS-Fans ist das Zittern aber noch nicht beendet, denn sollte ihr Klub keine neuen Sponsoren generieren, ist selbst die Regionalligalizenz gefährdet. Aufgabe sei es daher, bis Ende der Woche "belastbare Zusagen unserer Sponsoren zu erhalten", mahnte Hecker.
Die seit längerem bestehenden Finanzprobleme der Koblenzer verschärften sich, als der "Mittelrhein-Verlag" seine für für 1,6 Millionen Euro erworbenen Anteile von 49 Prozent Anfang Mai 2011 für einen Euro an die TuS zurückgab. Zugleich ist der Verlag unverändert Hauptsponsor für die kommende Saison 2011/12 und hat dafür bereits im Januar 2011 den vollen Betrag in Höhe von 800 000 an die TuS Koblenz überwiesen.
In der Regionalliga könnten die Koblenzer auf Traditionsklub Fortuna Köln treffen, der vom Chaos bei NRW-Liga-Vizemeister Germania Windeck profitiert. Die Windecker hatten mit ihren jahrelangen Bemühungen um einen Aufstieg in die 4. Liga endlich Erfolg gehabt, doch die treibende Kraft dahinter war ihnen zwischenzeitlich abhanden gekommen. Hauptsponsor Franz-Josef Wernze, unter dem der FC Germania Dattenfeld von der Kreisliga C bis in die Oberliga Nordrhein aufgestiegen war, ehe der Dorfklub mit dem 1. FC Windeck zu Germania Windeck fusioniert hatte (2009) entdeckte im Saisonverlauf 2010/11 mit der Kölner Viktoria ein neues Spielzeug. Wernze beteuerte zwar, auch Windeck weiter unterstützen zu wollen, sieht aber offensichtlich in den Rechtsrheinischen aus Köln-Höhenberg das deutlich größere Potenzial. Neben Germania-Trainer Heiko Scholz wechselten zudem diverse Germania-Spieler nach Köln.
Windeck wird 2011/12 nicht einmal in der NRW-Liga antreten, sondern zieht sich vermutlich in die Landesaliga zurück. Für die Windecker rückt mit Fortuna Köln der Drittplatzierte der NRW-Liga nach, der ja bekanntlich ebenfalls bereits Erfahrungen mit Insolvenzen hat.
Im Sinne der alten Herberger-Weisheit muss man inzwischen wohl formulieren: "Eine Saison dauert länger als bis zum letzten Spieltag".
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