Man soll ja nicht immer nur pessimistisch sein, und deshalb will hier heute mal den Insolvenzticker ausstellen und dafür ganz tief in die Kiste für uns Fußball-Nostalgiker greifen.
2010/11 war nämlich durchaus ein Erfolgsjahr für Traditionsvereine! Anfangen muss ich natürlich mit dem Chemnitzer FC, der sich gegen die Leipziger Brausefabrikanten durchsetzte und damit die für mich schönste Erfolgsgeschichte der Saison schrieb. In der Regionalliga Nord hat man nun allerdings das Problem, in der nächsten Saison auf ein vermutlich finanziell noch überragenderes Bullengesöff zu treffen. Schlechte Zeiten für Klubs wie Holstein Kiel, VfB Lübeck 1. FC Magdeburg. Mit Preußen Münster und Darmstadt 98 setzten sich auch im Westen und im Süden Vereine durch, die nicht nur reichlich Fußballtradition zu bieten haben, sondern zudem über gesunde und lebhafte Fanszenen verfügen. Unterm Strich eine schöne Sache für die 3. Liga, die ja mit Bayern und Werder auch zwei Reserveteams verliert.
Unter den Aufsteigern in die Regionalligen sind mit den auch finanziell erholten Rot-Weissen aus Essen sowie dem SV Meppen bereits zwei Traditionsklubs zu finden. Waldhof Mannheim kann am kommenden Wochenende nachziehen. In Schleswig-Holstein feierte der VfR Neumünster zwar die Meisterschaft, wird sein Aufstiegsrecht aber nicht wahrnehmen. Ebenso, und das ist erfreulich, der Bremen-Meister, bei dem es sich um die 3. (!) des SV Werder handelt, die nicht aufstiegsberechtigt ist. Vizemeister Bremer SV will derweil ebenso wenig wie Ex-Zweitligist OSC Bremerhaven, also bleibt in Bremen alles beim alten. Südwest schickt 2011/12 mit dem SC Idar-Oberstein einen durchaus zuschauerträchtigen Meister in die 4. Liga.
Das wars dann aber auch schon mit ruhmreichen Klubs. Statt dessen kommen ein paar weniger spektakuläre Namen hinzu. Germania Halberstadt aus der Südstaffel des NOFV (durchaus ein Klub mit Potenzial), Bayern Alzenau aus Hessen (kein anderer Klub der Hessenliga hatte übrigens die Regionalligalizenz beantragt...), Germania Windeck aus NRW und St. Pauli II aus Hamburg. Interessantes/Skurrilles gibt es aus der Nordstaffel des NOFV zu berichten. Weder Meister Greif Torgelow noch Vize Hansa Rostock II wollten aufsteigen, weshalb der Dritte nachrückte - und bei dem handelt es sich um den gerne mal für Schlagzeilen sorgenden Berliner AK, der im türkischen Umfeld angesiedelt ist. Der Klub zeigte übrigens sämtliche Heimspiele der abgelaufenden Saison als Live-Stream im Internet!
Eher Tristes gibt es aus Bayern zu melden. Meister FC Ismaning verzichtet, weshalb die Regionalliga Süd mit dem FC Ingolstadt II bereichert wird und die kleinen Autostädter sich nun auf Derbys gegen den FSV Frankfurt II und Wehen-Wiesbaden II freuen dürfen. Gut, dass man in Ingolstadt ein großes Stadion für das sicherlich bemerkenswerte Zuschauerinteresse gebaut hat.
Über die Auf- und Absteiger der 5. Ligen demnächst mehr. Vorab schon mal so viel: NRW kriegt mit dem KFC Uerdingen und der neugeborenen Kölner Viktoria (bei der Germania Windecks bisheriger Sponsor nun aktiv ist) zwei große Namen zurück. In Niedersachsen hofft ein gleichfalls wiedergeborener Traditionsklub, der mir persönlich sehr am Herzen liegt, auf die Rückkehr ins Landesoberhaus. Noch fehlen meinem RSV Göttingen 05 aber zwei Punkte, die bei drei noch ausstehenden Spielen jedoch "machbar" klingen. Sollte 05 es schaffen, wird es leider nicht zum Traditionsderby mit Arminia Hannover kommen, denn die "Blauen" sind nach nur einem Jahr wieder abgestiegen. Hamburg meldet mit BU und Concordia ebenfalls zwei recht namhafte Absteiger, und auch in Bayern biss mit der SpVgg Bayreuth ein Ex-Zweitligist ins Gras. Erzrivale und Nachbar SpVgg Bayern Hof muss seinen Bayernligaplatz derweil in der Relegation verteidigen. Dass der FC Sachsen Leipzig sich zum Saisonende aus dem Spielbetrieb verabschiedet und aufgelöst wird, dürfte sich herumgesprochen haben.
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