Sonntag, 17. November 2013

Alle Tassen im Schrank? Barmbek-Uhlenhorst

Die TuS Dassendorf mag gestern mit 2:0 gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst gewonnen haben und die Tabelle der Oberliga Hamburg anführen, an den Kultfaktor aber, den der Gegner umgibt, kommt man in Dassendorf nicht annähernd heran.

Barmbek-Uhlenhorst – BU für Fachleute – hat sich einen bundesweiten Bekanntheitsgrad erworben, weil der Klub 1974 zu den Gründungsmitgliedern der 2. Bundesliga Nord gehörte (und seinerzeit u.a. auf Borussia Dortmund traf), aber auch, weil eines der skurrilsten Fußball-Lieder dem Verein aus dem Hamburger Stadtteil Barmbek gewidmet ist. In „Mein letztes Geld“ heißt im Refrain: „Mein letztes Geld, geb ich für Fußball aus, für Barmbek-Uhlenhorst, denn das ist mein Verein“. Wer mal reinhören möchte, wird hier bedient: http://www.youtube.com/watch?v=Mmd_YMcoDe8

Der Song kam zustande, als man Mitte der 1970er Jahre an der Steilshoopper Straße unter den finanziellen Folgen seines Zweitligaaufenthalts litt und mit Hilfe von Schlagerstars wie Gitte, Heino und Costa Cordalis eine Langspielplatte aufnahm, von deren Erlös jeweils 2 DM an BU ging. Die Kontakte zu den Schlagersternen waren durch Gert Ribatis zustande bekommen, damals Nachrichtensprecher beim NDR.

Es trudelten zwar ein paar Mark in der BU-Kasse ein, die großen sportlichen Jahre aber waren vorbei und 1981 verschwand der Klub schließlich auch aus der Oberliga Nord und kickte seitdem nahezu ausschließlich auf Hamburger Lokalebene. Begleitet von einer treuen und durchaus kreativen Fanszene, die sich „Barmbeker Pöbel“ bzw. „BUsenfreunde“ nennt und eine herzhafte Rivalität mit den Anhängern von Altona 93 pflegt. Ein Derby zwischen AFC und BU ist insofern doppelt empfehlenswert.

BU ist einer der Vereine, mit denen ich dank Göttingen 05 quasi aufwuchs. 1974/75 spielten beide Vereine in der 2. Bundesliga Nord, und zwischen 1977 und 1980 war man Seite an Seite in der Oberliga Nord am Ball. 1978 verfolgte ich erstmals ein Duell zwischen den Blau-Gelben und meinen Schwarz-Gelben an der Steilshooper Straße, wo BU ein Domizil besaß, das schon damals wie eine Reise in längst vergangene Tage anmutete.

Es war Arbeitergeschichte zum anfassen. Umgeben von den für Barmbek typischen Häuserzeilen in rotem Klinkerbau, alles ein wenig heruntergekommen, graue Asche auf den Stehtraversen und auch vor dem Klubheim, das wiederum in pragmatischer aber wenig ansehnlicher Architektur daherkam und in der eine Wirtin herrschte, die das Label „Drachen“ in jeglicher Hinsicht ausfüllte. BU, das war Fußball und Arbeiterkultur, das war rau, das war hemdsärmlig, das war bodenständig. Ich mochte es, denn es war all das, was 05 damals nicht war.

Nachdem BU 1981 aus der Oberliga abgestiegen war, trennten sich die Wege zwischen den Blau-Gelben und 05. Dennoch kam 1982 noch einmal an die Steilshooper Straße zurück, als meine 05er im DFB-Pokalspiel auf Urania Hamburg trafen und 1.900 Zuschauer die Ränge säumten. Und erneut machte ich Bekanntschaft mit Barmbeks „Bodenständigkeit“, denn eine größere Gruppe Urania-Anhänger ließ es sich nicht nehmen, unsere mitgereiste Schar von Gästefans in der Halbzeit zu „überfallen“ und ein wenig durch das Gelände zu jagen. So lernte ich zwar erstmals auch die Gegengerade kennen, doch angesichts der körperlichen Konstitution unserer Kontrahenten war es keine wirklich angenehme Erfahrung. Schlussendlich ging es aber gut aus, und mit einem 3:1-Sieg erreichte 05 die nächste Runde, wo es zwei unvergessene Spiele gegen den 1. FC Bocholt gab, ehe wir im Viertelfinale auf den HSV trafen und vor über 23.000 Zuschauern im Jahnstadion höchst unglücklich ausschieden.

Während ich auch Hummelsbüttel später noch einmal an der Steilshooper Straße gegen 05 spielen sah, verschwand BU für längere Zeit in der Versenkung. 1999 in die Verbandsliga zurückgekehrt ging es 2004 sogar zurück in die Oberliga, und weil sich nebenbei die oben erwähnte Fanszene bildete, wurde BU allmählich zum Kultverein in Hamburg. AFC-Fans mögen da möglicherweise allerdings wiedersprechen;-)
 
Foto: Die TuS Dassendorf mag gestern mit 2:0 gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst gewonnen haben und die Tabelle der Oberliga Hamburg anführen, an den Kultfaktor aber, den der Gegner umgibt, kommt man in Dassendorf nicht annähernd heran.

Barmbek-Uhlenhorst – BU für Fachleute – hat sich einen bundesweiten Bekanntheitsgrad erworben, weil der Klub 1974 zu den Gründungsmitgliedern der 2. Bundesliga Nord gehörte (und seinerzeit u.a. auf Borussia Dortmund traf), aber auch, weil eines der skurrilsten Fußball-Lieder dem Verein aus dem Hamburger Stadtteil Barmbek gewidmet ist. In „Mein letztes Geld“ heißt im Refrain: „Mein letztes Geld, geb ich für Fußball aus, für Barmbek-Uhlenhorst, denn das ist mein Verein“. Wer mal reinhören möchte, wird hier bedient: http://www.youtube.com/watch?v=Mmd_YMcoDe8

Der Song kam zustande, als man Mitte der 1970er Jahre an der Steilshoopper Straße unter den finanziellen Folgen seines Zweitligaaufenthalts litt und mit Hilfe von Schlagerstars wie Gitte, Heino und Costa Cordalis eine Langspielplatte aufnahm, von deren Erlös jeweils 2 DM an BU ging. Die Kontakte zu den Schlagersternen waren durch Gert Ribatis zustande bekommen, damals Nachrichtensprecher beim NDR.

Es trudelten zwar ein paar Mark in der BU-Kasse ein, die großen sportlichen Jahre aber waren vorbei und 1981 verschwand der Klub schließlich auch aus der Oberliga Nord und kickte seitdem nahezu ausschließlich auf Hamburger Lokalebene. Begleitet von einer treuen und durchaus kreativen Fanszene, die sich „Barmbeker Pöbel“ bzw. „BUsenfreunde“ nennt und eine herzhafte Rivalität mit den Anhängern von Altona 93 pflegt. Ein Derby zwischen AFC und BU ist insofern doppelt empfehlenswert.

BU ist einer der Vereine, mit denen ich dank Göttingen 05 quasi aufwuchs. 1974/75 spielten beide Vereine in der 2. Bundesliga Nord, und zwischen  1977 und 1980 war man Seite an Seite in der Oberliga Nord am Ball. 1978 verfolgte ich erstmals ein Duell zwischen den Blau-Gelben und meinen Schwarz-Gelben an der Steilshooper Straße, wo BU ein Domizil besaß, das schon damals wie eine Reise in längst vergangene Tage anmutete.

Es war Arbeitergeschichte zum anfassen. Umgeben von den für Barmbek typischen Häuserzeilen in rotem Klinkerbau, alles ein wenig heruntergekommen, graue Asche auf den Stehtraversen und auch vor dem Klubheim, das wiederum in pragmatischer aber wenig ansehnlicher Architektur daherkam und in der eine Wirtin herrschte, die das Label „Drachen“ in jeglicher Hinsicht ausfüllte. BU, das war Fußball und Arbeiterkultur, das war rau, das war hemdsärmlig, das war bodenständig. Ich mochte es, denn es war all das, was 05 damals nicht war.

Nachdem BU 1981 aus der Oberliga abgestiegen war, trennten sich die Wege zwischen den Blau-Gelben und 05. Dennoch kam 1982 noch einmal an die Steilshooper Straße zurück, als meine 05er im DFB-Pokalspiel auf Urania Hamburg trafen und 1.900 Zuschauer die Ränge säumten. Und erneut machte ich Bekanntschaft mit Barmbeks „Bodenständigkeit“, denn eine größere Gruppe Urania-Anhänger ließ es sich nicht nehmen, unsere mitgereiste Schar von Gästefans in der Halbzeit zu „überfallen“ und ein wenig durch das Gelände zu jagen. So lernte ich zwar erstmals auch die Gegengerade kennen, doch angesichts der körperlichen Konstitution unserer Kontrahenten war es keine wirklich angenehme Erfahrung. Schlussendlich ging es aber gut aus, und mit einem 3:1-Sieg erreichte 05 die nächste Runde, wo es zwei unvergessene Spiele gegen den 1. FC Bocholt gab, ehe wir im Viertelfinale auf den HSV trafen und vor über 23.000 Zuschauern im Jahnstadion höchst unglücklich ausschieden.

Während ich auch Hummelsbüttel später noch einmal an der Steilshooper Straße gegen 05 spielen sah, verschwand BU für längere Zeit in der Versenkung. 1999 in die Verbandsliga zurückgekehrt ging es 2004 sogar zurück in die Oberliga, und weil sich nebenbei die oben erwähnte Fanszene bildete, wurde BU allmählich zum Kultverein in Hamburg. AFC-Fans mögen da möglicherweise allerdings wiedersprechen ;-)

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