Donnerstag, 14. November 2013
Alle Tassen im Schrank: Rapid Wien
Österreich war noch nicht, oder? Kann eigentlich nicht sein, denn in meiner Sammlung gibt es lediglich einen Becher aus Austria...
Und ich will an dieser Stelle auch gleich reuevoll zugeben, dass ich zwar schon in diversen Ländern in und auch außerhalb von Europa Fußballspiele gesehen habe – in Österreich bislang jedoch noch nicht. Eigentlich unfassbar, oder?
Bei Rapid gastierte ich dennoch bereits. Als sich 2011 der Jahrestag des Gewinns der Deutschen Meisterschaft 1941 von Rapid Wien jährte, war ich zu einem Symposium ins Gerhard-Hanappi-Stadion geladen, um über den 1941er Endspielgegner Schalke 04 zu referieren. Es war eine hochinteressante Veranstaltung, glänzend organisiert vom großartigen ballesterer-Team und den Verantwortlichen für das Rapid-Museum, geleitet von der unvergleichlichen Nicole Selmer und erstaunlich gut besucht.
Natürlich stromerte ich in einer Veranstaltungspause ein wenig durch das Stadion und genoss die fachkundige Begleitung in Person einiger ballesterer-Schreiber, die den Mythos der Grün-Weißen voller Leidenschaft rüberbrachten. Es war wenige Monate nach dem Platzsturmderby gegen die Austria, wir hatten also reichlich Diskussionsstoff.
Sehr angenehm ist mir auch der tags darauf durchgeführte Spaziergang durch die Wiener Fußball-Landschaft in Erinnerung, der uns u.a. zum Sport-Club auf die Friedhofstribüne und zur Hohen Warte der Vienna führte. Das Abschlussgespräch fand dann stilgerecht im Lieblingscafé von Ernst Happel statt.
In meiner eigenen Fußballsozialisation markiert Rapid Wien übrigens einen ganz entscheidenden Wendepunkt. Als ich Mitte der 1970er Jahre begann, mich für Fußballgeschichte zu interessieren, las ich in der Festschrift des 1. SC Göttingen 05, man habe Rapid Wien 1955 mit 9:3 bezwungen. Das machte mich als 05er einerseits stolz, denn Rapid war damals eine große Nummer, weckte aber zugleich eine gewisse Skepsis, denn irgendwie wollte ich nicht so recht glauben, dass ein piefiger Nordoberligist wie Göttingen 05 damals in der Lage war, einen derartigen Kantersieg gegen Rapid zu erzielen.
Ich ging der Sache also auf den Grund und erfuhr beim Studium zeitgenössischer Zeitungsberichte in der hiesigen Universitätsbibliothek, dass es sich lediglich um eine „Reisemannschaft“ von Rapid gehandelt hatte – und eben nicht die Profi-Elf! Das war mit einem derart gewaltigen „Aha-Effekt“ verbunden, dass es im Grunde genommen so etwas wie den Beginn meiner Laufbahn als Fußballhistoriker markierte.
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