Mittwoch, 6. November 2013

Alle Tassen im Schrank? Schalke 04


Gestern hatten wir mit Borussia Neunkirchen einen Verein, der den Wandel der Montanindustrie nicht so gut wegsteckte, heute folgt ein Verein, dem der Wandel zwar ebenfalls Probleme bereitete, der ihn letztendlich aber souverän überstand und der heute Abend in der Champions League auf den Chelsea FC trifft.

Nun sind Borussia Neunkirchen und Schalke 04 natürlich schwer bis gar nicht zu vergleichen, auch wenn es durchaus Ähnlichkeiten gibt. Schalke war bereits sieben Mal Deutscher Meister geworden, als die Montanindustrie in den 1960er Jahren in die Krise geriet. Seit den 1930ern waren die Königsblauen zum ersten landesweiten „Kultklub“ aufgestiegen, der seine Fans überall hatte. Das ganze Ruhrgebiet identifizierte sich damals mit den Knappen um Kurzorra und Szepan, und nie zuvor hatte es soviel Remmidemmi um einen Fußballverein gegeben.

Daraus wurde ein Mythos, dem ich in dem Buch „Glaube, Liebe, Schalke“ (http://www.werkstatt-verlag.de/?q=node%2F326, inzwischen in dritter Auflage) ein wenig auf die Pelle rücken durfte. Eine höchst dankbare und vor allem reizvolle Aufgabe, denn Schalke ist ein Verein, mit dem man sich als auch sozial- und gesellschaftsgeschichtlich ausgerichteter Fußballhistoriker natürlich außerordentlich gerne beschäftigt.

Meine persönlichen Beziehungen zum FC Schalke 04 waren anfangs ein wenig von meinem Vater geprägt, der wie vor zwei Wochen bei der „Ruhrpott“-Tasse des BVB angedeutet auf der anderen Seite des ewigen Ruhrpottduells stand. Dennoch war es mein Vater, mit dem ich irgendwann um 1976 erstmals den „Mythos Schalke“ erleben und erfahren durfte. Ich erinnere mich gut an die Straßenbahnfahrt vom Bahnhof hinauf ins Parkstadion, als wir Schalker Markt und Kampfbahn Glückauf passierten, über die Vater so viel zu erzählen wusste und ich selbst in seinen (schwarz-gelben) Augen einen gewissen Glanz sah. Schalkes Mythos bewegt jeden.

Ebenfalls lebhaft in Erinnerung ist mir ein Pokalspiel zwischen Göttingen 05 und dem FC Schalke 04 im Sommer 1977, als das Jahnstadion pickepackevoll war und ich meine ersten eher unschönen Erfahrungen mit kuttentragenden Rockern machte, denen meine schwarz-gelbe Fahne nicht gefiel.

Wie in vermutlich jeder Fußballfan-Biografie finden sich auch in meiner diverse persönliche Verbindungen zu Anhängern der Königsblauen, denn wie oben schon angedeutet: Schalker gibt es überall. Dank meiner vor den Toren von Lüdenscheid gelegenen Heimatstadt war das allerdings mitunter mit der einen oder anderen Frotzelei verbunden, wiewohl ich zwar kein Borusse war, aber eben dennoch Schwarzgelb trug. Ein Tag wird mir in diesem Zusammenhang unvergessen bleiben: der 19. Mai 2001. 05 spielte damals bei Arminia Hannover, und mein Uralt-05-Fankumpel und Schalke-Fan Sauer stand neben mir. Er hing längst mit anderthalb Ohren am Radio und hatte das 05-Spiel fast vergessen, als das Drama seinen Lauf nahm...

Glückauf!

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