Dienstag, 26. Oktober 2010

Insolvenzticker: Eintracht Kreuznach

Ex-Zweitbundesligist SG Eintracht Kreuznach hat bereits am 19. Oktober 2010 die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Dies bestätigte Aufsichtsratssprecher Dieter Schulz gegenüber der "Allgemeinen Zeitung". Die Zahlen hätten sich laut Schulz "nach Einsicht der Unterlagen als schlimmer herausgestellt als die vom früheren Vorstand erklärten".
Offiziell war bislang immer von 22.000 Euro Schulden die Rede. Tatsächlich soll der Schuldenberg aber laut "AZ" im "hohen fünstelligen Bereich" liegen.
Die seit langem angespannte Situation bei dem Traditionsverein aus dem Nahetal eskalierte daraufhin in der vergangenen Woche. Vereinssprecher Oliver Holste, früher selber Spieler und Trainer der SGE hoffte zunächst: „Wir möchten eigentlich, dass der Spielbetrieb wenigstens erst einmal bis zur Winterpause so weiterläuft. Dann wissen wir, ob und in welchem Rahmen wir die Runde zu Ende spielen können. Vorher können wir keinerlei Zusagen machen.“
Unterdessen wurden jedoch in einer Pressemitteilung des SGE-Aufsichtsrates schwere Vorwürfe gegen die Spieler gerichtet, die auf Seiten der Landesligamannschaft der SGE zu Empörung führte. Trainer Krasniqi in der "AZ": „Es ist eine Frechheit, 17-, 18- oder 19-jährigen Jungs als Abzocker hinzustellen, die 80 Prozent der Mannschaft ausmachen und seit Monaten umsonst für den Verein spielen. Wer ist hier charakterlos?“ Kapitän Benedikt Bernd sprach im Namen der Mannschaft von einer „bodenlosen Frechheit“: „Uns wurde immer nur gesagt, was nicht geht, aber nie, was geht. Es gibt junge Spieler, die können sich das nicht mehr leisten.“
Während Trainer Krasniqi daraufhin zurücktrat, lief die Mannschaft am Wochenende zu ihrem Landesligaspiel gegen den SV Nanzdietschweiler nicht auf. Kapitän Bernd erklärte statt dessen gegenüber der "AZ": „Alle Spieler sind mit Herzblut dabei. Viele haben schon letzte Saison ohne Geld für die Eintracht gespielt. Der Neuanfang zu Saisonbeginn hat uns überzeugt. Aber man kann uns jetzt nicht verantwortlich machen für die Misswirtschaft aus den letzten fünf Jahren. Wir spielen geschlossen nicht mehr für die Eintracht.“
Da sich die zweite Mannschaft weitestgehend solidarisch erklärte, droht der Eintracht nun die Abmeldung aus der Landesliga, da gegenwärtig keine spielfähige Mannschaft zur Verfügung steht.
Eintracht Kreuznach spielte in der Saison 1975/76 in der damaligen 2. Bundesliga-Süd und verbrachte anschließend zwölf Jahre in der Oberliga Südwest, ehe der Klub 1988 erstmals in der viertklassigen Verbandsliga verschwand. Von 1993 bis 1995 stürzte er in nur drei Spielzeiten bis in die siebthöchste Liga (Bezirksliga) ab.
2000 gelang nicht zuletzt durch das Engagement des Bad Kreuznacher Hoteliers Gojko Lončar die Rückkehr in die Oberliga, aus der die Eintracht 2008 abermals abstieg. Zuvor hatte sich der nicht unumstrittene Lončar zurückgezogen.
Seit Anfang 2008 sind die finanziellen Probleme des Klubs bekannt. Schon damals konnte die Insolvenz nur durch die Abgabe zahlreicher Stammspieler vermieden werden, woraufhin es zum erwähnten Abstieg in die Verbandasliga kam. Im Laufe der Saison 2008/09 übertrug der Aufsichtsrat dann einem externen Trio aus drei Funktionären, die zuvor bei den Nachbarvereinen SpVgg Ingelheim bzw. Alemannia Waldalgesheim engagiert waren, die Verantwortung. Trotz der Verpflichtung von sieben Spielern konnte der Abstieg aus der Verbandsliga mit nur drei Siegen und 105 Gegentoren jedoch nicht vermieden werden. Erst durch den Verzicht zweier Konkurrenten konnte die Eintracht in der Verbandsliga bleiben.
In einer auf und neben dem Spielfeld turbulenten Saison 2009/10 mussten die Blau-Weißen unter Trainer und Vereinslegende Jürgen Wilhelm, 1975/76 als Spieler im Zweitligajahr dabei, schließlich erneut in die siebtklassige Landesliga absteigen. Wie es nun weitergeht, ist gegenwärtig ungeklärt

http://www.allgemeine-zeitung.de/sport/bad-kreuznach/sg_eintracht_kreuznach/9550359.htm

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen