Bei einem Spiel in der ersten Fußball-Liga von Kenia sind am Samstagabend bei einer Massenpanik sieben Menschen ums Leben gekommen. Das Unglück ereignete sich, als Zuschauer ohne Tickets während der ersten Halbzeit versuchten, das Nyayo Stadium zu stürmen.
Bei dem Spiel handelte es sich um das Duell der beiden beliebtesten Vereine des Landes, Gor Mahia und AFC Leopolds. Gor gewann die ungeachtet der Vorfälle fortgesetzte Partie durch einen verwandelten Elfmeter in der 87. Minute mit 1:0. Die Rivalität zwischen Gor und Leopolds beruht auf einer sensiblen Mixtur aus politischen, religiösen, ethnischen und sozialen Gründen. Nachstehend ein entsprechender Auszug aus dem Kenia-Artikel meiner Fußballweltenzyklopädie sowie die Porträts der beiden Vereine aus dem Buch.
"Die ethnischen Konstellationen sind auch mitverantwortlich für die ausbleibenden Erfolge Kenias im Fußball. Die beiden beliebtesten Klubs des Landes AFC Leopards und Gor Mahia werden den Volksgruppen der Luhya bzw. der Luo zugeordnet, und weil ihr Duell jahrzehntelang eine überragende Stellung einnahm, manifestierte sich unter den anderen Ethnien der Glaube, im Fußball nicht talentiert genug zu sein. Dadurch wurde Fußball in Kenia zu einer von Luhyas und Luos beherrschten Disziplin, während andere Ethnien für Erfolge in der Leichtathletik und dem Boxen sorgen." (Auszug aus dem Kapitel Kenia der Fußballweltenzyklopädie Amerika, Afrika und Ozeanien)
Gor Mahia Nairobi National wie international Kenias erfolgreichster Verein. Zwölf Landesmeisterschaften werden überragt vom Gewinn des kontinentalen Pokalsiegerwettbewerbes 1987, als sich die Grün-Weißen im Finale gegen Espérance Tunis durchsetzten. Es war der bislang einzige kontinentale Erfolg eines ostafrikanischen Klubs. Gor Mahia entstand 1968 durch den Zusammenschluss von Luo United (Meister 1964) und Luo Sports Club (ehemals Luo Stars). Unter den Gründern war der populäre Unabhängigkeitskämpfer Tom Mboya. Gor Mahia gilt als Klub der Luo-Volksgruppe. »Gor« stand ursprünglich für einen berühmten Medizinmann aus der Luo-Mythologie, während »Mahia« in der Luo-Sprache für »Wunder« steht. Seit dem Verbot ethnischer Namen (1980) steht »GOR« offiziell für »Gulf Olympia Rangers«. Schon im ersten Jahr ihres Bestehens sicherte sich »Mighty Gor« erstmals die Landesmeisterschaft und drang 1979 im afrikanischen Pokalsiegerwettbewerb bis ins Finale vor (0:2 und 0:6 gegen Canon Yaoundé). In den 1980er Jahren zählten die von Kapitän Peter Bassanga angeführten Grün-Weißen zu den stärksten Teams des Kontinents. Nachdem unter Leu Julians die Nachwuchsarbeit intensiviert worden war, gelang Gor Mahia 1987 mit dem Gewinn des Pokals der afrikanischen Pokalsieger der größte Erfolg. Nach der Meisterschaft 1995 geriet der Klub in eine Krise und vermied 2002 den Abstieg unter umstrittenen Umständen am grünen Tisch. 2008 kehrte Gor Mahia mit dem Gewinn des Landespokals nach zehn Jahren auf Afrikas Fußballbühnen zurück.
AFC Leopards Nairobi Gemeinsam mit dem Lokalrivalen Gor Mahia die lange Zeit prägende Kraft des kenianischen Klubfußballs. Angaben des Vereins zufolge beläuft sich die Zahl der Anhänger auf etwa sechs Millionen Die Blau-Weißen wurden 1964 durch den Zusammenschluss der Erstligisten Marama, Samia United und Bunyore sowie mehrerer Kleinvereine als Abaluhya FC gegründet und sind der Verein der Luhya-Volksgruppe. Nach dem Verbot ethnischer Namen nahm man am 16. November 1980 den Namen All Footballers Club (AFC) Leopards an. Die »Ingwe« (Luhya-Begriff für »Leopard«) errangen neben zwölf Landesmeisterschaften auch fünfmal den CECAFA-Cup. 1968 scheiterte die von Nationalverteidiger Jonathan Niva angeführte Elf im Landesmeisterwettbewerb erst im Halbfinale an Etoile Filante aus Togo. 1974 und 1990 erreichten die Blau-Weißen, deren Galionsfigur über viele Jahre Joe Masiga war, jeweils das Viertelfinale des Wettbewerbs. Nach der Millenniumswende gerieten die Leoparden in die Turbulenzen des nationalen Fußballs. Nachdem sie 2007 aufgrund eines internen Konflikts gar nicht um Punkte gekickt hatten, verbrachten sie die Saison 2008 in der Zweitklassigkeit.
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