Freitag, 22. Juli 2011

Fußball zwischen Cloppenburg und München

Ich weiß ja, dass ich ein konservativer alter Knochen bin, der naiv und störrisch an gewohnten Dingen festhält. Vor allem beim Fußball, wo mich die eine oder andere Entwicklung vor allem in den beiden Profiligen zunehmend traurig stimmt.

Nun erreicht sie zunehmend auch den unterklassigen Bereich. So war ich im letzten Spieljahr in der wahrlich nicht immer brodelnden Fußballhochburg Holtensen (bei Göttingen) auf einem Sportplatz zu Gast, der "McClean-Arena" hieß, und der weder wirklich sauber noch eine Arena war.

Im niedersächischen Cloppenburg, dank eines Geflügelwurstfabrikanten schon in den 90er Jahren ein Vorreiter in Sachen "moderner Fußball", hat man nun einen neuen Namensgeber für seine Spielstätte an der Friesoyther Straße gefunden. Und natürlich klingt das alles nach ganz großem Fußball. "TimePartner-Arena" heißt der Cloppenburger Hexenkessel von nun an - modern Neudeutsch mit KleinGroß-Schreibung im Namen, aber unerklärlicherweise noch mit einem altertümlichen Bindestrich. Liebe Cloppenburger, lasst Euch sagen: Bindestriche sind total uncool!

In der dazugehörigen Pressemeldung, entnommen "nordwestsport.de", heißt es: "Ulla Witte von der Cloppenburger Niederlassung des zu den größten deutschen Personaldienstleistern zählenden Unternehmens besiegelte die Zusammenarbeit gemeinsam mit den BVC-Bossen, Geschäftsführer Herbert Schröder, sowie den Trainern Tanja Schulte und Jörg-Uwe Klütz." BVC-Geschäftsführer Schröder schwärmte derweil: "Die Firma TimePartner wird die Darstellung des Stadions übermnehmen. Wir sind als Verein froh, ein vor Ort ansässiges, solides Unternehmen für uns gewonnen zu haben". Schlussendlich noch der informative Nachsatz, dass "sich der BVC damit in guter Gesellschaft befindet. Schließlich zählt das Unternehmen TimePartner auch zu den Sponsoren des deutschen Meisters Borussia Dortmund."

Natürlich, der hochklassige Amateurfußball steckt in der Zwickmühle. Gelder müssen generiert werden, damit auch in der 5. Liga Millionenetats aufgestellt werden können, und wenn eine Firma für den Stadionnamen zahlen will, dann ist das sicherlich aus Vereinssicht eine gute Gelegenheit. Mit dem Insolvenzticker habe ich ja in diesem Blog ein leider viel zu häufig zum Einsatz kommendes Medium, das von den wachsenden Finanzierungsproblemen im Bereich dritte bis sechste Liga kündet. Ob nun allerdings der völlig Ausverkauf von "Werten" zur nachhaltigen Rettung des Fußballs auf dieser Ebene beitragen wird, wage ich zu bezweifeln.

Aber vielleicht bin ich ja wirklich nur ein alter, konservativer Knochen mit naivem Weltbild.

Wo es im modernen Fußball hingeht, zeigt derweil das Beispiel München 1860. Da möchte ich an dieser Stelle gar nicht erst groß drauf eingehen, denn die Kollegen vom Spiegel haben die Story um die Löwen sehr schön zusammengefasst:


http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,775494,00.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen