Dienstag, 26. Juli 2011

Insolvenzticker: VfL Kirchheim/Teck

Zwei Meldungen aus der schönen neuen Fußballwelt erreichten mich heute morgen.

Die erste kam aus dem schönen Lotte, wo man fröhlich facebookte: "Aus der SOLARTECHNICS-Arena wird ab sofort die connectM-Arena". Die zweite erreichte man über die Bud-Spencer-Stadt Schwäbisch Gmünd (Danke und Gruß!) und beschäftigte sich mit dem VfL Kirchheim/Teck. Der steht nämlich kurz vor dem Aus.

Die Lotter Jubelnachricht lasse ich mal unkommentiert. In ein paar Jahren wird sich eh niemand mehr daran erinnern können, wie der örtliche Fußballtempel im Juli 2011 gerade mal hieß.

In Kirchheim hingegen mag man sich in ein paar Jahren sehr wohl noch an den Sommer 2011 erinnern. Es steht nämlich nicht gut um die Fußballsektion des langjährigen Oberligisten. Nun ist der wahrlich nie ein Zuschauermagnet gewesen und hat auch nicht die wirklich dicken Einträge in der Fußballhistorie hinterlassen, steht aber dennoch einerseits für die dramatische Entwicklung im hochklassigen Amateurfußball als auch für regionale Fußballtradition.

Der heutigen Ausgabe der örtlichen Postille "Der Teckbote" zufolge sind die Finanzen der VfL-Oberligafußballer in einer gefährlichen Schieflage. "Wie die Gesamtvereinsvorsitzende Doris Imrich gestern bestätigte, klafft im Oberliga-Etat eine Lücke von mindestens 100 000 Euro. Sollte diese nicht geschlossen werden, droht der Rückzug aus der Oberliga. Hintergrund sind offenbar weggebrochene Sponsoreneinnahmen, die der Verein nicht kompensieren kann", schrieb das Blatt.

Die Spieler der "Blauen" wurden bereits informiert und sind vom VfL freigestellt worden, damit sie sich bis zum 31. August einen neuen Verein suchen können. Nach Vereinsangaben fehlen im Etat mindestens 100.000 Euro. Insider schätzen die Summe noch höher ein. „So können wir es uns nicht leisten, in der Oberliga zu spielen“, wird Vorsitzende Doris Imrich zitiert.

Hintergrund der akuten Finanzkrise sind ausgebliebene Sponsorengelder. Schon der Etat der abgelaufenen Saison basierte offenbar teilweise auf Zusagen, die nicht erfüllt wurden. Die Geldgeber wenden sich verstärkt vom VfL ab, weil dessen Attraktivität nicht mehr gewährleistet ist und ein zu geringer Mehrwert erzielt wird. In der Saison 2010/11 verbuchte der VfL bei einem Mittwochabendspiel die Minuskulisse von 54 zahlenden Zuschauern. „Das Produkt Oberliga wird in Kirchheim offensichtlich nicht mehr gewünscht“, mutmaßt Klubchefin Doris Imrich gegenüber dem "Teckboten".

Zugleich stiegen die Kosten immer mehr in die Höhe. Neben Versicherungskosten in Höhe von 30.000 Euro pro Spieljahr sind dafür auch die Spielergehälter verantwortlich. In Kirchheim hat man sich den teursten Kader der Klubgeschichte gegönnt und zahlt zwischen 800 und 1.000 Euro pro Spitzenspieler in der fünftklassigen Oberliga.

Im "Teck-Bote" heißt es dazu: "Bleibt die Frage, warum man sich auf solche Gehaltsforderungen eingelassen hat, wenn man weiß, dass das dafür nötige Kleingeld fehlt. 'Zum Zeitpunkt der Vertragsverhandlungen war die Etatlücke in dem Maße noch nicht erkennbar', betont Geschäftsführer Walter Rau, der den Vorwurf des Missmanagements nicht gelten lassen will. 'Es ist alles nach bestem Wissen und Gewissen abgelaufen.' Den einzigen Vorwurf, den sich der Geschäftsführer selbst macht, ist der einer zu knapp kalkulierten Planung. 'Auf den Sponsorenrückzug waren wir nicht vorbereitet.'

Wie es weitergeht, ist derzeit offen. Ein sofortiger Rückzug aus der Oberliga wird diskutiert. WFV-Verbandssprecher Proksch: „In dem Fall stünde Kirchheim als erster Absteiger fest und müsste in der Saison 2012/13 in der Verbandsliga antreten, sofern sie eine Mannschaft melden können“. Dieses Szenario soll aber durch eine drastische Sparpolitik verhindert werden, die, im Erfolgsfalle, vermutlich zum sportlichen und damit "sanften" Abstieg führen würde.

http://www.teckbote.de/nachrichten/sport_artikel,-Blaue-schreiben-rote-Zahlen-_arid,68429.html

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