Samstag, 18. Januar 2014
Alle Tassen im Schrank? Espanyol Barcelona
Seit Montag stecke ich im zweiten Teil des Spanisch-Intensivsprachkurses, der mich quasi aus dem Stand von „null“ auf „100“ bringen soll, damit ich im zweiten Halbjahr 2014 bei meinem kleinen Radausflug durch Südamerika (http://hardygruene.wordpress.com/) auf nicht allzu verlorenem Posten stehe.
So ein Intensivsprachkurs ist eine recht konzentrierte und verdichtete Angelegenheit, und mitunter fühlt es sich an, als würde das Hirn förmlich mit neuem Wissen geflutet. Das Bild eines reißenden Flusses ist in der Tat recht treffend, denn wie jener wirbelt auch der Intensivsprachkurs dort oben alles dermaßen durcheinander, dass man glaubt, keinen Durchblick mehr zu haben. Erst, wenn sich das Wasser wieder beruhigt hat, kann man zur Bestandsaufnahme schreiten. So geht es dann hoffentlich auch mir, der ich gegenwärtig noch über Fragen wie „wann wird hay und wann wird estar angewandt?“ verzweifele und mich tüchtig mit unregelmäßigen Verben rumstreite.
Immerhin bin ich schon in der Lage zu erkennen, dass auf dieser Tasse eine sprachliche Besonderheit existiert: Espanyol ist nämlich die katalanische Schreibweise von Español, jene Bezeichnung, unter der der 1900 gegründet Klub bis Februar 1995 auflief. Damals wurde aus dem Real Club Deportivo Español der Reial Club Deportiu Espanyol - wohl auch, weil sich der Klub der aufstrebenden Bewegung um die katalanischen Sprache und Kultur anpassen wollte. Schon während des spanischen Bürgerkrieges hatten die Blau-Weißen, die 1912 von Alfonos XIII den Titel „Real“ („königlich“) verliehen bekamen, einen katalanischen Namen getragen (damals Club Esportiu Espanyol).
Sportlich standen die Periquitos („Wellensittiche“) überwiegend im langen Schatten ihres Ortsrivalen FC Barcelona, der mit seiner tiefen Verankerung in der katalanischen Kultur spätestens seit dem spanischen Bürgerkrieg Volksheld innerhalb der katalanischen Bevölkerung war. Español bzw. Espanyol hingegen fand seine Anhänger weitestgehend in den Kreisen Zugezogener bzw. Kastiliern, was den Verein zugleich zu einem Symbol für den spanischen Zentralstaat machte.
Ein paar Erfolge gab es aber doch zu feiern. 1929 gewann man erstmals den Cope del Rey, und als Español 1933 als Dritter in der Landesmeisterschaft durchs Ziel ging, war dies das bis heute beste Resultat. 1940 erneut Pokalsieger geworden, ging es in den 1960er kurz mal in die 2. Liga, ehe 1988 eine von Javier Clemente trainierte Elf das Endspiel um den UEFA-Pokal erreichte und sich dort mit Bayer Leverkusen ein episches Rückspiel lieferte, bei dem die Bayer-Elf ihre 0:3-Hinspielniederlage in einen Elfmeterschießensieg verwandelte.
Ein Schock, von dem sich die Periquitos lange nicht erholten. Zuletzt gab es immer wieder wirtschaftliche Probleme, zumal man 1997 sein Estadio Sarrià verlor und nach dessen Abriss im Olympiastadion auf dem Montjuic spielen musste. Seit 2009 kickt Espanyol nun im nagelneuen und vereinseigenen Estadi Cornellà-El Prat im Vorort Cornelià. Größte Momente der jüngeren Geschichte waren die Pokalsiege 2000 und 2006 sowie der erneute Einzug ins Endspiel um den UEFA-Cup, das man abermals im Elfmeterschießen verlor – diesmal gegen den Landesrivalen FC Sevilla.
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