Sonntag, 12. Januar 2014
Alle Tassen im Schrank? Sparta Prag
Prag ist eine der frühen Fußballhochburgen in Europa, und der AC Sparta einer jener Klubs, der die fußballerischen Geschicke der von vielen politischen Turbulenzen geprägten Stadt von Anfang an entscheidend begleitet hat. Über Sparta Prag gäbe es Bücher zu füllen, denn die Blau-Gelb-Roten sind nicht nur Rekordmeister der Tschechoslowakei bzw. Tschechiens sondern vor allem ein Verein, der tief verwurzelt in der Prager Fußballgemeinde ist und der zahlreiche legendäre Fußballer hervorgebracht hat.
Sparta Prag ist aber auch einer dieser Klubs, bei denen man als Fußballhistoriker leuchtende Augen bekommt. Das liegt vor allem an der in jeglicher Hinsicht spannenden Rivalität zwischen der bürgerlichen Slavia und der proletarischen Sparta, die von ihren Fans Železná Sparta – Eisernes Sparta – genannt wird. Im Vergleich zur Slavia überstand Sparta sogar die kommunistische Ära relativ unbeschadet. Maschinenbauer Českomoravská Kolben Daněk übernahm die Trägerschaft und ließ im Stadtteil Letná ein Team entstehen, das zwischen 1952 und 1967 viermal Landesmeister wurde und 1962 das Gros der tschechoslowakischen Vizeweltmeisterelf stellte.
Erst als Armeeklub Dukla die Führung übernahm, endete Spartas goldene Ära und 1975 ging es gar erstmals in die Zweitklassigkeit. Die Fanschar der "Eisernen" bewies jedoch eine legendäre Treue, und nach der Loslösung von der Slowakei dominierte Sparta bis 2001 die Landesmeisterschaft der nunmehrigen Tschechischen Republik.
Es folgten die üblichen finanziellen Sorgen, eine hanebüchene Verbindung mit einem slowakischen Stahlmagnaten, der Sparta zum Farmteam des 1. FC Košice machen wollte und schließlich nach der Millenniumswende die allmähliche Erholung. Heute leidet Sparta wie viele Klubs unter den gewaltigen Umwälzungen im europäischen Spitzenfußball, die Železná Sparta vermutlich dauerhaft den Zugang zur absoluten Elite verwehren wird.
Als Fußballstadt ist Prag immer eine Reise wert, zumal man dort an einem Wochenende problemlos mehrere Spiele besuchen kann und es in den zahlreichen Andenkengeschäften insbesondere in den Seitengassen solch herrliche Prachtstücke wie diesen echten Porzellanbecher zu erstehen gibt. Er ist ein kleine Erinnerung an die beschaulichen Tage des Fußballs, als vieles noch nicht so vereinheitlicht und durchgesytlt daherkam wie heute.
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