Freitag, 10. Januar 2014

Alle Tassen im Schrank? Nîmes Olympique


Kultvereine gehen in der „Tassen-Like-Liga powered by Hardy Grüne“ ja immer recht gut, und so bin ich nun gespannt, was ihr zu diesem Kultverein sagt.

Nîmes Olympique, ein Klub, der überall in Frankreich einen guten Ruf genießt und dessen Erfolge zugleich ein wenig angestaubt sind. Wobei Erfolge im Falle von „les crocodiles“ ohnehin relativ sind – fünfmal wurden die Nîmois nämlich Vizemeister und standen dreimal im Pokalfinale, ohne jemals eine Trophäe in die Hände nehmen zu können. Besser aus sieht es im Nachwuchsbereich, da hat man viermal den Coupe Gambardella (Frankreichs Nachwuchspokal) in den Himmel recken dürfen – nur die AJ Auxerre ist da noch erfolgreicher gewesen.

Nach vielen Jahren des Pendelns zwischen erster und zweiter Liga haben sich die Rot-Weißen aus der sehenswerten Stadt im südfranzösischen Département Gard seit 1993 sogar zunehmend zum Fahrstuhlverein zwischen zweiter und dritter Liga entwickelt. Dadurch verpasste man ein wenig den Anschluss an den „großen“ Fußball und musste sich desöfteren mit Regionalrivalen wie FC Sète oder Olympique Alès auseinandersetzen. Seit 2012 ist „NO“ nun wieder in der 2. Division am Ball und hofft auf bessere Tage.

Diese Tasse kam 2009 in meinen Besitz, als ich beim Zweitligaderby zwischen Nîmes Olympique und Montpellier HSC im Stade des Costières anwesend war. Für die örtlichen Ordnungskräfte ein Großeinsatz – die Anhänger der beiden Vereine hegen wenig Sympathien füreinander. Montpellier kämpfte seinerzeit um seine vermeintlich letzte Chance auf die Rückkehr in die 1. Liga, und als Nîmes dank eines Treffers kurz vor Schluss als Sieger vom Platz ging, herrschte entsprechend Volksfeststimmung unter den Anhängern der crocodiles, während die Montpellériains mit hängenden Köpfen vom Rasen schlichen. Am Saisonende waren dann aber beide Seiten glücklich, denn wider Erwarten schaffte Montpellier am letzten Spieltag doch noch die Rückkehr in Ligue 1, während Nîmes den Klassenerhalt feierte.

Nîmes ist nicht nur eine wunderschöne Stadt, die mit ihrer Kombination aus historischem Erbe und südfranzösischem Lebensgefühl herrlich angenehm daherkommt, sondern zudem eine echte Fußballhochburg. Selbst in düstersten Tagen haben die Nîmois ihre Krokodile nicht im Stich gelassen, und wiederholt sorgten die Rot-Weißen für Zuschauerrekorde. Ein Grund mehr darauf zu hoffen, dass sie eines Tages auch mal wieder in der ersten Liga auflaufen dürfen – selbst wenn das sichtlich in die Jahre gekommene Stade des Costières dann vermutlich zum Problem werden sollte. Wer des Französischen mächtig ist, erfährt im ausgezeichneten Eintrag des französischen Wikipedia noch eine Menge weiterer Dinge über den Klub: http://fr.wikipedia.org/wiki/Nîmes_Olympique.

Bleibt noch die Frage nach „les crocodiles“ – warum führt ein südfranzösischer Fußballverein ein Krokodil im Wappen? Nun, das gehört eigentlich zum Stadtwappen, wo es allerdings keinen Fußball im Maul hat sondern angekettet ist. Das wiederum geht zurück auf eine aus der Zeit um 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. stammende Münze, auf der ein angekettetes Krokodil zu sehen war.

In der "Tassen-Like-Liga" kann man manchmal richtig was lernen, oder?:-D

 

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