Auch der bayerische Landesligist DVV Coburg muss seinen Spielbetrieb zur Winterpause einstellen. Grund: Der Klub hat gegenüber dem Finanzamt Verbindlichkeiten im sechstelligen Bereich (berichtet wird von 100.000 Euro), nachdem Nachforderungen aus den Jahren 2000 bis 2008 aufgetaucht sind.
Der DVV Coburg entstand vor zehn Jahren durch die Fusion von DJK Viktoria und Traditionsverein VfB Coburg. Das Kürzel "DVV" steht für DJK Viktoria VfB. Bereits seit einigen Jahren kursieren regelmäßig Insolvenzgerüchte um den Verein.
Zunächst hatte die Vereinsführung noch versucht, den Spielbetrieb mit Akteuren aus der Reserve und den U-19-Junioren aufrechtzuerhalten. Geplant war zudem, die Reserve aus der Bezirksliga abzuziehen. DVV-Trainer Stefan Braungardt war mit den Worten zitiert worden: "Ich will bis zum Saisonende gerne helfen den Klassenerhalt in der Landesliga zu schaffen. Aber der Verein muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Spielbetrieb fortgesetzt werden kann. Denn dazu benötige ich Spieler. und gehofft: Aus meiner Sicht ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass der Verein beide Herren-Mannschaften im Spielbetrieb halten kann."
Nachdem die schiefe Kassenlage bekannt geworden war und die Klubführung den Spielern grünes Licht für einen Vereinswechsel gegeben hatte, waren jedoch nur neun Akteure in Coburg geblieben, woraufhin auch Trainer Braungardt sein Amt niederlegte. Daraufhin wurde der Rückzug beider Mannschaften beschlossen.
Alle bisher gespielten Partien der Coburger werden nun aus der Wertung genommen. Der Klub ist damit erster Absteiger in der Landesliga Bayern-Nord. Wie es in Coburg weitergeht, ist derzeit ungewiss.
Coburgs Fußballtradition wurde vor allem vom VfB mit seinem charaketeristischen Mohrenkopf-Wappen begründet. Hier das Klubporträt aus dem "Großen Buch der deutschen Fußballvereine".
VfB Coburg
Jahrzehntelang gehörte die Mannschaft mit dem Mohrenkopf im Emblem (nach dem Stadtwappen, in dem der Heilige Mauritius abgebildet ist. Mauritius wird in der Ikonographie als „Mauretanier“, also als Mohr mit dunkler Hautfarbe dargestellt) zu den führenden Teams im hochklassigen Amateurfußball Bayerns. Coburg galt als Zuschauerhochburg, und der VfB, 1907 entstanden und 1929, als er noch am Thüringer Spielbetrieb teilnahm, Halbfinalist in der Endrunde um die mitteldeutsche Meisterschaft, als „Schlafender Riese“. In den 1950er Jahren kickte mit Willy Reitgaßl ein späterer Nationalspieler für den VfB, während der Coburger Halbrechte Heinz Ruppenstein mit dem Karlsruher SC Deutscher Vizemeister wurde. Doch der Zahn der Zeit nagte auch an den Rot-Weißen, die 1962 erstmals drittklassig und 1971 sogar erstmals viertklassig wurden. 2000 musste man seinem wirtschaftlichen und sportlichen Niedergang Tribut zollen und vereinte sich mit der DJK Viktoria zum VfB Viktoria.
DATEN Verein für Bewegungsspiele Coburg von 1907 e.V. Anschrift des VfB Viktoria: Wiesenstraße 19, 96450 Coburg Telefon 09561-853795 Verband Süd/Bayern Farben Rot-Weiß Kleidung weiß, rot GESCHICHTE 25.10.1907 gegründet als Coburger FC 11.12.1918 VfB Coburg 1923 + FC Germania Coburg 14.10.1933 FC Viktoria Coburg Frühjahr 1942 KSG Coburg (gemeinsam mit Wehrmacht SV Coburg) November 1945 aufgelöst, Gründung Sportvereinigung Coburg (Zusammenschluss aller Coburger Vereine) 1.4.1947 Sportvereinigung/VfB Coburg 2.12.1948 Abspaltung als VfB Coburg 2000 Fusion mit DJK Viktoria Coburg = VfB Viktoria Coburg STADION 1909-11 Exerzierplatz Bradensteinsebene, 1911-13 Uferstraße, 1913-2000 Dr. Stocke-Stadion Wiesenstraße (30.11.1913, hieß zunächst „Johann-Leopold-Sportplatz“)
Dieser Artikel stammt aus meinem Buch "Das große Buch der Deutschen Fußballverein", das 2009 im AGON Sportverlag erschienen ist (ISBN: 978-3-89784-362-2, 39,90 Euro).
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen