Sonntag, 7. November 2010

Insolvenzticker: SpVgg Weiden

Am vergangenen Freitag musste mit der SpVgg Weiden erneut ein Klub die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen. Nach Aussage der Vorstands um Vize-Präsident Hannes Beer und Kassier Mathias Rieß soll der Spielbetrieb des Süd-Regionalligsten vorerst uneingeschränkt mit allen Mannschaften fortgesetzt werden.
Im Stadion am Wasserwerk plagt man sich seit längerer Zeit mit Altlasten. "Wir haben in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Weiden alles Menschenmögliche versucht, um den Verein auf eine breite und gesunde finanzielle Basis zu stellen. Doch leider ohne Erfolg", erklärte Vizepräsident Beer gegenüber der Presse.
Die Situation verschärfte sich, als die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft Anfang der Woche die Stundung der Altlasten in sechsstelliger Höhe aufhob und wenig später zudem der Hauptsponsor der Oberpfälzer die sofortige Einstellung seiner Zahlungen an den Verein ankündigte, wobei er noch ausstehende Zahlungen mit gewährten Darlehn verrechnen will. Damit war die Liquidität bei dem Viertligisten nicht mehr gewährleistet.
"Durch die drohende Zahlungsunfähigkeit mussten wir unverzüglich binnen zwei bis drei Tagen reagieren", erklärt Beer, der in der Insolvenz auch eine Chance sieht: „Eine Insolvenz ist auch eine Chance für einen geordneten Neuanfang. Vielleicht geschieht ja auch in letzter Sekunde vor der Eröffnung des Verfahrens ein Wunder“, erklärte der SpVgg-Vize mit Verweis auf Türkiyemspor Berlin. Der Berliner Viertligist fand Anfang Oktober in ähnlicher Situation in letzter Sekunde neue Geldgeber und konnte gerettet werden.
Sollte das Insolvenzverfahren bis zum 30. Juni 2011 eröffnet bzw. die Eröffnung mangels Masse abgelehnt werden sollte, stünde die SpVgg allerdings als erster Absteiger in die Bayernliga fest.

Nachstehend die Pressemitteilung der Stadt Weiden i.d. Opf bezüglich der Situation:
Der 2. Vorsitzende der SpVgg Weiden, Herr Hannes Beer, hat die Stadt Weiden i.d.OPf. am 02.11.2010 spät Abends davon in Kenntnis gesetzt, dass Herr Michael Fritsch als Geschäftsführer der W.I.V. Exclusivbau nicht mehr bereit ist, Zahlungen an die SpVgg aus einem bestehenden Sponsorenvertrag zu leisten. Ein vorausgegangener Versuch der SpVgg bestehende Verbindlichkeiten aus dem Aufstiegsjahr 2009 mittels eines Bankdarlehens zu befriedigen, konnte ebenfalls nicht umgesetzt werden, so dass nach Einschätzung auch der Stadt Weiden i.d.OPf. trotz aller Hilfestellungen des vergangenen Jahres eine Insolvenz der SpVgg leider bereits seit zwei Tagen zu befürchten war. Eine entsprechende Ankündigung erfolgte der Stadt Weiden i.d.OPf. gegenüber durch Herrn Beer am 04.11.2010 vormittags nach Beratung durch die Anwaltskanzlei der SpVgg mit einer entsprechenden Empfehlung. „Wir bedauern die Entwicklung, nicht zuletzt deshalb, weil die Stadt mit einer großen Kraftanstrengung sich im Frühjahr in der Verantwortung gesehen im Interesse der am Stadionumbau beteiligten Handwerksbetriebe eine Zahlungsunfähigkeit der SpVgg zu vermeiden. Nun gilt es sicherzustellen, dass die Jugendarbeit im Gesamtverein, der Leistungsstützpunkt und die Förderung großer Talente nicht auch noch gefährdet sind,“ so Oberbürgermeister Kurt Seggewiß.

Nach Auffassung der Stadt ist allerdings jetzt zu klären, warum die finanzielle Leistungsfähigkeit der SpVgg nach Übernahme aller Baukosten für das städtische Stadion durch die Stadt im April diesen Jahres keine Entspannung gebracht hat. Auch die vielfältigen Bemühungen den Traditionsverein SpVgg unter Federführung der Stadtkämmerei zu beraten und zu unterstützen werden so konterkariert, kommentierte Stadtkämmerin Cornelia Taubmann.

Die Stadtkämmerin verweist in dem Zusammenhang darauf, dass ein wirtschaftlich erfolgreicher Spielbetrieb in der Regionalliga wohl allenfalls dann zu gewährleisten ist, wenn aus dem Verein, über Sponsoren und den Zuschauerzahlen ein Budget von 1,0 bis 1,5 Mio. € gesichert werden kann und daran die Leistungsfähigkeit der SpVgg schon seit dem Aufstieg hätte gemessen werden müssen. Welche Verantwortlichkeiten letztlich bestehen, muss vereinsintern geklärt werden. Als Tragödie bezeichnete die Stadtkämmerin die Tatsache, dass ausgerechnet der Präsident des Regionalligaaufstiegs jetzt durch das Einbehalten von Sponsorengeldern das finanzielle Ende der SpVgg einläutet.


Gez.
Cornelia Taubmann
Finanzdezernentin

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