Der Wuppertaler SV sucht nach dem angekündigten Rücktritt seines langjährigen Vorsitzenden (und Gönners) Friedhelm Runge zum Ende der laufenden Saison fieberhaft nach Zukunftsperspektiven.
Dabei müssen nicht nur die eigenen Sorgen betrachtet werden, sondern auch die strukturellen Probleme des Fußballs an der Schnittstelle vom Amateur- zum Profifußball."Schon in der vergangenen Saison hat Friedhelm Runge mehrfach betont und darauf hingewiesen, dass die Regionalliga in der jetzigen Struktur und Konstellation auf Dauer nicht zu finanzieren sei", erläuterten WSV-Geschäftsführer Achim Weber, Manager Markus Bayertzs sowie Helmut Lepiorz, kaufmännische Leiter, in einer offiziellen Stellungnahme des Vereins.
Sollte der WSV keinen adäquaten Nachfolger für Runge finden, droht dem Klub das Ausscheiden aus dem höherklassigen Fußball. "Der Verein ist für jedes Signal, ob und wie es mit Profifußball im Bergischen Land weitergehen kann, dankbar und hofft, nach den Abstiegen des FC Remscheid und von Union Solingen den Profifußball im Bergischen Land erhalten zu können", heißt es von Vereinsseite.
Von der Bergischen Industrie- und Handelskammer Wuppertal, Solingen und Remscheid ging inzwischen der Vorschlag ein, einen regionalen "Bergischen Fußballklub" zu gründen, der die Städte Wuppertal, Remscheid und Solingen umfasst. „Die Untersuchungen zeigen, dass zu den weichen Standortfaktoren einer Wirtschaftsregion auch ein Verein im Spitzensport gehört“, begründete IHK Hauptgeschäftsführer Michael Wenige gegenüber der "Rheinischen Post".
Die erste Reaktion bei den betroffenen Klubs fiel ablehend aus. Bei einer Umfrage von Radio Wuppertal lehnten fast 90 Prozent der Befragten die Idee ab, und Dieter Maar, Vorsitzender des FC Remscheid, zeigte sich zwar "gesprächsbereit", schätzte die Realisierungschancen einer solchen Idee allerdings als gering ein. Der Ex-Zweitligist Union Solingen, der ebenfalls in den Bergischen FC einfließen sollte, ist aufgrund eines Insolvenzverfahrens gegenwärtig nicht am Ligaspielbetrieb beteiligt.
KOMMENTAR: Scheint der Widerstand momentan noch groß zu sein, so ist langfristig zu befürchten, dass derlei Ideen bundesweit schon bald Konjunktur haben werden. Vereine wie der Wuppertaler SV haben trotz solider Zuschauerbasis und einer mindestens regionalen Aura ohne massive Unterstützung keine Chancen mehr im hochklassigen Profifußball. Zugleich ist das Bedürfnis nach regionalem Spitzensport aber da - und sei es "nur" als der vom IHK-Sprecher angegebene "weiche Standortfaktor" im Sinne von "Entertainment". Wie das Beispiel Hoffenheim zeigt (und demnächst sicher auch RBS Leipzig zeigen wird), spielen die historischen Hintergründe längst keine überragende Rolle mehr. Mehr denn je ist es möglich, "Vereine" aus dem Boden zu stampfen und sie - eine entsprechende Kapitaldecke vorausgesetzt - am Markt zu platzieren.
Die Kombination aus hochklassigem Sportevent, geschickter Einbindung zahlungskräftiger VIP sowie eine den Bedürfnissen entsprechende Infrastuktur (Parkplätze, Autobahnanbindung, Stadionkomfort) schafft "Sport-Unternehmen", die keine Traditon nötig haben, da sie komplett auf die "neue" Fangeneration bauen. Und wenn dabei aktive Fanszenen wie die in Wuppertal, Remscheid und Solingen das Nachsehen haben, so sind das wohl die berühmten "Kollateralschäden".
Zu beobachten schon jetzt bei Ex-Bundesligist Waldhof Mannheim, der inzwischen in der 5. Liga spielt. Da, wo die TSG Hoffenheim vor Hopp selbst in besten Jahren nicht hingekommen ist.
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Eine Fusion ist sicher irgendwie eine Chance, aber sowas scheitert ganz schnell an diversen Problemen. Z.B. die Namensgebung. Findet man sich als Fan im neuen Namen nicht wieder, so ist die ganze Tradition dahin.
AntwortenLöschenGut funktioniert es dann, wenn ein "Kürzel-Verein" auf einen "Namens-Verein" trifft. So konnte aus dem Wuppertaler SV und Borussia Wuppertal recht unproblematisch der Wuppertaler SV Borussia werden, der sowohl mit "WSV" als auch mit "Borussia" angefeuert werden kann.